Boulder Creek EBR3-N4 Test

Der Boulder Creek EBR3-N4 Akustikbass im bonedo-Test  –  Die akustische Bassgitarre konnte in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich an Popularität zulegen und hat sich inzwischen, nicht zuletzt dank der Hilfe des sehr erfolgreichen MTV Musik-Fernsehformats „Unplugged“, endgültig vom Lagerfeuer-Image befreit. Naturgemäß nimmt auch die Industrie derartige Entwicklungen wahr und reagiert mit passenden Produkten, sodass wir mittlerweile aus einem großen Angebot an Akustikbässen der verschiedensten Hersteller wählen können. Einer davon ist die kalifornische Firma Boulder Creek, die beim Sondieren des Marktes automatisch in den Fokus gerät, weil ihre Instrumente einige ganz spezielle Features mitbringen. Eines davon ist beispielsweise das patentierte „Suspended Bracing System“ zur Verstärkung der Decke, das zeigt, dass auch bei traditionellen Instrumenten noch jede Menge Spielraum für Innovationen bleibt.

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In diesem bonedo-Test werden wir das bundierte viersaitige Modell aus der Boulder Creek EBR3-Serie durch den Parcours jagen und im Detail beobachten, wie es sich gegen die Konkurrenz behaupten kann.

Details

Um einen vollen Basston auf akustischer Basis zu generieren, ist ein ordentliches Resonanzvolumen unumgänglich. Die Kunst besteht also darin, einen Korpus zu bauen, der groß genug ist, aber dabei relativ komfortabel in der Handhabung bleibt. Beim EBR3 ist dies eindeutig gelungen, das Format des Jumbo Solitaire Korpus stellt einen guten Mittelweg zwischen ausreichend Volumen und kompakter Form dar. Auch optisch macht er eine gute Figur, das Mahagoniholz, das in massiver Ausführung für den Boden und laminiert bei der Zarge zum Einsatz kommt, ist sehr schön gemasert und wie die Decke mit einem matten Satin-Finish überzogen. Letztere besteht aus 3,1 mm starkem Zedernholz und kommt ohne konventionelles Schallloch aus. Stattdessen findet man eine kleinere runde Öffnung oberhalb des Griffbretts. Das eigentliche Schallloch sitzt in der oberen Zarge und strahlt direkt in Richtung Spieler ab – damit kann man es also prinzipiell als eine Art Monitor-Schallloch bezeichnen. Ein optisches Highlight ist sicherlich auch das dekorative Abalone-Binding, das den Korpus, das kleine Schallloch und sogar die Kopfplatte umrundet.

Fotostrecke: 5 Bilder Zargen und Decke: wundervolles Holz

Kommen wir von den optischen zu den technischen Highlights, die beim Boulder Creek EBR3 in Form des sogenannten „SBS-Suspended Bracing System“ im Korpus-Inneren zu finden sind. Boulder Creek verwendet zur Verstärkung der Decke keine herkömmliche Kreuzverstrebung aus Holz, sondern zwei parallel zu den Saiten verlaufende Aluminiumstäbe. Diese sollen ihre Schwingungen über spezielle Aufhängungen an mehrere Punkte in den Korpus übertragen. Diese Konstruktion ist laut Hersteller genauso stabil wie eine normale Verstrebung, lässt die Decke aber freier schwingen und sorgt so für einen satteren Ton mit mehr Sustain. Eher traditionell gibt man sich hingegen in Sachen Hals. Dieser ist eingeleimt, besteht aus Mahagoni und trägt ein Griffbrett aus Palisander, auf dem 21 Bünde im Medium-Format Platz finden. In Sachen Profil setzt man auf ein ausgeprägtes C. An der Kopfplatte sitzen vier geschlossene Stimmmechaniken, der Steg ist aus Palisander mit einer Saitenauflage aus Kunststoff, die üblichen Pins dienen dem Einklemmen der Saiten-Ball-Ends. Der akustische Klang wird von einem Piezo-Tonabnehmer im Steg abgenommen und an den hauseigenen AB4-T Preamp weitergeleitet, der samt seines üppig bestückten Cockpits leicht zugänglich in der oberen Zarge vor dem Schallloch sitzt. Er bietet neben einem Vierband-EQ mit Schiebereglern für Brillanz, Höhen, Mitten und Bässe eine Boost/Cut-Funktion, einen Lautstärkeregler, einen Phasenschalter, der bei Rückkopplungen Abhilfe schaffen kann, und sogar ein chromatisches Stimmgerät. Der Tuner muss mit einem kleinen Schalter aktiviert und vor allem auch wieder ausgeschaltet werden, weil sonst die Batterie wohl allzu schnell den Dienst quittiert. Eine automatische Abschaltung gibt es nicht, immerhin aber eine „Low Battery“-LED, die bei niedriger Batteriespannung warnt. Die Batterie selbst sitzt, gut zugänglich und schnell austauschbar, in einem Kunststoffpanel an der unteren Zarge direkt neben dem Klinkenausgang und dem zusätzlichen symmetrischen XLR-Ausgang, den Boulder Creek all seinen Instrumenten mit auf den Weg gibt. Ein durchaus sinnvolles Feature, wie ich finde, denn damit kann das Signal gesondert zum Livemischer oder Recording-Equipment geschickt werden.

