Wenn man heute die Möglichkeiten zur digitalen Simulation natürlicher Drums betrachtet, dann sieht man sich einer immer größer werdenden Kluft gegenüber, die zwischen dem hohen Realitätsgrad aktueller Software-Libraries und den vermeintlich aktuellen Sounds in den Hardware-Modulen klafft. Aus einem unerklärlichen Grund scheinen die Macher der angesagten E-Drum Systeme eine etwa zehn Jahre lange technische Entwicklung verschlafen zu haben. Und so werden selbst die edelsten (sprich: „teuersten“) Instrumente mit Sound-Libraries ausgestattet, die unserer Zeit wirklich nicht mehr würdig sind. Ein geringer Detailgrad und der berüchtigte Machinegun-Effekt sollten eigentlich Relikte aus einer vergangenen technischen Generation sein. Zumindest in der oberen Preisklasse der E-Drum-Boliden haben sie aber nichts mehr zu suchen und sind doch nach wie vor allgegenwärtig. Wird es da nicht langsam Zeit für ein bisschen frischen Wind?
Es wird! Das behauptet zumindest das schwedische Unternehmen 2Box. Schlagwörter wie „offene Soundarchitektur“ und die Tatsache, dass das DrumIt Five über verhältnismäßig spektakuläre 4 GB Flash-Speicher verfügt, lassen spontan die Insider-Ohren aufhorchen. Und dabei liegt der Preis noch in einem erfreulichen Mittelklasse-Bereich. Gemessen an solchen Schlagzeilen könnte man wirklich vermuten, dass das E-Drumset mit den auffälligen orangen Pads eine echte kleine Revolution im Bereich des E-Drummings darstellt. Ob dem wirklich so ist, und ob bei 2Box unter der dicken Überschrift auch das Kleingedruckte stimmt, erfahrt ihr in diesem ausführlichen bonedo-Test.
Anzeige
DETAILS
Ddrum 4+1
Gründer von 2Box und kreativer Geist hinter dem DrumIt Five ist ein Herr Bengt Lilja, der offenbar nicht gerade ein unbeschriebenes Blatt ist, wenn es um die Entwicklung von E-Drums geht. Gemeinsam mit seinem Chef-Entwickler zeichnete er schon 2002 für das Clavia Ddrum 4 verantwortlich, das zwar nicht mehr erhältlich ist, zu seiner Zeit aber sehr erfolgreich war und vor allem für seinen hohen Dynamikumfang geschätzt wurde. Die charakteristische Farbe des Soundmoduls und der Becken-Pads war damals übrigens ein auffälliges Rot.
Wenn man diese Punkte zusammenzählt, ist es naheliegend, dass das DrumIt Five eine Art inoffizieller Nachfolger des DDrum 4 sein könnte. Aus Vier mach Fünf, aus Rot mach Orange, und schon sind wir – zumindest was Namensgebung und Optik angeht – bei unserem Testkandidaten angelangt. Was wir bisher aber noch gar nicht berücksichtigt haben, ist das kleine Mk2 am Ende der Produktbezeichnung. Die erste Version des DrumIt Five kam nämlich bereits 2009 auf den Markt, war aber technisch leider noch nicht wirklich ausgereift. Die Anwender beklagten neben den typischen Symptomen des Made-In-China-Syndroms vor allem ein wackeliges Rack und eine hohe Anfälligkeit für Doppeltrigger und Übersprechungen zwischen den Pads (Crosstalk). Zudem fehlte für lange Zeit ein Editor, mit dem sich eigene Multisamples in das 2Box-Format wandeln ließen. Die Mängel gingen so weit, dass böse Zungen den Hersteller bezichtigten, die eigenen Kunden als Beta-Tester einzuspannen.
Aber zurück in die Gegenwart: Die zweite Generation des DrumIt Five ist da, das Betriebssystem des 2Box Brains (also des Soundmoduls) wurde auf Version 1.2 geupdatet, und auch der Kit- und Soundeditor kann inzwischen von der Hersteller-Website heruntergeladen werden. 2Box startet also einen zweiten Anlauf, diesmal sollte er möglichst gelingen.
