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Charvel Pro Mod So-Cal Style 1 2H FR MB Test

Beim heutigen Test der Charvel Pro Mod So-Cal Style 1 dürfte so mancher Freund des gepflegten High-Gains auf seine Kosten kommen. Immerhin haben wir es bei dieser E-Gitarre mit einer reinrassigen Hot-Rod-Maschine zu tun, die ihre Wurzeln in den 70er Jahren des letzten Jahrtausends hat. Und wer als solider Flitzefinger dann noch liest, dass unsere Testkandidatin ” … more comfortable than an overstuffed armchair …” sein soll, bei dem dürfte die Neugier geweckt sein.

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Grund genug herauszufinden, wie sich die mit Seymour Duncans und Floyd Rose ausgestattete Analogie zum weichen Polstersessel unter Schredderbedingungen bewährt.

Details

Optik/Verarbeitung

Charvel war einer der ersten Hersteller, der das Design der Fender Stratocaster nutzte und es für seine Zwecke abänderte. Mit Humbucker bestückt und Floyd Rose Tremolo ausgestattet waren diese Strat-Klons besonders in den 80er Jahren gerade bei Heavy-Metal-Gitarristen sehr beliebt, zumal viele der Instrumente mit aufwendigen Lackierungen auch optisch die Aufmerksamkeit auf sich zogen. Auch Randy Rhoads gehörte zu den Ikonen der damaligen Szene und entwickelte zusammen mit dem Hersteller seine berühmte gepunktete (Polka Dots) Gitarre, die an eine Flying V angelehnt war und fortan zu seinem Markenzeichen wurde. 2002 kaufte Fender den Hersteller und reaktivierte die Marke mit der Herstellung der heißbegehrten San Dimas Gitarren, die wegen ihrer fantastischen Bespielbarkeit bei vielen Gitarristen sehr beliebt und begehrt waren.

Unser heutiges Testobjekt stammt aus Mexico, ist Teil der So-Cal Serie und optisch natürlich an eine Fender Stratocaster angelehnt. Der Erlenbody ist deckend mit Polyesterlack überzogen und nennt sich Metallic Black, wobei für den Metalliceffekt  winzige goldfarbene Partikel beigefügt wurden, die damit auch zum edlen Äußeren beitragen.

Fotostrecke: 5 Bilder Typisch Charvel: Strat-Style mit kräftiger Motorisierung und Floyd Rose Tremolo

Auf dem Korpus befindet sich ein schwarzes, einlagiges Schlagbrett mit zwei Seymour Duncan Humbuckern. Bei ihnen handelt es sich um einen TB-6 am Steg und einen SH-6N am Hals. Beide sind reinrassiger Keramik-Distortion-Pickups, die eine gehörige Portion Ausgang liefern. Geschaltet werden sie mithilfe eines Dreiwegschalters, der unterhalb des Volumenpotis ergonomisch günstig platziert wurde. Volume- wie auch Tone-Poti besitzen schwarze, griffige Metallknöpfe, die ein feinfühliges Einstellen zulassen. Der Volume-Regler ist zudem als Push-Pull-Poti ausgeführt und erlaubt ein Splitten der beiden Pickups.
Folgende Schaltungen sind somit möglich:

  • Position 1: Steg, beide Spulen
  • Position 2: beide Pickups, innere Spulen
  • Position 3: Hals, beide Spulen

Im Split Mode:

  • Position 1: Steg, äußere Spule
  • Position 2: beide Pickups, äußere Spulen
  • Position 3: Hals, äußere Spule
Fotostrecke: 7 Bilder Zwei Seymour Duncan Humbucker machen Dampf

Was darf auf einer modernen Formel 1 Gitarre ebenfalls nicht fehlen? Richtig, das Floyd Rose Tremolo. In unserem Fall ist es passend zur übrigen Hardware in Schwarz gehalten, der Tremoloarm wird per Überwurfmutter am System befestigt. An der Rückseite des Korpus befindet sich unter einem schwarzen Kunststoffdeckel das Tremolofach, in dem die Federn das Floyd Rose Tremolo gegen den Saitenzug arbeiten. Die beiden Gurtpins warten an gewohnter Stelle, sie sind mit schwarzem Filz unterlegt, um den Lack vor Beschädigungen zu schützen, sehr gut!

Fotostrecke: 4 Bilder Ein unterfrästes Floyd-Rose Tremolo – das freut jeden Shredder!

