Nachdem Denon zuletzt das Serato-Lager mit MIDI-Fernsteuerungen wie den HC-1000S oder den HC-5000 ausgestattet hat, sind nun wieder die Traktor- und Virtual-DJs an der Reihe. Der neueste Streich DN-SC-2000 ist ein DJ-MIDI-Controller mit 2-Deck Support im Single-Player-Layout. Er vereint die elementaren Bedienelemente zum mauslosen Beatmatchen, unterstützt den kreativen Anwender beim Abfeuern von Loop-, Cue- und Effektsalven und kostet UVP 239 Euro (Street-Preis ca. 200 Euro).
Hauptkonkurrenten sehe ich in DJ-Techs Kontrol One, Traktor Kontrol X1 und Stantons SCS3D, die ebenfalls unter 200 Euro zu haben sind. Ein externes Mischpult wird zum adäquaten Betrieb allerdings vorausgesetzt, denn Werkzeuge für Blendvorgänge oder Klangregelung fehlen dem Japaner gänzlich. Zudem benötigt der Akteur noch ein Audiointerface.
Erster Eindruck Die erste Überraschung erlebe ich bereits, als ich die fernöstliche Kommandozentrale aus dem Karton hieve. Denn trotz kompakter Abmaße von 22 x 17 x 3 Zentimetern wiegt die DJ-Flunder stattliche 1,3 Kilo. Dafür sitzen die Bauteile aber auch in einem robusten Stahlblech-Gehäuse, das dem Testkandidaten ein sehr markantes Äußeres verleiht und ihn nebenbei auch rutschsicher auf seine vier Gummifüße drückt. Diese massive Art der Konstruktion konnte bereits beim HC-1000S punkten. Obendrein schützt ein Kensington-Lock vor Langfingern.
Zum Lieferumfang gehören neben einer gut verpackten SC-2000 Einheit, ein Quickstart-Guide zum schnellen Einstieg in Traktor oder Virtual-DJ sowie ein USB-Kabel. Des weiteren finde ich eine Danksagung an alle Käufer anlässlich des heuer 100. Firmenjubiläums von Denon. Da gratuliert auch die bonedo.de-Redaktion recht herzlich! Eine DJ-Software ist nicht im Karton. Virtual DJ LE steht zum Testzeitpunkt nur für Amerikaner, Kanadier und Südamerikaner zum kostenlosen Download bereit. Schade. Das Handbuch ist zudem eher gewöhnungsbedürftig. Im Falle Traktors sind die Funktionen jedoch an der Hardware klar abzulesen, bei Virtual-DJ erschließen sie sich nicht auf den ersten Blick.
Aufbau Möchte man den Controller in Funktionsgruppen aufteilen, wären das wohl vier an der Zahl. Und zwar die Effektbrigade, der Browserbereich, eine Loop/ Cue-Abteilung und die Decksektion. Im Praxisteil sehen wir das Zusammenspiel mit den empfohlenen DJ-Sofwares genauer an.
Wer kann`s gebrauchen? Da sich auf dem DJ-Sektor inzwischen Dutzende Deck-Controller tummeln, stellt sich die Frage nach dem anvisierten Käuferkreis. Schließlich gibt es ja schon eine reichhaltige Auswahl mit eigenen Spezialgebieten. Beim Testkandidaten kommt mir da sofort ein drittes Deck zum herkömmlichen Turntable-Setup in den Sinn. Vielleicht als Kommandant für das SL3-AUX-Deck. Obwohl der Bursche eigentlich eher nach einem Singleplayer aussieht, kann er durch geschickte Doppelbelegungen jedoch auch ein zweites Deck steuern – im Falle von Traktor wären es dann die Decks C und D. Das geht natürlich auch mit VDJ oder Mixvibes. Bei Mixvibes kann allerdings nur DVS-Ultimate vier Decks vorweisen. Ein Zustand, der sich für Cross laut Supportanfrage Mitte 2011 ändern soll. Und schon gehört die ganze Palette der DVS-Turntablisten, die ihr Set um ein kompaktes Gerät erweitern wollen zur engeren Zielgruppe – vom Profi bis zum heimischen Hobby-DJ. Tatsächlich ist der kleeene Schwarze eine interessante Ergänzung zu den Tellern, denn er kann ja nicht nur auf geringsten Raum weitere Decks abspielen, sondern lenkt ganz nebenbei noch die Kreativabteilungen der Software. Besonders interessant ist das Kistchen auch in Lokalitäten, die über begrenzte Räumlichkeiten verfügen – hinter der Bar