Dynaudio BM5A MKII Test

Der BM5A MKII stammt aus der traditionellen dänische Speaker-Schmiede Dynaudio. Diese gibt es schon seit 1977 und vielleicht ist sie dem einen oder anderen namentlich bereits in einem Volkswagen, Volvo oder Bugatti begegnet. Unter dem Namen Dynaudio Acoustics konzentriert sich ein Zweig des Herstellers um die Entwicklung und Fertigung professioneller Studiobeschallung, seit 1999 in Zusammenarbeit mit TC, einem der führenden DSP-Spezialisten in der Pro-Audio Welt.

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Die Nachkommen dieser Partnerschaft kann man vor allem in der konsequent aktiven AIR-Serie bewundern, die neben digitalen und analogen Eingängen auch jede Menge Verwaltungs- und Bedienkomfort vor allem für Surround-Setups bietet. Genau wie die großen Hauptabhören befinden sich diese preislich allerdings weit außerhalb unseres Testumfeldes “Studiomonitore bis 1000,- EUR”. Die BM-Serie hingegen setzt auf analoge Nahfeldmonitortechnik, und das sowohl aktiv als auch passiv. Der kleinste Vertreter der Aktiv-Zunft, BM5A MKII, passt gerade noch so in unseren Budget-Rahmen. Und den schauen wir uns genauer an!

DETAILS

Die Dynaudio Acoustics BM5A MKII ist ein aktiver Zwei-Wege Nahfeldmonitor mit 7 Zoll Tieftöner und 1,1 Zoll Soft-Dome-Hochtöner in einem furnierten Holzgehäuse mit Metallelementen. Das dänische Fabrikat ist in Bassreflexbauweise ausgeführt, womit das neun Liter fassende, 186 x 320 x 320 mm (BxHxT) große und 8,7 Kilo schwere Gehäuse einen Freifeld-Übertragungsverlauf von 48 Hz bis 21 kHz innerhalb der -3dB Marken verspricht.

Die BM5A MKII ist, wie man sich sicherlich denken kann, die Neuauflage und Verbesserung der BM5A, die einen kleineren Tieftöner mit etwas weniger Leistung und Tiefgang beheimatete. Auch das Gesamterscheinungsbild wurde geringfügig geändert. Außerdem wird noch eine etwas kleinere und gedrungenere Version angeboten, die sich BM5A Compact nennt.

Wie bei den meisten Aktiv-Monitoren üblich, werden Hoch- und Tiefton-Weg mit separaten eingebauten Endstufen versorgt. Beide liefern jeweils 50 Watt RMS Leistung pro Speaker, womit ein Grenzschalldruckpegel von 117 dB(SPL) Peak pro Paar in einem Meter ermöglicht wird. Im Gegensatz zu anderen Teilnehmern dieses Tests sollte man diesen Angaben durchaus trauen können.

Optisch ist der sternartige Käfig, der den sensiblen Hochtöner vor unbedarften Eindruck-Manövern schützen soll, am auffälligsten. Den Aluminiumring mit den Vertiefungen um den Hochtöner herum bezeichnet man als Waveguide, der Beugungseffekte im Hochtonbereich minimieren soll. Auch die vorderen Gehäusekanten sind abgeschrägt, um die typischen Kantenverzerrungen zu vermeiden. Das machen mittlerweile fast alle Hersteller so.

Der langhubige Tieftöner verzichtet auf einen manuellen Schutz, sprich Gitter, und ist für einen so kompakten Monitor – von der Tiefe einmal abgesehen – mit 178 mm (7“) doch relativ groß. Er sitzt bombenfest im aufgeschraubten Aluminiumrahmen, der bis knapp an den Außenrand des Holzfurniers reicht. Bass kommt halt nicht von ungefähr!

Unterhalb des Basstreibers findet sich das Logo mit den zwei Status-LEDs: einmal Grün für den Betrieb und einmal Rot für die Überlastanzeige. Diese sieht man allerdings so gut wie nie, da der Speaker vorher deutlich ins Limiting, sprich, in die Verzerrung fährt. Er geht dabei zwar nicht kaputt, aber sehr lange sollte man dies trotzdem nicht tun – allein, weil es scheußlich klingt.

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Auf der Rückseite wird das nüchterne und funktionale Designkonzept fortgesetzt, am auffälligsten mit den massiven Kühlrippen. Rechts unten finden wir die Netzbuchse nebst Feinsicherung und Power-Schalter, darüber den XLR-Anschluss. Auch bei Dynaudio gibt es keine weiteren „unprofessionellen“ Anschlüsse. Gut so!

