Cherry Audio Dreamsynth DS-1 Test

Wieder eine Kopie? Keineswegs! Cherry Audio hat mit dem Dreamsynth DS-1 das erste eigene Instrument hervorgebracht. Völlig frei erfunden ist dieser virtuelle Software-Synthesizer aber dennoch nicht. Die Entwickler orientieren sich mehr oder weniger an Schätzen der 80er und frühen 90er – wie Ensoniq ESQ-1 oder Prophet VS.

Es sind vor allem hybride Synthesizer, die digitale Oszillator-Wellenformen mit einer analogen Filtersektion kombinieren. Damit bieten diese Klangerzeugung und die interne Effektsektion bei Cherry Audio weit mehr Flexibilität bei den meisten virtuell-analogen Synthesizern. Schon die Factory Library mit über 1.100 Presets vermittelt eindrücklich, dass der Dreamsynth DS-1 zum ambitionierten Klangschrauben animiert.

Details

Welches Konzept zeigt der Dreamsynth?

Konzeptionell ist der erste eigene Synthesizer von Cherry Audio ein wenig anders als die sonst üblichen, gemodelten Vorbilder der 80er Jahre. Der Dreamsynth DS-1 verfügt über einen Split/Layer-Modus und kombiniert einen modulationsfreudigen Sample-ROM-Synthesizer mit einem String Ensemble, das eher weniger wenige Parameter anbietet. Hinzu kommen verschiedene Stimmenzuweisungen, eine umfangreiche Effektsektion und noch ein solider Arpeggiator. Insgesamt bekommt man sozusagen eine schöne Vielfalt in praktischer Einheit. So bunt wie sein Klangpotenzial ist das grafische Benutzer-Interface aber nicht.

Dreamsynth DS-1: Key Modes, Arp und LFO.
Fotostrecke: 2 Bilder Der Dreamsynth DS-1 erlaubt Split/Layer-Kreation inklusive Arpeggiator und Effekten. Cherry Audio

Freilich ist es nicht der erste Software-Synth seiner Art. Vergleichbar ist der Dreamsynth DS-1 mit dem Arturia SQ80 V, den wir uns bereits in einem Test gewidmet haben. Der Arturia ist aber eine Emulation der beliebten Ensoniq-Synthesizer der 80er, bietet modellierbare Wellensätze und kostet deutlich mehr.

Flexible Oszillatoren

Der Dreamsynth DS-1 wartet mit drei Dual-Waveform-Oszillatoren auf, die sich morphen lassen und über 400 Wellenformen anbieten:  Neben den virtuell-analogen Wellenformen trifft man auf 430 Looping-, One-Shot und Single-Cycle-Wellenformen. Schon an dieser Stelle dürfte der Synthprogammer glänzende Augen bekommen und sich von dem riesigen Angebot inspiriert fühlen. Die Wellenformen sind sinnvoll kategorisiert: Analog, Bass, Brass, Drones, FM Synth, FX, Keyboard, Percussion, String, Synth Wave, Voice, Wind sowie zwei Ordner namens Single-Cycle und One-Shot mit jeweils einer ebenfalls langen Liste an Basis-Wellenformen.

Cherry Audio Dreamsynth DS-1: Oszillator.
Fotostrecke: 1 Bilder Insgesamt drei Oszillatoren mit einer beachtlichen Auswahl an Wellenformen liefern den Basisklang. Jeder Oszillator erlaubt ein Überblenden zwischen zwei Wellenformen.

Es gibt drei Oszillatoren mit je zwei Wellenformen (Wave A und Wave B), die sich stufenlos blenden lassen. Dieses Morphing ist zwar fein, wirkt aber klanglich simpler als dynamische Wellenfahrten mit einem klassischen Wavetable-Oszillator. Alle drei Oszillatoren sind in Lautstärke und Panning modulierbar, Oszillator 1 und 3 lassen sich synchronisieren und die Pulsbreitenmodulation rundet den positiven Eindruck ab.

Modulieren und Filtern leicht gemacht

Drei tempo-synchronisierbare LFOs und nochmals drei individuelle Pitch-LFOs verwöhnen den User beim standardmäßigen Modulieren. Auch hier kann man von einem ordentlichen Aufgebot an Wellenformen sprechen. An vielen Stellen der Klangerzeugung und der Effektsektion lassen sich Modulationen erzeugen. Nicht weniger als 20 Quellen und über 40 Ziele bietet der Dreamsynth.

Beim Filter hat sich Cherry Audio für eine smoothere 12dB-Variante der klassischen Oberheim-Synthesizer entschieden. Es ist ein Multimode-Filter, bei dem man stufenlos zwischen Tiefbass, Bandsperre und Hochpass blenden kann. Zwei klassische Hüllkurven sind natürlich ebenso vorhanden.

Effekte und Arpeggiator

Cherry Audio Dreamsynth DS-1: Effekte.
Fotostrecke: 1 Bilder Eine profunde Ausstattung sieht man auch den Effekten. Die einzelnen FX-Blöcken lassen sich individuell auf Synth- oder Springs-Sektion routen.

