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Audio-Technica ATH-PRO500MK2 Test

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger, lautet beim ATH-Pro500 MK2 die volle Produktbeschreibung „Professioneller Monitoring-Kopfhörer“ und nicht DJ-Kopfhörer. Das macht einen feinen Unterschied, denn ein Monitor-Kopfhörer KANN natürlich auch als DJ-Kopfhörer herangezogen werden, sollte aber beispielsweise auch dem ausführenden Tontechniker bei einer Live-Veranstaltung die schnelle und von der Außenwelt klanglich gut abgeschirmte Kontrolle über das akustische Geschehen ermöglichen.

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Der klangliche Fokus liegt also ganz klar auf der unverfälschten, bestenfalls entlarvenden Wiedergabe. Wenn er dann auch noch in der Lage ist, in Bezug auf das Handling und die Verarbeitung den rauen Anforderungen in der DJ-Booth gerecht zu werden – umso besser.

DETAILS

Konzept
Der ATH-Pro500 Mk2 ist ein dynamischer, Ohr-umschließender Stereo-Kopfhörer. Im Vergleich zu seinem Vorgänger sind die Treiber der verbauten Schallwandler von 44 auf stattliche 53 Millimeter „gewachsen“ und treten gegen den Kopfhörerverstärker mit einer Impedanz von 38 Ohm an. Die maximale Leistungsaufnahme beträgt 1600 Milliwatt. Dass seine Grundkonzeption aus dem DJ-Bereich stammt, wird spätestens bei den – für das Ein-Ohr-Vorhören – drehbar ausgelegten Ohrmuscheln (nach vorne 90 Grad, nach hinten 50) deutlich. Aber auch das wechselbare Anschlusskabel und die austauschbaren Ohrpolster sind Details, die man im professionelleren Einsatz gerne sieht und häufiger braucht als man denkt. So bin ich beispielsweise mit meinen treuen AKG 81DJ – die so etwas wie meine „Immer-dabei-hab“-Kopfhörer geworden sind, innerhalb von vier Jahren bei nicht weniger als drei Paar verschlissener Ohrpolster angelangt.

Der ATH-Pro 500 Mk2 samt seiner Reisebegleitung
Der ATH-Pro 500 Mk2 samt seiner Reisebegleitung

Auspacken
Dem schlichten, schwarzen Karton entnehme ich: Den Kopfhörer selbst, ein ca. 1,2 Meter langes, gerades Anschlusskabel und ein Spiralkabel gleicher Länge, das bis auf das Doppelte seiner Länge dehnbar ist, ferner ein Mini-auf-Standard-Klinken-Adapter und eine Transporttasche aus robustem und handschmeichelndem Kunststoff.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Kopfhörer wirkt von vorne genauso dezent,

Äußerlichkeiten
Der erste haptische und visuelle Inspektionsgang liefert ein grundsätzlich positives Bild: Zwar ist das komplette Ohrbeschallungssystem (bis auf die seitlichen Verstellbügel) aus Elastomer gefertigt, dennoch wirkt es weitgehend kompakt und robust. Allein wenn die Ohrhörer in der Senkrechte an die Oberseite des Bügels stoßen, gibt das Material ein etwas billiges Klack-Geräusch von sich. Der Einsatz von Kunststoff dürfte aber schlicht der Tatsache geschuldet sein, dass der Kopfhörer mit seinen mächtigen 53 Millimeter-Treibern ein Kampfgewicht von 290 Gramm auf die Waage bringt – mehr Zuladung auf dem Kopf wäre wohl DJ-Quälerei gewesen. Zumal sich der Kopfbügel des Hörers zwar durch seinen Elastomer-Rahmen recht flexibel in Bezug auf unterschiedliche Schädel-Größen zeigt, sein Gewicht aber nur durch eine dünne Wattierung auf dem Kopf abgefedert wird.

Eher dünn: Die Kopfbügel-Polsterung
Eher dünn: Die Kopfbügel-Polsterung

In Verbindung mit den – im rauen DJ-Einsatz – angenehm stramm anliegenden Ohrmuscheln lässt einen der ATH-Pro 500 Mk2 folglich zu keinem Zeitpunkt vergessen, dass man ihn trägt. Ein Kopfhörer für den entspannten, ausgiebigen Hörgenuss im Lounge-Sessel ist er dementsprechend eher nicht. Hinterm DJ-Pult dagegen zeigt er sich dann wirklich sehr flexibel in Bezug auf alle denkbaren Hörpositionen: Egal ob beidseitig ohraufliegend getragen, auf der Schulter einseitig eingeklemmt oder nur mit einer Hörmuschel leger ans Ohr gehalten – die Hörmuscheln folgen allen Positionen ohne Murren, und ohne dass man dabei das Gefühl hat, hier könnte gleich etwas abbrechen oder überdreht werden.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Ohrhörer-Gelenk und der Lautsprecher im Detail