oder in der Kellerecke zum Beispiel. Allerdings sollte man sich natürlich darüber im Klaren sein, dass der DJ immer noch einen Mixer benötigt. Aber da gibt es ja auch sehr schmale Konstruktionen. Vielleicht legt Denon ja im Stile von Stantons SCS-Systems selbst bald einen MIDI-Mixer mit oder ohne Interface nach. Ansonsten bestünde auch die Alternative, den Burschen umzuprogrammieren. So ganz auf Auto-Sync und -Gain. Dann noch den Filter-Encoder mit dem Bass kombiniert, wobei der Pitchfader als Linefader zu deklarieren wäre. Aber Spaß beiseite, dann sollte man doch besser zu einem anderen Produkt oder dem externen Mischer greifen. Zum Beispiel einen, der bereits ein internes USB-Interface verbaut hat, wie der TSP befähigte DENON-X1600 oder sein kleiner Bruder DN-X600, der allerdings kein Scratch-Zertifikat im Gepäck hat. Aber er eignet sich für ein Tête-à-tête mit Traktor Pro oder Virtual-DJ. Die Einsatzmöglichkeiten scheinen vielschichtig, das Produkt ziemlich gelungen – bis auf ein paar Kleinigkeiten. Welche das sind, erfahrt ihr, wenn ihr weiterlest.
Treckerbelegung Eines gleich vorweg: Nicht alle Buttons am 2000er sind beleuchtet, was in dunklen Umgebungen schon etwas ärgerlich ist. Doch das, was leuchtet, kann sich sehen lassen. Ein sehr gelungenes Farbkonzept, wie wir noch erfahren werden. Hoch im Norden sind die Bedienelemente für die Effektsektionen platziert. Vier Endlos-Encoder mit Buttonfunktion dirigieren Traktors FX Racks recht präzise, allerdings sind sie aufgrund der Rasterung nicht so fein auflösend wie manche Potentiometer. Bei den Effekten erreichen sie daher nur eine maximale Feinabstimmung von drei Prozent. Im erweiterten Modus mischt der erste Encoder Effekt- und Originalsignal, die übrigen kontrollieren die jeweiligen Attribute des gewählten Effekttypen. Im verketteten Modus hat der User gleich drei Genrevertreter in der Daisy-Chain, die mit je einem Controller vereinfacht gesteuert werden und sich auch während des Betriebs bequem via SHIFT austauschen lassen. Der erste Regler steuert auch hier DRY/ WET, allerdings für die gesamte Kette. Je nachdem, welche Unit aktiv ist, illuminieren die Leuchtringe orange (FX1) oder grün (FX2). Das Routing geschieht auf Knopfdruck für den gegenwärtigen Layer.
Etwas weiter südlich sind Deckswitch und die Browsersektion angeordnet. Der DECK-Button wechselt zwischen den Software-Playern A und B, was im ersten Fall durch eine blaue Farbgebung und im zweiten durch Signalrot gekennzeichnet wird. Auch der Farbring um den Encoder selbst schillert in der entsprechenden Farbe. Da er niedergedrückt die aktuelle Songauswahl in das entsprechende Deck befördert, ist eine eindeutige Zuordnung anhand der Couleur auch ohne das obligatorische LOAD A / B Duo jederzeit gegeben. Bei aktivierter SHIFT-Taste hat eine Drehung Beat-Jumps zur Folge. An den Flanken befinden sich zwei kleine Taster, die durch Ordner, Verzeichnisbaum und Playlisten schalten. BROWSER maximiert ferner die Playlistansicht zum Vollbild und DUPLICATE legt ein tempo- und positionssynchrones Duplikat des gegenüberliegenden Players an.
Der Schleifenbaukasten setzt manuelle Loops auf klassische Weise über In/Out-Buttons. Obendrein gibt es AUTOLOOPS, der zwei DIVIDER-Tasten zur Seite stehen. Sie halbieren oder verdoppeln den Zyklus in seiner Länge. Daneben befindet sich der Push-Encoder für das bipolare Kanalfilter. Die Platzierung empfinde ich als etwas unglücklich gelöst, gerade wenn man als Rechtshänder seinen 2000-er auf die linke Seite stellt. Was mich ebenfalls nicht vom Hocker haut, ist die grobe Auflösung des Filter-Encoders von fünf Prozent pro Schritt.
