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DW MCD Machined Chain Drive Double und Single Bass Drum Pedale Test

Drum Workshop Machined Chain Drive lautet die Bezeichnung unserer heutigen Testobjekte. Die edlen Geräte sind die neuen Geschwister der 2014 vorgestellten Direktantriebs-Variante namens Machined Direct Drive, welche für die kalifornische Firma damals den serienmäßigen Einstieg in die Welt der Ultra High End Pedale markierte. Dort tummelten sich bis dato nämlich nur die CNC-gefrästen Speed-Maschinen von Custom-Schmieden wie Axis oder Trick, deren, ebenfalls direkt getriebene, Produkte besonders Trommler aus der Extreme-Metal-Sparte ansprechen. 

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Geschätzt wird an dem Antriebskonzept die sehr schnelle Ansprache der Pedale in Verbindung mit dem Gefühl, dass die Trittflächen auch bei der Aufwärtsbewegung „an den Füßen kleben“. Wer allerdings das etwas rundere, organischere Spielgefühl einer kettengetriebenen Umlenkrolle schätzt, musste bei DW bisher mit dem – alles andere als minderwertigen – 9000er Modell vorlieb nehmen. Kurz vor dessen Einführung gab es übrigens die limitierte Titanium-Version, welche unseren Testmodellen optisch recht nahe kam. Und sie haben noch eine Gemeinsamkeit: einen Preis, der dem Otto-Normal-Schlagzeuger die Haare zu Berge stehen lässt. Dafür hat man sich im Falle der Direkt-Versionen aber auch große Mühe bei Konstruktion und Verarbeitung gegeben, wie ihr hier nachlesen könnt. Ob die kettengetriebenen Modelle da mithalten können, erfahrt ihr auf den folgenden Zeilen.

Details

Aus dem Vollen gefräste Alu-Teile bestimmen das Bild

Wie ihre Schwestermodelle verströmen auch die Kettenversionen ein Flair kompromissloser Qualität. Statt Gusskomponenten kommen hier fast ausschließlich aus dem Vollen gefräste Aluminiumteile zum Einsatz, was sich auch im Gewicht niederschlägt, denn die Pedale sind erstaunlich leicht für ihre Größe. Prinzipiell handelt es sich bei den MCDs zwar um „normale“ Pedale mit Doppelketten, die Detaillösungen haben es jedoch in sich.

Fotostrecke: 5 Bilder Elegant: flache Trittplatten und „schwebende“ Fersenteile

Wie beim Direct Drive Modell: Alle Einstellungen sind per Hand oder Stimmschlüssel umsetzbar

Es beginnt bei den Trittplatten aus dünnem, gelochten Aluminium, welche an einem optisch passenden, „gefalteten“ Fersenteil befestigt sind. Die Verbindung stellt ein spielfreies, kugelgelagertes Scharnier von offensichtlich hoher Qualität her, denn hier wackelt auch seitlich absolut nichts. Die Hauptmaschine des Doppelpedals sowie die Single-Version besteht aus einer zweisäulig aufgebauten Konstruktion, welche jeweils auf kräftige Bodenplatten geschraubt ist. Optisch fallen die von den 9000ern bekannten innen liegenden Federn auf, die bei den Machined Modellen allerdings per Stimmschlüssel über in die Säulen integrierte Aluminiumschlitten justiert werden. Mühseliges Lösen von Schrauben und Kontermuttern entfällt hier, nach dem Einstellen der passenden Grundspannung der Federn ist nur noch ein Stimmschlüssel nötig, welcher über eine Vierkantschraube den Schlitten bewegt und so die Federeinstellung verändert. Am oberen Ende der Feder befindet sich eine kugelgelagerte Aufhängung, welche wiederum eine Vierkantschraube beherbergt. Erreicht wird diese mit dem Stimmschlüssel durch eine ovale Ausfräsung in der Säule. Kurzes Nachdenken ergibt, dass sich hier der Beater-Winkel einstellen lässt, selbstverständlich unabhängig vom Trittplattenwinkel. Eine Skala an der Umlenkrolle erleichtert es, sich einmal vorgenommene Justierungen zu merken. Mehr als einen Stimmschlüssel braucht es auch zur Verstellung der Trittplattenhöhe nicht, diesmal zeigt die entsprechende Schraube direkt zum Spieler, und auch hier gibt es eine Skala. Die Ketten selbst laufen nicht über Zahnkränze, sondern filzgepolsterte Umlenkrollen. 

