Beyerdynamic TG I51 & TG D70 Test

Beyerdynamic TG I51 und TG D70 heißen unsere brandneuen Testobjekte. Wer sich im Programm des Herstellers aus Heilbronn auskennt, weiß, dass wir es mit Schallwandlern aus der „Touring Gear“-Serie zu tun haben.

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Dort tummeln sich robuste Mikrofone, die auch den harten Livealltag mühelos überstehen und ganz nebenbei natürlich auch im Studio eine gute Figur abgeben. Während das TG I51 speziell für die Abnahme von Snaredrums und Toms konzipiert wurde, ist das TG D70 ein auf Bassdrums zugeschnittenes Mikrofon.
Nun ist es natürlich nicht so, dass Beyerdynamic in diesen Bereichen bisher nichts vorzuweisen hätte, im Gegenteil. Da wäre zum Beispiel das M201TG, ein Klassiker, den nicht wenige Tonschaffende als das ausgewogenere Shure SM57 betrachten. Einen ähnlichen Status besitzt das M88TG, wenn es um die Abnahme von Bassdrums geht. Beide Altmeister sind jedoch nicht explizit für die Schlagzeugabnahme konzipiert worden, sondern eher als Allrounder, was sich sowohl klanglich als auch von den Abmessungen her bemerkbar macht. Viele moderne Schlagzeuger suchen jedoch spezifischere Mikrofone, welche auf die klanglichen Eigenschaften von Trommeln ausgelegt sind und sich leicht positionieren lassen. Ob unsere Testkandidaten die Ansprüche erfüllen können, lest ihr auf den folgenden Zeilen.

Details

Praktische Form, robuste Bauweise

Beide Mikrofone kommen in schwarzen Pappschachteln, in welchen sich außerdem eine Kunststoff-Transporttasche, eine Anleitung samt technischer Spezifikationen sowie eine EU-Gewindeverkleinerung befindet. Die mattschwarz lackierten Schallwandler selbst wirken mit ihren knubbeligen Metallgehäusen nicht nur sehr handlich, sie sind auch kompakt konstruiert, was insbesondere für das Beyerdynamic TG D70 gilt. Knappe neun Zentimeter Länge und gute 5,5 Zentimeter im Durchmesser versprechen angenehmes Rangieren durch enge Resonanzfellluftlöcher. Das für die Verwendung an Snares und Toms vorgesehene TG I51 ist beiden Dimensionen einen guten Zentimeter kleiner. Beide Modelle verfügen über fest integrierte Stativhalterungen ohne Feststellschrauben.

Fotostrecke: 4 Bilder Neue Formensprache bei Beyerdynamic: Das TG I51 ist für Trommeln optimiert.

Niere für Snares und Toms, Hyperniere für Bassdrums

Während beide Testkandidaten zur Gruppe der Tauchspulenmikrofone zählen, gibt es bei der Richtcharaktersitik einen deutlichen Unterschied. Das TG I51 ist als Niere konzipiert, das TG D70 als Hyperniere. Letztere besitzt einen fokussierteren Einsprechbereich, nimmt jedoch auch rückwärtig eintretenden Schall stärker auf. Bei den Frequenzangaben liefert Beyerdynamik jeweils zwei Datensätze. Einer bezieht sich auf eine Positionierungsentfernung von einem Meter, die andere auf zwei Zentimeter. Das ist durchaus sinnvoll, denn gerade bei Instrumentenmikrofonen dieser Bauweise sorgt der sogenannte Nahbesprechungseffekt für eine deutliche Bassanhebung. 80 bis 19000 Hertz liefert das TG I51 bei einem Meter Abstand zur Quelle, bei zwei Zentimetern geht es bis 33 Hertz hinab. Das TG I51 Frequnezdiagramm zeigt bei größeren Abständen einen sanft ansteigenden Graphen, der die 0dB Linie bei etwa 150 Hertz erreicht, ab 2000 Hertz langsam steigt, um bei 5000 Hertz einen Präsenz-Peak zu bilden. Dort liegt der Anschlagston von Trommeln. Ab 7000 Hertz geht es bergauf zum zweiten Peak bei 10000 Hertz, welcher dem Signal zusätzliche Frische verleihen dürfte. Bei naher Positionierung kommt es zu einem massiven Boost (8 dB) bei 100 Hertz, ein Verhalten, welches jedoch die meisten Mikros dieser Bauart auf die eine oder andere Weise an den Tag legen. Es verhilft Snaredrums und Toms zu mehr Fülle und „Bauch“. Auffällig ist die recht hohe Empfindlichkeit des TG I51, die bei satten 2,7 mV/Pa liegt.
Das Beyerdynamic TG D70 weist 40 bis 14100 Hertz, beziehungsweise 20 bis 14100 Hertz Übertragungsbereich auf. Auch hier liegt die Empfindlichkeit mit 2,2 mV/Pa höher als bei vielen Konkurrenten. Das Frequenzdiagramm zeigt für den Einmeter-Abstand eine langsam steigende Kurve, die bei 1500 Hertz in zwei Stufen zu ihrem Peak bei 5000 Hertz klettert, um danach langsam abzufallen. Wer den Nahbesprechnungseffekt ausreizen möchte, erhält ein 15 dB Plus bei etwa 60 Hertz. Dann ähnelt die Gesamtkurve auch stark dem berühmten „Smiley“, der einen Bass- und Attack-betonten Klang abbildet.

