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Drawmer 1978 Test

Der neueste Spross der Firma Drawmer, der “1978 Stereo Tone Shaping FET Kompressor”, liegt auf dem bonedo-Testtisch. Seit etwa 30 Jahren stellt die britische Firma mit Sitz in Yorkshire der Audiowelt verlässliche Arbeitstiere in Form von Kompressoren, Gates, EQs und MicPreAmps zur Verfügung, die in fast keinem Produzenten- oder Live-Rack fehlen dürften. Wie gut der frischgebackene 1978 klingt, soll im bonedo-Test herausgefunden werden.

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Der Drawmer 1978, der für 1.189,- Euro angepriesen wird, aber schon für unter 1.000,- Euro über den Ladentisch geht, ist eine Folgeentwicklung zum zuvor erschienen 2HE-3-Band-Kompressors 1973. Im Gegensatz zu der offenen, detailreichen Multiband-Kompressionssteuerung des 1973, wurde dem 1978er die Bänder-Steuerung entzogen, im Gegenzug sind mit “Character”-Switches, einer Tone-Shaping-Sektion und einem Saturation-Regler drei Interesse weckende Features hinzugekommen. Die Bedienung ist dadurch eher spielerisch-intuitiv als analytisch-programmierend, da man diesen Schaltern und Reglern zunächst einmal – im Gegensatz zur Multiband-Kompression des 1973 – nicht ansieht, wie sie den Klang beeinflussen könnten; man muss es einfach ausprobieren.

Details

Stereokompressor ohne Zweikanal-Möglichkeit

Der 1978 ist ein 19-Zoll-Gerät, eine Höheneinheit hoch und wiegt rund zweieinhalb Kilo. Rollen wir das Feld von hinten auf: die XLR-und TRS-Anschlüsse an der Rückseite sind keine Überraschung. Sie sind erwartungsgemäß weit genug voneinander entfernt platziert, um alles gut anschließen zu können. Obwohl die Ein- und Ausgänge mit Channel 1 und Channel 2 beschriftet sind, lassen sich die beiden angeschlossenen Signale nur gemeinsam regeln. Ein untereinander unabhängiger 2-Kanal-Betrieb ist also nicht möglich.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Rückseite ist sehr übersichtlich.

Die große Beschriftung mittig auf der Rückseite ist auf jeden Fall hilfreich zur Orientierung, wenn man sich beispielsweise im 24HE-Rack von hinten an die Verkabelung macht. Dass das Teil eigentlich am liebsten im Dauerbetrieb benutzt werden soll, macht Drawmer dadurch klar, dass der Powerschalter an der Rückseite angebracht ist. Da den Ausgängen geschickterweise eine Einschaltverzögerung spendiert wurde, bleiben die Ein- und Ausschaltvorgänge auf dem Audioweg unhörbar, so dass man dem Gerät jederzeit den Stromhahn zu- oder aufdrehen kann, ohne sich Störgeräusche im Signalweg einzufangen.

Das Frontpanel – klar angeordnete Bedienelemente
Das Frontpanel – klar angeordnete Bedienelemente

Frontpanel

Die Vorderseite ist vollgepackt mit Bedienelementen. Die Regler, Knöpfe und Anzeigen sind nicht aus der High-End-Fraktion, sondern wie gewohnt aus der kostengünstigeren Standard-Schublade, aber nur, was die Haptik angeht: Auf die Audioqualität hat dies keinen Einfluss. Die Bedienelemente sind von links nach rechts in der Reihenfolge des Signalflusses angeordnet. Ganz links geht es los mit vertrauten Kompressor-Reglern, gefolgt von vier “Kompressions-Geschmacksrichtungs”-Buttons, einem Saturation-Regler, den Tone-Shaping-Filtern und der Ausgangssteuerung, nebst raffiniert zweifarbig hintergrundbeleuchteter VU-Meter. Das macht doch schon mal alles einen guten Analog-Eindruck, so wie man es von Drawmer erwartet.