Der zweiteilige Ahornhals ist mit vier Schrauben an den Korpus geschraubt und sitzt bombenfest in der Halstasche. Auf dem hauchdünn per Hand lackierten Hals ist ein Ahorngriffbrett verleimt, das 22 Jumbo-Bünde beherbergt, die allesamt vorbildlich eingesetzt und bearbeitet wurden. Schwarze Punkteinlagen, die sich äußerst stimmig in das optische Erscheinungsbild des Instrumentes einfügen, dürfen genau so wenig nicht fehlen wie die kleinen schwarzen Orientierungspunkte an der Halskante. Der Hals ist mit Kohlefaser verstärkt und lässt sich korpusseitig in seiner Neigung justieren. Zum Einstellen des Instruments werden lediglich zwei Inbusschlüssel benötigt, die beide im Lieferumfang beiliegen.

Fotostrecke: 5 Bilder Der zweiteilige Ahornhals ist hauchdünn lackiert und trägt 22. Jumbofrets

Zum Floyd-Rose-Tremolo gehört natürlich auch der passende Sattel, der ein Arretieren der Saiten zulässt, denn nur dann arbeitet das System auch wirklich verstimmungsfrei. Die Sattelbreite beträgt 43 mm, die Mensur hat die typischen Fendermaße von 648 mm, was für die meisten Gitarristen hinsichtlich der Bespielbarkeit keine Probleme darstellen sollte. Niederhalter auf der Kopfplatte sorgen dafür, dass die Saiten hinter dem Sattel die Achsen der Charvel-Mechniken in der richtigen Höhe anfliegen. Die schwarzen Tuner laufen gleichmäßig und weich und lassen ein genaues Stimmen zu.
Insgesamt lässt die Verarbeitung des Instrumentes keinerlei Wünsche offen, ganz im Gegenteil: Hier stimmt einfach alles, die 2862 Gramm schwere Testgitarre kam sogar gestimmt aus dem Karton!

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Praxis

Sound/Bespielbarkeit

Was soll ich sagen? Die So-Cal lässt sich einfach traumhaft bespielen und liefert schon trocken einen glockigen, lang ausklingenden Ton. Man sollte sein Spiel jedoch an das Floyd-Rose-Tremolo anpassen, denn bei härteren Anschlägen ist bauartbedingt eine leichte Verstimmung zu vernehmen. Auch bei Bendings muss man dagegensteuern, was aber nach einer gewissen Eingewöhnungszeit kein Problem darstellen sollte.
Ich schließe die Charvel an meinen Marshall JVM 410 an und betreibe eine mit Vintage 30 bestückte 2 x 12″ Box, die ich mit einem SM 57 abnehme. Wie immer findet keinerlei weitere Klangbeeinflussung statt!
Los geht es im cleanen Kanal des Amps, wobei ich alle drei Positionen einmal anspiele.

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Clean – Alle 3 Pickup-Kombinationen

Die So-Cal liefert einen für Distortion-Humbucker typischen, mittigen Cleansounds in den Positionen 1 und 3. Trotz des hohen Outputs gefällt mir der Hals-PU sehr gut, denn er liefert warme, satte, durchsetzungsfähige Klänge. Die Zwischenstellung erinnert klanglich an eine Strat, was sich positiv auswirkt, denn so ist eine weitere klangliche Ebene vorhanden.
Nun das Ganze noch einmal im Split-Mode.

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Clean – Alle 3 Pickup-Kombinationen im Split-Mode

Und schon wird das Klangbild ausgedünnt und glockiger. Mir gefallen die Cleansounds ausgesprochen gut, sie erweitern das Klangspektrum der Gitarre erheblich.
Ich schalte wieder zurück in den Doppelspulbetrieb und verwende im folgenden Beispiel den Hals-PU, wobei ich das Tremolo verstärkt einsetze.

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Clean – Hals-PU, Einsatz des Tremolos

Das Floyd Rose arbeitet erwartungsgemäß verstimmungsfrei und steuert sich butterweich, was sämtliche “Tricks”, die man damit anstellt, auch gelingen lässt.
Es folgt ein Beispiel mit dem gesplitteten Hals-PU.

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Clean Funky-Style – Hals-PU gesplittet

Auch hier kommt ein sehr drahtiger und antrittsschneller Cleansound zustande, der sich gut für akzentuiertes rhythmisches Spiel eignet.
Bevor es mit mehr Verzerrung weitergeht, abschließend noch einmal der Hals-Humbucker pur.