Hardware und Verarbeitung
Das DrumIt Five Mk2 bringt insgesamt ein Gewicht von etwa 35 kg auf die Waage und ist damit nicht nur im Vergleich zu Reiner Calmund relativ leicht gebaut. Im Studio, Proberaum oder häuslichen Wohn- oder Musikzimmer sollte man eine Fläche von etwa 130 cm x 100 cm für das komplett aufgebaute Set einplanen. Der Lieferumfang beinhaltet Pads für Bassdrum (14“), Snare (12“), drei Toms (jeweils 10“), zwei Becken (jeweils 12“), Hi-Hats (10“) und natürlich das “Brain”, mit dem die Pads über dreipolige Klinkenkabel verbunden werden. Das Kickpad, die Tom- und Beckenpads und das Soundmodul werden an einem Aluminiumrack montiert, das seit der alten Version des Instruments komplett überarbeitet wurde und einen der sichtbarsten Unterschiede zum Vorgänger darstellt. Ein handelsüblicher doppelstrebiger Snare-Ständer bietet sicheren Halt für das Snarepad, und auch für das Hi-Hat-Pad wird ein Stativ mitgeliefert, wie man es von akustischen Drumsets her kennt – allerdings ohne Füße und dafür mit einer speziellen Halterung zur Befestigung am Rack.
Für den ersten Aufbau des Racks muss man ein wenig Geduld mitbringen. Sobald der Schlagzeugerkäfig steht, kann er aber zum Transport zusammengeklappt und innerhalb kurzer Zeit wieder aufgestellt werden. Die Positionierung von Toms und Becken gestaltet sich dank der Kugelgelenke an den Halterungen relativ frei. Dass die Toms beim Spielen ein wenig mitschwingen, empfinde ich persönlich sogar als ein kleines und realistisches Plus. An der Halterung des Kickpads war in meinem Testkit ein Gewinde defekt, was vom deutschen Vertrieb aber in kürzester Zeit durch eine Ersatzteil-Lieferung behoben wurde. Ansonsten habe ich an der Standfestigkeit des Racks nichts auszusetzen. Hier hat 2Box wirklich sauber nachgebessert.
Erhöhen wir den Zoomfaktor ein wenig und sehen uns die verschiedenen Pads einmal genauer an. Die Trommelpads sind allesamt mit sauber verarbeiteten Mesh-Heads (also Gewebefellen) bestückt. Im Vergleich zu den altbekannten Gummipads wird dadurch einerseits das Spielgefühl deutlich realistischer gestaltet und andererseits die Lautstärke beim Spielen verringert. Zwei Vorteile also, von denen vor allem letzterer auch für den Mieter in der Wohnung nebenan erfreulich sein dürfte. Die Pads selbst sind aus Aluminiumguss gefertigt und verfügen über jeweils sechs Stimmschrauben, mit denen die Spannung des Fells und damit auch das Rebound- und Triggerverhalten angepasst werden können. Bei Bedarf lassen sich die Felle wechseln und sogar durch echte Felle von akustischen Drumsets ersetzen. Das Wohlwollen des eben erwähnten Nachbarn wird das zwar möglicherweise etwas überstrapazieren, für den Einsatz auf größeren Bühnen oder im Studio kann diese Möglichkeit aber ein weiteres Plus an authentischem Spielgefühl bedeuten.
Abgesehen von der Bassdrum bieten alle Trommelpads (also Snare und Toms) neben der Fell- auch eine Rim-Zone, die mit Rimclicks, Rimshots oder anderen Sounds belegt werden kann. Für das Kick-Pad wird außerdem eine sauber laufende Fußmaschine mitgeliefert, die mit einem Triggerball-Beater ausgestattet ist. Der Kopf dieses Beaters besteht aus Gummi, ist mit einer dünnen Filz-Schicht überzogen und erinnert ein wenig an einen zu klein geratenen Tennisball. Der Vorteil liegt ganz klar in der Schonung des Mesh-Heads, aber auch in Sachen Spielgefühl kann die Elastizität des Materials punkten. In Kombination mit dem leicht mitschwingenden Kick-Pad hat man beim DrumIt Five das Gefühl, eine wirklich mächtige Bassdrum zu spielen.