Klassische Kompressor-Features Threshold, Ratio, Attack und Release
Klassische Kompressor-Features Threshold, Ratio, Attack und Release

Kompressor

Jeder der weiß, wie man einen Kompressor generell bedient, kann auch den 1978 bedienen. Mit vier vertraut beschrifteten Kompressor-Drehreglern tastet man sich an die gewünschten Arbeitspegel und Regelzeiten heran, damit das Gerät das jeweils anliegende Audiomaterial greifen kann. Mit dem Threshold fährt man den Einsatzpegel ab, und wird ab einem bestimmten Punkt an der achtstelligen LED-Anzeige ablesen können, um wie viele Dezibel der Pegel oberhalb des Thresholds abgesenkt wird, vorausgesetzt, man hat am zweiten Regler, der Ratio, ein anderes Verhältnis als 1:1 eingestellt. Lässt man den Ratioregler auf Linksanschlag, findet keinerlei Pegelabsenkung statt. Man könnte ihn also als Bypass nutzen, falls man sein Audiomaterial ausschließlich durch die Saturation schicken möchte.
Die maximal einstellbare Ratio beträgt 10:1. Damit bekommt man die Kennlinie schon so weit abgeflacht, dass man dem 1978 durchaus die Kategorie Kompressor-Limiter eingestehen könnte.
Mit Attack bestimmt man bekanntlich, wie schnell die Kompressoreinheit das Audiosignal bis zur maximalen Absenkung herunterpegeln soll, Release bestimmt hingegen, wie schnell nach Rückfall unterhalb des Thresholdpunktes das Zurückregeln auf den Eingangspegel stattfindet. Die kleinste einstellbare Attackzeit von 0,2 Millisekunden ist recht kurz, und reicht aus, um selbst recht steil ansteigende Pegel schnell herunterpegeln zu lassen.

Character und Saturate – hiermit würzt man beim 1978 seine Kompressionen
Character und Saturate – hiermit würzt man beim 1978 seine Kompressionen

Character-Switches

Attack- und Release-Regler sind aber nicht die einzigen Elemente, mit denen man die Regelzeiten beeinflusst. Hier wurde dem durchtriebenen Toningenieur durch vier sogenannte Character-Switches weitere Einflussnahme eröffnet. Im Wesentlichen werden hier durch Veränderung der Kurvenform und der Zeiten unterschiedliche Situationen bedient. Hierzu sind vier verschiedene Buttons, die die Kompression unterschiedlich würzen: PGM, SMOOTH, REL.CURVE und CH.LINK.
“PGM” schaltet eine langsamere Releasezeit, abhängig von der Dichte des Materials, ein. Bei starker Kompression kann so ein Lautstärke-Pumpen gemildert werden. “Smooth” zögert den Release ein klein wenig hinaus, um bei kurzen Release-Zeiten ein Zerren bei tiefen Frequenz zu unterbinden. “Rel.Curve” schaltet von der klassischen, logarithmischen Release-Kurve auf linearen Kurvenverlauf um. Dies machte den Sound bei kurzen Releases weniger agressiv. Und “Ch.Link” beeinflusst wie sich die Kompression im Bezug auf die beiden Kanäle verhält. In Wide-Stellung wird dem Audiomaterial, abhängig von der Stärke der Kompression, eine leicht breitere Stereoabbildung aufkomprimiert.
Man benutzt diese vier Character-Buttons am besten nach dem “try and error”-Prinzip, und hört, was dem Audiomaterial gut tut, und was nicht. Diese vier Charakteristika könnte man vom Prinzip her mit unterschiedlichen Kompressor-Modellen, wie sie auf dem Markt erhältlich sind, vergleichen: Einen Kompressor/Limiter wie den 1176 mag man vielleicht auf den Vocals, weil seine Attack- und Release-Zeiten sich dem Audiomaterial anpassen, was vergleichbar mit dem “PGM”-Characterbutton wäre. Eine andere Kompressor-Legende wie den dbx160A würde man sich vielleicht ins Rack schrauben wollen, weil er dank seines “Overeasy”-Feastures schön weich komprimiert und ideal für eine Bassgitarre ist. Diese Weichheit kann man bei unserem Testkandidaten per “Smooth”-Character einschalten. Ersetzen kann man diese Legenden mit den Character-Buttons des 1978 nicht, aber deren Eigenschaften lassen sich zumindest ein wenig damit nachkonstruieren.