Der Clou ist die Verstellung der Umlenkrolle

Bei der Kettenbefestigung angekommen, frage ich mich, ob DW wohl das System der verstellbaren Umlenkrolle (Cam) beibehalten hat. Dann fällt mir ein mysteriöses Feature ein, von dem bonedo-Drum-Redakteur Chris schrieb, bevor er mir die eleganten Maschinchen weiter geleitet hat. Und dann entdecke ich es: Eine unscheinbare, etwa vier Millimeter dünne Aluscheibe, welche seitlich neben der eigentlichen Cam befestigt ist. Gear Shift-Style Lever nennt DW diese „Wählscheibe“, welche die Vierkantschraube überflüssig machen soll, die an den 9000er Modellen für die Veränderung der Übersetzung zuständig ist. In fünf Stufen lässt sich die Cam damit von linearem zu exzentrischem Betrieb bewegen. Ein interessantes Feature, auf dessen Praxistauglichkeit ich sehr gespannt bin. Die Tatsache, dass auch hier eine Skala aufgelasert ist, überrascht mich kaum, denn damit hatte ich schon gerechnet.

Fotostrecke: 5 Bilder Fällt zunächst kaum auf: die schmale „Wählscheibe“ zur Cam-Verstellung

Mit Messinggewichten bestückbar: die MCD Beater

Ein weiteres bemerkenswertes Detail stellen die Beater dar. Deren selbstjustierende, im Normalzustand eher leichten Köpfe lassen sich mit insgesamt vier Messingstückchen zusätzlich beschweren. Dafür schraubt man die runde Filzfläche ab (mitgeliefert werden auch Varianten aus Kunststoff) und drückt die Gewichte herein. Das Ganze erinnert übrigens stark an das Laden einer Revolvertrommel. Das sehr schnörkellos und fast schlicht wirkende Slave-Pedal der Doppelfußmaschine verdankt seine Erscheinung der Tatsache, dass es – wie auch die MDD und 9000er – mit nur einer Rahmensäule auskommen muss. Selbstverständlich besitzt es trotzdem alle Einstellmöglichkeiten des Hauptpedals. Im Gegensatz zu diesem gibt es zwei einschraubbare Metall-Spikes, welche für sicheren Stand auf Teppichböden sorgen sollen. Für alle anderen Untergründe müssen die vollflächig aufgebrachten Gummierungen reichen. Besondere Erwähnung verdient die massiv und schwerfällig wirkende, schwarze Kardanwelle, welche rein optisch nicht so recht zu den eleganten Pedalteilen passen möchte. Dank Kugellagerung an allen Drehpunkten soll sie aber extrem schnell und verlustfrei zu Werke gehen. Zu guter Letzt besitzen die MCD Pedale eine, auf drei beweglichen Gummipuffern basierende Spannreifenklemmung, welche auf einer Art Achse gelagert ist. Das System soll sich nicht nur unterschiedlichen Spannreifen anpassen, sondern auch dafür sorgen, dass ein nicht ganz mittig am Reifen angebrachtes Pedal nicht den Bodenkontakt verliert. Der gesamten Verarbeitung kann ich nur das Prädikat „extrem hochwertig“ verleihen, Mängel kann ich – trotz akribischer Suche – nicht entdecken. 

Die Beater lassen sich mit bis zu vier Messinggewichten bestücken.
Die Beater lassen sich mit bis zu vier Messinggewichten bestücken.
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Praxis

