5 Fähigkeiten, die einen PA-Techniker zum perfekten Möbelpacker machen

1. Eigenverantwortliches Arbeiten

Selbstständiges Arbeiten ist eine Grundvoraussetzung für Umzugshelfer. Ein Ding der Unmöglichkeit, für jeden kleinen Firlefanz erst den Chef anzurufen und beim Mittagsschlaf zu stören. Für dich ist das ein Klacks. Der Normalzustand gewissermaßen. Im Klartext heißt das, dass ohnehin immer alles an dir hängen bleibt, weil jeder andere gerade angeblich was ganz Wichtiges zu tun hat. Geht also gar nicht anders. Also rollst du fette Kabel über deine endlos langen Arme und versinkst mit dem Zusatzgewicht langsam aber stetig im Morast. Du rupfst die Dimmerpacks nach dem Baukasten-Prinzip auseinander, kloppst die Deckel auf die Cases und klemmst dir immer wieder die Finger an den Butterflys, schiebst die Kisten auf die Hebebühne des Transporters – so denn eine vorhanden ist – und fühlst dich wunderbar behütet in deiner kuriosen Welt. Man-Power eben. Ein Ruf um Hilfe, als das Tourcase gerade wieder ungefragt die Böschung runterrollen will. Kein Mensch hört dich. Du bist sozusagen die personifizierte Eigenverantwortung.

2. Motivation und Bereitschaft zu Überstunden

Mit regelmäßigen Arbeitszeiten kannst du sehr gut umgehen. Üblicherweise sind das durchschnittlich 36 bis 48 Stunden täglich. Und wenn’s mal noch mehr zu tun gibt, bist du auch zu der einen oder anderen Überstunde bereit. Wochenenden oder Urlaub werden ohnehin völlig überbewertet. In der Praxis sieht das dann so aus: Die Mucker sind längst zu Hause oder baden auf der Aftershow-Party in der Menge. Du nicht. Du bist PA-Techniker.

(Bild: Fotolia, Credits: vanzyst)
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In kindlicher Träumerei dachtest du eigentlich, du müsstest nur an den Mischpulten sitzen, an den Knöpfen drehen und wärst damit der große technische Dirigent der Show. Dann hast du irgendwann begriffen, dass man diese Typen Operator nennt. Also wird geschoben, gehoben, verkabelt, up- und down-geriggt. Alles ab in den altersschwachen 7,5-Tonner; schon geht’s auf die Autobahn. Für einen separaten Trucker war gerade mal kein Budget mehr vorhanden. Was soll’s, sind ja nur noch ein paar hundert läppische Kilometer mitten in der Nacht.

3. Muskelkraft, Armlänge und Körperkonstitution

Aus einem Stelleninserat für Umzugshelfer: „Möbel verladen, fachgerechtes Verpacken der zu transportierenden Gegenstände, Beladung und Entladung von Lkw, Räumung von Gewerbestandorten, Verdienst: nicht erwähnenswert. Voraussetzungen: körperliche Fitness und Belastbarkeit; Bereitschaft zu Überstunden.“ Noch Fragen? Kommt dir das bekannt vor? Das übertriffst du bei Weitem. Körperliche Fitness beweist du immer wieder, wenn du auf Open-Airs wie bei einer Nahkampfausbildung durch den Matsch watest oder die tonnenschweren Lasten aus dem Truck durch die Gegend beförderst.
Macht man sich selten Gedanken drüber; aber wenn ein Lkw sich als 32-Tonner bezeichnet, dann sind auch meistens (mindestens) 32 Tonnen Material drin. Die Kaffeemaschine mal nicht beachtet. Dabei ist die Maschine immanenter Bestandteil der Ausrüstung. Immerhin verantwortlich dafür, dass du die wachhaltende Substanz containerweise in Dich hineinschüttest – notfalls auch in Pulverform – und die Widerstandsfähigkeit deines Verdauungstraktes unter Beweis stellst. Die Arme werden immer länger, die Muskeln immer stärker. Im Gegensatz zur Wirbelsäule, die quietschend und knirschend nach einem Orthopäden ruft.

4. Faktor strapazierfähiges Nervenkostüm

Im Laufe deiner „Karriere“ hast du dich permanent auf lautstarken Messeständen, Groß-Events, Stadt- und Dorffesten und Privatfeiern bewährt. Die Messeveranstaltungen waren zwar zumeist von Adrenalin befreit; aber zumindest hat man dich nur relativ selten angepöbelt. Schon interessant, was Hersteller unternehmen, um ihre Produkte zu lobhudeln. Und wenn irgendein Gobo nicht so marketingprächtig strahlt wie beabsichtigt, ist natürlich der Techniker schuld. Da wächst einem das sprichwörtlich dicke Fell.
Das hilft dir auch, wenn du als Möbelpacker mal wieder einen Kühlschrank die Treppe runtergeschubst oder dieses verschmutzte Leinwandbild aus Künstlerhand pflichtbewusst mit einem Terpentinlappen gesäubert hast. Auf Stadtfesten und Dorfveranstaltungen hast du gelernt, wie gerne dein Arbeitsplatz mit einer Abstellfläche für Bierbecher und Pommes-Schalen verwechselt wird. Promille-geschwängerte Diskussionen über die Vereinbarkeit von Elektrizität mit Catering-Resten hast du selbstredend ruhig und deeskalierend geführt. Wenngleich mit zunehmend hochrotem Kopf.
Du hast dich sozusagen als Selfmade-Psychologe in Krisensituationen bewährt. Auf die Konfrontation mit Menschen, die unverständliche Angst um ihre Möbel haben, bist du bestens vorbereitet. Die Möbelspediteure sind auf Mitarbeiter mit kommunikativem Feinsinn förmlich angewiesen.

5. Praktiker versus Modegockel

Aber immer schön adrett bleiben, Möbelpacker erwarten eine gepflegte Erscheinung. Schließlich sind die Packer die menschliche Visitenkarte vor den Kunden der Firma. Das ist für Dich nun wirklich gar kein Problem. Schließlich zeigst du Dich auch sonst immer in diesen hochmodischen Statement-Shirts mit dem Aufdruck „Crew“. Wie üblich: Weiße Schrift auf schwarzem Grund, weil’s gerade keine dunklere Hintergrundfarbe gab; sehr kreativ. Natürlich bist du nie verschwitzt oder ungekämmt; nur ein Ignorant könnte auf solche Gedanken kommen.
Nach 30 Stunden auf Tour, 32 Tonnen Equipment, zahlreichen unflätigen Bemerkungen von angesäuseltem Publikum, eng getaktetem Auf- und Abbauplan und gefühlten 10 Litern Kaffee im Blut siehst du noch immer perfekt geduscht, rasiert und gekleidet aus. Keine Frage, das steckst du alles mit dem sympathischen Lächeln weg, dass du immer auf den Lippen trägst. Könnte allerdings auch ein bisschen Ironie mit im Spiel sein. Genau wie in unserem Artikel hier.

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