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DBX 530 Parametric EQ Test

Wenn ein Hersteller mit einer Palette von einem knappen Dutzend Series-500-Modulen an den Start geht, dann darf ein EQ natürlich nicht fehlen. Dass es sich beim DBX 530 um ein vollparametrisches Design handelt, überrascht nicht.

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Und zu erfahren, warum das so ist, genügt ein Blick auf die Firmenhistorie von DBX, beziehungsweise auf die Ära der Grundung. Nach dem Firmengründer David Blackmer als „David Blackmer Experience“ getauft, ging DBX 1971 an den Start, und da waren die späten 60er mit Jimi Hendrix’ Eskapaden noch nicht lange her. Damals herrscht Aufbruchstimmung, es war ein Zeitenwechsel in der Musikproduktion zu spüren. Neue Technologien auf Basis der erst kürzlich eingeführten Transistortechnik erlaubten immer größere Detailkontrolle. Um halbparametrische EQs à la Neve oder API zu entwerfen, war DBX ein paar wenige Jahre zu spät dran, und auch wenn die 50er zu diesem Zeitpunkt erst ein gutes Jahrzehnt vorbei waren, scheinen ehrwürdige Röhrenmonster wie der Pultec aus der Perspektive der frühen 70er wie von einem anderen Planeten zu stammen.
Als einer der ersten Anbieter setzte DBX bei Kompressoren auf die noch junge Transistor-VCA-Technik, und ein parametrischer EQ ist die perfekte Entsprechung dafür auf dem Feld der Frequenzbearbeitung. Damals hatte DBX mit dem 900-Standard ein zum API-System konkurrierendes Modulkonzept im Portfolio, und für dieses wurde der 905-EQ angeboten. Heute ist der amerikanische Hersteller auf die API-Linie eingeschwenkt, doch auch die Kassette im Fremdformat basiert vom Layout und den Audioschaltungen her auf dem eigenen 905-Design.

Details

Der Equalizer ist ein Kind seiner Zeit

Dieser EQ ein typisches Konzept für die Zeit, der er entsprungen ist. Der konstruktive Fokus lag hier weniger an den schönfärberischen Eigenheiten der Technik auf der er beruhte (welche damals ohnehin eher als notwendiges Übel angesehen wurden), sondern auf der Kontrolle über den Frequenzgang. Das ursprüngliche Firmenziel diente dem Zweck, Aufnahmen dem „Realismus einer Live-Performance näherzubringen“, und das sah vor, dass man notfalls Frequenzgänge auch gezielt verbiegen müsste. Als dreibändiges, vollparametrisches Design verfügt der heutige DBX 530 daher über drei Bedienelemente pro Band: Pegel/Amplitude, Eckfrequenz und Filtergüte, wobei sich alle drei mit Potis stufenlos durchstimmen lassen. Dabei ist der Equalizer ein reziprokes Design. Das bedeutet, dass Boosts und Cuts dieselben Filterkurven haben und sich damit zumindest theoretisch, beispielsweise den Phasengang außer Acht lassend, mit umgekehrten Einstellungen rückgängig machen lassen. Zudem überlappen sich die Bänder ziemlich weit, was auch komplexere Kurven ermöglicht und ungehinderten Zugang zu allen Frequenzen erlaubt – ein Qualitätsmerkmal jedes ernstzunehmenden parametrischen EQs.

Funky form, classic function: Schon auf den ersten Blick ist das Modul ein Kind der 70er-Jahre.
Funky form, classic function: Schon auf den ersten Blick ist das Modul ein Kind der 70er-Jahre.

15 dB maximale Amplitude

In Zahlen liest sich das wie folgt: Bassband 20-500 Hz, Mitten 200 Hz – 5 kHz, Höhenband schließlich 800 Hz – 20 kHz. Alle Bänder erlauben eine Amplitude von ±15 dB, was als solider Standard gelten kann. Muss man die 15 dB irgendwo wirklich einmal ausfahren, dann kann das nur bedeuten, dass an anderer Stelle etwas gehörig schiefgelaufen ist. Der Gain-Parameter ist Teil eines doppelkonzentrischen Potis, wobei deren äußerer Ring für die Einstellung der Filtergüte reserviert ist. Mit Werten von 0,9 bis 5 für den Q-Faktor bietet der 530 eine recht breite Palette, die von superweicher Abstimmung bis hin zu recht scharfer chirurgischer Präzision reicht. Eine Mittenrastung bieten die Gain-Potis leider nicht, dafür schaltet ein Klick am Linksanschlag das jeweilige Band in den „Infinite Notch“-Modus, bei dem mit sehr enger Filtergüte eine Absenkung von etwa 40 dB realisiert werden kann. Problemfrequenzen lassen sich damit zuverlässig killen – ein brutales Mittel, zu dem es in Beschallungssituation leider manchmal kaum eine Alternative gibt. 

