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Denon DJ HP1100 Test

Denon DJ platziert mit dem HP1100 sein Spitzenmodell im Marktsegment der geschlossenen DJ-Kopfhörer. Große Treiber, hohe Pegel und 180-Grad-Doppeldrehgelenke sind nur einige Features, die mein Testkandidat für sich beansprucht. Der Denonsche Klassenprimus – es gibt noch zwei kleinere Modelle namens HP600 und HP800 – geht mit einer UVP von 154,69 Euro an den Start und paddelt somit in Gewässern, in denen Pioneer HDJ-1500 oder der etwas günstigere HDJ-700K, die beide im Test zu gefallen wussten, sich zu Recht ein angestammtes Plätzchen ergattert haben. Ob Denons Flaggschiff ebenbürtig ist oder die Konkurrenz von ihren Plätzen verweisen kann, erfahrt ihr im folgenden Artikel.

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Details

Lieferumfang und Verarbeitung

Ein Punkt, der allzu lang nicht werden wird, denn alles, was man der Kartonage entnehmen kann, ist der HP1100, eine Transporttasche aus weichem Kunstleder sowie ein aufschraubbarer Adapter auf 6,35 Millimeter. Die Verpackung ist leider (wie bei den meisten Herstellern von Kopfhörern üblich) eine Mixtur aus durchdesigntem Hochglanzkarton und weichem Plastik. Ich will mich aber nicht beklagen, hier war Denon früher deutlich aufdringlicher und ganz schön verschwenderisch, was die Verwendung dieses Materials angeht.
Der anthrazit-schwarze Kopfhörer wirkt beim ersten „Touch & Feel“ wuchtig und schwer, aber eben auch ziemlich robust und widerstandsfähig und das trotz der Verwendung des vielen Plastiks. Einen Sturz von der DJ-Kanzel übersteht der Proband mal ganz locker, womöglich ohne Kratzer.

Fotostrecke: 3 Bilder Frisch auf den Tisch!

Kopfpolster und Größenadaption

Der Kopfbügel ist zusammen mit der Ummantelung, die aus Kunstleder gefertigt ist, 38 Millimeter breit und im Halb-Oval geformt. Die Polsterung des Bügels übernimmt ein unter dem Kunstleder sitzender, grundsätzlich elastischer, aber dennoch fester Werkstoff, der nirgendwo konkret Erwähnung findet. Es handelt sich hierbei definitiv nicht um Schaumstoff oder ähnliches, da sich die Polsterung hierfür viel zu straff, ja fast schon zu hart anfühlt, wenn man sie mit den Fingern ein wenig eindrückt. Wie sich das am Kopf macht, dazu später mehr. Der Bügel mündet in der Kopfgrößenanpassung, die beidseitig in 12 Stufen gerastert, genügend Spielraum bereitstellt, um selbst den größten Dickkopf glücklich zu stimmen.

Die Kopfgrößenverstellung hält 12 Stufen bereit, was allemal ausreichen sollte.
Die Kopfgrößenverstellung hält 12 Stufen bereit, was allemal ausreichen sollte.

Spiralkabel bei DJs sind hoch im Kurs

Das Kabel wird einseitig nach unten aus der linken Muschel geführt, sitzt bombenfest und ist laut Denon DJ von innen liegend zugentlastet. Es kann so ohne Weiteres vom Laien nicht ausgetauscht werden, was bei einem Defekt automatisch in einem Service-Fall resultiert. Das Teil verfügt über einen recht großen Spiralanteil, was bei DJ-Headphones ganz schön in Mode gekommen ist. Zu Recht, wie ich finde, denn so hat man nie das Gefühl, ein zu langes Kabel zu händelt, da es sich ohne Spannung von außen einfach immer wieder zusammenzieht – wirklich praktisch! Da könnte ich mich dran gewöhnen!
Das fest fixierte, vier Millimeter starke Rundkabel mündet in einem geraden Steckverbinder in Form einer vergoldeten 3,5-Millimeter-Klinke. Ein außen liegendes Gewinde nimmt den mitgelieferten, ebenfalls vergoldeten 6,3-Millimeter-Adapter auf, was allemal zu einer betriebssicheren Verbindung gereicht. Der Spiralanteil beginnt von der Muschel aus gemessen bei exakt 75 Zentimetern, was mir sehr praxistauglich erscheint. Die Wendel ist im zusammengezogenen Zustand bloße 34 Zentimeter lang, was zunächst kurz erscheinen mag, doch ich konnte sie mit meinen ausgestreckten Armen (!) nicht bis zu ihren Extrempunkten auseinanderziehen. Auf die Spirale folgen 17 Zentimeter gerades Kabel, das dann klammheimlich in den Stecker mündet. Ganz ausgezogen mag das Kabel gut und gerne drei Meter lang werden. Aber bitte nicht so häufig machen, da es ansonsten irgendwann drei Meter lang bleibt.