Auch im Einsatz lassen die MCD Pedale kaum Wünsche offen 

Das Geständnis zuerst: ich gebe zu, dass mir die direkt getriebenen Versionen unserer heutigen Testkandidaten mechanisch zwar extrem gut gefallen, spielerisch bin ich im damaligen Test mit ihnen aber nicht so recht warm geworden. Umso begeisterter bin ich von den MCD-Pedalen. Hier wurde einfach an (fast) alles gedacht, was sich der Freund einer exzellenten Kettenfußmaschine so wünschen kann. Mit dem klitzekleinen Wermutstropfen fange ich trotzdem an, dann haben wir es hinter uns. Gleich an meiner ersten Test-Bassdrum können die Pedale nicht befestigt werden. Der Grund ist einfach: die alte 1966er Ludwig besitzt auch an den unteren beiden Spannböckchen große Flügelschrauben. Und die verhindern, dass die breiten Bodenplatten der DW Maschinen überhaupt den Spannreifen erreichen. Fans alter Schlagzeuge wären also in vielen Fällen gezwungen, diese beiden Schrauben gegen Modelle mit Vierkantkopf zu ersetzen, sofern sie die edlen DWs verwenden wollen. So, das war es mit dem Genörgel. Obwohl die Maschinen nach High Tech aussehen, funktioniert der Zusammenbau wie gewohnt. Sowohl an sehr dünnen als auch übermäßig dicken Spannreifen finden die Pedale Halt, das Klemmsystem funktioniert sehr überzeugend. Auch absichtlich seitlich montierte Bassdrums lassen die MCD Pedale nicht abheben. 

Die Laufeigenschaften sind herausragend

Schon der erste Check der Laufeigenschaften per Fingeranstoß gibt einen Ausblick auf das, was die Teile in der Praxis können. Zunächst einmal sind keine Geräusche zu vernehmen, die Pedale bleiben buchstäblich mucksmäuschenstill. Dass die Beater sehr lange ausschwingen, ist den engen Toleranzen und dementsprechend spielfrei zusammen arbeitenden Bauteilen zu verdanken. Am beeindruckendsten fällt allerdings der „Knicktest“ aus. Hierbei geht es darum, herauszufinden, wie es um die Übertragungseigenschaften der Kardanwelle bei Doppelpedalen bestellt ist. Stehen beide Pedale parallel, ist die Welle im Grunde nur eine Verlängerung der Achse des Slave-Pedals und beeinflusst dessen Laufeigenschaften nur durch ihr Eigengewicht. Beginnt man jedoch, den Winkel der Pedale zueinander zu vergrößern, beginnen die meisten Wellen irgendwann, die Kraftübertragung durch Reibung in den Gelenken zu behindern. Die meisten preisgünstigeren Maschinen sind dann beim 90 Grad-Winkel nicht mehr spielbar. Um es abzukürzen: das MCD Doppelpedal läuft selbst mit diesem krassen Knick in den Gelenken praktisch genau so, als würde sie gerade stehen. Erst der mechanische Anschlag bringt die Funktion zum Erliegen. Das ist beeindruckend und macht das Pedal nicht nur für Drummer interessant, die eben solch extreme Winkel der Trittflächen bevorzugen. 

Spaß im Testlabor: die MCDs laufen federleicht
Spaß im Testlabor: die MCDs laufen federleicht

Alle Einstellungen lassen sich schnell und praxisgerecht vornehmen

Im Spiel überzeugen die Pedale durch eine extrem flüssige und verlustfreie Übertragung der Kraft von den Füßen auf die Beater. Sie ähneln damit den bekannten 9000ern, fühlen sich aber noch etwas schneller und müheloser an, auch bei stärkeren Federeinstellungen. Nach den ersten Schlägen gehe ich nun daran, die Pedale zu „personalisieren“, wie es heutzutage so schön heißt. Zunächst verringere ich die Federspannung per Stimmschlüssel und freue mich, dass ich dafür nicht aufstehen, den Hocker zur Seite schieben und mich vor die Maschine knien muss, um dann beidhändig zwei Schrauben zu bedienen. Hier reicht der Stimmschlüssel, bei gelenkigen Drummern kann sogar der Fuß auf dem Pedal bleiben. Kaum minder bequem gehen auch die Veränderungen von Trittplatten- und Beater-Winkel vonstatten. Nach ein paar Stunden Unterricht und einer Probe komme ich zu dem Schluss, dass mir ein ganz bisschen „Bumms“ fehlt, ich schnappe mir also den Beutel mit den kleinen Messingzylindern, schraube die Beater-Köpfe ab und bestücke sie mit allen vier Gewichten. Und siehe da: die Erhöhung des Trägheitsmomentes bringt sofort den gewünschten Effekt. Es muss etwas mehr Kraft aufgewendet werden, das Pedal reagiert jetzt allerdings fast wie eine 5000er mit den schweren Standard DW-Beatern. Ob man das möchte, ist eine andere Frage, Tatsache ist, es geht. Das spannendste neue Feature habe ich allerdings noch gar nicht angefasst.