Eckfrequenzen mit separatem Poti

Es macht konstruktiv auf jeden Fall Sinn, dass die Einstellung der Eckfrequenz mit einem separaten Poti erfolgt und nicht Teil des konzentrischen Bedienelelementes ist. Somit lässt sich dieser Parameter leichter einstellen. Ein großer Vorteil von parametrischen EQs gegenüber den Konsolen-Entzerrern der 60er ist es ja eben gerade, dass die Frequenz stufenlos und punktgenau angesteuert werden kann, mit Poti und nicht per Drehschalter. Dank des Layouts des 530 kann man von diesem Feature auch ungehindert Gebrauch machen.

Fotostrecke: 3 Bilder DBX 530: Schon die Modellnummer reiht die Kassette in das knappe Dutzend aktueller 500-Module des Herstellers ein.

Shelf- oder Peak-Charakteristik

Schließlich lassen sich die beiden äußeren Bänder noch vom Peaking- in den Shelving-Modus schalten, dann mit einer recht sanften, nicht veränderlichen Güte von 6 dB pro Oktave. Dies trägt dem allgemeinen Einsatzziel von Shelving-Filtern Rechnung, nämlich dem sanften aber bestimmten Verbiegen des gesamten Frequenzganges, etwa wenn ein Signal deutlich zu dumpf oder zu flach geraten ist. Schließlich verfügt das Modul noch über einen Hardwire-Bypass samt LED sowie eine zusätzliche Clip-LED. Spricht diese an, so muss man den Signalpegel, der in das Gerät geschickt wird, extern verringern, da das Modul selbst über keinerlei Möglichkeiten der Gesamtsignalpegelkontrolle verfügt.

IC-Chips in SMD-Technik

Wenig überraschend ist auch der interne Aufbau der Schaltung, abermals mit Blick auf die Ära, in welcher das Vorgängermodul 905 konzipiert wurde. Der 530 arbeitet auf Basis aktiver RC-Filterglieder, und diese werden von IC-Schaltungen angetrieben. DBX setzt hier kostensparend weitgehend auf SMD-Fertigung, und Übertrager findet man in der Kassette ebenfalls nicht – diese waren zur Zeit des Designs des 905 bei vorwärtsdenkenden Companies nicht mehr en vogue. Aufgrund dieser Bauweise ist die Kassette erstaunlich leicht, gibt aber konstruktiv keinen Anlass zu zweifeln. 

Fotostrecke: 4 Bilder Kassettenform: Der DBX 530 wurde als geschlossenes Modul in Hammerschlag-Optik konstruiert.
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Praxis

Nur der Notch-Modus bedarf eventuell eines gesonderten Hinweises

Mit dem DBX 530 findet man sich schnell und ohne Anleitung zurecht, aber das sollte auch kein Kunststück sein. Zwingt einen der Hersteller bei diesem doch recht geradlinigen Funktionsumfang zu umfassender Lektüre, so muss praktisch ein Designfehler vorliegen – glücklicherweise hier nicht der Fall. Das einzige, was eines gesonderten Hinweises bedarf, ist der Notch-Modus, denn diesen kann man gegebenenfalls dann doch leicht übersehen.

Bedienbarkeit gut

Galt der 905 aufgrund eng stehender Potis als etwas schwierig zu bedienen, so sehe ich dieses Problem beim 530 aufgrund der zweireihig versetzen Anordnung nicht. Klar ist es einfacher, einen Knopf zu drehen, wenn er auf der 500-Frontplatte ganz alleine steht, aber der 530 ist konstruktiv keineswegs überladen, das passt alles. Auch die Farbkodierung der Potis ist funktionell gelungen. Sie schreit schon auf den ersten Blick „70er!“, aber sie erfüllt auch einen Zweck: Die unterschiedlichen Bänder sind auch optisch gut voneinander abgesetzt.

Lediglich der Notch-Modus muss kurz erklärt oder nachgesehen werden – ansonsten erklärt sich der EQ von selbst.
Lediglich der Notch-Modus muss kurz erklärt oder nachgesehen werden – ansonsten erklärt sich der EQ von selbst.

Realisierbarkeit von Filterkurven

Bleibt die Frage: Wie klingt es denn nun? Hier müssen wir das Augenmerk auf zwei Faktoren richten: Welchen Zugriff erlaubt das Modul, welche Kurven lassen sich realisieren – und welche klanglichen Konsequenzen hat dies im Einzelfall? Was den ersten Teil der Frage betrifft, so macht der Einsatz des 530 ganz eindeutig Spaß. Problemfrequenzen lassen sich konsequent und zuverlässig isolieren, und das gilt sowohl für Anhebungen als auch für Absenkungen. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt könnte man sagen, mit dem DBX-EQ muss man nicht lange fackeln, er bietet einen robusten, direkten Zugriff auf der Frequenzgeschehen. 

