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AMT Chameleon CN-1 Test

PRAXIS

Direktvergleich: Ampsignal vs. Chameleon
Zu Beginn gibt es sofort den absoluten Härtetest, denn das Chameleon wird von einem etwas älteren Landsmann herausgefordert: Mein Sovtek MIG-50 steht in den Startlöchern, angeschlossen an eine alte Marshall 4×12 Box und abgenommen mit einem Shure SM57. Das SM57 deshalb, weil es vor allem auf der Bühne das meistbenutzte Mikrofon ist. Davor habe ich mein Pedalboard geschaltet und über einen Rocktron Tripler wird das Signal gleichzeitig auf den Sovtek und das Chameleon geschickt. Beide Signale laufen in einen zweikanaligen Preamp (Mindprint DTC) mit identischen Einstellungen. Ziel ist ein A/B-Vergleich, bei dem ich versuche, das Chameleon so einzustellen, dass es an den Sound des Sovteks mit der oben genannten Peripherie herankommt. Hier noch einmal der Versuchsaufbau:

Gitarre > Pedalboard >

a) Sovtek > Marshall 4×12 > SM57 > Preamp > Audio Interface 

b) Splitbox Chameleon > Preamp > Audio Interface

Klar, dass wir den Ampsound nicht 1:1 erreichen werden, weil einfach zu viele Faktoren den Klang und das Spielgefühl beeinflussen. Das schreibt übrigens auch der Hersteller auf seiner Website. Aber mir geht es darum, einmal zu testen, wie weit wir tatsächlich vom Original entfernt sind und ob das Chameleon eine Alternative zum Amp oder auch eine Notfall-Lösung abgeben könnte. Hier sind die beiden Ergebnisse.

Audio Samples
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Das Signal mit Amp und mit dem AMP Chameleon
GitarreSize CabMagnetTurnPosition
SG14,510717

Hut ab! Auf ein so gutes Ergebnis war ich nicht gefasst. Der Höhenbereich wird beim Chameleon sehr gleichmäßig abgesenkt, wodurch es gegenüber dem Ampsignal etwas an Charakter verliert. Das spezifische Obertonverhalten beim Lautsprecher fällt nämlich in der Regel nicht immer gleichmäßig aus. Auch zeigen sich die unteren Mitten etwas dünner. Aber unter dem Gesichtspunkt, dass ein ebenbürtiges Klangergebnis ohnehin nicht zu erwarten und auch nicht erreichbar ist, muss man dem Sound des Chameleon absolut Respekt zollen.

Speaker Simulation

Nachdem das Pedal den Vergleich mit dem Amp gemeistert hat, geht es in die nächste Runde. Wir werden uns nun den einzelnen Parametern widmen, die jede Menge Feineinstellungen und damit auch unterschiedliche Resultate ermöglichen. Wir beginnen mit dem simulierten Lautsprecher, der mit den oberen beiden Reglern eingestellt wird. Die Größe der Lautsprecherbox wird vom Size Cab Regler bestimmt, der dafür sorgt, dass beim Aufdrehen der Sound fetter wird und mehr Fundament erhält. Der Klangunterschied ist aber nicht sehr drastisch, hier werden lediglich die unteren Mitten und Bässe etwas angehoben. Als Zerrpedal habe ich beim folgenden Beispiel einen Boss Blues-Driver vorgeschaltet.

Audio Samples
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Size Cab 7 Size Cab 12 Size Cab 17
GitarreSize CabMagnetTurnPosition
Les Paul7-12-171277

Der zweite Regler allerdings beeinflusst den Sound schon erheblich mehr. Hier geht es um den typischen klanglichen Charakter des Lautsprechers, vom körnigen Anfang bis zum weichen Sound am Ende des Regelwegs in der 17-Uhr-Position. Mit ihm kann der Klang von Verzerrer und Gitarre angepasst und der sogenannte Sweet Spot für die individuelle Klangvorstellung gefunden werden. Mit diesem Regler sollte man seine Experimente starten und seinen Grundsound einstellen. Mitunter sind die Ergebnisse nicht berauschend, aber das ist völlig normal, denn jeder vorgeschaltete Verzerrer hat ein anderes Frequenzverhalten, das sich in manchen Einstellungen auch schon mal extrem mit dem Chameleon beißen kann. Damit ihr wisst, wovon ich spreche, folgen jetzt fünf verschiedene Einstellungen des Magnet-Reglers, diesmal mit einem vorgeschalteten E-Drive vom gleichen Hersteller. 

Audio Samples
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Magnet 7 Magnet 9 Magnet 12 Magnet 15 Magnet 17
GitarreSize CabMagnetTurnPosition
Les Paul147-9-12-15-17717

Mikrofon Simulation

Mit dem Position-Regler wird die Entfernung des Mikrofons vom Lautsprecher bestimmt. Bei einem niedrigen Wert ist das imaginäre Mikrofon weit entfernt, dreht man den Regler weiter auf, dann rückt es immer näher. Klanglich macht sich das so bemerkbar, dass der Sound bei niedrigen Einstellungen etwas indirekter, aber auch weicher klingt. Die Resultate sind sehr realistisch. Beim folgenden Beispiel hört ihr drei Einstellungen (7, 12 und 17 Uhr), diesmal mit einer Tele und dem Blues Driver.

Audio Samples
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Position 7 Position 12 Position 17
GitarreSize CabMagnetTurnPosition
Telecaster151277-12-17

Die Einstellmöglichkeiten und Klangergebnisse sind sehr gut und für Bühne und Recording geeignet. Was ich etwas vermisse, ist die dynamische Ansprache und eine gewisse Transparenz. Der Sound wird sehr schnell dicht und komprimiert. Hier merkt man, dass das Reaktionsverhalten eines Röhrenamps fehlt, bzw. nicht simuliert wird. Das ist auch prinzipiell nicht der Job des Chameleons, aber erwähnt werden sollte es. Ein weiterer Kritikpunkt ist das Fehlen eines symmetrischen Ausgangs, wobei klar ist, dass bei einem solchen Preis Extrawünsche nicht unbedingt erfüllt werden können. Schön wär’s trotzdem. Ideal, wenn man sich für ein paar Euro mehr gleich noch die DI-Box sparen könnte. Die sollte man nämlich für den Bühneneinsatz auf jeden Fall einkalkulieren.

Weiter geht es mit dem letzten Poti, Turn genannt, das die Position des Mikrofons um die Mitte des Lautsprechers festlegt. Man kennt es ja aus der Praxis: Ist das Mikrofon in der Mitte des Speakers positioniert, erhält man einen höhenreichen, mitunter bissigen Sound. Bewegt man es mehr aus der Mitte heraus, wird es etwas weicher, mitunter aber auch ein wenig indirekt. Genau diese Parameter werden mit Turn bestimmt und das Klangergebnis kann sich hören lassen. Der Regler steht erst auf 7, dann auf 12 und schließlich auf 17 Uhr. Auch hier ist wieder der Blues-Driver im Einsatz. 

Audio Samples
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Turn 7 Turn 12 Turn 17
GitarreSize CabMagnetTurnPosition
SG15127-12-1717
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Profilbild von Doc Schneider

Doc Schneider sagt:

#1 - 14.09.2012 um 06:39 Uhr

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Wow! Super Test! Ich war schon länger auf der Suche nach einer brauchbaren und erschwinglichen Speakersimulation. Der Test hat mir dabei sehr geholfen! Verdammt gute Arbeit! Vielen Dank! Doc Schneider

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