Flexibel zeigt er sich auch in Bezug auf die Kabelzuführung: Je nach persönlichem Bewegungsbedarf schraubt man mit ungefähr drei Umdrehungen eines der beiden mitgelieferten Kabel (gerade für die etwas statischer agierenden Musikdienstleister, spiralförmig für derwischende Deejays) in der Buchse des linken Ohrhörers fest.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Anschlusskabel wird mit ca. 3 Umdrehungen verschraubt…

Auch in Bezug auf sein Design – eine natürlich immer höchst subjektive Sache – gibt sich der ATH-Pro 500 Mk2 eher sachlich und unspektakulär: Neben dem quer über den Kopfbügel gedruckten Namenslogo, einem dezent in den Kunststoff geprägten Audio-Technica Signet und einer grauen Typen-Beschriftung, wurde auf jeglichen Firlefanz verzichtet. Wer auf der Bühne auffallen möchte, sollte folglich zur roten Farbvariante greifen.

Eher schlicht: Das Design der Ohrhörer im Detail
Eher schlicht: Das Design der Ohrhörer im Detail
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PRAXIS

Der Kopfhörer mit um ca. 4 Zentimeter herausgezogenen Hörmuscheln
Der Kopfhörer mit um ca. 4 Zentimeter herausgezogenen Hörmuscheln

Genug der grauen Theorie, schreiten wir zum Hörtest: Nachdem ich die beiden Ohrmuscheln mittels der leicht gerasterten, pro Seite um großzügige 4 Zentimeter herausziehbaren Kopfbügel-Anpassung in eine nahezu ohrumschließende Position gebracht habe, ziehe ich zum Einbrennen der Membran (und auch weil die Mischung zeitgemäß an die Wand gefahren ist), den Rebel Sketchy Remix von Sawgoods „Sawtribe“ ran. „Himmel, sind die neutral“, ist der erste Gedanke, nachdem sich der Track vom einleitenden Build-Up zum ersten Steady-Part entwickelt hat, wo eine pfundige Basskick sich mit allerlei anderem synthetischem Schlagwerk und einer üblen Horde Bässe vergnügt. Denn beim Absetzen und zwischenzeitlichen Vergleichshören mit den beiden Mackie HR824 Studiomonitoren ergibt sich ein fast identisches Klangbild (die Beeinflussung durch die Raumakustik und den physischen Schalldruck einmal weggedacht). Bei zweieinhalb Minuten läutet dann ein ansteigender Sinus-Sweep ein Break ein und scheint den vom Hersteller angegebenen, physikalischen Frequenzbereich von 10 bis 30.000 Hz zu bestätigen: Ohne auffällige Gehäuse-Resonanzen schraubt sich der Synth über den gesamte Hörbereich des Testers hoch – ordentlich. Auch die Auflösung von Transienten und der Druck, mit dem die Schallwandler die Kick präsentieren, kann auf Anhieb überzeugen. Allein die Außengeräusch-Abschirmung gibt sich etwas indiskret, denn sowohl das Schellen des Postboten als auch das Klingeln des Mobiltelefons im Nebenraum drangen ungehindert über meine Wahrnehmungsschwelle. Der umgekehrte Weg wirkt subjektiv besser bedämpft, denn auch bei satter Lautstärke dringt nur wenig Signal nach draußen – ideal für Zuspielen von Monitor-Mischungen an den aufzunehmenden Musiker beim Recording.

In dieser (guten) Gesellschaft muss sich der ATH-Pro 500 Mk2 beweisen: Links AKG K271, Rechts Aiaiai TMA-1
In dieser (guten) Gesellschaft muss sich der ATH-Pro 500 Mk2 beweisen: Links AKG K271, Rechts Aiaiai TMA-1