Die Beckenpads wirken beim ersten Kennenlernen des DrumIt Five überraschend schwer. Unter einer Schicht aus Gummi verbergen sich zwei fest übereinander gelegte Metallplatten, dementsprechend fällt die Lautstärke beim Spielen deutlich lauter aus als bei den Trommelpads. Der Rebound ist zwar nicht so ausgeprägt wie bei echten Becken, geht aber meiner Meinung nach völlig in Ordnung und ist auf alle Fälle weit besser als bei Kunststoffpads. Dass der schwarze Gummimantel auf lange Sicht ein Verschleißteil ist, hat man wohl auch schon bei 2Box bemerkt, weshalb in der Dokumentation darauf hingewiesen wird, dass die Ränder der Becken in einem möglichst flachen Winkel angespielt werden sollten. Die Pads bieten drei Zonen an: Bow, Edge und Bell. So kann das Brain zwischen der „normalen“ Spielweise auf einem Ride (Bow), Schlägen am Rand des Beckens (Edge) und einem Anspielen der Beckenglocke (Bell) unterscheiden. Manuelles Abdämpfen wird ebenfalls ausgewertet.
Mit der Zonenerkennung der Beckenglocke gab es in der alten Version des DrumIt Five jedoch deutliche Probleme, die letztendlich dadurch bedingt waren, dass für das komplette Pad nur ein einzelner Piezo-Abnehmer verantwortlich ist. Ein zu vorsichtiges Antippen der Bell wurde vom Brain oft als lauterer Schlag auf der Beckenfläche interpretiert. Durch das jüngste Update des Betriebssystems wurde diese Problematik aber weitestgehend behoben. Die Erkennung hat hardwarebedingt noch immer ihre Grenzen, und ein hauchzartes Streicheln der Glocke erzeugt nach wie vor einen leisen Bow-Sound, im Normalbetrieb äußert sich dies jedoch nicht mehr. Auch hier hat 2Box an der richtigen Stelle Nachbesserung betrieben.
Eine Liste kompatibler Trommel- und Beckenpads hat 2Box bisher leider nicht veröffentlicht. Wer Equipment von anderen Herstellern zusammen mit dem auch separat erhältlichen 2Box Brain verwenden will, dem kann ein Blick in die einschlägigen Internet-Foren helfen. Kompatibilitätsprobleme wird es aber vor allem mit den Hi-Hats geben, da beim DrumIt Five zum Erkennen des Öffnungsgrades ein eigenes System mit einem Hallsensor verwendet wird. An dieser Stelle ins Detail zu gehen, würde ein wenig zu weit führen. Ich möchte mich daher mit der Aussage begnügen, dass dies natürlich nichts mit Raumakustik, sondern vielmehr mit einem Magneten zu tun hat, der anstelle eines unteren Hi-Hat-Beckens auf das Stativ gelegt wird.
Die Bespielbarkeit der Hi-Hats ist bei E-Drums ein besonders kritischer Punkt, der in vielen Fällen eine gewisse Eingewöhnungsphase erfordert. Genauso ging es mir auch mit dem DrumIt Five. Die ersten Versuche gestalteten sich als ein wenig holprig, aber vor allem nach einer Experimentierphase mit der Kalibrierungsfunktion im Brain konnte ich mich mit dem System anfreunden und das Verhalten der Hi-Hats an meine Bedürfnisse anpassen. Der letzte Punkt meines ursprünglichen Plans „Aufbauen – Anschließen – Loslegen – Spaß haben“ trat dadurch zwar erst etwas verzögert ein, fiel aber zumindest nicht völlig weg.
Anzeige
PRAXIS
Das 2Box Brain
Die Eigenschaften der Pads haben wir inzwischen zur Genüge kennengelernt. Werfen wir also einen Blick auf die Steuerzentrale des DrumIt Five, und sehen, wie es sich in der harten Praxis schlägt.
Auf der Vorderseite des stabil wirkenden Metallgehäuses finden sich zehn Channel-Buttons, mit denen (zum Teil über Tastenkombinationen) die insgesamt 15 Trigger-Kanäle des Moduls angesteuert werden können: Bassdrum, Snare, Hi-Hats, vier Toms, drei Becken und fünf zusätzliche Percussionkanäle. In der Praxis wird man diese hauptsächlich verwenden, um Sounds vorzuhören, wenn das Brain nicht mit den Pads verbunden ist. Rechts davon sind sechs Drehknöpfe um ein sehr rudimentär gehaltenes LC-Display herum angeordnet, die in Kombination mit vier weiteren Navigationsbuttons zum Bearbeiten der Parameter des 2Box Brains zuständig sind. Leider ist die Menüführung ein wenig unintuitiv geraten, was vor allem mit der etwas kryptischen vierzeiligen Textdarstellung im Display zusammenhängt. Ohne ein ausgiebiges Wälzen des Benutzerhandbuchs kann es hier schon einmal vorkommen, dass man die eine oder andere wichtige Funktion schlicht und einfach übersieht. Hier ist also Kennenlernen angesagt.
