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Boss Waza Amp Head Test

Praxis

Wir starten den Rundgang durch die unterschiedlichen Kanäle mit einer nüchternen Bestandsaufnahme und der Mittelstellung aller Regler. Lediglich den Hall habe ich erst einmal deaktiviert, um ein komplett pures Ampsignal zu erhalten. Der Amp ist mit der Boss Waza 4×12 Box verbunden, die mit einem Neumann TLM 103 abgenommen wird. Die Les Paul bespiet jetzt jeden Kanal einzeln, und zwar jeweils in den zwei unterschiedlichen Amp-Modi. Zuerst mit dem Internal Mode (I), dann mit der integrierten Brown Sound Tone Capsule (A). Wird der Clean-Channel mit einer Humbucker-Gitarre bedient, sind leichte Übersteuerungen bei einer Gain-Einstellung über 12 Uhr angesagt. Es geht beim Waza Head eher rockig zur Sache, hohe Cleanreserven sind in diesem Kanal nicht an der Tagesordnung und bei höheren Gain-Settings lässt sich der Kanal schon zu saftigen Crunchsounds bewegen. Der Crunch-Kanal kommt beim Internal-Mode in neutraler Einstellung etwas kratzig rüber, generell klingt da die Brown Sound Tone Capsule wesentlich wärmer. Bei den Lead-Kanälen geht es dann schon heftiger zur Sache, die beiden liegen vom Gain-Verhalten nicht so weit auseinander, Lead 1 hat den etwas dynamischeren Klang, während Lead 2 mit mehr Kompression und dichterem Zerrsound aus den Speakern kommt.

Audio Samples
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Bsp. 1: Clean (Les Paul) Bsp. 2: Crunch (Les Paul) Bsp. 3: Lead 1 (Les Paul) Bsp. 4: Lead 2 (Les Paul)
Amp SettingsGainVolBassMidTrebPresRevAmpCab
Bsp. 1: Clean (Les Paul)1212121212127I-AVin
Bsp. 2: Crunch (Les Paul)1212121212127I-AVin
Bsp. 3: Lead 1 (Les Paul)1212121212127I-AVin
Bsp. 4: Lead 2 (Les Paul)1212121212127I-AVin

Mit dem Cabinet Resonance-Schalter lässt sich noch etwas Finetuning betreiben und Einfluss auf den Frequenzgang des Gesamtsounds nehmen, das heißt, den Sound noch ein wenig an die benutzte Lautsprecherbox anzupassen. Eine kleinere Box kann mit der Einstellung Deep zum Beispiel kräftiger klingen. Der Vintage-Mode ist im Bassbereich etwas weicher, bei Modern wird es straffer und knackiger. Die Einstellung Deep hat einen leichten Mid-Scoop-Sound und noch mehr Low-End. Schön wäre es allerdings, wenn hier das Ganze auch komplett aus dem Signalweg genommen werden könnte, da es sich letztendlich um drei unterschiedliche Master-EQ-Settings handelt – ohne zusätzliche Frequenzverbiegung hätte man einen direkteren Sound. Hier hört ihr die Klangunterschiede der verschiedenen Cabinet-Resonance-Einstellungen mit den gleichen Amp-Settings.

Audio Samples
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Bsp. 5: Lead 1 – Vintage Cab (Les Paul) Bsp. 6: Lead 1 – Modern Cab (Les Paul) Bsp. 7: Lead 1 – Deep Cab (Les Paul)
Amp SettingsGainVolBassMidTrebPresRevAmpCab
Bsp. 5: Lead 1 – Vintage Cab (Les Paul)1212121111137AVin
Bsp. 6: Lead 1 – Modern Cab (Les Paul)1212121111137AMod
Bsp. 7: Lead 1 – Deep Cab (Les Paul)1212121111137ADeep

Nun wird an den Reglern gedreht. Der Clean-Channel taugt auf jeden Fall für unverzerrte Rhythmus-Sounds, bei Singlecoil-Gitarren setzt die Übersteuerung auch nicht so früh ein (Bsp. 8). Etwas merkwürdig finde ich die klanglichen Auswirkungen der verschiedenen Einstellungen des Gain-Reglers in Clean- und Crunch-Kanal. Je nach Gain-Einstellung ändert sich nämlich der Frequenzgang. Bei niedrigen Werten sind die Höhen stark und der Bassbereich ist sehr dünn. Bei höherem Gain werden die Höhen stark abgesenkt und der untere Frequenzbereich ist angehoben, bei mittlerer Einstellung sieht es recht linear aus. Man muss also immer auch an der Klangregelung etwas nachjustieren, wenn in den beiden Kanälen am Gain geschraubt wird. Mir persönlich gefällt das nicht, ich bin da eher traditionell eingestellt, Gain sollte für den Zerrgrad zuständig sein und mit der Klangregelung wird der Frequenzgang eingestellt. Schwierig wird es vor allem dann, wenn zum Beispiel ein Kanal mit niedrigem Gain und der andere mit höherem Gain bespielt wird. Denn dann wird es sehr schwer, mit der gemeinsamen Klangregelung einen homogenen Mittelweg zu finden. Ihr hört die klanglichen Auswirkungen im Beispiel 9, wo ich dasselbe Riff mit vier unterschiedlichen Gain-Settings aufgenommen habe. Die Klangregelung blieb unberührt.

