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Denon DN-412X Test

Die Firma Denon bzw. Denon Professional genießt in HiFi- und DJ-Kreisen einiges Ansehen; jetzt reüssiert sie mit einem kompakten Live-Pult namens DN-412X. Das mischt zwölf Eingänge auf einen Stereomaster und macht mit sieben Mikrofonvorstufen, integriertem Effektgerät und neunbandigem Master-EQ neugierig. Mit gut 450 Euro Listenpreis ist das Gerät kein typischer Chinaböller, aber für einen soliden Live-Mixer mit brauchbaren Mikrofonvorstufen immer noch ein faires Angebot. Mal sehen, wie sich das Pult im Bonedo-Test schlägt.

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Details

Für den DN-412X wählte Denon Professional ein schwarzes, sehr solides Metallgehäuse mit robusten Seitenteilen aus Kunststoff. Auch im ruppigen Live-Betrieb sind mechanische Blessuren höchstens bei anderen Unfallteilnehmern zu erwarten. Für den Transport ist dennoch ein Case oder eine tourtaugliche Tasche empfehlenswert. Ohren für die Rackmontage führt Denon nicht im Zubehörsortiment.

Fotostrecke: 2 Bilder Verpackung und Inhalt: Denon gibt seinem DN-412X nur das Nötigste mit auf den Weg.

Canale grande

Die zwölf Eingangssignale werden dem DN-412X über acht nahezu identische Kanalzüge zugeführt, sieben davon wurden erfreulicherweise mit Mikrofoneingängen ausgestattet. Die Phantomspeisung wird global geschaltet. Wie sich leicht errechnen lässt, sind vier Kanalzüge monophon und die verbleibenden Exemplare stereophon ausgelegt. Allen acht Kanälen ist dieser Grundaufbau gemein: Einem akzeptabel weichlaufenden 60-mm-Fader mit Signal-LED folgen ein beleuchteter Mute-Taster, ein Panorama-Regler, zwei Aux-Sends sowie ein dreibandiger EQ mit Festfrequenzen. Den Abschluss bildet das Gain-Poti, dessen rote LED Übersteuerung signalisiert.
Die Kanäle 1 – 7 besitzen zusätzlich bei 75 Hz greifende Trittschallfilter, was angesichts der dort verbauten Mikrofonvorstufen überaus sinnvoll ist. Die ersten vier Kanäle verfügen zudem über Ein-Knopf-Kompressoren. Sie arbeiten mit einer festen Ratio von 3:1, der Regler bestimmt gleichermaßen den Threshold sowie das Make-up-Gain. Von der Aktivität der Kompressoren kündet jeweils eine orangefarbene LED.
Anschlussseitig bieten die Monokanalzüge eine XLR-Buchse, einen symmetrischen Klinken-Line-In sowie, Applaus, Applaus, einen Insert-Punkt. Die Stereokanäle verzichten auf einen Insert, dafür übernimmt die Klinkenbuchse nun die Aufgabe des rechten Line-Ins. Da der achte Kanalzug ohne Mic-Preamp auskommen muss, fehlt die XLR-Buchse.

Fotostrecke: 2 Bilder Die ersten vier Kanäle besitzen Ein-Knopf-Kompressoren, die Kanalzüge 1 – 7 sind mit Mikrofonvorstufen und Trittschallfiltern ausgestattet.

Mastersektion

Als nächstes fällt der neunbandige Grafik-EQ ins Auge. Er lässt sich (gute Idee!) wahlweise in die Stereosumme oder in den Monitorweg routen. Bei Bedarf kann man ihn natürlich auch ganz aus dem Signalweg nehmen. Ebenfalls kaum zu übersehen ist die digitale Effekteinheit. Sie stammt aus dem Hause Alesis und stellt hundert feste Presets bereit, darunter auch zwei Gruppen mit kombinierten Effekten (Hall + Delay, Flanger + Hall). Die Digitaleffekte werden über einen Dreh/Push-Encoder gesteuert, per Druck- oder Fußtaster bringt man sie in den Bypass-Modus.
Einen 2-Track-In/Out (Cinch) gibt es ebenso wie einen Kopfhörerausgang. Außerdem vorhanden: ein CTRL-Out, also ein separater Control-Room-Ausgang. Und wo ich gerade dabei bin: Das Pult besitzt ein bidirektionales USB-Audiointerface. Warum ich das alles in einem Atemzug nenne? Weil alles miteinander zusammenhängt.
Der CTRL-Out (zweimal Klinke) spiegelt normalerweise, wie auch der Kopfhörer, das am Main-Out (2x XLR, 2x Klinke) anliegende Signal. Kopfhörer und Control Room teilen sich einen Lautstärkeregler, was ich für eine nur mäßig clevere Lösung halte, da sich beide Outs so nicht unabhängig voneinander nutzen lassen. Auf Wunsch schaltet man diese Zwangsgemeinschaft vom Main- auf das Cue-Signal. Auf den Cue-Bus dürfen wir die am 2-Track-In sowie am USB-Port anliegenden Signale routen und damit aus der Hauptsumme nehmen. Praktisch, denn so lassen sich die Zuspieler separat abhören.