Im Modul sind insgesamt 100 Werkskits enthalten, die größtenteils Naturdrums simulieren, aber auch Percussion-Instrumente und elektronisch erzeugte Dance-Sounds beinhalten. Die Samples wirken im Großen und Ganzen recht stark bearbeitet – EQ, Kompressor und Hallgeräte scheinen offenbar eine große Rolle beim Erstellen der Library gespielt zu haben. Dies hat natürlich den Vorteil, dass die einzelnen Kits schon von vornherein nach einem fertig abgemischten Drumset klingen und größtenteils relativ durchsetzungsfähig sind. Andererseits wird dadurch die Möglichkeit geschmälert, alle Instrumente frei miteinander zu eigenen Kits zu kombinieren, da vor allem die Rauminformationen von verschiedenen Toms, Snares und Kicks zum Teil wie Öl und Wasser aufeinander wirken. Unfreiwillig künstlich oder pappig, wie man das von vielen Konkurrenzprodukten gewohnt ist, wird es aber so gut wie nie. Ein großes Plus sind die Becken, die nicht (wie so oft) einfach nur ein kurzes „Tschik“ machen, um sonst so wertvollen Speicherplatz zu sparen, sondern ganz natürlich abklingen.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
DrumIt Live Kit (akustisch)Fat Boy (gepitcht)Van Dyke (Electro-Sounds)
Das Spielgefühl ist insgesamt hervorragend! Nach ein wenig Anpassung der Trigger-Parameter kommt bei mir mit geschlossenen Augen das Gefühl auf, an einem echten Drumset zu sitzen und einen kräftig bearbeiteten Monitormix auf den Kopfhörern zu haben. Bei E-Drums habe ich das in dieser ausgeprägten Form bisher noch nicht erlebt, und inzwischen verstehe ich die oft gemachte Aussage von Gitarristen, die bei manchen Ampsimulationen mehr Direktheit spüren als bei anderen. Ob dies nun an einem von 2Box selbst gerühmten ultraschnellen Triggerverfahren liegt oder schlicht und einfach mit der Tatsache zusammenhängt, dass manche Trommeln in fast 100 Velocity-Layern (also mehr als 100 verschiedene Samples in verschiedenen Lautstärken) zur Verfügung stehen, kann ich nicht beantworten. Einen Machinegun-Effekt gibt es bei den akustischen Drumsounds quasi nicht (im Gegensatz zu den Dance-Sounds – dort ist das aber nicht derart negativ), und der Detailgrad übertrifft zum Teil sogar die viel gerühmten und klanglich natürlich flexibleren Software-Libraries. Presswirbel auf der Snare fühlen sich zwar immer noch nicht ganz realistisch an, Double-Stroke-Rolls und schnelle Einzelschläge funktionieren aber sehr schön. Am Ende des kurzen Audiobeispiels im Player ist zu bemerken, wie die Tonhöhe der Toms bei den immer härter werdenden Anschlägen naturgemäß zunimmt.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Snare-Rolls und Toms
In Hinblick auf Effekte wird man bei 2Box mit einem zum Click-Tempo synchronisierbaren Delay, einem Flanger und einem 3-Band Equalizer mit parametrischen Mitten versorgt. Als besonders praxisnah empfinde ich dabei die Möglichkeit, eigene Submixes für den Kopfhörerausgang und die sechs frei belegbaren Mono-Ausgänge am Modul einrichten zu können. Eine leichte Bassanhebung soll nur auf den Line-Outs hörbar sein und dafür das Metronom nur auf dem Kopfhörer? Kein Problem!