Saturation-Regler

Mit dem Saturation-Poti ist es möglich, dem durchgetriebenen Audiomaterial zweite und dritte Obertöne hinzuzufügen. Die angegebene Skala reicht von 0-10. Im Bereich bis 4 hört man meist noch wenig Änderung, aber spätestens bei 6 dürfte man die Grenze des guten Geschmacks erreicht haben. Einstellungen oberhalb von 6 führen zu sehr deutlichem Zerren und dürften von den meisten Tonarbeitern wahrscheinlich gemieden werden.
Optisch dargestellt wird der Anteil der hinzugefügten Obertöne übrigens durch eine pegelabhängige, gelb-rote LED-Hintergrundbeleuchtung der VU-Meter. So kann man nicht nur hören dass man sein Material mit Zerrung belegt, man kann es auch anhand der Hintergrund-Färbung der VU-Anzeigen ablesen. Je röter, desto mehr Zerrung.

Das “Shaping”-Feature bietet mehr, als man es von einem herkömmlichen Sidechain-EQ-Feature erwartet

Das Feature, das einen gewöhnlichen Kompressor in einen variabel einsetzbaren Kompressor verwandelt, ist die sogenannte Sidechain-Funktion. Hierzu lässt sich über die Sidechain-Send/Return-Anschlüsse an der Rückseite des Gerätes das Tonmaterial über den Send beispielsweise an einen EQ schicken, und das dort bearbeitete Material über den Return zurückholen. Das zu komprimierende Tonmaterial wird dann entsprechend frequenzgewichtet bearbeitet, wodurch ein genauerer, präziserer Einsatz des Kompressors möglich wird. Eine umfangreiche Formbarkeit des Steuersignals ist beim 1978 bereits durch die geräteeigenen EQs in der Shaping-Sektion möglich, so dass man sich in den meisten Fällen ein Einschleifen in zusätzliche externe Geräte per Sidechain-Inserts sparen kann.

Die Filter der Shaping-Sektion entziehen die hier eingestellten Frequenzbereiche der Kompression.
Die Filter der Shaping-Sektion entziehen die hier eingestellten Frequenzbereiche der Kompression.

Die Shaping-Abteilung kann man als eine Art Bass- und Höhen-Durchlass beschreiben. Setzt man die beiden Filter – jeweils als Bell oder Shelf einstellbar – ein, kann man stufenlos Bässe oder Höhen vom Kompressionsvorgang ausschließen, so dass diese nicht durch die Kompression abgesenkt werden, was wiederum zu Folge hat, dass diese Frequenzanteile lauter klingen. Die Sensibilität der Sidechain gegenüber den eingestellten Frequenzen wird mit Aufdrehen der Levelpotis geringer. Im Prinzip sind die Shaping-Filter also so etwas wie frequenzabhängige Bypass-Schaltungen und haben die klanglichen Auswirkungen eines EQs.
Durch Aufdrehen der Bässe kann man auf diese Art also beispielsweise alle Frequenzen oberhalb der eingestellten Grenzfrequenz bearbeiten oder durch Verstärken der Höhen alles unterhalb von 2 kHz der Kompression zuführen. Setzt man beide Filter als Shelving-Filter an ihren obersten und untersten Grenzfrequenzen ein, so bearbeitet man beispielsweise nur noch die Mitten zwischen 500 und 2000 Hz mit der eingestellten Kompression.

Der Output lässt nicht nur eine Pegelanpassung zu, sondern erlaubt es, eine stufenlose Mischung zwischen bearbeitetem und unbearbeitetem Signal an die Ausgänge zu leiten.
Der Output lässt nicht nur eine Pegelanpassung zu, sondern erlaubt es, eine stufenlose Mischung zwischen bearbeitetem und unbearbeitetem Signal an die Ausgänge zu leiten.

Output

Die nächste Sektion auf der Frontplatte ist die Output-Sektion. Hier fällt neben dem üblichen Ausgangs-Gainregler und Bypassknopf und seiner LED der Mix-Regler ins Auge. Hiermit ermöglicht Drawmer dem gemeinen Nutzer, das bearbeitete und das unbearbeitete Eingangssignal je nach Gusto im Verhältnis zusammengemischt zum Ausgang zu schicken. Hat man es mit der Kompression übertrieben, mag aber den Sound dennoch irgendwie, so kann man auf diese Weise die unbearbeiteten Original-Signale dazumischen, um sich so die Natürlichkeit ein wenig zurückzuholen. Man holt damit den 1978 aus der Welt der sogenannten Insert-Effekte und nutzt ihn nun als Zumisch-Effekt.

