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Blackheart BH15H Röhren-Topteil Test

Für den wahren Soundgourmet steht selbstverständlich der warme Klang eines Röhrenamps zur Verstärkung seiner edlen elektrischen Gitarre an erster Stelle. Dabei ist eine ordnungsgemäße Portion Endstufenzerrung aus einer Class A Schaltung das Maß der Dinge. Leider liefern die meisten Röhrenverstärker diesen Klanggenuss erst in einer ohrenbetäubenden Lautstärke, die nur in schallisolierten Räumen oder auf großen Bühnen erreicht werden kann. Von den Gesichtern der Mitmusiker will ich jetzt gar nicht sprechen.

Mittlerweile haben einige Hersteller die Zeichen der Zeit erkannt und Amps entwickelt, die den begehrten Sound einer in die Sättigung fahrenden Röhrenendstufe auch in gemäßigter Lautstärke erzeugen können. Dass der Spaß sogar zu einem erschwinglichen Preis im unteren dreistelligen Bereich zu haben ist, nimmt man dabei natürlich ebenfalls wohlwollend zur Kenntnis. Die amerikanische Firma Blackheart ist in diesem Segment ganz weit vorne und hat mit dem Little Giant ein 5-Watt-Topteil auf den Markt gebracht, das mit einem ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnis glänzt. Aber der Gitarrist wäre kein Gitarrist, wenn er nicht schon wieder was auszusetzen hätte: „Mit den fünf Watt ist der Amp zwar schon bei kleiner Lautstärke zum Zerren zu überreden, aber es wäre doch eigentlich ganz schön, wenn man das kleine Teil auch mal zu einer Probe oder einem kleinen Clubgig mitnehmen könnte. Doch dafür ist er bei höherer Lautstärke einfach nicht clean genug …“ Wer sich jetzt angesprochen fühlt, der sollte weiterlesen, denn es gibt ein Nachfolgemodell mit 15 Watt. Ob es den Anforderungen entspricht und den Namen „Handsome Devil“ auch verdient hat, erfahrt Ihr im folgenden bonedo Testbericht.

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GEHÄUSE/OPTIK
Der Teufel kommt als Topteil, dessen Design stark an alte Marshalls erinnert. Das Holzgehäuse ist mit schwarzem Vinyl überzogen und an allen Ecken mit angeschraubten und ebenfalls schwarzen Metallschonern armiert. Den weißen Gegenpol bildet ein Kunststoffkeder, der die Kanten der Vorderseite füllt. Die obere Hälfte der Front ist mit Boxenbespannstoff bezogen, auf dem auch das Blackheart Logo prangt. Darunter befindet sich das silbergraue Bedienpanel. Der Amp steht stabil und rutschfest auf vier großen Gummifüßen und macht einen robusten Eindruck – alles ist sehr gut verarbeitet. Der Tragekomfort geht auch in Ordnung, der Amp lässt sich entspannt am Griff auf der Oberseite tragen, ist gut ausbalanciert und mit seinen 13 kg kämpft er noch im Mittelgewicht. Im Vergleich zum Little Giant ist der Handsome Devil nur acht Zentimeter breiter, Höhe und Tiefe sind identisch. Das Topteil wird mit zwei 12 AX7 Röhren in der Vorstufe und zwei EL 84 in der Endstufe in Class A Schaltung betrieben. Die Leistung lässt sich zwischen 15 W/Pentode oder 7 Watt/Triode am Frontpanel umschalten.

Bedienfeld
Neben dem bereits erwähnten Schalter zur Umschaltung von 15 auf 7 Watt gibt es auf der linken Seite des Bedienfeldes logischerweise noch den On/Off Switch. Auf Standby zum Vorglühen der Röhren wurde verzichtet. Der Handsome Devil hat eine komplette Chickenhead Vierband-Klangregelung mit Bass, Middle, Treble und Presence am Start. Für Lautstärke und Verzerrungsgrad stehen ein Drive- und ein Level-Regler zur Verfügung. Somit kann in jeder Lautstärke eine ordentliches Zerrbrett gefahren werden. Ganz rechts auf dem Frontpanel wartet dann noch die Input-Klinkenbuchse auf willige Kundschaft.

RÜCKSEITE
Mit fünf Lautsprecher-Outputbuchsen ist der Blackheart üppig bestückt ( 2 x 4Ω, 2 x 8Ω und 1x 16Ω). Damit sollten sich alle erdenklichen Boxen-Setups realisieren lassen. Weiterhin befindet sich auf der Rückseite noch der Anschluss für das Netzkabel.  Das war´s!

