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DV Mark DVC Guitar Friend 12 Test

Unter der Bezeichnung DVC Guitar Friend 12 stellt sich ein Gitarrencombo vor, der seinen Weg aus der italienischen Ampschmiede DV Mark in den bonedo-Test gefunden hat. Nicht zuletzt durch bekannte Endorser wie Frank Gambale oder Greg Howe, aber auch durch ein breit aufgestelltes Sortiment an Röhren- über Modelling- bis hin zu Transistoramps hat sich der Hersteller in den letzten Jahren einen Namen gemacht.

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Zu den jüngsten Errungenschaften gehört eine Serie von Transistorverstärkern, die von Minitopteilen bis zu 2×12″ Combos eine große Auswahl an Amps zu bieten hat. Mein heutiger Testkandidat ist der Guitar Friend 12, ein kompakter Combo-Amp, der laut Herstellerangaben für seine Größe einiges zu bieten hat.

Details

Gehäuse/Optik

Der Guitar Friend 12 präsentiert sich in einem Combo-Gehäuse mit fast quadratischer Front und den Maßen 425 x 415 x 295 mm. Die Konstruktion aus etwa 2 cm starkem, Tolex-bezogenem Holz wiegt nicht einmal neun Kilo und wird von acht Schutzecken aus Leder vor Transportschäden geschützt. An der Oberseite wurde ein ebenfalls lederner Tragegriff arretiert. Die Front des Gehäuses wird komplett von der silbergrauen Lautsprecherbespannung eingenommen, die neben dem Firmenlogo den “SilverGen”-Schriftzug trägt, der auf die Serie hinweist, in der es neben unserem Testkandidaten auch noch den “DVC Gen 15″ gibt. Am unteren Rand der Bespannung finden wir eine Schlaufe, mit der man die Frontplatte gänzlich abziehen kann, die nur mit Klett befestigt ist. Darunter zeigt sich der 12” DV Mark Neoclassic Speaker, der dank Neodym-Magnet ein richtiges Leichtgewicht ist und mit seinen 150 Watt Belastung an 8 Ohm auch dem einen oder anderen “Laut”-Spieler standhalten wird, ohne ins Schwitzen zu kommen. Die Rückseite des Chassis zeigt ein halboffenes Gehäuse, und da die Betriebseinheit des Amps quasi als “Toploader” im Cabinet untergebracht ist, sehen wir hier sechs Inbusschrauben, mit denen man im Servicefall die Amp-Einheit löst und sechs Torx-Schrauben, um die Rückseite zu entfernen.

Fotostrecke: 6 Bilder Der kompakte “Gitarrenfreund” wiegt knapp 9 kg und ist mit schwarzem Tolex bezogen.

Betrachten wir nun die Verstärkersektion, die laut Vertrieb identisch mit dem “DV Mark Micro 50” ist. Demnach handelt es sich beim “Guitar Friend” ebenfalls um einen analogen Amp in Transistortechnologie. Wie bereits erwähnt, ist die Bedieneinheit so konzipiert, dass die Regler im hinteren Teil der Oberseite bereitstehen. Dabei wurde darauf geachtet, dass das Bedienpaneel etwas vertieft wurde, um die Potis beim Transport zu schützen. Lediglich die Potis und Beschriftung zeigen sich in einem cremefarbenen Weißton und sind sehr gut ablesbar, das Paneel selbst ist schwarz.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Bedienung des Transistor-Combos erfolgt über die Regler im hinteren Teil der Oberseite.

Bedienung
Der Guitar Friend 12 ist gemäß des Werbetextes zweikanalig konzipiert und verfügt auf den ersten Blick über einen Lead- und einen Clean-Channel (dazu später mehr). Die Potis Drive, Bass, High und Level bearbeiten den Leadkanal, wohingegen Level, Bass, Mid und High den Cleankanal regeln. Für die Stärke des digitalen Halls ist ein einzelner Reverb-Regler für beide Kanäle zuständig. Des Weiteren sehen wir an der Oberseite den On/Off-Knopf und den Kanalumschalter, wobei der “Drivechannel” durch die blauleuchtende LED in der hinteren Reihe angezeigt wird.
Anschlüsse finden wir als Input im 6,3 mm Klinkenformat und als Aux- und Phones-Buchse jeweils im Miniklinkenformat. Mit solchen Anschlüssen qualifiziert sich dieser Amp natürlich als Übe-Werkzeug oder für Gitarrenlehrer und -schüler, die im Unterricht zu Playbacks jammen wollen, oder aber, wenn es mal leise sein soll, zum Kopfhörer ausweichen müssen.