VU-Meter

Außen rechts befinden sich die beiden VU-Anzeigen. Sie veranschaulichen den Ausgangspegel, und lassen sich bei Bedarf per PAD-Button um 10 dB reskalieren. Durch die dahinter verbauten gelben und roten LEDs wird, wie bereits beschrieben, der Pegel der hinzugefügten Sättigung per Saturation-Regler abgebildet.

Fotostrecke: 5 Bilder VU-Meter – da weiß man, was man rausschickt
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Praxis

Ein Kompressor komprimiert – soweit klar

Dass man mit einem Kompressor wie dem Drawmer 1978 zunächst Audiomaterial komprimieren und durch Gain-Aufholung im Ergebnis lauter machen kann, muss ich hier wohl niemandem erklären, und verzichte auf allzu detaillierte Fallbeispiele, bei denen ich stoisch von links nach rechts alle Regler und deren Auswirkungen demonstriere. Dennoch möchte ich an dieser Stelle, quasi von links kommend, ein bestimmtes Feature, nämlich die kurzen Regelzeiten demonstrieren. Ich habe einen Shaker durch den Drawmer 1978 geschickt, bei dem ich sowohl Attack und Release auf Linksanschlag, also die kürzesten Zeiten, gedreht habe. Im Vergleich zu dem Original kann man so auf unkonventionelle Art und Weise diesen Shakersound klanglich weichspülen.

Audio Samples
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Shaker original Shaker extreme Kompression

Die Character-Switches ermöglichen unterschiedliche Kompressionsvarianten

Als nächstes Tonbeispiel, quasi zur gezielten Veranhörlichung der Character-Switches, habe ich einen Schlagzeug-Groove über die Maßen des guten Geschmacks hinaus komprimiert. Ih hört also ein Beispiel mit zu starker Absenkung und zu langer Releasezeit, sodass man ein deutliches Pumpen hören kann.

Audio Samples
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Drums original Drums mit deutlich hörbarem Pumpen

Verwende ich nun bei gleichen, absurden Einstellungen den Character “PGM”, so fällt dieses Pumpen schon fast nicht mehr auf.

Audio Samples
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Character-Switch PGM

Mit dem “REL CURVE”-Button schaltet man von logarithmischer Releasekurve auf lineare Kurve um, was zur Folge hat, dass der Pegel nicht ganz so schnell abfällt, das Pumpen somit auch reduziert ist, und das Signal trotz relativ kurzer Releasezeit nicht ganz so aggressiv klingt:

Audio Samples
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Character-Switch REL CURVE

Der “SMOOTH”-Button lässt das Signal tatsächlich weicher klingen. Unter der Haube übernehmen ein paar Zusatzschaltkreise die Aufgabe, die Releasezeit anfangs ein wenig zu verlangsamen. Eventuellen Verzerrungen bei tiefen Frequenzen kann man mit diesem Knopf trotz kurzer Releasezeiten ebenso von vorne herein den Saft abdrehen.

Audio Samples
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Character-Switch SMOOTH

Mit der “WIDE”-Funktion werden linker und rechter Kanal vor der Weiterleitung an die Sidechain summiert, was zur Folge hat, dass bei der Kompression ein leicht breiteres Stereobild entsteht. Dies ist nicht vergleichbar mit den üblichen Stereo-Enhancern: Das Ergebnis ist subtiler, vor allem aber auch von der Art und Stärke der Kompression abhängig. Im Soundbeispiel kann man den Unterschied nur vage ausmachen.

Audio Samples
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Character-Switch WIDE

Mit dem Saturate-Regler fügt man harmonische Verzerrungen hinzu

Das mit Saturate beschriftete Poti fügt dem Tonmaterial stufenlos die zweite und dritte Harmonische hinzu, was, behutsam eingesetzt, dem Material Dichte hinzufügt, aber bei unvorsichtigem Aufdrehen schnell zu eventuell unerwünschtem Zerren führt.

