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2Box DrumIt Five Mk2 Test

PRAXIS

Das 2Box Brain
Die Eigenschaften der Pads haben wir inzwischen zur Genüge kennengelernt. Werfen wir also einen Blick auf die Steuerzentrale des DrumIt Five, und sehen, wie es sich in der harten Praxis schlägt.
Auf der Vorderseite des stabil wirkenden Metallgehäuses finden sich zehn Channel-Buttons, mit denen (zum Teil über Tastenkombinationen) die insgesamt 15 Trigger-Kanäle des Moduls angesteuert werden können: Bassdrum, Snare, Hi-Hats, vier Toms, drei Becken und fünf zusätzliche Percussionkanäle. In der Praxis wird man diese hauptsächlich verwenden, um Sounds vorzuhören, wenn das Brain nicht mit den Pads verbunden ist. Rechts davon sind sechs Drehknöpfe um ein sehr rudimentär gehaltenes LC-Display herum angeordnet, die in Kombination mit vier weiteren Navigationsbuttons zum Bearbeiten der Parameter des 2Box Brains zuständig sind. Leider ist die Menüführung ein wenig unintuitiv geraten, was vor allem mit der etwas kryptischen vierzeiligen Textdarstellung im Display zusammenhängt. Ohne ein ausgiebiges Wälzen des Benutzerhandbuchs kann es hier schon einmal vorkommen, dass man die eine oder andere wichtige Funktion schlicht und einfach übersieht. Hier ist also Kennenlernen angesagt.

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Im Modul sind insgesamt 100 Werkskits enthalten, die größtenteils Naturdrums simulieren, aber auch Percussion-Instrumente und elektronisch erzeugte Dance-Sounds beinhalten. Die Samples wirken im Großen und Ganzen recht stark bearbeitet – EQ, Kompressor und Hallgeräte scheinen offenbar eine große Rolle beim Erstellen der Library gespielt zu haben. Dies hat natürlich den Vorteil, dass die einzelnen Kits schon von vornherein nach einem fertig abgemischten Drumset klingen und größtenteils relativ durchsetzungsfähig sind. Andererseits wird dadurch die Möglichkeit geschmälert, alle Instrumente frei miteinander zu eigenen Kits zu kombinieren, da vor allem die Rauminformationen von verschiedenen Toms, Snares und Kicks zum Teil wie Öl und Wasser aufeinander wirken. Unfreiwillig künstlich oder pappig, wie man das von vielen Konkurrenzprodukten gewohnt ist, wird es aber so gut wie nie. Ein großes Plus sind die Becken, die nicht (wie so oft) einfach nur ein kurzes „Tschik“ machen, um sonst so wertvollen Speicherplatz zu sparen, sondern ganz natürlich abklingen.

Audio Samples
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DrumIt Live Kit (akustisch) Fat Boy (gepitcht) Van Dyke (Electro-Sounds)

Das Spielgefühl ist insgesamt hervorragend! Nach ein wenig Anpassung der Trigger-Parameter kommt bei mir mit geschlossenen Augen das Gefühl auf, an einem echten Drumset zu sitzen und einen kräftig bearbeiteten Monitormix auf den Kopfhörern zu haben. Bei E-Drums habe ich das in dieser ausgeprägten Form bisher noch nicht erlebt, und inzwischen verstehe ich die oft gemachte Aussage von Gitarristen, die bei manchen Ampsimulationen mehr Direktheit spüren als bei anderen. Ob dies nun an einem von 2Box selbst gerühmten ultraschnellen Triggerverfahren liegt oder schlicht und einfach mit der Tatsache zusammenhängt, dass manche Trommeln in fast 100 Velocity-Layern (also mehr als 100 verschiedene Samples in verschiedenen Lautstärken) zur Verfügung stehen, kann ich nicht beantworten. Einen Machinegun-Effekt gibt es bei den akustischen Drumsounds quasi nicht (im Gegensatz zu den Dance-Sounds – dort ist das aber nicht derart negativ), und der Detailgrad übertrifft zum Teil sogar die viel gerühmten und klanglich natürlich flexibleren Software-Libraries. Presswirbel auf der Snare fühlen sich zwar immer noch nicht ganz realistisch an, Double-Stroke-Rolls und schnelle Einzelschläge funktionieren aber sehr schön. Am Ende des kurzen Audiobeispiels im Player ist zu bemerken, wie die Tonhöhe der Toms bei den immer härter werdenden Anschlägen naturgemäß zunimmt.