Anders als die meisten 80s-Synths kommt der Dreamsynth mit einer wuchtigen Effekt-Abteilung. Sie besteht aus fünf einzelnen Blöcken: Distortion, Phaser, Mod, Delay sowie einem Reverb, beim dem ein neuer Algorithmus namens „Galactic“ zum Einsatz kommt. Der Arpeggiator mit klassischen Auf/Ab-Mustern kann ebenso wie die Effekte wahlweise auf den Synth und/oder auf das String Ensemble geschaltet werden. 

Praxis

Ist der Dreamsynth DS-1 schnell zu durchschauen?

Auf Wunsch macht er sich auf dem größten Bildschirm breit und in der Focus-Ansicht kann der Ü50-User getrost auf seine Lesebrille verzichten. Das GUI wirkt dennoch ein wenig überladen und optisch nicht klar genug strukturiert.

Dennoch ist der Traumsynth von Cherry Audio schnell zugänglich und bietet auch schon mit seiner Library eine Menge Spaß. Über den Browser lassen sich die Klänge schnell finden, was bei über 1.100 Presets auch wichtig ist. Nicht wenige Factory Presets berücksichtigen übrigens die MPE-Controller.

Cherry Audio Dreamsynth DS-1: Browser.
Fotostrecke: 2 Bilder Mit seiner Zoom-Ansicht ist der Dreamsynth auf jedem Bildschirm sehr präsent.

Was bietet die üppige Library von Cherry Audio?

Über 1.100 Presets, von angesagten Designern erstellt, sorgen nicht nur für einen netten Zeitvertreib, sondern beweisen auch die klangliche Stärken des Dreamsynth DS-1. Am besten hört man sich unsere Die von angesagten Designern erstellten Presets – über 1.100 an der Zahl – sorgen nicht nur für einen netten Zeitvertreib, sondern beweisen auch die klanglichen Stärken des Dreamsynth DS-1. In unserer Auswahl bekommt man einen guten Eindruck von den Fähigkeiten. Sanfte bis satte Flächen, perlende Arpeggios und rhythmische Effekte, Bässe und Polysynths – für Synthwave, Pop, Chillout und Ambient liefert der Dreamsynth jedenfalls den passenden Zündstoff. Auch komplexere, mehrdimensionale Klänge sind mit diesem tollen Synth möglich. Er klingt also beileibe nicht „preiswert“.

Audio Samples
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Was sollte man einmal selbst probieren?

Es ist verlockend, sich auf die vielen mitgelieferten Presets zu verlassen. Wer sich aber mit dem Dreamsynth DS-1 noch mehr anfreunden möchte, sollte ein wenig Hands-on gehen. Unser Tipp: Mit einem Preset aus Strings-Arpeggio und Pad zu starten, um eine der wesentlichen Stärken des DS-1 kennenzulernen. Genau dies haben wir erledigt und spendieren noch ein kurzes Audio-Demo.

Audio Samples
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CA Dreamsynth Bonedo Patch – Layer aus Synth und String Arpeggio (Lautstärke per MW kontrollierbar).

Was könnte verbessert werden?

Der Dreamsynth ist schnell zu meinem Liebling unter den Synths von Cherry Audio geworden. Allerdings dürfte sein GUI etwas farbenfreudiger bzw. transparenter gestaltet sein. Warum nicht die Effekte in Weiß, die Oszillatoren in Rot und die Strings-Sektion in Gelb halten? Fürs nächste Major Update wünschen wir uns eine klanglich flexiblere Strings-Sektion und ein Step-Sequencer würde dem DS-1 sicherlich auch gut stehen. Vielleicht belässt Cherry Audio die Oszillatoren so und entwickelt einen separaten Wavetable-Synthesizer? Es bleibt spannend.

Fazit

Wieder einmal klasse! Cherry Audio liefert mit dem Dreamsynth DS-1 den nächsten Low-Budget-Synthesizer, der in punkto Klang und Konzept begeistert. Die Oszillatoren sind zwar mangels Wavetables nicht so elastisch wie bei einigen der Vorbilder, mit seiner originellen Mischung aus 70er-Stringmachine und ROM-Sample-Synthesizer der 80er Jahre bietet der Dreamsynth aber einen individuellen Klang, den man in seinem VST-Sammelsurium noch gut platziert bekommt. Vor allem für elektronische Retro-Musik jeder Art wie auch für Chillout und Ambient gehen beide Daumen nach oben.

Wer bei diesem fast schon unverschämt günstigen Preis nicht gleich schwach wird, sollte sich zumindest einmal die Demo-Version des Dreamsynth DS-1 gönnen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Mischung aus Synth und String Machine
  • Viele Oszillator-Wellenformen
  • Souveräner Klang
  • Große Preset Library
  • Attraktiver Preis
  • 16-fache Polyfonie
  • MPE-Support
Contra
  • kein Contra
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