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PRAXIS
Um die Ungeduldigen nicht mehr länger auf die Folter zu spannen, werde ich das Geheimnis bezüglich der Lautstärke im Cleanbereich gleich zu Beginn lüften: Ja! Der Handsome Devil kann auch unverzerrt in Proberaum und kleiner Bühnenlautstärke klingen. Man kann ihn also ruhig mal zur Jazz-Session oder auch zum dezenten Gala-Gig mitnehmen. Wenn dann doch mal etwas Brett gefragt ist – kein Problem … verzerrt tönt er umso lauter. Es ist schon erstaunlich, was für einen Schallpegel 15 Röhrenwatt liefern können.  Durch den Master-Regler ist der Devil wirklich sehr flexibel und auch in der Lage, das volle Brett auch in Wohnzimmerlautstärke zu bringen. Genau so gut liefert er aber auch einen durchsetzungsfähigen cleanen Funk-Sound in einer Lautstärke, die sich problemlos gegen Bass und Drums behauptet.

Jetzt aber zu den Details – wir wollen uns im Folgenden den Klangqualitäten und der Soundvielfalt des Verstärkers widmen. Dazu habe ich meine Strat angeschlossen, die Klangregelung neutral eingestellt (alle Regler auf 12 Uhr), den Master (Level) voll auf und Drive auf 9 Uhr. Das Ergebnis der Aktion ist ein ausgewogener Cleansound mit gutem Bassfundament.

Audio Samples
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Strat Clean

Je nach angeschlossener Box liefert der BH15H wirklich erstaunlich fette Bässe. Die Hörbeispiele habe ich allesamt mit meiner alten Marshall 4×12 Box mit Greenbacks aufgenommen. In dieser Kombination drückt der Verstärker schon ganz gewaltig. Aber auch über eine 1×12 oder 2×12 Box liefert er einen satten Sound.
Weiter geht es mit der Tele. An der Klangregelung habe ich die Mitten etwas zurückgenommen (10 Uhr) und Presence weit aufgedreht (16 Uhr). So erhält man einen drahtigen Funk Sound, der bei hartem Anschlag leicht in eine dreckige Zerrung kippt – sehr angenehm! Da wird die Endstufe schon etwas gekitzelt.
(Audio: Tele Funk).

Audio Samples
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Tele Funk ES Clean

Mit einer Humbucker-Gitarre beginnt der kleine Teufel in dieser Gain-Einstellung schon, etwas Feuer zu spucken. Die Klangregelung steht wieder auf 12 Uhr, lediglich der Presence-Regler ist etwas weiter aufgedreht (14 Uhr). Hier fallen die Bässe fast unangenehm auf, es klingt etwas matschig und undefiniert (Audio:ES Clean).

Das mit den Bässen ist ja prinzipiell kein Problem: Man dreht einfach den Bassregler etwas zurück und dann funktioniert es auch mit einer etwas basslastigen Humbuckergitarren. Das Ganze spricht übrigens für den Verstärker, denn er ist in der Lage, die frequenzspezifischen Sounds der gerade verwendeten Gitarre entsprechend wiederzugeben. Eine ES-335 mit Humbucker klingt nun mal fetter als eine Tele mit Single Coils. Im nächsten Beispiel habe ich den Driveregler auf 10 Uhr gestellt und die Bässe etwas abgesenkt. Auf diese Weise kommen wir zu einem warmen Blues-Overdrive-Tone.

Audio Samples
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ES Blues

Um zu testen, wie der Kleine mit australisch inspirierten Powerchords umgehen kann, wird als Nächstes eine Gibson SG angeschlossen. Hier das Ergebnis:

Audio Samples
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SG Crunch

Nicht schlecht! Der Drive Regler stand übrigens auf 11 Uhr und die Klangregelung habe ich folgendermaßen eingestellt: Presence: 14,  Bass: 10, Middle: 15, Treble: 11. Der Ton hat ordentlich Punch und regiert sehr gut auf die einzelnen Anschläge, je härter, desto mehr Zerrung wird geliefert. Die Klangregelung arbeitet gut und ermöglicht die Realisation einer umfangreich bestückten Sound-Palette.

Als Nächstes kommen wir zu zwei Klangbeispiele die den Wirkungsbereich des Mittenreglers demonstrieren. Zuerst habe ich die Mitten komplett zurückgedreht, der Rest der Klangregelung steht mittig in 12 Uhr Position (Audio:No Mid). Jetzt das Ganze mal mit voll aufgedrehtem Mittenregler (Audio:Full Mid).

Audio Samples
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No Mids Full Mids

Da kann man nicht meckern! Die Centerfrequenz liegt bei 600 Hz, der Wirkungsgrad bei fast 10 dB. Damit lässt sich sehr gut arbeiten. Der Wirkungsbereich der anderen Regler ist entsprechend.

 
Als Nächstes widmen wir uns der Dynamik des Topteils. Ich entscheide mich für ein (fast) „britisches Setting“ und schließe die Les Paul an. Die genauen Einstellungen am Amp sehen wie folgt aus: Presence:15, Bass: 12, Middle: 17, Treble: 17, Level: 11, Drive: 17. Beim nächsten Hörbeispiel hört ihr vier unterschiedliche Einstellungen bzw. Spielarten an der Gitarre:

  • Halspickup, Volume auf 4, Tone auf 10, mit dem Pick leicht angeschlagen
  • Steg-Pickup,  Volume auf 10, Tone weg, mit dem Pick mittel angeschlagen
  • Steg-Pickup, Volume und Tone auf 10, leicht mit den Fingern angeschlagen
  • Steg-Pickup, Volume und Tone auf 10, hart mit dem Pick angeschlagen
  • Alles voll mit Fingern, alles voll mit Pick hart.
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Dynamic

Keine weiteren Fragen. Setzen! Eins! Die Wiedergabe der einzelnen Spielnuancen und die Reaktion auf die Poti-Veränderungen an der Gitarre sind erstklassig! Allerdings sind wir mittlerweile bei voller Gain-Einstellung angekommen. So klingt das Ganze kräftig angeschlagen mit der Les Paul.