Audio Samples
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Snare-Rolls und Toms

In Hinblick auf Effekte wird man bei 2Box mit einem zum Click-Tempo synchronisierbaren Delay, einem Flanger und einem 3-Band Equalizer mit parametrischen Mitten versorgt. Als besonders praxisnah empfinde ich dabei die Möglichkeit, eigene Submixes für den Kopfhörerausgang und die sechs frei belegbaren Mono-Ausgänge am Modul einrichten zu können. Eine leichte Bassanhebung soll nur auf den Line-Outs hörbar sein und dafür das Metronom nur auf dem Kopfhörer? Kein Problem!

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Offene Soundarchitektur

Wie bereits angedeutet: Die Möglichkeit, eigene Sounds in das Brain importieren zu können und dabei einen vergleichsweise opulenten Speicherplatz von insgesamt 4 GB zur Verfügung zu haben, ist ein absolutes Alleinstellungsmerkmal des 2Box DrumIt Five. Dazu ist zunächst eine Verbindung mit einem Rechner nötig, die sich ganz einfach über Plug-and-Play einrichten lässt. Das Modul wird dabei als USB-Massenspeicher erkannt, und es sind keine weiteren Treiberinstallationen nötig. Etwas schade ist dabei, dass die Schnittstelle auf die Datenübertragungsrate von USB 1.1 gedrosselt ist. Bei einem umfangreichen Datentransfer zwischen PC und Brain (wie zum Beispiel einer sehr empfehlenswerten Sicherungskopie des kompletten Brains-Speichers) ist also Abwarten und Teetrinken angesagt.
Das Brain unterscheidet zwischen vier verschiedenen Typen von importierbaren Files: Songs, Loops, User-Kits und eigene Multisamples. Selbstverständlich kann man auch andere Dateitypen wie etwa Großmamas Einkaufsliste auf dem Modul speichern, anfangen kann man damit dann aber nichts.
Im Speicher des Moduls sind von vornherein einige Jam-Tracks ohne Drums vorhanden. Wer eigene Playalongs oder ganz einfach Songs zum Mitspielen hat, kann diese direkt ins Brain kopieren und erspart sich so beispielsweise den Anschluss eines MP3-Players. Die Audiofiles müssen allerdings im unkomprimierten WAV-Format sein, da das DrumIt Five (zumindest mit dem aktuellen OS 1.2) noch keine MP3-Unterstützung bietet. Das Gleiche gilt natürlich auch für die ganz frisch implantierte Loop-Funktion. Sauber geschnittene WAV-Dateien können mit dem Loop-Converter ins 2Box-Format gewandelt, einem Pad zugewiesen und daraufhin in einfacher Ausführung oder als Endlos-Schleife getriggert werden. Für die Bühne oder als lebendiger Click-Ersatz beim Üben ist das natürlich eine feine Sache.
Eigene Kits können über die Bedienelemente am Brain selbst, aber auch mit dem Kit-Editor gestaltet werden. Als besonders angenehm empfinde ich die Möglichkeit, komplette eigene Kit-Bänke zu erstellen, ohne dabei gezwungen zu sein, die Werkskits zu überschreiben.

