ART DJ PRE-II Test

Praxis

Handling

Aufgrund seines durchaus stabilen Chassis ist DJ PRE-II ein Kandidat, der auf Reisen gehen kann, ohne dabei allzu schnell das Zeitliche zu segnen. Auch die Schnittstellen und Bedienelemente erwecken durchaus den Eindruck, als dass sie das prima wegstecken könnten.
Beim Anschluss der Ein- und Ausgänge empfehlen sich gute Lichtverhältnisse oder aber die Mitnahme einer kleinen Taschenlampe, denn der aufgebrachte Siebdruck für die Beschriftungen der Buchsen und Bedienelemente ist dunkelst lila auf Schwarz, was keinen guten Kontrast bietet und bei fehlendem Tageslicht direkt zu Schwierigkeiten bei der Inbetriebnahme führt.
Die Auswahlmöglichkeiten der bereitgestellten eingangsseitigen Kapazität (100 oder 200 pF) führen in meinem Setup zu keiner hörbaren Veränderung. Ein direkter A/B-Vergleich bei diversen Stücken ohne irgendein reproduzierbares Ergebnis macht den Schalter für mich obsolet. Das Subsonic-Filter aktiviere ich bei meinen Aufzeichnungen ebenfalls nicht, da ich ja nicht sooo laut abhöre, sodass die tiefen Frequenzen meinen Plattenspieler wiederum in Schwingung versetzen könnten, also „aus“ damit.
Die Justierung des Ausgangspegels (siehe Signalfluss auf der Unterseite!) nur nach Sicht gestaltet sich schwierig, da das Rot nur bei den hohen Pegeln kurz aufblitzen soll (quasi eine Peak-Bewertung) und das wiederum tut es auch dann relativ schnell. Das Signal am Ausgang hört sich dann aber noch absolut verzerrungsfrei an. Man gewinnt schnell den Eindruck, dass man hier deutlich mehr Gas geben könnte, tut es dann auch, bis ein Track an der Reihe ist, der eine große effektive Energie im Bass entwickelt und dann aber doch hörbar clippt, obwohl das Rot genauso flackert wie beim ersten Stück. So wirkt die Zweifarben-Ampel über einen Signalgeber ein wenig schwammig auf mich, sodass ich fortan nur noch nach Gehör einpegele.

Fotostrecke: 3 Bilder Am Masseanschluss findet eine handelsübliche Gabel guten Halt.

Zur Einordnung der gebotenen Soundqualität in das Marktgefüge habe ich einerseits einen direkten Konkurrenten, den SPR-6 von Stage Line, zum anderen einen unserer Referenz-Vorverstärker herangezogen. Hierbei handelt es sich um den Easy Phono von Analogis.

Fotostrecke: 3 Bilder Unsere Referenz in der 30-Euro-Sparte: Der Easy Phono von Analogis.

Hörtest

Beim ersten Hörbeispiel weiß der ART schon zu gefallen. Die Mischung des 80er Jahre Klassikers von Sade klingt nicht ganz so kühl wie sonst. Dennoch liegt die Vermutung nahe, dass der DJ PRE-II eine Menge Obertöne oberhalb von 3 kHz schlichtweg unterschlägt. Die Bässe klingen transparent, so auch die Mitten. Die Darstellung der Raumtiefe, die zugegebenermaßen im Vergleich zu aktuellen Produktionen bei diesem Track relativ platt klingt, kann hier nicht geprüft werden. Der direkte Konkurrent klingt ein wenig transparenter, wenn auch hier und da ein wenig blechern. Eine wenig ins Maßlose hinsichtlich des Hochtons driftet der Easy Phono zwar hier und da ab, dennoch verfügt er über die schnellste Ansprache.

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A1 Sade – Smooth Operator über ART DJ PRE-II A1 Sade – Smooth Operator über Stage-Line-SPR-6 A1 Sade – Smooth Operator über Analogis Easy Phono

Beim Whorehouseblues setzt sich der eben gewonnene Eindruck fort. Der Hochtonabfall des ART im Vergleich zu seinen beiden Kontrahenten ist auch bei Motörhead festzustellen. Die Mitten klingen direkt und ehrlich, die Basswiedergabe kann hier schwer bis gar nicht beurteilt werden. Oft sind es Kleinigkeiten, auf die man zu achten hat, um Unterschiede herauszuarbeiten. So zum Beispiel die Westerngitarre, die beim DJ PRE-II etwas an Ansprache und Knackigkeit vermissen lässt. Das Slap-Delay auf Lemmys Gesang, das durch die Nähe der direkten Lead Vocals einen tieferen räumlichen Eindruck generiert, kommt bei den beiden anderen Preamps zudem weit besser zum Tragen, sodass auch der Raumeindruck bei ihnen deutlicher ist.