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Clean – Hals-PU
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Er bietet bei Anschlägen genug Attack, um ein definiertes Spiel zu ermöglichen. Dabei geht er klanglich ausgesprochen warm zur Sache und liefert einen vollmundigen Cleansound.
Ich schalte nun in den Crunch-Kanal des Marshalls und erzeuge einen moderaten Rocksound. Dabei spiele ich im ersten Beispiel den Steg-, im zweiten dann den Hals-Humbucker.

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Crunch – Steg-Pickup Crunch – Hals-Pickup

Man hört sofort, dass sich die So-Cal ab jetzt richtig wohlzufühlen beginnt, hier sorgt sie für einen tollen Rocksound, wobei der Hals-Pickup ausgesprochen “stratig” wirkt und die luftigen Klänge beisteuert. Der Kollege am Steg brettert ordentlich los, zeigt sich aber ebenfalls durchsichtig, im positiven Sinne natürlich.
Ich bin gespannt, wie sich bei dieser Amp-Einstellung der Split-Mode macht und schalte daher alle drei Positionen einmal durch, beginnend am Hals.

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Crunch – Alle 3 PU-Positionen im Split-Mode

Ich habe oft schon erlebt, dass gesplittete Humbucker in Verbindung mit zerrenden Amps eher dünn und fusselig klingen, nicht so bei der Charvel! Ganz im Gegenteil, sie können, was die Standhaftigkeit der Töne betrifft, durchaus mit dem Humbucker-Sound mithalten und erweitern auch im Crunch-Modus das Einsatzgebiets der Gitarre erheblich.
Es wird Zeit für ein paar High-Gain-Audios, daher schalte ich in den entsprechenden Kanal des Amps und verwende nun den Steg-Humbucker.

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High Gain – Steg-Pickup

Die Gitarre blüht hier förmlich auf und liefert den bekannten, satten Rocksound, den man von ihr kennt. Obwohl hier schon ziemlich viel Gain im Spiel ist, zeigt sich der Sound aufgeräumt und punchy. Das gefällt mir ausgesprochen gut und bestätigt auch, warum so viele Gitarristen aus dem Rock- und Heavy-Genre auf die Gitarren aus dem Hause Charvel schwören.
Abschließend ein kleines Lead-File. Zuerst ist der Steg-PU zu hören, im zweiten Teil schalte ich dann auf den Hals-Humbucker.

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Leadsound – erst Steg-, dann Hals-Pickup

Dass sie gerade zur Höchstform aufläuft, verwundert sicherlich niemanden. Die Gitarre liefert durch die Bank fette Leadsounds und kann mit einer hohen Durchsetzungskraft punkten, dabei klingen liegende Töne ausgesprochen lang aus.

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Fazit

Die Charvel Pro Mod So-Cal Style 1 2H FR MB ist eine durch und durch professionelle Gitarre auf hohem Fertigungsniveau mit einer hervorragenden Bespielbarkeit. Sie liefert dank ihrer Pickupbestückung Gain-Sounds vom Feinsten, aber auch clean kann sie überzeugen. Wer auf der Suche nach einer Super-Strat sein sollte, kommt um einen Test der Charvel nicht herum, zumal der Preis auch noch mehr als attraktiv ist. Klare Kaufempfehlung!

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • tadellose Verarbeitung
  • variabler Sound von clean bis High-Gain
  • traumhafte Bespielbarkeit
  • attraktiver Preis
Contra
  • keins
Artikelbild
Charvel Pro Mod So-Cal Style 1 2H FR MB Test
Für 764,00€ bei
Nicht nur für Fans des gepflegeten Shreddings ist die Charvel erste Wahl
Nicht nur für Fans des gepflegeten Shreddings ist die Charvel erste Wahl
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Charvel
  • Bezeichnung: Pro Mod So-Cal Style 1 2H FR MB
  • Herstellungsland: Mexico
  • Korpus: Erle
  • Hals: Ahorn, zweiteilig, kohlefaserverstärkt
  • Griffbrett: Ahorn
  • Mensur: 648 mm
  • Bünde: 22 Jumbo
  • Sattelbreite: 43 mm
  • Tremolo: Floyd Rose Double Locking System
  • Pickups: Seymor Duncan TB-6 (Steg), SH-6N (Hals)
  • Mechaniken: Charvel, geschlossen
  • Gewicht: 3862 Gramm
  • Besonderheiten: Halsstab korpusseitig erreichbar, Coil-Split per Push-Pull-Volume-Poti
  • Preis: 872,00 Euro

Seite des Herstellers: www.charvel.com

Hot or Not
?
Der Korpus besteht aus Erle und ist deckend lackiert

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