Höhen neigen bei stärkerer Bearbeitung zu Härte

Arbeitet man mit moderaten Amplituden und eher breiten Filterbändern, so geschieht all dies im positiven Sinne unauffällig, ohne den Charakter des Ausgangsmaterials zu sehr zu verändern. Fährt man das Modul dann etwas weiter aus, und zwar sowohl was das Gain als auch schmalere Filtergüten betrifft, dann wird der Eigensound der Kassette immer deutlicher hörbar, und das hinterlässt ein etwas zwiespältiges Bild. Im Bassbereich kann man noch verstehen, warum der Sound des Vintage-905 bisweilen als „punchy“ geschätzt wird, hier rappelt es ordentlich im Karton, und das macht auch Spaß. In den Höhen aber wird schnell klar, dass der 530 einem klanglich nichts schenkt. Übertrager-/Röhrensweetening ist hier so fern wie das Wasser in der Wüste. Gibt man zu viel Gas, dann neigt das Klangbild zu einer gewissen Härte, die das bislang sehr positive Bild etwas trübt. Analog dazu sorgen auch sehr schmale Filter für Artefakte. Je krasser man hier zu Werke geht, desto deutlicher tritt ein „phasiger“, unnatürlicher Sound hervor, der landläufig zu den nicht so schönen Nebeneffekten vollparametrischer EQs gezählt wird. Auch als Gegenbewegung zu diesen Effekten kamen die simplen Vintage-EQs aus den 50ern irgendwann wieder in Mode. Zwar lassen sich diese Beiprodukte besser im Griff halten als dies beim DBX 530 der Fall ist, aber das erfordert einen konstruktiven Aufwand und Bauteil-Einsatz, der beim hier angepeilten Kaufpreis so nicht darstellbar ist.

Audio Samples
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Drums Original Drums, Boost bei 40 Hz Drums, Boost bei 40 Hz, Boost bei 10 kHz (Shelving) Drums, Boost bei 40 Hz, Boost bei 10 kHz (Shelving), Boost bei 200 Hz Piano Original Piano, Boost bei 3 kHz (Shelving) Piano, Boost bei 3 kHz (Shelving), Boost bei 200 Hz (Shelving) Piano, Boost bei 3 kHz (Shelving), Boost bei 200 Hz (Shelving), Boost bei 1 kHz Vocals Original Vocals, Boost bei 10 kHz Vocals, Boost bei 10 kHz, Boost bei 200 Hz (Shelving) Vocals, Boost bei 10 kHz, Boost bei 200 Hz (Shelving), Boost bei 1,5 kHz

Rotziger Charakter hat durchaus seine Berechtigung

Sicherlich liegt die Bewertung dieser Eigenschaften aber auch ein wenig im Auge des Betrachters. Es bleibt festzuhalten, dass der 530 einem kein seidiges Sweetening schenkt, aber der bisweilen etwas rotzige Charakter lässt sich selbstverständlich auch fürs Sounddesign nutzen, etwa um DAW-Signalen etwas Ecken und Kanten mitzugeben. Welchem Blickwinkel man hier folgt, ist rein subjektiv zu entscheiden. Alles was wir hier an dieser Stelle tun können ist den Anwender für diese Frage zu sensibilisieren. Nicht jeder erwartet von seinem Processing zu jedem Zeitpunkt seidig-feine Resultate. Und denke ich beispielsweise an meinen parametrischen UREI-546-EQ aus der Ära des 905, dann merke ich, dass ich an diesem Gerät gerade seine rotzigen Verzerrungen schätze. Auch solche Tools haben definitiv ihre Berechtigung.

Der 530 klingt bei extremen Einstellungen etwas "eckig".
Der 530 klingt bei extremen Einstellungen etwas “eckig”.
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Fazit

Es wird also deutlich dass der DBX 530 kein aalglatter Bankangestellter mit Schlips und Kragen ist, auch wenn man ihn aufgrund seiner Konzeption zunächst für einen solchen halten könnte. Preislich geht man hier ein sehr überschaubares Risiko ein, welches zudem noch durch die unbestrittenen Qualitäten des EQ-Moduls ein gutes Stück weit neutralisiert wird. Sicherlich ist dies kein Entzerrer für alle Fälle, aber wer den speziellen Charakter des 530 mag, der findet hier ein flexibles Werkzeug mit Vintage-Provenienz zu einem sehr fairen Kurs. Neutral klingende EQ-Plug-ins gibt es zu diesem Preis wie Sand am Meer, hier jedoch wartet das echte Leben, mit allen Ecken und Kanten.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Klangeigenschaften (mit Einschränkungen)
  • Frontplatten-Layout
  • vollparametrisches Design
  • robuste Konstruktion
  • günstiger Preis
Contra
  • Nebenprodukte der IC-basierten RC-Filter wie leichte Härten in den Höhen und „phasiger“ Sound bei schmaler Filtergüte treten in machen Situationen recht deutlich hervor
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