Die Rückseite der Amp-Einheit, die in diesem Fall quasi eine Unterseite ist, beherbergt den Netzanschluss für das mitgelieferte Kaltgerätekabel, die Sicherung und ein Drehrädchen, mit dem wir mithilfe eines Schraubenziehers oder Plektrums die Spannung von 240V auf 120V umstellen können, falls mal ein Auftritt in Übersee anstehen sollte. Zusätzlich finden wir dort die Buchse für den optional erhältlichen Fußschalter, der die Kanalumschaltung übernimmt, den Groundlift-Schalter und den XLR Line-Out, der hinter der EQ- und Reverbsektion sitzt. Auf die Speaker warten zwei Boxenanschlüsse mit jeweils wenigstens 4 Ohm Impedanz, wobei einer der Ausgänge bereits per Klinkenkabel mit dem internen Lautsprecher belegt ist. Die Leistung des Combos ist mit 50 Watt an 8 Ohm und 60 Watt an 4 Ohm angegeben, was den internen 150 Watt Speaker in keinem Fall überlasten sollte.
Auf der rechten Seite der Amp-Einheit findet sich die Öffnung für den Lüfter, der übrigens temperaturgesteuert ist. Beim Testmodell wurde er auch bei mehrstündigem Spiel in Zimmerlautstärke nicht aktiv, lediglich bei langer, höherer Auslastung ist der Ventilator hörbar, macht sich aber im Spielbetrieb nicht störend bemerkbar.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Rückseite des Chassis zeigt ein halboffenes Gehäuse mit Zugang zur Rückseite der Amp-Einheit.
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Praxis

(Anmerkung: Alle Audiobeispiele wurden, wenn nicht anders angegeben, mit einer Fender Strat gespielt und der Combo mit einem Shure SM57 abgenommen.)
Auch wenn man im Manual von “zwei Kanälen” spricht, muss man streng genommen erwähnen, dass es sich vielmehr um einen cleanen Amp (vordere Potireihe) mit zuschaltbarem Verzerrer (hintere Potireihe) handelt. Demnach haben alle Einstellungen, die im cleanen Kanal vorgenommen werden, auch Einfluss auf den Sound des aktivierten Leadchannels. Korrekterweise sollte die Funktion des Lead-Kanals deshalb eher einem Verzerrerpedal, das dem cleanen Kanal vorgeschaltet ist und in Gain, Level, Bass und Treble regelbar ist, in der Beschreibung gleichgesetzt werden.

Clean-Channel:
Der cleane Sound klingt sehr warm und hat leicht fenderartige Grundzüge. Dass der “Guitar Friend” ein Transistoramp ist, kann er jedoch nicht ganz leugnen, denn Attack und Twang sind weit weniger ausgeprägt als das bei cleanen Röhrenamps der Fall ist. Alles hat einen etwas matteren und bedeckteren Charakter. Da dies jedoch grundsätzlich sehr häufig bei Transistoramps zu beobachten ist, möchte ich diese Eigenschaften dem DVC nicht ankreiden und ich finde sogar, dass das Ergebnis für einen Nicht-Röhrenamp verblüffend gut ist, denn Punch und Durchsetzungskraft sind definitiv vorhanden. Abgesehen davon sind viele Klassiker unter den bekannten Amps wie z.B. der Roland JazzChorus oder der Polytone Minibrute ebenfalls Transistorverstärker.
Der Neodym-Lautsprecher leistet hervorragende Arbeit. Neben der Tatsache, dass Neodym-Magneten sehr leicht sind und hohe Wattzahlen verarbeiten, können sie sowohl mit Clean- als auch Zerrsounds sehr gut umgehen und sind stilistisch ziemlich universell. Darum erscheint die Wahl eines NEO-Speakers auch sehr logisch und konsequent für einen solchen Combo-Amp.

Hier der Cleankanal mit allen Reglern auf 12 Uhr und einem moderateren Reverb-Setting.