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Über den Anschlüssen finden sich die kleinen Schalter für die verschiedenen Filter und den Level Trim. Die Eingangsempfindlichkeit kann hierbei mit +4, 0 und -10 dB angepasst werden. Ich finde das sehr praxisgerecht, weil so ein genauer Abgleich der beiden Speaker sehr einfach und gut reproduzierbar möglich ist.
Die Filter bieten einen High-Shelf mit +1/0/-1 dB und einen Low-Shelf mit +2/0/-2 dB, was leichte Basskorrekturen ermöglicht. Zusätzlich gibt es ein 0/-2/-4 dB Mittenfilter, das entstehende Überbetonung durch eine eventuelle Aufstellung der Speaker auf einer Konsole kompensieren soll. Das kennt man eventuell von den „Desktop-Filtern“ von Genelecs 8040 oder 8260. In unserem Testmarathon “Studiomonitore bis 1000,- EUR” war Dynaudio neben Yamaha jedoch der einzige Vertreter mit einem solchen Filter im Angebot.
Abgerundet wird unser Überblick durch das High-Pass-Filter, das für den Subwoofer-Betrieb gedacht ist. Es ermöglicht einen Low-Cut bei 60 Hz oder 80 Hz, sollte man sekundäre Tiefbass-Verstärkung wünschen bzw. benötigen.

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PRAXIS

Beide Lautsprecher kommen wieder auf meinen Stativen in ca. 1 m Hör-Entfernung hinter meinem Arbeitstisch und mit genügend Wandabstand im Nahfeld zum Stehen. Durch die wenigen Schalter und deren sinnvolle Beschriftung auf der aufgeräumten Rückseite brauche ich keinen Blick in das knappe englische Manual zu verwerfen. Die vielen bebilderten Aufstellvarianten mit den entsprechenden Filtersettings, die es zum Beispiel in einem Genelec-Manual zu finden gibt, sucht man hier indes vergebens. Aber so viel einzustellen gibt es ja auch nicht. Ich habe alles auf “0” belassen und arbeite mich mit dem Factory-Default ein. Auch hier bestätigen die Messergebnisse meinen Höreindruck.