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Der zentrale und letztendlich interessanteste Punkt ist aber das Importieren eigener Multisamples. Um dies zu testen, habe ich eine Kick, eine Snare und drei Toms aus der Custom-&-Vintage-Erweiterung des Superior Drummer 2 von Toontrack in das Hirn des DrumIt Five verfrachtet. Gerade der naturbelassene Sound dieser Software-Library schien mir ein guter Gegenpol zum hochpolierten und sehr druckvollen Klang der Werkskits zu sein. Und ja, es funktioniert tatsächlich! Da die komplexen Multichannel-Samples der Software in diesem Fall in Stereo-Samples umgerechnet werden, schränkt sich auch der bekanntlich hohe Speicherbedarf solcher Libraries ein. Eine Snare mit knapp 40 Velocity-Layern nahm in meinem Test etwa 8 MB in Anspruch. Gespeichert wird auf einer SD-Card, die im Gehäuse verborgen an ihrem festen Platz sitzt. Bastelfreudige Heimwerkergemüter haben diese Karte angeblich durch eine kompatible 32GB-Version ersetzt oder sogar einen Slot zum Austausch der Karte angebracht. Garantieansprüche hat man in diesem Fall aber natürlich keine mehr.

Audio Samples
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Custom & Vintage Set (Superior Drummer 2)

Die Prozedur, eine Trommel im DrumIt Five spielbar zu machen, ist zwar nicht mit drei Mausklicks erledigt, geht nach einigen Testläufen aber gut von der Hand. Für alle, die es interessiert, gibt es nun hier eine kleine Kurzanleitung. Für alle, die es nicht interessiert: Bitte einfach überlesen!

  1. Den Sound im Mixer des Plug-Ins anpassen: Vor allem die Raumkanäle sollten so eingestellt werden, dass der Klang des kompletten Sets rund wirkt.
  2. Die Anzahl der vorhandenen Velocity-Layers der zu importierenden Trommel herausfinden: Im Superior Drummer 2 ist dies machbar, indem man mit den Layer-Eingrenzungen auf der Construction-Page spielt und überprüft, ab welcher Grenze keine neuen Samples mehr geladen werden.
  3. Eine MIDI-Spur mit entsprechend verteilten Anschlägen auf dem zu importierenden Instrument erstellen: Wichtig ist hier, darauf zu achten, dass zwischen den Anschlägen genügend Zeit vergeht, um jedes Sample komplett abklingen zu lassen.
  4. Die MIDI-Spur bouncen, normalisieren und schneiden (in dieser Reihenfolge!): Zu lange Schnipsel kosten Speicherplatz. Es empfiehlt sich also, komplett „stille“ Bereiche zu kürzen. Ein kurzes Fade-Out für die einzelnen Schnipsel kann nicht schaden, da man auf diesem Weg mögliche Artefakte sicher umschifft.
  5. Die einzelnen Dateien im 2Box Sound-Editor öffnen und eine neue DSND-Datei erzeugen: Der Editor analysiert das Material auf seine Lautstärke hin und ordnet die Samples automatisch sinnvoll an.

Der Editor erinnert mich ein wenig an die Klischees über die russische Raumstation Mir: Er macht einen „schnell mal eben“ zusammengeschusterten Eindruck und hat einen deutlichen Hang zu Abstürzen, erfüllt seinen Zweck aber hinreichend. Was ich vor allem noch vermisse, ist die Fähigkeit, in einer DSND-Datei mehrere Pad-Zonen ansprechen zu können. Für ein Crash-Becken ist es so beispielsweise nicht möglich, neben der Edge-Zone auch die Bow- und Bell-Zonen mit einem User-Sound zu bepflanzen. An importierte Hi-Hats ist demnach vorerst gar nicht zu denken. Wirklich schade! Eine solche Nachbesserung dürfte eigentlich nicht sehr aufwändig sein.
Wem all das Herumgetüftel im kühlen Monitorlicht zu kompliziert ist und abgesehen davon viel zu lange dauert, der kann sich aber auch auf der Website von 2Box bedienen, denn hier werden immer wieder neue und kostenlose Sounds zum Download bereitgestellt. Auch verschiedene Loops stehen im Angebot – daran könnte sich so mancher Hersteller ein Beispiel nehmen!