Fotostrecke: 8 Bilder Anschlusspanel mit hochohmigem Ausgang und Balanced Line.

Praxis

Der Akustikbass lässt sich, zumindest im Sitzen, sehr angenehm spielen. Der Hals fasst sich wie ein mitteldickes E-Bass C-Profil an, und man fühlt sich schnell zuhause, zumal der Korpus nicht allzu groß ist und eine relativ komfortable Position der rechten Hand erlaubt. Umgehängt verhält sich der EBR3 etwas widerspenstiger, weil der Hals doch sehr nach unten zieht. Das ist bei akustischen Bässen leider die Regel, der leichte Korpus bringt einfach zu wenig Gegenwicht auf die Waage. Will man den Bass in eine ausbalancierte Position bringen, braucht es etwas Gegendruck des rechten Arms, aber damit hängt der Bass dann ganz passabel am Körper. Das Setup meines Testkandidaten ist ab Werk sehr gut, der Sattel ist optimal gefeilt und die tiefen Lagen damit mühelos zu greifen. Die Saitenlage am Steg ist zwar nicht ganz so tief wie bei einem gut eingestellten E-Bass, aber niedrig genug, um ein komfortables Spielen bis zum 18. oder 19. Bund zu ermöglichen. Die letzten beiden Töne sind dann aufgrund der Korpusform sowieso nur schwer zu erreichen.

Audio Samples
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Flat Flat Solo Brilliance Brilliance Solo Mid Boost Mid Boost Solo

Grünes Licht also für den Boulder Creek Bass aus ergonomischer Sicht. Auch in Sachen Sound kann ich nur Positives berichten. Wenn man den EBR3 zum ersten Mal akustisch spielt, fällt sofort auf, dass er lauter als die meisten akustischen Bassgitarren ist. Das liegt natürlich am Schallloch in der oberen Zarge, das direkt zum Spieler strahlt und für ein sehr direktes und griffiges Klangbild sorgt. Ein tolles Feature, wie ich finde, denn dieser knackige Sound macht wirklich extrem Spaß. Der Kalifornier kann aber nicht nur laut, sondern auch voluminös und fundamentstark. Darüber hinaus ist das Klangbild sehr ausgeglichen, und es gibt keinen Bereich, der über- oder unterrepräsentiert wäre. Alle Frequenzbereiche werden sehr plastisch und detailreich abgebildet, der Bass klingt deshalb sehr lebendig und setzt sich gut durch. Durch die herkömmliche 34 Zoll Long-Scale Mensur bleibt das beim EBR3 auch so, wenn man in die tiefen Lagen geht, und der Sound wird nicht leiser oder undifferenziert, wie es leider bei einigen Medium Scale Akustik-Bässen der Fall ist. Viele werden den Boulder Creek nicht nur zum Üben zu Hause, sondern auch im Studio oder in einem moderaten Bandkontext einsetzen wollen, und hier leistet der Piezo-Tonabnehmer in Verbindung mit dem Preamp gute Dienste. Er bildet den akustischen Sound relativ ungefärbt ab, und der Preamp liefert mit einem sehr gut abgestimmten EQ zahlreiche Soundmöglichkeiten von super-brillant bis zu vintageartigen Varianten mit gedämpften Höhen und warmen Mitten. Wahnsinnig hohe Lautstärken sind naturgemäß nicht drin und auch mit einem akustischen Instrument nicht nötig. Dennoch verhält sich der EBR3 verstärkt erstaunlich gutmütig bezüglich Rückkopplungen und kann auch problemlos in einer Band mit Drummer eingesetzt werden. Mein einziger Kritikpunkt am AB4-T Preamp bezieht sich auf das Stimmgerät. Es funktioniert tadellos und ist ein sehr sinnvolles Feature, eine Abschaltautomatik wäre aber sehr willkommen. Wenn der Bass am Amp hängt, schaltet der Ausgang beim Stimmvorgang stumm und man merkt natürlich, dass der Tuner an ist. Im Akustikbetrieb vergisst man aber schon mal, dieses Feature auszuschalten und saugt dann die Batterie ärgerlicherweise leer.