Fotostrecke: 24 Bilder Dynaudio BM5A MKII – Übertragungsverlauf

Der sehr lineare und analytische Klang, der im Messdiagramm bereits an der geringen Welligkeit zu erahnen ist, zeigt keinerlei Auffälligkeiten. Einzig die Tiefbass-Anhebung bei 80 Hz ist prägnant, aber nicht weiter tragisch, da man sie mit dem -2dB Bass-Filter locker kompensieren kann. Viele Leute mögen aber solche leichten Erhöhungen im Bereich um 80Hz, da sie das “lineare Hör-Empfinden” bei geringeren Arbeitslautstärken im Bassbereich unterstützen.
Die versprochenen 48 Hz höre ich leider dennoch nicht. 60/65 Hz schafft die BM5A MK2 aber locker, wie die Messungen zeigen. Wirklich tiefer ging aber auch kein anderer Vertreter in unserem Testmarathon, obwohl es durchaus größere und unhandlichere Kandidaten gab, wie z.B. Behringer 1031A und B2031A
Die Stereo-Ortung ist für einen Speaker dieser Größenordnung und vor allem im Testumfeld sehr gut. Der Sweet-Spot ist nicht zu eng bemessen, sogar ein gutes “Tiefe-Gefühl” stellte sich ein. Es gibt keinerlei Verzerrungen im Arbeitslautstärkebereich von 90 dB, was wiederum die Klirrfaktor-Messung belegen kann. Viele unserer Testkandidaten erreichten die 90dB-Marke in 1 m Abstand kaum, ohne dass deutliche Verzerrungen hör-und messtechnisch auftraten. Diese Mindest-Lautstärke ist zwar kein Gesetz, aber meines Erachtens die Grenze, ab der man professionelle Nahfeldmonitore definieren kann. Das sieht auch Dynaudio so, denn wirklich kleinere Speaker bietet deren Portfolio nicht.
Leistungsmäßig lag sie demnach etwas über der Genelec 8030 und den Adam-Monitoren und war dadurch auch bassfester. Im Direktvergleich bietet Genelec mit dem Metallgehäuse und dem vollständigen Gitterschutz sowie den besser ansprechenden Schutzschaltungen jedoch die erhöhte Road-Tauglichkeit, was selbstverständlich auch die vielen Filter-Settings für den Bassbereich unterstreichen. Die Genelec-Speaker eröffnen schon ab der 8030 mehr Möglichkeiten, was die Entzerrung des Bassbereichs bei baulichen Gegebenheiten anbetrifft, und sind somit flexibler in der Handhabung.
Da die Dynaudio jedoch ein bisschen günstiger und potenter als die 8030 ist, würde ich sie im privaten Heimstudio im Rahmen unseres Testmarathons vorziehen. Guten Klang erreicht man sowieso nur über die ordentliche Positionierung der Speaker und die entsprechende Verwendung von Akustikmodulen, für deren Setup man im eigenen Studio ja auch genügend Zeit hat.
Wechselt man jedoch oft die Locations und hat wenig Zeit für Akustikmaßnahmen oder muss eventuell bauliche Kompromisse eingehen, könnten die Dynaudio-Filter u.U. nicht ausreichen, um diese Kompromisse vollständig zu entzerren. Bei Genelec hätte ich keine Bedenken, eine adäquate Lösung zu finden. Fairerweise sollte man noch erwähnen, dass der leistungs-nähere Konkurrent von Genelec zur BM5A MKII aus meiner Sicht auch eher 8040 heißt und fast doppelt so teuer ist. Dieser hat leistungsmäßig wieder die Nase vorn und auch das Desktop-Control genannte Filter im Angebot, was Ähnlichkeiten mit dem Mittenfilter von Dynaudio hat. Diese Filter sollen der Kompensation von Überbetonung durch Aufstellung auf Tisch bzw. Konsole dienen.
Durch die begrenzten Lautstärkeeinstellungen ist das Level-Matching von linkem und rechtem Dynaudio-Speaker nicht so schwierig wie bei ungerasterten Potis, die man aus diesem Grund oftmals voll aufgedreht lässt. Auch die fehlenden “unprofessionellen” Eingänge à la Cinch, Klinke und Co vermisse ich nicht im Geringsten. Dynaudio Acoustics unterstreicht damit seinen Pro-Audio Anspruch und vermeidet es, sein Angebot mit Consumer-Elektronik zu verwässern. Und so gesehen ist dieser Lausprecher sogar ein Schnäppchen! Günstiger bei nicht ganz vergleichbarer Qualität und etwas geringerer Leistung ist z.B. Adam mit der Artist 5, wobei der geringe Preisunterschied und der 16-Bit-Digital-Eingang für mich keine kaufrelevanten Argumente wären. Die ADAM A5X konnte mich persönlich nicht völlig überzeugen, in Anbetracht des deutlich günstigeren Einstandspreises sind sie dennoch eine Ausweich-Empfehlung wert und keineswegs deutlich schlechter.

FAZIT

Mit der BM5A MKII präsentiert Dynaudio ein professionell verarbeitetes kleines Kraftpaket, das in all seinen gepriesenen Eigenschaften überzeugen kann. Der augenscheinlich hohe Preis wird vor allem durch die hochwertigen Materialen, die ordentliche Verarbeitung und den linearen, analytischen Klang gerechtfertigt. Auch leistungsmäßig fährt Dynaudio einiges auf, was bemerkenswert ist, da es sich immerhin um den kleinsten Speaker im Angebot des Pro-Audio-Herstellers handelt. Klare Kaufempfehlung!

Pro:

  • Analytisches, ausgewogenes Klangbild
  • Gute Verarbeitung und Materialien
  • Sehr gutes Preis/Leistungsverhältnis

Contra:

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Features:

  • Aktiver Zwei-Wege-Nahfeldmonitor in Bassreflexbauweise
  • 178 mm (7″) Tieftöner
  • 28 mm (1,1″) Soft-Dome-Hochtöner
  • 117 dB SPL (Peak pro Paar mit Musikmaterial in 1 m Entfernung)
  • Endstufenleistung 50 W + 50 W Bi-Amping (90 Watt max.)
  • Maße (HxBxT): 320 x 186 x 320 mm
  • Gewicht 8,7 kg

Preis:

  • UVP: 594,- EUR/Stück
  • Street: 950,- EUR/Paar
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Analytisches, ausgewogenes Klangbild
  • Gute Verarbeitung und Materialien
  • Sehr gutes Preis/Leistungsverhältnis
Contra
  • keine
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Dynaudio BM5A MKII Test
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Profilbild von Dirk

Dirk sagt:

#1 - 27.01.2012 um 02:50 Uhr

0

Vielen Dank für den lesenswerten Artikel, fühle mich in meinem eigenen Hoereindruck aus dem musicstore bestätigt.

Profilbild von Cruzo Lively

Cruzo Lively sagt:

#2 - 20.02.2017 um 01:56 Uhr

0

sehr sehr gute Monitore!

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