ANZEIGE

Beyerdynamic TG V50d Test

DETAILS

Es ist schon schwierig, für einen Testbericht über ein derartiges Mikrofon eine Coverstory aus Textgarn zu spinnen, irgendwelche Wortspielchen zu entwickeln, zu informieren und gleichzeitig ein wenig zu unterhalten. Das V50d ist halt ein Mikro: Korpus, Korb, unten die XLR-Buchse – hmm, keine einfache Aufgabe. Ach ja, ich hab´s schon schwer, bemitleidet mich doch bitte mal. Nein, im Ernst, so schwer kann es nicht sein, ich beschränke mich wie unser Testproband selbst eben auf das Wesentliche. Also: Vor mir liegt ein Mikrofon mit metallenem Korpus und offensichtlich stabilem Gitterkorb. Schraubt man diesen ab, erkennt man die hervorragende Verarbeitung des Gewindes und die Kapsel des Mikrofons. Über der Membran sitzen die übliche Gaze und der Höhenresonator, der in erster Linie kompensieren soll, dass die darunterliegende Membran – welcher durch die angeklebte Tauchspule ein die Schwingung beeinträchtigendes Gewicht aufgebürdet ist – prinzipbedingt im Höhenbereich recht schwach überträgt. Die Öffnungen für das Laufzeitglied liegen etwas tiefer, nicht zuletzt aus diesem Grunde hat so ein Mikrofonkorb bei richtenden Schallwandlern auch seitlich noch luftdurchlässige Gitter.

Ein Blick in den grafischen Frequenzgang des TG V50d legt die Vermutung nahe, dass Beyerdynamic die gleiche Kapsel wie beim namensverwandten, aber auf Instrumentalabnahme hin optimierten TG I50d verwendet hat (die Eignung wird dort durch das “I” in der Produktbezeichnung verdeutlicht). Wie die I-Version auch, handelt es sich beim V50d (“V” wie “Vocal”, schon klar, oder?) um einen Druckgradientenempfänger, aufgrund dessen die untere Grenzfrequenz bei naher Besprechung von 80 auf 50 Hz sinkt. Die Rutschpartie gen 20 kHz wird numerisch mit einer Grenze von 17 kHz definiert, in der Kurve sieht man, dass es oberhalb der beiden Peaks bei 5 und 10 kHz ordentlich steil nach unten geht. Diese Eigenschaften sind auch beim Instrumenten-Geschwisterchen zu erkennen. Wegen der “fehlenden Höhen” sollte jetzt aber niemand weinen: Das Mikrofon wird auch für so gut wie alle Vocals im Höhenbereich trotzdem sehr gut aufgestellt sein – schließlich handelt es sich um ein Live-Mikro, ein Boost bei 10 kHz ist schon wirklich “sehr weit oben”, unser Tonhöhenempfinden ist ja logarithmisch. Das TG V50d gibt für 1 Pascal übrigens 2,4 mV aus und verfügt über eine Nennimpedanz von 600 Ohm. Wer es benötigt, erhält das TG auch als V50d S, wobei das “S” für Switch steht. Laut Angabe von Beyerdynamic arbeitet dieser Schalter knacksfrei, dieses Mikrofon hatten wir aber nicht zum Test. Meine Meinung zu diesem “Feature” ist in Granit gemeißelt: Schalter sind oft für die ersten auftretenden Defekte bei Mikrofonen verantwortlich, außerdem ist es erstaunlich, wie sehr dieses einzige einfache Bedienelement manche Benutzer eines solchen Mikrofons schon massiv überfordern kann. Ihr versteht: Nicht anschalten und so lange eifrig und unbeeindruckt von der Publikumsreaktion weiterreden oder -singen, bis der Tontechniker auf die Bühne gespurtet kommt, um dieser Technik-Nulpe im gleißenden Scheinwerferlicht vor dem Gesicht herumzufuhrwerken und zwischen den verkrampften Fingern das Mikro anzustellen. Für so eine Aktion habe ich einst meinen ersten Applaus als Techniker bekommen!

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.