Preislich liegt der Amp mit einigen Boutique- (Röhren-) Amps auf gleicher Ebene, kann aber klanglich eindeutig nicht mithalten.
Preislich liegt der Amp mit einigen Boutique- (Röhren-) Amps auf gleicher Ebene, kann aber klanglich eindeutig nicht mithalten.

Was die dynamische Ansprache betrifft, sieht es im Internal Mode leider nicht so gut aus, bei der Brown Sound Tone Capsule funktioniert es auf jeden Fall besser (Bsp.10). Aber generell ist die Ansprache und das Reaktionsverhalten nicht mit dem eines Röhrenverstärkers ebenbürtig. Die Feinheiten im Anschlag werden nicht so hochauflösend übertragen und bei harter Betätigung der Saiten wird der Klang mitunter etwas harsch. Das fällt besonders bei den beiden Lead Channels auf, die eine gute Packung Höhen im Gepäck haben. Selbst bei komplett heruntergedrehten Treble- und Presence-Reglern ist der obere Frequenzbereich noch recht stark vertreten. Die typische Wärme im Ton fehlt hier leider. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Auflösung bei verzerrten Sounds. Hier trennt sich bei vielen Amps die Spreu vom Weizen. Verstärker in der höheren Preisregion überzeugen in dieser Disziplin durch eine saubere Saitentrennung und transparente Wiedergabe, auch bei hohen Zerrgraden. Der Waza Head gibt da leider keine gute Figur ab. Ihr hört das in Beispiel 12, wo ich das Riff zuerst mit Palm Mute gespielt habe und dann mit offenen Saiten. Sobald die tiefe E-Saite klingt, sind Anschläge auf den anderen Saiten deutlich schlechter hörbar. Bei einem Amp mit einem Preis von nur wenig unter dreitausend Euro ist das meines Erachtens nicht akzeptabel.

Audio Samples
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Bsp. 8: Clean – Funk Groove (Strat) Bsp. 9: Crunch – Verschiedene Gain Einstellungen (Jaguar P90) Bsp. 10: Lead 1 – erst leicht mit den Fingern, dann hart mit Pick angeschlagen (Les Paul) Bsp. 11: Lead 2 – Solo Sound (Les Paul) Bsp. 12: Lead 2 – Bassbereich zuerst Internal, dann A (Les Paul)
Amp SettingsGainVolBassMidTrebPresRevAmpCab
Bsp. 8: Clean – (Strat)1117151212159AVin
Bsp. 9: Crunch – (Jaguar P90)9-12 / 14-1712121414139IMod
Bsp. 10: Lead 1 – (Les Paul)10121215778ADeep
Bsp. 11: Lead 2 – (Les Paul)14121112101010AMod
Bsp. 12: Lead 2 – (Les Paul)1212101111139I-AMod

Das Signal über den Line Out mit hinzugefügter Speaker Simulation ist für Live und Recording absolut brauchbar und liegt recht nah am Signal der abgenommenen Lautsprecherbox. Mit dem Schalter für Line Out Air Feel kann auch an diesem Ausgang noch etwas Finetuning am Gesamtsound betrieben werden. Ihr hört nun die unterschiedlichen Sounds mit derselben Amp-Einstellung.

Audio Samples
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Bsp. 13: Lead 1 – 4×12 Cab mit Mikrofon (SG) Bsp. 14: Lead 1 – Line Out Rec (SG) Bsp. 15: Lead 1 – Line Out Live (SG) Bsp. 16: Lead 1 – Line Out Blend (SG)
Amp SettingsGainVolBassMidTrebPresRevAmpCab
Bsp. 13: Lead 1 – 4×12 Cab mit Mikrofon (SG)111311111197ADeep
Bsp. 14: Lead 1 – Line Out Rec (SG)111311111197ADeep
Bsp. 15: Lead 1 – Line Out Live (SG)111311111197ADeep
Bsp. 16: Lead 1 – Line Out Blend (SG)111311111197ADeep
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