Techspecs

Die Ohrnahbeschallung beim HP1100 erledigen zwei 53 Millimeter im Durchmesser betragende dynamische Treiber mit der Bezeichnung „Wide Range“, was wohl direkt auf den großen Übertragungsbereich anspielt, den der Hersteller ohne konkrete Angaben von maximal zulässigen Abweichungen oder über den Versuchsaufbau mit 5 – 33.000 Hertz beziffert. Ebenso wenig aussagekräftig ist der Wert der maximalen Leistungsaufnahme, die man hier mit 3500 Milliwatt angibt, was erst mal ganz schön feist klingt. Doch ohne Angabe des Klirrfaktors macht jene Kenngröße für mich keinen Sinn. Oder ist hier der Grenzwert gemeint, ab dem der Kopfhörer das Zeitliche segnet?
Die Anschlussimpedanz gibt der Hersteller mit 36 Ohm an, sodass man mit einer effektiven Abschirmung bei der genannten möglichen Leistungsaufnahme reichlich Pegel aufs Ohr erwarten darf, sprich: Der HP1100 hat vermutlich einen guten bis sehr guten Wirkungsgrad, was ich später eruieren werden.
Die Membran schwingt vor einer geschlossenen Rückwand, um zum einen eine effektive Abschirmung von Außengeräuschen zu erzielen, zum anderen den nötigen Druck auf das Ohr zu bringen. Aufgrund des großen Treibers sind die Ohrmuscheln derart groß geworden, dass eine ohrumschließende Trageweise in so ziemlich allen Fällen möglich sein sollte. Der Außendurchmesser der Ohrmuscheln beträgt etwa 92 Millimeter, während den Lauschern innen etwa 53 Millimeter Platz zugutekommt. Die Druckkammer (Ohrmuschel von außen bis zum Rand des Ohrpolsters gemessen) ist mit gut 54 Millimetern Tiefe gesegnet und sollte damit genügend Raum für die Entfaltung des Klangs liefern.
Die etwa 22 Millimeter dicken Ohrpolster verbergen sich unter einem sehr anschmiegsamen Lederimitat. Sie sind abnehmbar und somit spielend leicht auszutauschen. So kann man vor allen Dingen aber auch mal einen Blick riskieren.
Die Messung auf meiner Küchenwaage ergibt 380 Gramm ohne Kabel und 440 Gramm mit. Der zweite Wert ist zu vernachlässigen, schließlich wird man wohl nie das Kabel auf dem Kopf tragen, aber der erste Wert ist schon von Belang. Denn 380 Gramm ergeben schon eine stattliche Kopfbeschwerung, die mit gutem Tragekomfort wieder ausgeglichen werden muss, was nicht allen Kopfhörern gleichermaßen gut gelingt.

Die Ohrpolster sind leicht abnehmbar und gestatten so einen flüchtigen Blick auf das Innenleben.
Die Ohrpolster sind leicht abnehmbar und gestatten so einen flüchtigen Blick auf das Innenleben.
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Praxis

Tragekomfort und Handling

Dem Tragekomfort des HP1100 hatte ich von Beginn an nicht so wahnsinnig viel zugetraut. Aufgrund des hohen Gewichts und der straff erscheinenden Kopfbügelpolsterung war ich besonders skeptisch. Nennt mich Warmduscher, Weichwade und Berufspessimist. Damit ich einen Kopfhörer lange und gerne trage, brauche ich einfach einen guten Tragekomfort und ein unkompliziertes Handling.
Zu meiner großen Überraschung präsentiert sich Denons Spitzenmodell in jenen Disziplinen weit besser als ich dachte. Die beidseitigen Doppeldrehgelenke können nicht nur jeweils 180 Grad, sondern sorgen für eine sehr feine Anpassung an das Ohr, weil die Muschel im Prinzip ja jede Richtung kann.
Die Kopfgrößenanpassung funktioniert erwartungsgemäß reibungslos bis unspektakulär. Der Druck, den der HP1100 auf den Schädel (nicht aufs Ohr!) bringt, ist angemessen und keinesfalls zu stark. Zu keinem Zeitpunkt drückt Denon DJs Klassenprimus so stark, dass bei mir das Bedürfnis entsteht, ihn abnehmen zu müssen.
Die geschlossene Kammer um die Ohren wirkt zu keiner Zeit unangenehm, auch Wärmestaus konnte ich nicht feststellen. Den Schüttel- bzw. Abwurftest besteht der Denon ebenfalls locker. Die Abschirmung nach außen erweist sich als überdurchschnittlich, auch wenn ich bereits andere Exemplare hier hatte, die da noch ein bisschen mehr auf der Pfanne hatten. Einohriges Abhören ist ebenfalls gut machbar, da die Muschel hinterm Ohr auch einen guten Andruck entwickelt, so dass der 1100er nicht so einfach vom Kopf rutschen kann.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Drehgelenk wirkt auf mich sehr robust.