Fotostrecke: 3 Bilder In der Mastersektion gibt es eigene Fader für Monitor, Aux Return und DFX.

Was so richtig nervt: Diese Zusammenhänge beschreibt das Handbuch grundlegend falsch, in der englischen ebenso wie in der deutschen Version. So wird behauptet, der Kopfhörerausgang ließe sich zwischen Main und Control Room umschalten, richtig ist aber Main und Cue. Ebenso wird verschwiegen, dass der Pegelsteller gleichermaßen für den Control Room zuständig ist. Die Information, welche Signale am CTRL Out anliegen, fehlt völlig. So treibt man nicht nur Einsteiger in den Wahnsinn.
Das Handbuch hat noch mehr Überraschungen parat: Es informiert beispielsweise nur unzureichend über die Aux-Sends und -Returns. Damit verhält es sich nämlich so: Aux 1 liegt pre-fader, eignet sich also vor allem für den Monitormix. Der am Aux-1-Ausgang anliegende Pegel wird durch den Monitor-Fader in der Mastersektion kontrolliert. So lässt sich der komplette Monitorpegel rasch justieren, sehr schön. Der zweite Send zweigt post-fader das Signal für den digitalen Effektprozessor ab und ist daher mit „DFX‟ beschriftet.
Soweit, so gut – und auch im Handbuch leidlich beschrieben. Nun gibt es aber auch noch einen weiteren Aux-Out, beschriftet mit „Aux 2‟. Der schlechte Witz an der Sache: Laut Beschriftung auf dem Mischpult und Handbuch gibt es in den Kanälen gar keinen Send namens Aux 2. Ebenfalls schweigt sich das Handbuch darüber aus, welches Signal an unserem ominösen Aux-2-Out anliegen soll. Der erfahrene Anwender ahnt, was das Experiment bestätigt: Der DFX-Send sendet nicht nur ans interne Effektgerät, sondern parallel an Aux-2-Out. So etwas, liebe Freunde bei Denon Professional, gehört ins Handbuch. Wie man so etwas vorbildlich löst, zeigen zum Beispiel die Mitbewerber von Mackie.
Die Chronistenpflicht gebietet es schließlich, einige Details zu ergänzen. So besitzt das DN-412X ein internes Netzteil, dessen Sicherung dankenswerterweise von außen zugänglich ist. Auf der Oberseite gibt es zudem eine weitere USB-Buchse, über die sich Tablets, Telefone, aber auch kleine Lämpchen für die Pultbeleuchtung mit Strom versorgen lassen.

Fotostrecke: 2 Bilder Pfiffiges Detail: USB-Port zur Stromversorgung von Tablets, Smartphones oder Mischpultbeleuchtung.
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Praxis

Hat man das Signalrouting unseres Probanden verinnerlicht, lässt es sich mit ihm sehr angenehm arbeiten. Natürlich geht es bei gerade einmal 38 Zentimeter Pultbreite ein wenig gedrängt zu und Menschen mit ausgeprägten Wurstfingern werden etwa beim Aktivieren des Trittschallfilters gut zielen müssen. Macht man ja aber auch nur einmal pro Gig. Freunde farbenfroher Potikappen könnten zudem bemängeln, dass im Halbdunkel die Farben Blau, Weiß und Grau sowie Rot auf grauem respektive schwarzem Hintergrund nicht der Brüller sind, um Funktionsgruppen gut voneinander abzugrenzen. Diesen Kritikern sei gesagt: Fürchtet euch nicht, es geht trotzdem. Außerdem: So kompliziert ist das Pult nun auch wieder nicht.
Was indes richtig nervt ist die blaue Power-LED. Die ist nämlich so hell, dass sie – und ich scherze ausnahmsweise nicht – gerade bei schummeriger Beleuchtung massiv blendet. Ich habe den Kameraden zwei Minuten nach dem ersten Kennenlernen mit Gaffa abgeklebt. Zumal das zweistellige LED-Display des DFX sowieso ständig leuchtet, blau übrigens. Man mag mich pingelig finden, aber ich frage mich in diesen Momenten ernsthaft, ob die Entwickler ihr Produkt einmal einen Abend lang selber ausprobiert haben. 

Fotostrecke: 2 Bilder Bei schummriger Beleuchtung ist die Farbkodierung der Potis längst nicht so klar wie bei gutem Fotolicht. Die Fader laufen indes erfreulich sanft.

Rauschen & Co.