Vier orange hinterleuchtete Tasten repräsentieren ebenso viele Hotcues. Die Markierungen fünf bis acht lassen sich anspringen, wenn der Select-Button in den grünen Modus schaltet. Die Cuepoint-Tasten haben eine praxistaugliche Größe und sind auch zarteren Händen wohlgesonnen. Ich hätte sie aber ehrlich gesagt lieber unterhalb des Jogwheels gesehen, so wie beim Numark NS7 oder beim Traktor Kontrol S4.
Ein toller Eyecatcher ist das touchsensitive 105 mm großes Jogwheel im Zentrum der Konsole. Es sieht ziemlich schnittig aus mit seinen seitlichen Ornamenten und dem inneren Silberring. Das Rad hat einen präzisen Rundlauf und kommt nach einem Schubser in kürzester Zeit zum Stehen – sehr gelungene Haptik! Ein Leuchtstreifen signalisiert farblich, auf welchem Deck gerade gearbeitet wird. Die Empfindlichkeit des Jogdials lässt sich in 9 Schritten variieren.
100 Millimeter Faderlänge sieht man gern. Der Pitch auf der rechten Außenposition weiß zu gefallen, denn er ist nicht nur lang und gleitet sanft, sondern steuert Traktors Tempo zehntelgenau. Steht er in der Mitte, rastet er ein und der Track spielt in seinem Originaltempo. Die Deadzones an den Nord- und Südenden sowie im Zentrum sind mit knapp einer Skaleneinteilung moderat ausgefallen und im praktischen Einsatz eher zu vernachlässigen. Wechselt der DJ zwischen den Decks, wird der Faderlock mit Pickup-Modus gegen Temposprünge aktiviert. Der alte Wert ist also nach dem Zurückschalten abzuholen. Dem Temposchieber stehen zwei Pitchbend-Taster zur Seite, die den Song kurzzeitig um 1,6 Prozent beschleunigen oder bremsen. Eine Zeile höher liegen die Tasten für den Keylock und zur automatischen Synchronisation zur Master-Clock oder dem Master-Deck, das per Shift-Funktion definiert werden kann. Eigentlich alles so, wie man es sich wünscht, doch leider ist der Pitchfader gefährlich nah am Jogwheel platziert, sodass man während des Tellerschubsens Gefahr läuft, am Schieber hängen zu bleiben oder unter Umständen beim manuellen Pitchen den Teller zu berühren.
PLAY und CUE befinden sich auf der prominenten Linksposition – in CD-typischer Manier rot und grün hinterleuchtet. Wie auch die anderen Schaltflächentypen am Gerät lösen sie vollflächig aus und weisen an den Außenrändern daher ein anderes Druckpunktverhalten aus als im Zentrum. Die beiden schwarzen Knöpfchen mit dem Doppelpfeil spulen im aktuellen Musikstück, der SHIFT-Button fungiert gleichsam als Löschtaste für Loops und Cuepunkte. Zwischenbilanz: Insgesamt hat Denon eine gelungene Konfigurationsdatei für Traktor abgeliefert. Schaut selbst.
Virtual Deejay Anstelle eines erneuten kompletten Streifzuges mit VDJ, der ja naturgemäß in einigen Teilen identisch ausfallen würde, möchte ich lieber auf die Unterschiede in der Bedienung und im Mapping eingehen. In der Effektsektion zeichnet sich der erste Controller für die Auswahl des Effekttypen verantwortlich, Encoder zwei und drei steuern die beiden Parameter, der vierte Drehregler wählt ein Sample aus der Samplebank aus und startet dieses, wenn er niedergedrückt wird. In Kombination mit Shift legt er die Lautstärke des Audioschnipsels fest. FX UNIT springt zwischen der fest zugeordneten FX-Einheit jedes Decks. FX-ON wählt die Effekte Flanger, Brake, Backspin und Beatgrid direkt aus. BROWSER schaltet durch die Leisten für Musikbibliothek, Sampler, Effects und Recording. PREV und NEXT navigieren im Verbund mit dem Track-Encoder, der auch die Decks befüllt, durch die jeweiligen Sektionen.