Fotostrecke: 5 Bilder Bassdrummikro Das D70 ist eine Nummer größer.

Praxis

Die Bauform sorgt für eine bequeme Positionierbarkeit beider Modelle

Nun geht es an den Praxiseinsatz und hier können sich beide Mikrofone gleich mit einer sehr angenehmen und problemlosen Handhabung in Szene setzen. Die kurze Bauform des Beyerdynamic TG I51 ermöglicht eine schnelle Ausrichtung der Kapsel auf die aufzunehmende Trommel. Das Haltegelenk sitzt dabei straff genug, um sich auch durch Sticktreffer nicht zu verstellen. Ebenso problemlos gestaltet sich die Handhabung des etwas größeren TG D70 in und vor der Bassdrum, nahezu jede Position ist zügig umgesetzt.

Fotostrecke: 5 Bilder I51 an der Hängetom

Und wie klingen die Teile nun? Starten wir mit dem TG I51 an der Snaredrum. Eine Pearl Masters Special Reserve Snaredrum in 14×5 Zoll dient als Schallquelle, als Referenzen kommen die oben bereits erwähnten Beyerdynamic M201TG und das obligatorische Shure SM57 zum Einsatz. Klanglich gibt sich das TG I51 obenrum lebendiger als der Klassiker M201TG, während das SM57 in den oberen Mitten mehr zupackt. Gut gefällt mir die schnelle Transientenverarbeitung des TG I51 und damit die natürliche Abbildung der Ghostnotes. Insgesamt klingt das M201TG am natürlichsten, für die notwendige Durchsetzungsfähigkeit braucht es in manchen Szenarien aber etwas EQ. Die gibt es beim TG I51 frei Haus.

Audio Samples
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Snare solo Snare kit Snare solo, Beyerdynamic M201TG Snare Kit, Beyerdynamic M201TG Snare solo, Shure SM57 Snare Kit, Shure SM57

Straff und druckvoll bringt das TG I51 die Toms rüber

Nach den guten Ergebnissen an der Snaredrum muss sich das TG I51 jetzt an zwei Pearl Masters Birkenkessel-Toms der Größen 12×10 und 14×12 beweisen. In beiden Fällen kommt das von mir immer gerne verwendete Electro-Voice ND468 als Vergleichmikrofon zum Einsatz, welches sich gegen den Testkandidaten ziemlich anstrengen muss. Das Beyer liefert mehr Präsenz im Anschlag und einen insgesamt transparenteren, fokussierteren Sound. Das liegt auch an der strafferen Abbildung der seitlichen Einsprechungen. Am tiefen Tom bestätigen sich die Befunde, auch hier wird der Anschlags-Sound stärker in den Vordergrund gestellt. Insgesamt gefällt mir das TG I51 mit seiner unaufdringlichen Klarheit und Fülle wirklich gut.