Zurück am heimischen Schreibtisch muss Denons DN-412X noch einmal seine Audioqualitäten unter Beweis stellen. Im Live-Einsatz gab es nichts zu meckern, mal hören, was sich im stillen Kämmerlein tut. Zunächst fällt auf, dass der Headroom der Mikrofonvorverstärker mit maximal 45 dB Verstärkung eher durchschnittlich bemessen ist. Für Mikrofone mit ordentlichem Output reicht das, pegelschwache Exemplare neigen aber eventuell zum Rauschen. Bei meinen Tests verhält sich das Pult allerdings unauffällig. Auch Line- und Instrumentensignale verarbeitet das Pult klaglos. Dennoch gibt es Pulte, die nebengeräuschärmer arbeiten. Vor allem beim Einsatz des Channel-EQs ist etwas Zurückhaltung geboten.
Anlass zum Staunen geben die Clip-LEDs am Gain-Poti. Obwohl ich mit einem aktiven Yamaha-Bass die Vorstufe offenkundig in die Verzerrung fahre, bleiben die Lämpchen aus. Kurios. Aber wozu hat man Ohren. Bei Mikrofonsignalen aktiviert sich die Clip-LED hingegen erwartungsgemäß.
Die Effekteinheit von Alesis liefert ordentliche Qualität für die Bühne, im Studio würde ich sie auf Bypass schalten. In den Soundbeispielen könnt ihr euch einen Eindruck von den Klangeigenschaften der DFX verschaffen.
Das USB-Interface verhält sich class compliant, lässt sich also ohne Treiberinstallation unter Windows, OSX und Linux nutzen. Die Latenz beträgt bei 128 Samples Buffergröße etwa 14 Millisekunden (Round Trip), da kann man nicht meckern. Zumal diese Werte im Live-Einsatz beim Recording und Abspielen von Konservenmusik ohnehin keine nennenswerte Rolle spielen. Schon ärgerlicher ist es, dass über das Interface digitale Störgeräusch übertragen werden. Auf dem Weg in den Rechner, gerade bei einem Live-Mitschnitt, sind diese noch tolerabel – man hört es in den Soundbeispielen – vom Rechner ins Pult wird’s grenzwertig. Das muss nicht sein.

Mal hören?

Zeit für die versprochen Klangbeispiele. Ich habe sie über das integrierte USB-Interface in Cubase Pro 8.5 aufgenommen. Als erstes gibt es eine kleine, trockene Sprachprobe mit Yours Truly über ein Rode NT1-A. Dann folgt ein Vocal Hook, vorgetragen von einer gewissen Ann. Die Aufnahme habe ich von einer etwas älteren Sample-CD. Die Dame singt pro Durchgang zweimal „I won’t let you go‟, dabei hören wir folgende Effekte: 1. Delay, 2. Delay plus Reverb, 3. Vocal, 4. Large Hall. Schließlich noch ein viertaktiger Funky Riff von der Stratocaster, wiederum mit Effekten: 1. Delay, 2. Delay plus Reverb, 3. Chorus, 4. Small Room, 4. Flanger + Reverb. Bei allen Beispielen kann man in den Pausen gut das leichte Zirpen des USB-Interfaces hören.

Audio Samples
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Sprachprobe mit Studiomikrofon Vocals + Effekte Stratocaster + Effekte
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Fazit

Denon Professionals DN-412X ist ein erstaunlich leistungsfähiger Kompaktmixer, der vor allem live zu überzeugen weiß. Der pre-fader Aux-Weg mit eigenem Masterfader, der auch auf den Monitorpfad schaltbare Grafik-EQ, die ansprechende FX-Abteilung und nicht zu vergessen die üppigen sieben Mikrofon-Preamps empfehlen das Pult für kleinere Ensembles, die ihr Equipment möglichst schlank halten, dennoch auf ein flexibles Pult nicht verzichten möchten. Das äußerst robuste Gehäuse, die gute Ausstattung – man denke nur an den zusätzlichen USB-Port für die Stromversorgung – und der faire Preis lassen den Testerdaumen klar nach oben zeigen. Schließlich kostet das Pult im Laden keine 400 Euro. Dringend nachbessern muss Denon Professional bei der Bedienungsanleitung. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, Anwender so massiv mit Fehlinformationen zu verwirren. Zum Schluss die Gretchenfrage: Würde ich das DN-412X auch im (Heim-) Studio einsetzen? Ehrliche Antwort: Nein, denn für diesen Zweck gibt es kompakte Pulte, die weniger rauschen. Im Live-Einsatz erspielt sich unser Proband dennoch respektable vier Sternchen. 

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Sieben Mikrofon-Preamps
  • Grafischer Neunband-EQ im Master
  • Ein-Knopf-Kompressoren in den ersten vier Kanälen
  • Ordentliche 60-Millimeter-Fader
  • Gute Effekte
  • USB-Interface
  • Zusätzlicher USB-Anschluss zur Stromversorgung
  • Praxistaugliches Routing
  • Road-taugliches Gehäuse
Contra
  • Bedienungsanleitung
  • Störgeräusche über USB-Interface
  • Wenig Gain-Reserven im Input
  • Durchschnittliches Rauschverhalten
  • Power-On-LED blendet
Artikelbild
Denon DN-412X Test
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Kompaktes Live-Pult: Denon Professional DN-412X
Kompaktes Live-Pult: Denon Professional DN-412X
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