Da Hören bekanntlich Vergleichen bedeutet, waren während des Tests zwei völlig unterschiedlich geartete Kopfhörer mit von der Partie – wohlgemerkt, nicht als direkter Vergleich, sondern um zwei alternative Klangsignaturen zur Hand – respektive auf dem Ohr – zu haben. Denn wie man das akustische Geschehen wahrnimmt, ist auch immer eine Frage der Uhrzeit, der Stimmung und allen voran des gehörten Musikmaterials. Gut, wenn man also eine Referenz hat – einen verlässlichen, über einen längeren Zeitraum gewachsenen Höreindruck. Bei mir sind das der Aiaiai TMA-1 und der AKG K-271. Ersterer wegen seiner extrem druckvollen Bass- und Tiefmittenwiedergabe (allerdings auf Kosten der Höhendurchzeichnung) – eine „Spaßmaschine“ sondergleichen also. Der Zweite wegen seiner gnadenlos präzisen Wiedergabe von Transienten – ein Kopfhörer der nicht mal den Ansatz von Hörfreude entstehen lassen will, als Kontroll-Instanz für Fehler (Knacksern, Clippings und Sample-Startpunkten) aber absolut unbestechlich ist.
Der Hörtest geht weiter mit John Coltranes „After the rain“, das ich aufgrund seiner sehr extremen Panorama-Verteilung (Horn hart links, Becken hart rechts, Piano hinten-mitte) gerne zur Bewertung der Stereo-Separierung verwende. Auch hier zeigt sich der ATH-Pro 500 Mk2 ausgewogen, ehrlich – ja, fast schon entlarvend – denn er zerteilt das Stereofeld mit einer chirurgischen Genauigkeit: Für präzise Kontrolle beim Panning und bei der Bewertung von Hallräumen ideal.
Es folgt das auf Poles gelbem Album vertretene „Taxi“, worauf ein bewusst eingesetztes, defektes Waldorf Filter für eine ganze Wagenladung von Knacksern und Knuspergeräuschen sorgt und dem Minimal-Dub-Track eine Vinyl-artige Patina gibt. Zuerst höre ich den in dieser Hinsicht unschlagbar genauen AKG, der mit Leichtigkeit jedes noch so sublime Knistern herausarbeitet, dann den Audio-Technica. Der liefert auch in dieser Disziplin eine einwandfreie Leistung ab: Ordentlich gibt er alle kleinen Signalspitzen wieder und ist gleichzeitig in der Lage, den vor sich hin grummelnden Subbass zu bedienen. Im direkten Vergleich wirkt der AKG noch einen Tick feiner höhendurchzeichnend, muss allerdings im Bassbereich passen.
Zu guter Letzt will ich noch wissen, wer zuerst an seine Lautstärkegrenze kommt: Meine Ohren oder der Kopfhörer – herstellerseitig wird der Schalldruck mit ordentlichen 106 db beziffert. Dafür wandert Deadmau5s „arschtretiger“ Remix von Carbon Communitys „Community Funk“ durch die Audiowandler und wird am Kopfhörerausgang eines Xone:DB2 langsam auf grenzverträglichen Pegel gebracht. Kurz bevor es droht hörnerverklebend zu werden setze ich die Headphones ab, gebe noch mal knappe Viertelumdrehung mehr Schub auf dem Monitor-Poti, um aus sicherem Abstand zu hören, ob die Kick zerrt. Und ja, das tut sie – allerdings ist hier die Lautstärke – wohlgemerkt in der Studioumgebung – bereits deutlich über dem verträglichen Maß. Ich muss aber auch einwerfen, dass in der DJ-Booth (leider) oft nahezu der gleiche Pegel wie auf der Tanzfläche herrscht und man daher den Monitor unweigerlich über die Vernunftgrenze hinaus aufdreht. Wer absehen kann, dass er mit so einem Szenario häufig konfrontiert wird, kommt um einen Real-Life-Test des ATH-Pro 500 Mk2 nicht herum.
Am Ende des Hörtests steht ein durchweg positiver Eindruck: Der Pro 500 Mk2 liefert eine dynamische, ausgewogene Klangwiedergabe ohne Rausreißer im Guten wie im Schlechten. Ein Quäntchen mehr Offenheit in Bezug auf das Stereofeld hätte mir persönlich zwar gut gefallen, gibt aber keinen Punktabzug, da es sich hier um meine subjektive Präferenz handelt.
Einen halben Punkt ziehe ich am Ende für den, bei ausgedehnter Hörsession und je nach Kopfform, leicht drückenden Kopfbügel ab.

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FAZIT

Mit der Zweinuller-Version ist Audio-Technica ein sehr präzise agierender Monitor-Kopfhörer gelungen, dessen Konzeption ganz klar im Bereich „Arbeitsgerät“ und weniger im Segment „Spaßmaschine“ liegt. Das beginnt bei den klanglichen Qualitäten, die sich am besten mit Attributen wie ehrlich, neutral und präzise beschreiben lassen, geht weiter über die mechanischen Trageeigenschaften, die sich im Live-Einsatz als gut anliegend und flexibel positionierbar erweisen. Aus diesem Grund eignet sich der 500er aber auch weniger für ausgedehnte, entspannte Hör-Sessions und findet seine Entsprechung im unspektakulären, schnörkellosen Design. Kurz: Ein Kopfhörer, mit dem man, so man denn gerne auf optischen und klanglichen Firlefanz verzichten kann und eher ein unspektakuläres und neutrales Arbeitsgerät vorzieht, bevorzugt im Studio aber auch auf der Bühne viel Freude und eine gute Kontrolle über das akustische Geschehen haben kann.

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Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Neutraler, ehrlicher, ausgewogener Klang
  • Flexible Hörpositionen möglich
  • Austauschbare Anschlusskabel & Ohrpolster
Contra
  • Kopfbügel etwas hart bei längerem Tragen
  • Hohes Gewicht
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Audio-Technica ATH-PRO500MK2 Test
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von Numinos

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