Beyerdynamic MCE 530 Test

Das Beyerdynamic MCE 530 nimmt am großen bonedo-Testmarathon teil. Wahrscheinlich sind die bekanntesten Mikrofone des deutschen Herstellers das Tauchspulenmikrofon M88 und die Bändchen M 130/160. Doch dass eine “dynamische” Namensgebung nicht bedeutet, dass man nicht auch Elektrostaten in sehr guter Qualität herzustellen vermag, wurde hier bei bonedo schon mit dem MC 840 und dem TG V96c unter Beweis gestellt. Dies war allerdings ein Großmembran-Kondenser. Mit dem MCE 530 ist bei “Beyerelektrostatik” ein äußerst preiswertes Set Nierenmikrofone mit kleiner Membran zu haben – schön zu einem Stereoset zusammengestellt.

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Doch ein großer Name alleine reicht noch nicht für ein gutes Mikrofon. Außerdem ist es auch bei Beyerdynamic so, dass es deutlich teurere Alternativen im eigenen Programm gibt, die (hoffentlich) den Einstiegswerkzeugen in vielerlei Hinsicht überlegen sind. Ich mache mich also auf die Suche nach Wunden, in die ich meine Testerfinger stecken kann, und finde für euch heraus, ob die preiswerten Beyer-Mikros in die engere Wahl genommen werden sollten, wenn das Budget sehr begrenzt ist.

Details

Was als Stereoset heutzutage etwas auf sich hält, muss im Koffer daherkommen, so scheint die landläufige Meinung mittlerweile zu sein. So sind auch die beiden Beyerdynamic MCE 530 im Hartplastikheim zu Hause. Diese Wohneinheit teilen sich die beiden Stäbchen mit einer zu XY- und ORTF-Verfahren taugender Stereoschiene des deutschen Traditionsherstellers K&M, mit zwei Mikrofonklammern sowie einem Pärchen WS-53-Windschutz.

Fotostrecke: 6 Bilder Hinter diesem Grill liegt die Kleinmembrankapsel des Beyerdynamics

Ob man den Grill des Mikrofons nun schön findet oder nicht – er scheint seine Aufgaben zu erfüllen und die dahinterliegende Membran vor widrigen Einflüssen zu schützen. Nicht zu übersehen sind die unterhalb der umlaufenden Fase liegenden Schalleintrittsöffnungen. Der rückseitige Schall wird in der 530-Kapsel verzögert und dadurch mit Annäherung an die 180° zunehmend ausgelöscht. Klar, die MCE 530 sind Nierenkapseln. Das Kondensatorprinzip wird hier mit einer Elektret-Permanentladung der Backplate erreicht, dennoch wird eine Phantomspeisung für die Elektronik benötigt. Laut Datenblatt akzeptieren die 530er 11-52 Volt, wodurch auch die so häufigen Abweichungen von 12 und 48 Volt kein Problem darstellen sollten. Bei üblicher 48Volt-Spannung liegt der Grenzschalldruckpegel mit 136 dB SPL aber höher als bei 12 V (126 dB SPL). Es ist nicht angegeben, ob diese Grenze für 0,5 oder 1% THD gilt – ich vermute letzteren Grenzwert. Der Übertragungsfaktor ist mit 5 mV/Pa nicht gerade riesig, das Eigenrauschen liegt nach A-Filterung bei üblichen 22 dB. Ein Blick in den Standard-Frequenzgang zeigt, dass die Mikrofone des Heilbronner Herstellers eine Höhenanhebung um die 10 kHz besitzen, was in diesem Preissegment nicht unüblich ist, um das nicht mehr ganz so stark ausgeprägte Air Band zu kompensieren. Insgesamt ist es bemerkenswert, dass die Frequenzgangkurve geneigt ist, also wie mit einem Tilt-EQ bearbeitet.
Bei Beyerdynamic ist ein MCE 530 einzeln erhältlich, aber auch das hier beschriebene Set mit zwei “gepaarten” Mikrofonen. Wie diese Paarung aussieht, ist aber nicht beschrieben, doch ist naheliegend, dass zumindest optisch auf die individuellen Frequenzkurven der Mikrofone geachtet wurde – die Ausdrucke der Messergebnisse liegen den Mikros nämlich bei!
Um den “Details”-Abschnitt dieses Tests zu vervollständigen, habe ich noch ein paar weitere Zahlen in meiner Krabbelkiste: Maße! Die Länge der MC 530er scheint zu offenbaren, dass Beyerdynamic ein deutsches Unternehmen und somit dem metrischen SI-System verpflichtet ist, denn sie ist genau 10,0 Zentimeter. Beim Durchmesser ist es weniger passend, denn dort sind es 19,5 Millimeter, das Gewicht liegt pro Mikrofon bei federleichten 36 Gramm. 