Audio Samples
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Tom solo Tom im Kit Tom solo, EV ND468 Tom Kit, EV ND468 Floortom solo Floortom Kit Floortom solo, EV ND468 Floortom Kit, EV ND468

Das TG D70 liefert Präsenz an der Bassdrum und am Floortom

Kommen wir nun zum Beyerdynamic TG D70, welches sich zunächst in meiner Pearl MBX Birkenkessel-Bassdrum der Dimension 20×16 Zoll beweisen muss. Zum Vergleich habe ich zwei meiner persönlichen Favoriten heran gezogen, nämlich das Sontronics DM1B, ein Kondensatormodell, sowie das Electro-Voice N/D868. Alle Mikros ragen etwa zehn Zentimeter in das Luftloch herein und zeigen auf einen Punkt neben dem Beater-Aufschlag. Das TG D70 entpuppt sich als modernes Bassdrum-Mikrofon mit einer Betonung des Attacks und einem guten Anteil Tiefbass. Bei genauerem Hören fallen aber auch die detaillierten, plastischen Mitten des Kesseltons auf. Damit ist das Mikrofon auch für Anwendungen jenseits von Rock, Pop und Metal geeignet, denn es formt zwar den Sound vor, lässt aber auch viel Spielraum für die weitere Bearbeitung. Wie es mit einem Solomon Subkick Mikrofon zusammen arbeitet, habe ich euch auch aufgenommen.
Ebenso gut wie in der Bassdrum gefällt mir unser Testkandidat am 16er Yamaha 9000 Floortom. Hier liefert es eine sehr gute Mischung aus bauchigen Bässen und unteren Mitten, der Präsenzpeak sorgt gleichzeitig für eine ordentliche Durchsetzungsfähigkeit. Übersprechungen klingen sauber und kompakt, was die Platzierung im Mix erleichtert.

Audio Samples
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Bassdrum, solo Bassdrum, im Kit Bassdrum, im Kit, plus Solomon Subkick Mikrofon Bassdrum, EV ND868, solo Bassdrum, EV ND868, im Kit Bassdrum, Sontronics DM1B, solo Bassdrum, Sontronics DM1B, im Kit Floortom, solo Floortom, im Kit Floortom, EV ND868, solo Floortom, EV ND868, im Kit

Fazit

Die beiden neu vorgestellten Beyerdynamic-Schlagzeugmikrofone geben im Test eine sehr gute Figur ab. So überzeugt das TG I51 an Snaredrum und Toms mit durchsetzungsstarken und transparenten Sounds, ohne zur Künstlichkeit zu tendieren. Dasselbe gilt auch für das TG D70, das in der Bassdrum eine sehr ausgewogene Mischung aus Attack und Bassanteilen abbildet, gleichzeitig aber auch den Kesselton natürlich darstellt. Diese Eigenschaften verhelfen ihm auch am Floortom zu sehr soliden Klangeigenschaften. Die in Deutschland hergestellten Schallwandler sind zudem robust und sauber verarbeitet und dürften auch das harte Tourleben mühelos wegstecken. Preislich liegen die Neuzugänge ebenfalls im gängigen Rahmen, wer also auf der Suche nach qualitativ hochwertigen Schlagzeugmikrofonen ist, sollte sich die Testobjekte auf jeden Fall mal anhören.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • druckvolle und transparente Sounds beider Mikrofone
  • sauber klingende Übersprechungen
  • sehr gute Verarbeitung
  • TG D70 sehr kompakt, daher einfache Positionierung
Contra
  • keins
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Beyerdynamic TG I51 & TG D70 Test
Für 235,00€ bei
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Features & Spezifikationen Beyerdynamic TG I51
  • Hersteller: Beyerdynamic
  • Bezeichnung: TG I51
  • Wandlerprinzip: dynamisch
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Impedanz: 600 Ohm
  • Frequenzgang: 33-19000 Hz (Nahfeld), 80-19000 Hz (Fernfeld, 1 Meter)
  • Finish: mattschwarz
  • Ausgang: XLR
  • Besonderheit: keine
  • Abmessungen: 7,9 x 4,4 Zentimeter
  • Zubehör: Tasche, Anleitung
  • Herkunftsland: Deutschland
  • Preis: 119,– (Straßenpreis noch nicht bekannt)
Features & Spezifikationen Beyerdynamic TG D70
  • Hersteller: Beyerdynamic
  • Bezeichnung: TG D70
  • Wandlerprinzip: dynamisch
  • Richtcharakteristik: Hyperniere
  • Impedanz: 280 Ohm
  • Frequenzgang: 20-14100 Hz (Nahfeld), 40-14100 Hz (Fernfeld, 1 Meter)
  • Finish: mattschwarz
  • Ausgang: XLR
  • Besonderheit: keine
  • Abmessungen: 9,1 x 5,7 Zentimeter
  • Zubehör: Tasche, Anleitung
  • Herkunftsland: Deutschland
  • Preis: 219,– (Straßenpreis noch nicht bekannt)
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