Audio Samples
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Cleankanal mit allen Reglern auf 12 Uhr
LevelBassMidHighReverb
12:0012:0012:0012:007:00

Nun füge ich etwas mehr Höhen und Mitten hinzu, um den Sound etwas offener zu bekommen. Grundsätzlich ist die Klangregelung sehr effektiv und liefert mir alle erdenklichen Eingriffsmöglichkeiten:

Audio Samples
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Cleankanal – mehr Höhen und Mitten
LevelBassMidHighReverb
12:0012:0015:0015:007:00

DV Mark wirbt mit dem “Input Special Circuit”, der für den Einsatz von vorgeschalteten Pedalen optimiert wurde. Davon möchte ich mich überzeugen und ich schalte ein Okko Diablo vor den DVC und ich muss sagen, dass der Amp sich tatsächlich vorzüglich mit meinem Zerrpedal verträgt:

Audio Samples
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Cleankanal – Einsatz mit vorgeschaltetem Verzerrer
LevelBassMidHighReverb
12:0012:0012:0012:007:00

Lead-Channel:
Der Lead-Kanal erinnert mich ein wenig an eine Mischung aus einem Mesa Boogie MkIV und einem getunten Tubescreamer. Selbst das leichte Durchschimmern des cleanen Signals, das man von dem kleinen grünen Klassiker kennt, ist nicht von der Hand zu weisen. Ein gravierender Unterschied ist allerdings, dass der Guitar Friend uns zum einen wesentlich mehr Gain und zum anderen wesentlich mehr Bassreserven bietet. Dadurch, dass wir die EQ-Sektion von Lead und von Clean sogar zusammen nützen können, liefert uns der Leadkanal wirklich einiges, von bluesig, crunchigen Sounds bis hin zum 80s Rock. Für ganz krasse Metalsounds wird der Gain zwar nicht ausreichen, aber Metalheads können beruhigt jedes Pedal vor den Combo schalten, da, wie oben erwähnt, Verzerrer wunderbar mit diesem Amp harmonieren.

Der Transistorverstärker liefert einen flexiblen, amtlichen Sound, die Dynamik eines Röhrenamps wird allerdings nicht erreicht.
Der Transistorverstärker liefert einen flexiblen, amtlichen Sound, die Dynamik eines Röhrenamps wird allerdings nicht erreicht.

Hier zunächst ein Medium-Basis-Zerrsound mit leicht angehobenen Mitten und Höhen. Der Sound klingt für mich sehr überzeugend und auch hier liefern Speaker und Gehäuse ausreichend Druck und Differenziertheit:

Audio Samples
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Medium-Basis-Zerrsound mit leicht angehobenen Mitten und Höhen
Lead DriveLead BassLead HighLead LevelClean LevelClean BassClean MidClean HighReverb
12:0012:0015:0013:0012:0012:0014:0014:007:00

Jetzt wird’s etwas bluesiger und ich möchte mir ein Bild von der Dynamik des Amps machen:

Audio Samples
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Blues-Sound – Test der Amp-Dynamik
Lead DriveLead BassLead HighLead LevelClean LevelClean BassClean MidClean HighReverb
9:0011:0015:0013:0012:0012:0015:0016:009:00

Der Amp reagiert für einen Transistorverstärker relativ gut auf meine Spielweise und mein Volume-Poti, auch wenn die dynamische Feinzeichnung der eines guten Tube-Amps leicht unterliegt.
Nun ein Beispiel für Maximalgain mit starkem Mid-Scoop, gespielt mit einer Les Paul auf Drop-D-Tuning:

Audio Samples
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Scoop-Sound – Les Paul mit Drop-D-Tuning
Lead DriveLead BassLead HighLead LevelClean LevelClean BassClean MidClean HighReverb
Max.12:0015:0015:0011:0012:00Min.16:00Min.

Reverb:
Die Hall-Einheit stammt von Accu-Bell und liefert einen angenehm warmen Effekt. Ab der 11-Uhr-Stellung beginnt der Reverb allerdings deutlich stärker zu rauschen. Aber dank seiner hohen Effektivität liefern niedrigere Settings bereits eine ausreichende Hallfahne, weshalb allzu extreme Einstellungen gar nicht nötig sind. Dennoch habe ich zu Testzwecken eine höhere gewählt. Auch wenn der Hersteller keine explizite Aussage über den Hall trifft, bilde ich mir doch ein, einen leichten Modulations- bzw. Shimmer-Effekt wahrzunehmen, der durch seine Subtilität sehr ansprechend wirkt:

Audio Samples
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Klangverhalten des Reverbs
LevelBassMidHighReverb
12:0012:0015:0015:0015:00

Line Out/Phones:
Dank Line Out und Phones habe ich die Möglichkeit, direkt in ein Pult oder nur mit Kopfhörer leise spielen zu können. Bedauerlicherweise wurde hier nicht an eine Speakersimulation gedacht, was ich bei einem Line Out zwar noch einsehen kann, aber warum ein Kopfhörerausgang nicht frequenzkorrigiert ist, leuchtet mir nicht wirklich ein. Das mag beim cleanen Kanal noch funktionieren und man bekommt die typischen “Direkt-ins-Pult-Nile-Rodgers”-Sounds hin, aber der Zerrsound wirkt doch ziemlich kratzig.
Hier ein Beispiel für den DI-Out im cleanen und Lead-Channel – alle Regler sind in 12-Uhr-Position und der Hall ist aus:

Audio Samples
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DI-Out: Clean- und Lead-Channel – alle Regler auf 12-Uhr

Aux – Eingang:
Die Aux-Buchse ist eine tolle Dreingabe, aber, wie bei den meisten Amps, nicht im Level regelbar. Das heißt, die Ausgangslautstärke des angeschlossenen Audio-Players bestimmt hier eure Lautstärke.