Offene Soundarchitektur
Wie bereits angedeutet: Die Möglichkeit, eigene Sounds in das Brain importieren zu können und dabei einen vergleichsweise opulenten Speicherplatz von insgesamt 4 GB zur Verfügung zu haben, ist ein absolutes Alleinstellungsmerkmal des 2Box DrumIt Five. Dazu ist zunächst eine Verbindung mit einem Rechner nötig, die sich ganz einfach über Plug-and-Play einrichten lässt. Das Modul wird dabei als USB-Massenspeicher erkannt, und es sind keine weiteren Treiberinstallationen nötig. Etwas schade ist dabei, dass die Schnittstelle auf die Datenübertragungsrate von USB 1.1 gedrosselt ist. Bei einem umfangreichen Datentransfer zwischen PC und Brain (wie zum Beispiel einer sehr empfehlenswerten Sicherungskopie des kompletten Brains-Speichers) ist also Abwarten und Teetrinken angesagt.
Das Brain unterscheidet zwischen vier verschiedenen Typen von importierbaren Files: Songs, Loops, User-Kits und eigene Multisamples. Selbstverständlich kann man auch andere Dateitypen wie etwa Großmamas Einkaufsliste auf dem Modul speichern, anfangen kann man damit dann aber nichts.
Im Speicher des Moduls sind von vornherein einige Jam-Tracks ohne Drums vorhanden. Wer eigene Playalongs oder ganz einfach Songs zum Mitspielen hat, kann diese direkt ins Brain kopieren und erspart sich so beispielsweise den Anschluss eines MP3-Players. Die Audiofiles müssen allerdings im unkomprimierten WAV-Format sein, da das DrumIt Five (zumindest mit dem aktuellen OS 1.2) noch keine MP3-Unterstützung bietet. Das Gleiche gilt natürlich auch für die ganz frisch implantierte Loop-Funktion. Sauber geschnittene WAV-Dateien können mit dem Loop-Converter ins 2Box-Format gewandelt, einem Pad zugewiesen und daraufhin in einfacher Ausführung oder als Endlos-Schleife getriggert werden. Für die Bühne oder als lebendiger Click-Ersatz beim Üben ist das natürlich eine feine Sache.
Eigene Kits können über die Bedienelemente am Brain selbst, aber auch mit dem Kit-Editor gestaltet werden. Als besonders angenehm empfinde ich die Möglichkeit, komplette eigene Kit-Bänke zu erstellen, ohne dabei gezwungen zu sein, die Werkskits zu überschreiben.
Der zentrale und letztendlich interessanteste Punkt ist aber das Importieren eigener Multisamples. Um dies zu testen, habe ich eine Kick, eine Snare und drei Toms aus der Custom-&-Vintage-Erweiterung des Superior Drummer 2 von Toontrack in das Hirn des DrumIt Five verfrachtet. Gerade der naturbelassene Sound dieser Software-Library schien mir ein guter Gegenpol zum hochpolierten und sehr druckvollen Klang der Werkskits zu sein. Und ja, es funktioniert tatsächlich! Da die komplexen Multichannel-Samples der Software in diesem Fall in Stereo-Samples umgerechnet werden, schränkt sich auch der bekanntlich hohe Speicherbedarf solcher Libraries ein. Eine Snare mit knapp 40 Velocity-Layern nahm in meinem Test etwa 8 MB in Anspruch. Gespeichert wird auf einer SD-Card, die im Gehäuse verborgen an ihrem festen Platz sitzt. Bastelfreudige Heimwerkergemüter haben diese Karte angeblich durch eine kompatible 32GB-Version ersetzt oder sogar einen Slot zum Austausch der Karte angebracht. Garantieansprüche hat man in diesem Fall aber natürlich keine mehr.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Custom & Vintage Set (Superior Drummer 2)
Die Prozedur, eine Trommel im DrumIt Five spielbar zu machen, ist zwar nicht mit drei Mausklicks erledigt, geht nach einigen Testläufen aber gut von der Hand. Für alle, die es interessiert, gibt es nun hier eine kleine Kurzanleitung. Für alle, die es nicht interessiert: Bitte einfach überlesen!
Den Sound im Mixer des Plug-Ins anpassen: Vor allem die Raumkanäle sollten so eingestellt werden, dass der Klang des kompletten Sets rund wirkt.
Die Anzahl der vorhandenen Velocity-Layers der zu importierenden Trommel herausfinden: Im Superior Drummer 2 ist dies machbar, indem man mit den Layer-Eingrenzungen auf der Construction-Page spielt und überprüft, ab welcher Grenze keine neuen Samples mehr geladen werden.
Eine MIDI-Spur mit entsprechend verteilten Anschlägen auf dem zu importierenden Instrument erstellen: Wichtig ist hier, darauf zu achten, dass zwischen den Anschlägen genügend Zeit vergeht, um jedes Sample komplett abklingen zu lassen.