Audio Samples
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Drums original Drums mit Saturation-Regler auf 5

Im Vergleich zum Original klingen die Drums mit ein wenig Saturation – ich habe auf 5 gedreht – tatsächlich dichter und kompakter, nicht so clean. Das muss nicht unbedingt besser sein, aber hiermit lässt sich bestehendes Tonmaterial zumindest im Nachhinein noch ein wenig aus der Nüchternheit einer perfekten Mikrofonierung herausnehmen, dem Ganzen eine Spur analoger Authentizität geben. Solch eine Klangbearbeitung kann man auf keinen Fall verallgemeinernd als gut oder passend oder besser betiteln, es sind aber dennoch diese kleinen Tricks, die so mancher Produktion akustisch einen kleinen Analogstempel aufdrücken können.
Nur um zu demonstrieren wie leicht man es mit diesem Regler übertreiben kann, habe ich ihn auf 7 aufgedreht. Wenn man nicht gerade einen defekten Speaker simulieren möchte, hat man für diese Aufnahme keine brauchbare Einsatzmöglichkeit, denke ich.

Audio Samples
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Drums mit Saturation-Regler auf 7

Die Kombination aller Features machen den Drawmer 1978 zum Mastering-Werkzeug

Hier kommen nun ein paar Beispiele, bei denen ihr hören könnt, wie der 1978 arbeitet und klingt, wenn man seine vielfältigen Features kombiniert. Die einzelnen tontechnischen Verbesserungen, die ich bei den Beispielen erzielt habe, könnte oder müsste man ja idealerweise eigentlich in der Mischung der Einzelspuren besser realisieren können. Fertige Stereo-Mixe dienen hier aber natürlich als gute Demonstrationen der Möglichkeiten und des Klangs des Gerätes.
Im vorliegenden Jazzstück habe ich eine moderate, also nicht zu starke Kompression eingestellt, das Signal ein wenig mit dem Saturation-Regler gesättigt und mit Hilfe der Shapingfilter die Arbeit der Kompression auf das Saxophon gewichtet. Es klingt nun viel stärker eingebetteter in den Mix. Seine Attacks knallen nicht mehr so sehr ins Ohr, der Ausschnitt klingt insgesamt verdichteter.

Audio Samples
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Song 1 original Song 1 bearbeitet mit Kompression, Saturation und Noiseshaping

Das Gleiche habe ich beim nächsten Stück mit der Gitarre versucht, nämlich sie besser einzubetten ohne den Bassbereich oder die Höhen zu verändern.

Audio Samples
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Song 2 original Song 2 bearbeitet mit Kompression, Saturation und Noiseshaping

Beim dritten Musikbeispiel habe ich versucht, den Impact der Snare und des dynamischen Pianos weicher zu machen. Das geht ein wenig zu Lasten der Natürlichkeit, aber die schmerzhaften Attacks, die man bei lautem Hören der Nummer spürte, sind nun Vergangenheit.
Bei allen Beispielen fällt auf, dass der Drawmer 1978 keinerlei Panorama- oder Stereo-Ortungs-Probleme verursacht. Das Links-Rechts-Tracking arbeitet durch alle Kompressions-Stufen einwandfrei.

Mix-Regler: Parallel Compression

Wenn das Kunststück der unhörbaren Komprimierung nicht so gut gelungen ist, kann man aufatmen. Drawmer hat dem 1978 in der Output-Sektion einen Mix-Regler spendiert, mit dessen Hilfe man das Signal von 100 Prozent Bearbeitung (also “wet”) bis unbearbeitet (“dry”) mischen kann. Lässt man den Mix-Regler auf Linksanschlag, so wird 100% der Bearbeitung an die Ausgänge geschickt. Möchte man nun den zwar genialen, aber vielleicht eine Spur zu pumpigen Sound ein wenig in seine ursprüngliche Natürlichkeit zurückholen oder die zusammengedrückten Transienten “revitalisieren”, so mischt man einfach ein wenig unbearbeitetes Originalsignal dazu.
Hier habe ich einen Musikausschnitt sehr dicht komprimiert. Bis zur Hälfte (drei Takte lang) hört Ihr 100%, also das wet-Signal, und ab der Hälfte drehe ich den Regler dann auf eine transientenrettende Mittenstellung. Der zu platt komprimierte Track gewinnt wieder seinen natürlichen Charakter zurück. Gleichzeitig dickt die satte Kompression den Gesamtsound ein wenig an.