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Fazit

Der DV Mark DVC Guitar Friend 12 ist ein tadellos verarbeiteter Combo für nahezu alle Spielsituationen. Seine kompakten Maße, das niedrige Gewicht und seine Leistung machen ihn zum attraktiven Begleiter für kleine Clubgigs und Proben. Der wartungsfreien Solidstate-Bauweise stehen allerdings die typischen Abstriche eines Transistorverstärkers gegenüber. So liefert auch der Guitar Friend nicht die Dynamik und die Transienten eines Röhrenamps, schlägt sich aber überraschend gut, und das mit viel Punch. Dazu kommt die Flexibilität von zwei Kanälen, eine effektive und flexible Klangregelung und ein Neodym-Lautsprecher. Deshalb: Wer einen Zweit- bzw. Probe- oder Übe-Amp sucht oder grundsätzlich mit einem Transistoramp liebäugelt, kann hier bedenkenlos zuschlagen!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • kompakt und leicht
  • gutes Preis-Leistungsverhältnis
  • tadellose Verarbeitung
  • flexibler, amtlicher Sound mit Punch
  • arbeitet ideal mit vorgeschalteten Verzerrern
Contra
  • Hall rauscht bei höheren Settings
  • DI- und Kopfhörerausgang ohne Speakersimulation
Artikelbild
DV Mark DVC Guitar Friend 12 Test
Flexibilität verbunden mit wartungsfreier Solidstate-Bauweise machen den kompakten Combo als Zweit- bzw. Probe- oder Übe-Amp interessant.
Flexibilität verbunden mit wartungsfreier Solidstate-Bauweise machen den kompakten Combo als Zweit- bzw. Probe- oder Übe-Amp interessant.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: DV Mark
  • Bezeichnung: DVC Guitar Friend 12
  • Typ: Transistor Gitarrencombo Verstärker
  • Herstellungsland: Indonesien
  • Leistung: 50 W @ 8 Ohm / 60 W @ 4 Ohm
  • Speaker: 1×12″ DV Mark Neoclassic Speaker
  • Kanäle: 1 plus zuschaltbarem Verzerrer (2. Kanal)
  • Regler: je 2 x Level, 2 x Bass, Mid, 2 x High, Drive, Reverb
  • Schalter: On/Off, Channel Switch, GND Lift
  • Anschlüsse: 2x Speaker 6,3 mm, AUX, Headphones, XLR Line Out, Kanalumschaltung
  • Spannung: 120/240 V schaltbar
  • Abmessungen (B x H x T): 425 x 415 x 295 mm
  • Gewicht: 8,7 kg
  • Preis: 679,00 Euro UVP
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Flexibilität verbunden mit wartungsfreier Solidstate-Bauweise machen den kompakten Combo als Zweit- bzw. Probe- oder Übe-Amp interessant.

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Profilbild von Fretfinger

Fretfinger sagt:

#1 - 03.02.2017 um 17:11 Uhr

0

SOLIDes STATEment - schöne Headline ;-)

Profilbild von kiterjoe

kiterjoe sagt:

#2 - 04.02.2017 um 08:58 Uhr

0

Den Aufpreis vom technisch identischen Head DV Micro50 (349,- Laden 299,-) zum Combo finde ich dann doch schon ziemlich ambitioniert.Da kostet die Kombi aus Little GH 250 Head (2,6kg) und DV 150W 112 Neodym Box (8,3kg) nicht wesentlich mehr, mit 2 echten 3 Band EQ Kanälen mit Gain und Level, Reverb, FX Loop, und krisensicheren 150W an 8Ohm, (bzw. 250W an 4 Ohm).Nichtsdestotrotz klingen die DV Mark Sachen im Transistorbereich wirklich erstaunlich gut, besonders auch hinter Effektgeräten, und das bei absolut rückenfreundlichen Gewichten.Dennoch, der kleine Combo müsste im Laden schon 'nen grünen Schein günstiger sein.

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