Aguilar Fuzzistor Test

Die amerikanische Firma Aguilar stellt seit einiger Zeit neben ihren hochwertigen Bassverstärkern und Boxen auch mit großem Erfolg Effektpedale her. Das neueste Produkt in der Familie der beliebten Bodentreter ist ein klassischer Verzerrer auf Siliziumtransistor-Basis, der vor allem wuchtige und satte Overdrive-Sounds für Bass erzeugt, die charakterlich in den 70er-Jahren angesiedelt sein sollen, verbunden jedoch mit einem stufenlos regelbaren Parallelpfad und zusätzlichem Klangfilter.

Details

Der Aguilar Fuzzistor umschließt sein Innenleben mittels eines robusten Stahlgehäuses in knalligem Orange, auf dem ein Trittschalter und vier griffige, schwarze Regler Platz finden. Vier kleine, quadratische Gummifüße sorgen für rutschfreien Stand. An der Vorderkante liegen die Klinkenanschlüsse “In” und “Out” sowie die Buchse für ein optionales (leider nicht im Lieferumfang enthaltenes) 9V-Netzteil mit gängiger Center/Minus-Polarität. Toll: Die Position der Klinkenbuchsen an der oberen Kante gestattet es, mehrere Effekte sehr dicht nebeneinander auf ein Pedalboard zu montieren – natürlich nur, sofern alle Effekte mit derart positionierten Anschlüssen ausgerüstet sind. Die Effektpedale von Aguilar sind in puncto Gehäuseform, Größe und Lage der Anschlüsse selbstverständlich alle identisch und passen entsprechend gut zueinander – räumlich wie funktionell.

Fotostrecke: 3 Bilder u0022Achtung, hier komm’ ich!u0022 – Das knallige Orange des neuen Aguilar-Treters sticht ins Auge!

Eine LED oberhalb des Fußschalters zeigt an, in welchem Betriebszustand sich der Fuzzistor befindet. Im Bypass-Betrieb ist die LED aus, im Effektbetrieb leuchtet sie in strahlendem Blau. Ausgeschaltet befindet sich der Fuzzistor im True Bypass, durchläuft also keine elektronischen Bauteile. Sollte also einmal die Batterie ausfallen oder das Netzteil versagen, kann man dennoch weiterspielen, indem man das Gerät einfach auf Bypass schaltet. Bei Aguilar nennt man diese Option pfiffigerweise “Gig saver”. Wem das Dilemma einer sterbenden Batterie während eines Gigs schon einmal widerfahren ist, der weiß warum! Die Batterie sitzt übrigens in einer kleinen Schublade an der Unterseite, die man nach vorne herausziehen kann, sobald man eine kleine Kreuzschlitzschraube gelöst hat. Eine recht galante Lösung, wie ich finde.

Fotostrecke: 4 Bilder Erfahrung zahlt sich aus: Firmengru00fcnder Dave Boonshoft…

Die vier quadratisch angeordneten Potentiometer besitzen folgende Funktionen:
Blend: Hier kann man das Verhältnis zwischen Effektsignal und trockenem Basssignal regeln. Der Fuzzistor arbeitet mit einem stufenlos regelbaren Parallelpfad. So ist selbst bei voll verzerrten Effekteinstellungen immer ausreichend Bassfundament und Definition im Ton zu hören – sofern der Spieler dies so haben möchte. In der 12h-Position entspricht der Signalanteil zwischen trockenem und Effektsignal 50/50. Ganz nach links gedreht, hört man fast nur das trockene Signal, ganz nach rechts entsprechend das Effektsignal.
Level: Regelt die Lautstärke, wenn der Effekt eingeschaltet ist. Das Signal kann bei Bedarf stark geboostet werden.
Tone: Filtert den Fuzzsound, von dumpf bis schrill
Fuzz: Regelt die Intensität der Verzerrung

Praxis

Der Aguilar Fuzzistor ist quasi selbsterklärend. Es ist sehr eindeutig, welcher der vier Regler welche Funktion übernimmt. Entsprechend schnell erreicht man sein klangliches Ziel und hat “ruckzuck” einen brauchbaren Overdrive-Sound kreiert. Dabei fällt auf, dass der Fuzzistor ein Fuzz der etwas heftigeren Gattung ist. Man muss schon etwas Fingerspitzengefühl anwenden, um auch dezente, nicht zu stark zerrende Fuzztöne zu erzeugen. Dabei hilft auch nicht der Parallelpfad mit dem trockenen Signal, denn ist das Effektsignal tonal sehr verschieden zum Originalsignal, dann erhält man als Ergebnis einen Sound, bei dem sich die beiden Signale nicht sehr homogen mischen, sondern vielmehr “nebeneinander” erklingen. Man hört also deutlich einen cleanen Sound mit einem klar getrennten “Sägen” darüber. So schön also ein paralleler Pfad auch ist, man muss schon ein wenig experimentieren, bis man ein ausgewogenes Ergebnis erzielt.
Nach einer kurzen Eingewöhnung gelang mir das aber sehr gut. Im Mischverhältnis mit dem trockenen Signal eignen sich weniger verzerrte Sounds besser. Bei stärker verzerrten Sounds haben die Einstellungen besser funktioniert, bei denen der Blendregler weniger vom Originalsignal beimischt.
Der Blendregler regelt in keine der beiden Richtungen zu 100% ab oder zu. Das bedeutet, ganz nach links gedreht hört man nach wie vor noch etwas Effektanteil, und ganz nach rechts gedreht schimmert wiederum immer noch etwas vom trockenen Signal durch. Im Verlauf des Tests habe ich die besten Ergebnisse erzielt, wenn der Blendregler zu mindestens 70% aufgedreht war oder sogar zu 100% in Richtung “Effekt” ging.
Hören wir uns also zunächst einmal unterschiedliche Einstellungen an. Alle Klangbeispiele wurden auf einem Fender Precision gespielt.