Die Welle des Doppelpedals überträgt auch bei starken Knicken noch exzellent.
Die Welle des Doppelpedals überträgt auch bei starken Knicken noch exzellent.

Klick, Klick: Gear Shift Time!

Endgültig zu einer Mischung aus MacBook und Revolver werden die Pedale durch die kleinen Wählscheiben zur Einstellung der Umlenkrolle. Das System funktioniert in der Praxis so gut wie es auf dem Papier aussieht. Wo man als Besitzer einer Pearl Eli oder einer 9000er zwar tolle Optionen hat, zum Abrufen dieser aber gezwungen ist, die Maschine abzubauen und daran rumzuschrauben und zu drücken, reicht bei den MCDs der Dreh an dem kleinen Alu-Pinökel, und schon ändert die Maschine ihre Antrittscharakteristik. Die Sache wirkt zudem stabil umgesetzt, aber wie sich die Konstruktion auf lange Sicht bewährt, kann dieser Test natürlich nicht klären. In der Summe kann ich allerdings sagen, dass mir noch keine Fußmaschine unter gekommen ist, die sich so variabel und gleichzeitig so benutzerfreundlich handhaben lässt. 

Die Verstellung der Umlenkrolle funktioniert sekundenschnell und ohne Werkzeug.
Die Verstellung der Umlenkrolle funktioniert sekundenschnell und ohne Werkzeug.
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Fazit

Was schon für die MDD-Versionen galt, können auch die neuen Ketten-Maschinen für sich beanspruchen: Höchste Verarbeitungsqualität, eine sehr durchdachte Konstruktion und daraus resultierende, herausragende Laufeigenschaften. Besonders positiv fallen die komfortablen Justiermöglichkeiten auf, welche auch Schraubmuffel dazu bewegen dürften, das volle Potenzial dieser Nobelpedale auszureizen. Waren die direktgetriebenen Modelle mit ihrer „digitalen“ Ansprache sicherlich eher etwas für Spezialisten, dürfte bei den Ketten-Versionen deutlich mehr Drummern das Wasser unter den Füßen zusammen laufen. Die Machined Chain Drive Pedale sind aktuell die wahrscheinlich besten Ketten-Pedale auf dem Markt. Ihre Preise sind exorbitant hoch, aber für die gebotene Leistung gerechtfertigt. Eine Antestempfehlung gibt es daher nur für Trommler, die hinterher nicht traurig darüber sind, dass runde 550 Euro für ein Einzelpedal außerhalb der persönlichen Reichweite liegen. 

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • extrem flüssige und präzise Laufeigenschaften
  • umfangreiche und komfortable Justiermöglichkeiten
  • relativ geringes Gewicht
  • beeindruckend hochwertige Verarbeitung
Contra
  • hoher Preis
Artikelbild
DW MCD Machined Chain Drive Double und Single Bass Drum Pedale Test
Für 1.498,00€ bei
Die beiden Machined Chain Drive Pedale können als „State of the Art“ der Ketten-Pedale bezeichnet werden.
Die beiden Machined Chain Drive Pedale können als „State of the Art“ der Ketten-Pedale bezeichnet werden.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: DW
  • Typenbezeichnung: MDD Machined Chain Drive Double und Single Pedal
  • Antrieb: Doppelkette
  • Bodenplatten: ja
  • Fersenteil/Trittplattenverbindung: kugelgelagertes Scharnier
  • Trittplattenwinkel verstellbar: ja
  • Schlägelwinkel verstellbar: ja
  • Art des Schlägels/Beaters: selbstjustierendes Design mit drei aufschraubbaren Köpfen. Bestückbar mit bis zu vier 10-Gramm Gewichten
  • Befestigung am Spannreifen: seitlich, per Flügelschraube
  • Tasche/Case im Lieferumfang: ja
  • Zubehör: Multischlüssel, zweimal vier Zehn-Gramm-Gewichte, Klettstreifen, zweimal zwei aufschraubbare Beater-Schlagflächen (Filz verrundet, Plastik gerade)
  • Besonderheiten: Federeinstellung per Stimmschlüssel, werkzeuglose Verstellung der Umlenkrollen-Charakteristik
  • Herstellungsland: USA

  • Preise (UVP):
  • MDD Machined Chain Drive Single EUR 760,-
  • MDD Machined Chain Drive Double EUR 1558,-

Seite des Herstellers: dwdrums.com

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