Audio Samples
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A2 Motörhead – Whorehouseblues über ART DJ PRE-II A2 Motörhead – Whorehouseblues über Stage-Line-SPR-6 A2 Motörhead – Whorehouseblues über Analogis Easy Phono

In Deodatos Version von „Also sprach Zarathustra“ sind es die Shaker, die nach Mitte des Stücks in den Passagen, in denen die sehr dynamischen Bläser immer wieder anschwellen, Aufschluss geben können. Beim ART gehen sie nämlich kurzzeitig einfach völlig unter, der Monacor hingegen kann sie durchgehend wiedergeben und auch auf eine Position festnageln. Der Easy Phono nimmt hier gar kein Blatt vor den Mund, die Ansprache der Bläser ist derart fix, dass man seinen Ohren kaum mehr glauben mag und trotzdem gehen die Shaker schön durch und sorgen so für den funkigen Groove, auch wenn es an der einen oder anderen Stelle manchem zu aufdringlich sein mag.

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A3 Deodato – Also sprach Zarathustra über ART DJ PRE-II A3 Deodato – Also sprach Zarathustra über Stage-Line-SPR-6 A3 Deodato – Also sprach Zarathustra über Analogis Easy Phono

Der DJ PRE-II kann Bass, das muss man ihm schon lassen. Bassdrum und E-Bass differenziert er und zeichnet einen warmen großen Körper, der etwas durchsichtiger klingen könnte, aber eben auch knurrt, was ich beim Easy Phono ganz vermisse und auch der SPR-6 nicht so hinbekommt. Dafür ächzt Frau Khan aber nicht so prägnant und die Hi-Hats wollen sich beim ART ebenfalls nicht so in den Vordergrund drängen.

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A4 DeLaSoul feat. Chaka Khan – All Good? über ART DJ PRE-II A4 DeLaSoul feat. Chaka Khan – All Good? über Stage-Line-SPR-6 A4 DeLaSoul feat. Chaka Khan – All Good? über Analogis Easy Phono

Auch beim Hörbeispiel von Grauzone kann DJ PRE-II mit einem kräftigen Bass punkten. Der Abfall des Hochtonspektrums kommt hier nicht so zum Tragen wie zum Beispiel bei DeLaSoul. Dennoch bleibt festzustellen, dass mit weniger Durchsicht in den vorne ortbaren Sounds auch wieder ein wenig vom gesamten Raumeindruck flöten geht. Und an der Echtheit der Hi-Hat darf beim Audio-File des DJ PRE-II gezweifelt werden.

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A5 Grauzone – Film 2 über ART DJ PRE-II A5 Grauzone – Film 2 über Stage-Line-SPR-6 A5 Grauzone – Film 2 über Analogis Easy Phono

Zu DJ Kozes XTC sage ich nur: Versucht doch mal auf alle angeschlagenen Becken am Ende des Tracks und das Kuhglocken-Motiv zu achten und zwar im Hinblick auf die Ansprache, die Position im Stereo-Bild und den gewonnenen Raumeindruck, den die Percussion-Instrumente erzielen.

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A6 DJ Koze – XTC über ART DJ PRE-II A6 DJ Koze – XTC über Stage-Line-SPR-6 A6 DJ Koze – XTC über Analogis Easy Phono

Test-Setup
Playback & Verstärkung:
Plattenspieler: Vestax PDX 2300 Pro MKII
Tonabnehmer: Ortofon OM Serato S-120
Mixer & Preamp: Denon DN-X1600
Externer Phono-Preamp: Dynavox TPR-2
Aufzeichnung:
AD-Wandlung: RME HDSPe AIO
Aufzeichnung: SONY SoundForge 11, PCM-Audio, WAV mit 176,4 kHz und 32 Bit
Abhörkette:DA-Wandlung: Denon 300-USB
Kopfhörerverstärker: Dynavox CSM12
Kopfhörer: AKG K702

Kommentieren
Profilbild von Sebastian

Sebastian sagt:

#1 - 17.01.2023 um 21:33 Uhr

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Hallo Daniel. Vielen Dank für den ausführlichen Bericht. Die verschiedene Musikstücke aufgenommen mit den verschiedenen Phono Vorverstärker erlauben jedem eigene Beurteilung zu treffen und unterstreichen zusätzlich deine Wahrnehmung. Top!!! Gruss. Sebastian

Profilbild von robbat

robbat sagt:

#2 - 23.02.2024 um 19:11 Uhr

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Ob es sich um Sereinstreuung handelt, meine vewöhnten (phonopres >1k mit feinen MCs) waren baff, was aus diesem Kistchen rauskam, und diesen Eindruck habe ich nicht alleine, wenn man sich die Positven Kommentare weltweit anhört. Ich habe bis 150€ nichts besseres gehört, ab da sind die Möglichkeiten unendlich...

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