Praxis

Anders als bei vielen anderen Mikrofonen ist das Aufstellen und Ausrichten bei den Beyerdynamic MCE 530 eine angenehme Angelegenheit. Einem Mikroständer ist es nämlich egal, ob er die fliegengewichtigen Kleinmembran-Mikros trägt oder einfach gar nichts. Auch ein voll ausgezogener Galgen, der bei vielen schwereren Mikrofonen sonst gerne den werten Isaac Newton im Grab rotieren lässt, beeinflusst nicht die einmal gewählte Mikrofonposition. Die Mikrofonschiene ist für das beliebte ORTF hervorragend geeignet, bei XY gibt es das leidige Problem, das viele Schienen haben: Es ist nur umständlich möglich, die Kapseln übereinander (wie es korrekt ist) statt nebeneinander zu positionieren. Bei der Arbeit mit den 530ern ist mir leider eine der Banderolen am Fuß eines der Stäbchen abgegangen. Das passiert dann sehr schnell, wenn man beim Ausrichten an einem Mikrofon zieht: Die Klammer löst dann die aufgeklebte Fahne mit der Produktbezeichnung, dem Firmenlogo und der Seriennummer ab.

Fotostrecke: 2 Bilder Beyerdynamic Kleinmembran MCE-530 im Praxistest in XY-Anordnung

Was ich noch nicht angemerkt habe: Ich kenne die hier getesteten Kleinmembraner von Beyerdynamic seit über einem Jahrzehnt. Oder genauer: Ich habe sie damals kennengelernt und war durchaus angetan (den geringen Preis im Hinterkopf natürlich), sie aber seitdem nicht mehr benutzt. Ich war vor dem Test reichlich gespannt, ob sich meine Meinung womöglich geändert hat (oder sich eben meine Sinne geschärft haben oder Beyerdynamics Qualität geändert hat). Nun, irgendetwas wird es gewesen sein, womöglich auch eine Kombination, denn Begeisterung verspüre ich keine mehr. An der Akustikgitarre präsentieren sich die Stäbchen zwar wirklich gut gematcht, doch das Klangbild kann ich mit dem großen Namen Beyerdynamic nicht gut in Verbindung bringen. Gerade mit der Kenntnis der teureren Kleinmembraner fällt auf, dass man für eine gewisse Qualitätsstufe eben auch eine entsprechende Summe ausgeben muss – unter der die MCE 530 zweifelsohne liegen. Natürlich findet sich dieses Grundproblem bei eigentlich allen Herstellern, aber die beiden preiswerten Beyer-Mikros erklären diesen Zusammenhang recht deutlich. Sie reagieren trotz der hohen Abstimmung etwas träge, die herausgekehrten Höhen wirken recht unecht, sodass, wie bei so vielen preiswerten Mikros, die Assoziation mit – man vergebe mir die Wortwahl – “Plastik” naheliegt.

Vergleicht man die 530 mit hochwertigeren Mikros, auch und gerade solchen von Beyerdynamic, fällt auf, dass es einen scheppernden und resonierenden Aspekt in ihrem Klang gibt, der je nach Schallquelle stören kann. Sicher, manchen Signalen, ich denke da an Overhead-Mikrofonierung eines Rock-Schlagzeugs, kann das sogar zuträglich sein, aber insgesamt agieren die schwarzen Kleinmembraner zu ungenau und zu träge. Anhand der Akustikgitarre kann man gut nachvollziehen, dass viel von der feinen Saitentextur des schönen Instruments schlichtweg nicht mit aufgezeichnet wird. Nun ist das Stereoset auch keine Katastrophe, doch wirklich Freude wird vor allem bei der Aufzeichnung akustischer Instrumente und besonders eines Chores nicht aufkommen. Bessere Ergebnisse als mit einem üblichen dynamischen oder “Kaufhaus”-Mikrofon wird man mit den 530ern zwar auch dort erzielen können, doch sollte man eher auf nicht so fragile Schallquellen zurückgreifen – oder das Budget erhöhen.

Fazit

Das Beyerdynamic MCE 530 Stereo-Set zeigte im Test, dass es in der Tontechnik eine Art Naturkonstante ist, dass man für wirklich ordentliche Kleinmembran-Kondensatormikrofone mehr Geld als nur knapp zweihundert Euro auf den Tisch legen muss. Auch das alteingesessene Unternehmen aus Baden-Württemberg kann die Gesetze von Physik und Ökonomie eben nicht aushebeln, wenngleich ich das Gefühl habe, dass manche Firmen in diesem Preissegment ein etwas glücklicheres Händchen bewiesen haben. Allerdings ist das kein Grund, sich von Beyerdynamic abzuwenden, denn auch im Bereich Kleinmembraner findet man in etwas höheren Preisregionen wirklich hervorragende Werkzeuge!

Pro
  • leicht
  • klein
  • robust
  • recht gutes Matching
Contra
  • klanglich eher unausgewogen, träge und schepperig
Beyerdynamic MCE-530: Preisgünstig, aber keine Begeisterungsstürme auslösend
Beyerdynamic MCE-530: Preisgünstig, aber keine Begeisterungsstürme auslösend
Spezifikationen
  • Empfängerprinzip: Druckgradientenempfänger
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Wandlerprinzip: Kondensator
  • Betriebsspannung: 12 – 48V Phantomspeisung
  • Frequenzgang: 30 Hz – 20 kHz
  • Übertragungsfaktor: 5 mV/Pa
  • THD+N: 22 dB(A-bewertet)
  • maximaler Schalldruckpegel: 136 dB SPL
  • Preis (Pärchen): € 307,-(UVP)
Unser Fazit:
3 / 5
Pro
  • leicht
  • klein
  • robust
  • recht gutes Matching
Contra
  • klanglich eher unausgewogen, träge und schepperig
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Beyerdynamic MCE 530 Test
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