Kommentieren
Profilbild von Ali lionnet

Ali lionnet sagt:

#1 - 02.10.2011 um 15:24 Uhr

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klasse artikel !! aalles was den user interessiert.

Profilbild von 2BOX Germany

2BOX Germany sagt:

#2 - 10.10.2011 um 16:15 Uhr

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Hallo Bonedo! Hallo Alexander!
vielen Dank für den aufschlussreichen und toll gemachten Test!Beide Daumen hoch...Von unserer Seite aus ein paar Anmerkungen zu den Contras:An der Editorsoftware wird derzeit gearbeitet und wir sind guter Dinge, dass auch bald eigene 2BOX-Sounds mit mehreren Zonen (auch Hihat) erstellt werden können. Wir arbeiten mit Hochdruck daran!MP3-Unterstützung ist leider problematisch, da eine Decodierung von mp3-Dateien in das benötigte 2BOX-Audioformat zu viel Prozessor-Power belegen und damit unsere „Null-Latenz“-Philosophie untergraben würde. Das DrumIt Five-Betriebssystem verwendet spezielle Audio-Formate, welche die extrem schnelle „Verarbeitung“ der Daten ermöglichen. Man kann das polyphone „Soundgerüst“ des Moduls leider nicht mit einem „20€-mp3-Player“ vergleichen. Es ist allerdings nicht ausgeschlossen, dass es evtl. in einem späteren Update integriert sein könnte. Aber bitte nagelt uns nicht darauf fest!Noch mal Danke für den tollen Test.Macht weiter so!Gruß Thomas

Profilbild von Michael Ghezzo

Michael Ghezzo sagt:

#3 - 27.10.2011 um 13:01 Uhr

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Hallo,toller Artikel, vielen Dank - noch eine Frage, bevor ich kaufe - kann ich ein handelsübliche Doublebass Fussmaschine anwenden? Du schreibst es gibt einen eigenen Beater?Gruß aus Wien
Michael

Profilbild von Aggi Berger

Aggi Berger sagt:

#4 - 27.10.2011 um 17:13 Uhr

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Hi Michael, danke dir! Natürlich kannst du eine handelsübliche Doppelfußmaschine verwenden, und Prinzipiell sollte das auch mit Filz-Schlägeln funktionieren. Ich würde dir aber empfehlen, zwei Triggerball-Beater dazu zu kaufen. Das schont das Mesh-Head und fühlt sich meiner Meinung nach beim Spielen sehr gut an. Eventuell kannst du auch den von der mitgelieferten Fußmaschine verwenden. Allerdings kann ich natürlich nicht versprechen, dass dieser dann exakt identisch mit dem Beater ist, denn du noch zusätzlich kaufst. Es soll sich für linken und rechten Fuß ja möglichst gleich anfühlen. Ich hoffe, das hilft! Liebe Grüße, Aggi Berger.

Profilbild von DrumIt-fan

DrumIt-fan sagt:

#5 - 09.07.2013 um 17:49 Uhr

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Vielen Dank für den schönen Artikel.Wäre es nicht einmal an der Zeit das DrumIt (beladen mit 128-Layern-Sounds aus VSTs) gegen ein entsprechend aufgestelltes Computersystem antreten zu lassen?
Reicht der Sound des DrumIt an das VST im Rechner heran? Wo sind die Unterschiede? Kann das so präparierte Modul in Live-Situationen mit dem Computer (soundmäßig) mithalten?Gruß

Profilbild von Soenke Reich

Soenke Reich sagt:

#6 - 18.07.2013 um 13:00 Uhr

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Hallo DrumIt-fan! Vielen Dank für die Anregung! Ich notiere mir diesen Wunsch einfach mal Fett in mein Aufgabenbuch :-)

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