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Song 3 original Song 3 erst Wet-Signal, dann Mix-Regler auf Mittelstellung
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Fazit

Der Drawmer 1978 ist ein Stereo-Kompressor, der dank Character-Presets, kontrollierbarer Obertonanreicherung, durch das Tone-Shaping des Sidechain-Weges und durch den Wet/Dry-Regler unglaublich flexibel ist. Für relativ wenig Geld hat man hier nicht nur einen tollen Hardware-Kompressor für die gängigsten Standard-Kompressions-Aufgaben, sondern ein Tool, mit dem man komplette Mischungen dichter und kompakter machen und manch zu kaltes, digitales Werk zurück in die analoge Wärme verfrachten kann. Ein wenig schade, dass man mit ihm die zwei anschließbaren Kanäle nicht unabhängig voneinander einstellen kann. Allerdings gelingt es dem 1978 in allen Kompressionslagen das Stereobild sauber zu erhalten.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • schnelle Regelzeiten
  • intuitive, spielerische Bedienung
  • Wet/Dry-Regler
  • Steuersignal mit flexiblen EQs filterbar
  • Sättigungsregler
  • panoramastabile Kompression beider Stereo-Kanäle
Contra
Artikelbild
Drawmer 1978 Test
Für 1.098,00€ bei
Drawmer_1978_3-1001395 Bild
Technische Spezifikationen
  • schneller, analoger 1HE 19“-Stereo-Kompressor auf FET-Basis
  • übliche Threshold-, Ratio-, Attack- und Release-Bedienung
  • vier Character-Switches die Charakteristiken verschiedener, herkömmlicher Kompressoren bieten
  • Umfangreiche Filterbearbeitung der Sidechain
  • Saturation-Regler zur Verdichtung mit Obertönen
  • Wet/Dry-Regler zur stufenlosen Hinzumischung des Originalsignals
  • Sidechain Insert/Return über TRS-Anschluss (Klinkenbuchse)
  • 2
2 XLR Ein- und Ausgänge (+21dBu an 10kOhm)
  • Frequenzgang 20Hz bis 20kHz +/- 0,2dB
  • Übersprechen
  • Rauschabstand -88dB
  • THD @ 1kHz 0,02%
  • Maße 482mm (B)
88mm (H)
    202mm (T)
    • Gewicht 2,7 kg
    • Preis: € 1189,– (UVP)
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    Profilbild von Juergen Wirtz

    Juergen Wirtz sagt:

    #1 - 26.09.2015 um 11:32 Uhr

    0

    Es stimmt nicht, was hier über die Shaping Sektion des Drawmer 1978 geschrieben steht. Es ist ein Sidechain EQ enthalten, richtig; aber das alleine würde sich klanglich nicht als "hörbarer EQ" auswirken. Die Shaping Filter im 1978 wirken als parallel ausgeführte EQ Schaltung auch im Signalpfad, daher der hier beschriebene Höreindruck - Siehe Handbuch. Es ist auch kein mehrbandiger Kompressor, wie im Test missverstanden werden könnte. Zitat "Durch Aufdrehen der Bässe kann man auf diese Art also beispielsweise alle Frequenzen oberhalb der eingestellten Grenzfrequenz bearbeiten oder durch Verstärken der Höhen alles unterhalb von 2 kHz der Kompression zuführen." Alle Frequenzen werden von der Kompression beeinflusst bzw. bearbeitet, es ist ein Breitband-Kompressor im 1978.

      Profilbild von Nick (Redaktion Recording)

      Nick (Redaktion Recording) sagt:

      #1.1 - 26.09.2015 um 13:51 Uhr

      0

      Hallo Jürgen,Du hast recht, es ist nicht unmissverständlich ausgedrückt: Im Blockschaltbild (http://www.drawmer.com/uplo... ist zu erkennen, wo das Tone Shaping liegt – und natürlich gibt es keine Aufteilung nach Spektrum und separate Kompression.Beste Grüße,
      Nick Mavridis (Redaktion Recording)

      Antwort auf #1 von Juergen Wirtz

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