Audio Samples
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Fuzzistor auf Bypass

Schaltet man den Fuzzistor an, dann hört man direkt einen markanten Unterschied zum Originalsignal. Der Sound bekommt mehr Biss.

Audio Samples
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Effekt an, alle Regler auf 0% (nach links gedreht)

Nur mittels des Blendreglers verändert sich hier bereits merklich der Sound.

Audio Samples
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Tone u0026 Fuzz 0%, Blend 50% Tone u0026 Fuzz 0%, Blend 100%

Man erntet also bereits ausschließlich durch das Drehen des Blend-Reglers deutliche Soundunterschiede. Diese nehmen natürlich zu, wenn man beginnt, die anderen Regler ebenfalls zu verändern.

Audio Samples
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Blend 100%, Tone 0%, Fuzz 20% Blend 100%, Tone 30%, Fuzz 70% Blend 70%, Tone 30%, Fuzz 100%
Heute wird die Company aus dem “Big Apple” von den “two Dave’s” geleitet: Dave Avenius (CEO) und Dave Boonshoft (President).

Nun interessiert mich natürlich, was geschieht, wenn man den Fuzz voll aufdreht. Und siehe da: Ich werde nicht enttäuscht, denn der Ton wird wahrhaft mächtig, brachial, voluminös – aber keinesfalls matschig!

Audio Samples
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Blend 100%, Tone 70%, Fuzz 100%

Um den Sound in Richtung Bluesrock der 70er zu verändern, muss der Fuzz-Anteil ganz weit zurückgefahren werden, und auch der Tonregler sollte auf ca. 30% reduziert werden, um den Sound etwas weicher zu machen. Ein wenig Geist von Jack Bruce schimmert hier durch!

Audio Samples
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Blend 80%, Tone 30%, Fuzz 10%

Bei halb aufgedrehtem Fuzz- und voll aufgedrehtem Tone-Regler bekommt der Klang eine “sägende” Kante, die man geringfügig entschärfen kann, indem man den Blendregler auf ca. 80% zurückfährt. Hier muss man allerdings darauf achten, dass es nicht zu dem vorhin beschriebenen Phänomen der “getrennten Parallelsounds” kommt. Am Ende des Beispiels hört man Quintakkorde, die trotz der starken Verzerrung sehr klar zu orten sind – klasse!

Audio Samples
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Blend 80%, Tone 100%, Fuzz 50%

Zuletzt kann man den Fuzzistor natürlich auch moderner verwenden. Dreht man den Tone-Regler komplett nach links bei voller Verzerrung, dann erhält man eine sehr schöne, weiche Synthie-Verzerrung.

Audio Samples
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Blend 100%, Tone 0%, Fuzz 100%

Fazit

Das Aguilar Fuzzistor-Pedal bietet Overdrive-Sounds für Bass vom Allerfeinsten! Die vielen Nuancen, die sich mittels der Regler Blend, Tone und Fuzz erzeugen lassen, halten einen ungewöhnlichen Reichtum an Möglichkeiten bereit, wie man sie selten mit nur einem einzigen Overdrive-Pedal erhält. Selbst bei noch so stark verzerrten Effekteinstellungen bleibt der Sound stets kontrolliert. Wer bereit ist, den im oberen Mittelfeld angesiedelten Preis zu bezahlen, wird definitiv nicht enttäuscht werden!

PRO
  • toller Fuzz-Effekt speziell für E-Bass
  • sehr viele Soundmöglichkeiten mit nur wenig Reglern
  • solide Verarbeitung
  • True Bypass (Gig Saver)
  • Batteriefach in Schublade
  • stufenlos regelbarer Parallel-Pfad
CONTRA
  • Keins
Bereit für den “Time Warp”? Mit dem Aguilar Fuzzistor wird jede Probe zum Zeitsprung in die 70er!
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Aguilar
  • Modell: Fuzzistor
  • Anschlüsse: 2 x 6,3mm Klinke: In & Out; 2,1mm Gleichstrom-Anschluss für 9V-Netzteil (Center Pol. Minus)
  • Stromverbrauch: 4,5 mA
  • Eingangs-Impedanz: 1 mOhm (Effekt an)
  • Ausgangs-Impedanz: 1 kOhm
  • Stromversorgung: 1 x 9V-Batterie oder optional 9V-Netzteil
  • Preis (UVP): 249,- Euro
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • toller Fuzz-Effekt speziell für E-Bass
  • sehr viele Soundmöglichkeiten mit nur wenig Reglern
  • solide Verarbeitung
  • True Bypass (Gig Saver)
  • Batteriefach in Schublade
  • stufenlos regelbarer Parallel-Pfad
Contra
  • Keins
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Aguilar Fuzzistor Test
Für 239,00€ bei
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