Macht durch und durch eine gute Figur!
Macht durch und durch eine gute Figur!

Fazit

Es ist schwer zu sagen, wie viel Anteil das „Suspended Bracing System“ mit den Aluminium-Soundbars nun wirklich an den hervorragenden Klangeigenschaften und dem gesunden Sustain des Boulder Creek EBR3-N4 hat. Klar ist aber, dass der akustische Bass auf ganzer Linie überzeugt und somit der Plan der Konstrukteure aus Kalifornien, einen schwingungsstarken und voluminös klingenden Akustikbass zu bauen, aufgeht. An der Verarbeitung des in China gefertigten Instrumentes gibt es absolut nichts auszusetzen und der Preis ist für die gebotene Qualität und die tollen Features wirklich als moderat zu bezeichnen. Wer eine akustische Bassgitarre für zu Hause und den Studio- oder Band-Einsatz sucht, sollte den Boulder Creek EBR3-N4 unbedingt anchecken.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Soundqualität
  • Verarbeitungsqualität
  • perfekte Werkseinstellung
  • relativ rückkopplungsarm
  • ausgeklügelte Konstruktion mit SBS und Schallloch in der Zarge
  • Preamp mit Tuner
  • Preis-Leistung
Contra
  • Tuner hat keine Abschaltautomatik
Artikelbild
Boulder Creek EBR3-N4 Test
Für 749,00€ bei
Kaum Kritikpunkte am Boulder Creek EBR3 N4
Kaum Kritikpunkte am Boulder Creek EBR3 N4
Spezifikationen
  • Hersteller: Boulder Creek
  • Modell: EBR3-N4 akustische Bassgitarre
  • Land: China
  • Korpus: Mahagoni, decke Zeder massiv, Natur Matt Finish, „SBS“ System
  • Hals: Mahagoni, Palisandergriffbrett, 21 Medium-Bünde
  • Mensur: 86,4 cm Long-Scale
  • Hardware: 4 geschlossene Tuner, Palisandersteg, Gurtpins
  • Tonabnehmer: Piezo im Steg
  • Preamp: AB4-T inklusive Stimmgerät, 9Volt Stromversorgung
  • Bedien-Panel: Volume, Brilliance, Treble, Mid, Bass, Phase In/Out, Low Battery, Tuner On/Off
  • Anschlüsse: Klinke und symmetrische XLR Buchse
  • Gewicht: ca. 2,7 kg
  • Preis: € 915,- (UVP)
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Wobex sagt:

#1 - 15.02.2014 um 20:14 Uhr

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Ich spiele den Bass in der Fretless-Version - auch sehr empfehlenswert!Ich finde der Bass hängt sehr gut am Körper - der rechte Unterarm liegt ja ohnehin ganz entspannt auf der Zarge, da brauchts gar keinen "sanften Druck" - es reicht allein das Gewicht.Das Schalloch in der Zarge ist auch als Montageloch sehr hilfreich. Das Aufziehen der E-Saite kann beim Aku probleme bereiten: Man bekommt einfach das Ballend wegen der Dicke der Saite nicht gescheit mit dem Brücken-Pin eingekeilt.
Bei BC entfernt man dann einfach die Gummimanschette um das Schallloch (geht ganz einfach!) und greift in den Korpus hinein um das widerspentige Ballend zu zähmen. OK, man braucht schlanke Hände, bei mir geht das gut.Thema Tuner ohne Abschaltautomatik: Man braucht schon etwas Geduld. Aber nach 5 Minuten geht der Tuner automatisch aus.

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