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Maximum Gain

Man beachte das harmonische Ausklingen des Powerchords und der Verzerrung. Der Gain-Faktor reicht für fette Classic-Rock-Riffs á la Zeppelin, Sabbath und Co. Für Freunde des Metal hat der Handsome Devil allerdings nicht genügend Feuer. Da empfiehlt es sich, einen Booster oder zusätzlichen Verzerrer vorzuschalten. Anschließend sind auch solche Sounds kein Problem. Mit Tretminen aller Art versteht sich der kleine Teufel übrigens sehr gut.

Jetzt checken wir noch die Akkordverständlichkeit bei voll aufgedrehtem Gain mit der Les Paul.

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Chords

Da wird es leider etwas undeutlich, besonders wenn die Saiten einzeln nacheinander angeschlagen werden (beim ersten Akkord – E-Dur), ist das Klangergebnis sehr undurchsichtig und verwaschen. Den Anschlag hört man kaum noch.

Im Studio eignet sich der Blackheart aber nicht nur als Gitarrenamp. Ich habe mal spaßeshalber meinen Precision-Bass an den Devil angeschlossen, ein wenig Verzerrung (Gain auf 13 Uhr) eingestellt und das Ganze über die 4×12 Box gejagt. Das Ergebnis klingt nicht schlecht …

Audio Samples
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Bass

Wer auf dreckige Old School Bass-Sounds für´s Recording steht, findet mit diesem Amp eine preisgünstige Alternative zum DI-Recording und Nachbearbeiten mit Amp-Simulations-PlugIns.

Zum Abschluss habe ich noch mal einen Track mit zwei Gitarren, Bass und Drums aufgenommen, um die Tauglichkeit und das Durchsetzungsvermögen der Ampsounds im Mix zu testen. Gitarren und Bass wurden mit dem BH15H aufgenommen und auch hier gibt es nichts zu meckern. Als Recording-Amp ist der Kleine sehr gut geeignet. Hört selbst …

Audio Samples
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Devil Riff
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FAZIT
Der Blackheart BH15H „Handsome Devil“ macht seinem Namen alle Ehre. Er sieht gut aus und ist sehr gut verarbeitet. Mit seiner für ein Topteil kompakten Größe und einem Gewicht von 13 kg kann man das Teil auch schon mal weitere Wege tragen. Die Lautstärke im Cleanbereich ist für den Proberaum und kleine Gigs völlig ausreichend, mit verzerrtem Sound drückt er selbstverständlich noch mehr. Man muss sich aber darüber im Klaren sein, dass der Amp kein flexibler Bühnenverstärker ist, sondern ein Einkanaler mit Master-Volume und Class-A-Schaltung. Also mal eben von clean auf verzerrt umschalten ist nicht! Das muss man eben wie in der guten alten Zeit mit dem Lautstärkeregler der Gitarre erledigen. Aber das funktioniert wunderbar! Die Gainreserven sind ebenfalls limitiert, eine Metal-Säge lässt sich nur in Verbindung mit einem externen Verzerrerpedal realisieren. Durch die Umschaltmöglichkeit von 7 auf 15 Watt sind auch Endstufenverzerrungen in geringen Lautstärken möglich. Unterm Strich ist der  Handsome Devil ein sehr gut klingender Recording Amp, den man auch mal mit zur Probe oder zum Gig nehmen kann – und das zu einem ausgezeichneten Preis.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Lautstärke bei Clean Sounds
  • Klangregelung
  • Dynamik
  • Endstufenzerrung bei „geringen“ Lautstärken
  • Verarbeitung, Optik, Design
Contra
  • Akkordverständlichkeit bei hohem Gain
Artikelbild
Blackheart BH15H Röhren-Topteil Test
Für 239,00€ bei
Technische Daten
  • Hersteller: Blackheart
  • Modell: BH15H Handsome Devil
  • Typ: Röhrenverstärker Topteil mit Class A Schaltung
  • Ausgangsleistung: 7/15 Watt
  • Röhrenbestückung: 2x 12AX7, 2x EL84
  • Regler: Presence, Bass, Middle, Treble, Volume, Gain
  • Rückseite: Lautsprecher Anschlüsse: 2x 4Ω, 2x 8Ω, 1x 16Ω
  • Abmessungen: 460 x 243 x 228 mm (B x H x T)
  • Gewicht: 13 kg
  • Lieferumfang: Netzkabel
  • Preis: 415,- Euro UVP
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