Die Loop-Abteilung arbeitet entsprechend der Hardware-Kennzeichnungen, bei den Cue-Tasten zeichnet der orangene Layer für vier Hotcues verantwortlich, die grüne Befehlsebene spielt die Samplebänke 1-4 ab. Die restlichen Belegungen entsprechen den Beschriftungen. Das Jogdial ermöglicht je nach Setup Nudging, Scratching und File-Browsing. Die Konfigurationsdatei scheint indes noch nicht zu 100 Prozent auf VDJ7 gemünzt zu sein, denn sonst würde FILTER wahrscheinlich das Filter steuern, statt als Loopcutter zu arbeiten oder Beat- und Loop-Sprünge zu vollziehen. Oder vielleicht doch nicht? Was den Eindruck indes verstärkt: Arbeitet der DJ mit einem Vierdeck-Skin, wie auf dem nachfolgenden Screenshot zu sehen, werden die Instant-Doubles statt auf die gegenüberliegenden Player auf die darunter Liegenden katapultiert. Diese lassen sich zwar per Fokuswechsel vom Controller aus bedienen (blau steuert das grüne Deck, rot das Gelbe). Den Fokus selbst lässt sich jedoch nicht von der Hardware setzen. Die benötigten Befehle lassen sich im MIDI-Editor nachrüsten und im Ergebnis hat man dann einen Vierdeck-Controller vor sich. Weil die Abbildung dennoch nicht so nahtlos ist, kommt die XML-Config-Datei für VDJ insgesamt etwas schlechter weg als das Traktor-File. Es ist ja auch schließlich nicht so leicht, allen Softwares gerecht zu werden. Eine Lösung, mit der man dieses Problem umgehen könnte, wäre ein passendes Overlay beizulegen, wie es zum Beispiel bei DJ-Tech K-One oder Allen & Heath Xone:1D der Fall ist. Das stünde natürlich auch dem DN-SC-2000 gut zu Gesicht.
SSL 2 Für SC2000-Besitzer, die auch mit Serato spielen, haben wir eine Scratch-Live Konfigurationsdatei angelegt. Die obere Reihe steuert die Effektsektionen.
Deck A – blue
Controller
Funktion
Deck B – red
Controller
Funktion
FX-Unit 1
orange
Dry/Wet
Beat
FX-Unit2
orange
Dry/Wet
Beat
Param1/Push
FX1/ FX1.on
Param1/Push
FX1/ FX1.on
Param2/Push
FX2/ FX2.on
Param2/Push
FX2/ FX2.on
Param3/Push
FX3/ FX3.on
Param3/Push
FX3/ FX3.on
FX-Unit 1
green
Dry.Wet/Push
–
FX-Unit 2
green
Dry.Wet/Push
–
Param1
U1 FX1 Typ
Param1
U2 FX1 Typ
Param2
U1 FX2 Typ
Param2
U2 FX2 Typ
Param3
U1 FX3 Typ
Param3
U2 FX3 Typ
FX.On1
FX.Unit1. DeckA.on
FX-On1
FX.Unit1. DeckB.on
FX.On2
FX.Unit. DeckB.on
FX-On2
FX.Unit2. DeckB.on
Keylock
Keylock
Keylock
Keylock
Sync
Instant Double
Sync
Instant Double
Scratch-Live offeriert ja inzwischen eine ganze Menge an interessanten Effektpresets. Stellvertretend habe ich euch einige Vertreter aufgezeichnet. Erst pur, dann gepimpt.
Fazit Denon DN-SC2000 ist ein robuster, kompakter und akkurater MIDI-Controller mit 2-Deck Support. Er punktet mit solidem Stahlblechgehäuse, einem sehr guten Beleuchtungskonzept und einem präzisen Jogdial. Aufgrund der geringen Maße sollte er in jeder Tasche und Kanzel ein Plätzchen finden und sich mit seinen Multilayern als Standalone-Controller am externen Mischer genauso wohlfühlen wie im Team mit Turntables oder CDJs. Der Aufbau ist strukturiert, die Bedienung ist schlüssig und geht schnell von der Hand. Allerdings habe ich auch einige Kritikpunkte. Zum einen stört mich die Nähe des Pitchfaders zum Drehteller. Außerdem hätte ich für Filter und FX lieber Drehregler gesehen, da die Denon-Encoder mit rund 20 Schritten doch etwas grob gerastert sind. Für Virtual-DJ wäre ein Overlay nicht verkehrt gewesen. Ansonsten habe ich aber nix zu meckern. 239 Euro (Street-Preis ca. 200 Euro) sind ein angemessener Verkaufspreis. Wer auf der Suche nach einem platzsparenden und budgetschonenden dritten Deck für den Heim-, Studio- und Gig-Einsatz ist, sollte Denons neue Schöpfung in die engere Auswahl einbeziehen.
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