Klang

Der Sound des HP1100 ist stimmig in sich und grundsätzlich angenehm. Die Bassbetonung fällt mir erst nach ein paar gehörten Stücken vollends auf, da sie sehr breitbandig ist und nicht unbedingt im Bereich der Kicks (70-130 Hertz) oder im Sub- bzw. Tiefbassbereich angesiedelt ist, sondern eher bei 150-350 Hertz zu suchen wäre. Das ist der Frequenzbereich, wo die tonalen Bässe ihre Zeichnung haben und Wärme liefern, aber eben auch hoch abgestimmte Bassdrums oder große Toms gerne mal ein wenig „topfig“ klingen, was mir persönlich nicht so gut gefällt.
Der gesamte Mittenbereich des HP1100 ist omnipräsent und wird zudem gut aufgelöst. Im Hochton hat Denon DJs Spitzenmodell aber dann nicht so viel zu bieten, denn dieser erscheint erst einmal stark unterrepräsentiert, was sich vor den sehr präsenten Mitten doppelt bemerkbar macht. Durch die fehlenden Höhen gewährt der Kopfhörer bei der Wiedergabe von akustischen Aufnahmen auch relativ wenig Durchsicht und Räumlichkeit.
Natürlich hat grundsätzlich die geschlossene Kapsel einen entscheidenden Anteil an diesem Effekt. Die Stärken von „Geschlossenen“ liegen bekanntermaßen nicht im räumlichen Auflösungsvermögen.   Die Stärken des HP1100 hingegen liegen eindeutig im DJ-Monitoring. Die geschlossene Rückwand schirmt den DJ effektiv vom umliegenden akustischen Geschehen ab, so dass man mit den Reserven des Denon unter anderem auch wegen seiner niedrigen Anschlussimpedanz einen überzeugenden Wirkungsgrad erzielt. Bedeutet praktisch: Ist es im Club auch noch so laut und zudem der Kopfhörerverstärker des hiesigen Mischpultes auch noch recht flachbrüstig, kann man mit dem HP1100 dennoch auflegen.
Der HP1100 macht trotzdem immer noch was draus. Es zeigt sich auch, dass der Sound, der daheim unter Idealbedingungen wenig transparent klingt, für laute Umgebungen aber genau richtig zu sein scheint. Er setzt sich immer irgendwie durch und auch die klangliche Beurteilung kann gelingen, wenn man den Kopfhörer schon ein bisschen besser kennt. Selten hab ich so einen pegelfesten DJ Headphone gehört, dessen Sound für den angestammten Verwendungszweck so krass abgestimmt ist wie hier. Richtig laut kann der HP1100 – und so wie er können das nicht viele.

Passt auf so ziemlich jeden Kopf – da bildet unser Glaskopf keine Ausnahme.
Passt auf so ziemlich jeden Kopf – da bildet unser Glaskopf keine Ausnahme.

Test-Setup
Plattenspieler: Vestax PDX2300 Pro MKII mit Ortofon OM Serato 120
CD-Player: TEAC CD-P800NT
AD-Wandler: Denon DA-300
USB Mixer/Preamp: Denon DN-X1600
Kopfhörer-Amp: SPL Phonitor Mini

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Fazit

Denon DJ HP1100 ist ein geschlossener, ohrumschließender DJ-Kopfhörer, der zwar mit viel Kunststoff am Leib daherkommt, aber trotzdem sehr robust und nahezu unverwüstlich wirkt. Neben dem fest installierten, relativ hochwertigen Kabel samt Spiralanteil bringt er ein paar Goodies mit, die die Arbeit eines DJs selbst unter Schwerstbedingungen ermöglichen: Auf beiden Seiten des Kopfbügels sorgen um 180 Grad drehbare Muscheln durch verstärkte Doppeldrehgelenke für eine gute Anpassung an das Ohr. Der Tragekomfort ist durchweg angenehm. Aufgrund des hohen Wirkungsgrades, der guten Abschirmung und der hohen Pegelfestigkeit eignet er sich für „Auflegen XXL“, wie nur wenige andere. Klanglich ist er ein absoluter Spezialist, denn sein Sound ist stark auf den Verwendungszweck ausgerichtet bzw. darauf limitiert. Für stundenlangen Musikgenuss oder gemütliche Hörbuch-Sessions sollte man sich wohl eher einen offenen Kopfhörer besorgen. Wenn es aus beruflichen Gründen eben ein geschlossenes Modell sein muss, weil ein paar Monitoring-Jobs in der Festivalsaison winken, sind diese nur mit klanglichen Einschränkungen durchführbar. Denon DJ HP1100 ist durch und durch ein Headphone für den Club. Er kann laut und lauter und das immer und überall. Dieses Metier muss man auch erst einmal beherrschen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Sehr robust
  • Hochwertiges Kabel mit Spiralanteil
  • Relativ angenehmer Tragekomfort
  • Praktikabler Sound für DJ-Monitoring
  • Breitbandige Bassanhebung
  • Gute Mittenauflösung
  • Sehr hohe Pegel möglich
Contra
  • Mäßige Transparenz
  • Geringes räumliches Auflösungsvermögen
  • Kabel nicht einfach austauschbar
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Denon DJ HP1100 Test
Für 129,00€ bei
Denon DJ HP1100
Denon DJ HP1100
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