Die MIDI-Spur bouncen, normalisieren und schneiden (in dieser Reihenfolge!): Zu lange Schnipsel kosten Speicherplatz. Es empfiehlt sich also, komplett „stille“ Bereiche zu kürzen. Ein kurzes Fade-Out für die einzelnen Schnipsel kann nicht schaden, da man auf diesem Weg mögliche Artefakte sicher umschifft.
Die einzelnen Dateien im 2Box Sound-Editor öffnen und eine neue DSND-Datei erzeugen: Der Editor analysiert das Material auf seine Lautstärke hin und ordnet die Samples automatisch sinnvoll an.
Der Editor erinnert mich ein wenig an die Klischees über die russische Raumstation Mir: Er macht einen „schnell mal eben“ zusammengeschusterten Eindruck und hat einen deutlichen Hang zu Abstürzen, erfüllt seinen Zweck aber hinreichend. Was ich vor allem noch vermisse, ist die Fähigkeit, in einer DSND-Datei mehrere Pad-Zonen ansprechen zu können. Für ein Crash-Becken ist es so beispielsweise nicht möglich, neben der Edge-Zone auch die Bow- und Bell-Zonen mit einem User-Sound zu bepflanzen. An importierte Hi-Hats ist demnach vorerst gar nicht zu denken. Wirklich schade! Eine solche Nachbesserung dürfte eigentlich nicht sehr aufwändig sein.
Wem all das Herumgetüftel im kühlen Monitorlicht zu kompliziert ist und abgesehen davon viel zu lange dauert, der kann sich aber auch auf der Website von 2Box bedienen, denn hier werden immer wieder neue und kostenlose Sounds zum Download bereitgestellt. Auch verschiedene Loops stehen im Angebot – daran könnte sich so mancher Hersteller ein Beispiel nehmen!
Anzeige
FAZIT
Das 2Box DrumIt Five Mk2 hat nach wie vor einige deutliche Schwachpunkte. Die Parameterbearbeitung im Brain ist nicht gerade intuitiv gestaltet, der USB-Port ist ermüdend langsam, die Erkennung der Beckenzonen ist hardwarebedingt nicht ganz perfekt, der Editor wirkt, als wäre er in einer Nacht programmiert worden und nicht einmal MP3-Files kann das Brain abspielen. Insgesamt kann es schon passieren, dass man als Einsteiger, der sein neues E-Drumset aufbauen und gleich loslegen will, frustrierende Momente erlebt, denn bis das Verhalten der Pads (vor allem der Hi-Hats und Becken) perfekt angepasst ist, vergeht schon einmal die eine oder andere Stunde am Instrument.
Wenn man sich mit all diesen Punkten anfreunden kann, dann bekommt man aber ein hervorragendes E-Drumset, das in Sachen Klang und Spielgefühl alles in den Schatten stellt, das ich bisher unter den Stöcken hatte – und damit auch die zum Teil mehr als doppelt so teuren Top-Modelle der Konkurrenz. 2Box hat seit der ersten Version an den richtigen Stellen nachgebessert – das Rack ist stabil und übermäßiger Crosstalk zwischen den Pads ist kein Thema mehr. Abgesehen von den hoch detaillierten Werkskits und einem flexiblen internen Routing bietet das DrumIt Five Mk2 die Möglichkeit, Samples aus den viel gerühmten Software-Libraries zu importieren und sich so auf der Bühne oder im Proberaum das bisher obligate Notebook mit Audio-Interface zu sparen. Ich persönlich freue mich sehr darüber, dass der orange E-Drum-Underdog es geschafft hat, den großen Herstellern einen wohlverdienten Tritt in den Hintern zu verpassen!
Hallo Bonedo! Hallo Alexander! vielen Dank für den aufschlussreichen und toll gemachten Test!Beide Daumen hoch...Von unserer Seite aus ein paar Anmerkungen zu den Contras:An der Editorsoftware wird derzeit gearbeitet und wir sind guter Dinge, dass auch bald eigene 2BOX-Sounds mit mehreren Zonen (auch Hihat) erstellt werden können. Wir arbeiten mit Hochdruck daran!MP3-Unterstützung ist leider problematisch, da eine Decodierung von mp3-Dateien in das benötigte 2BOX-Audioformat zu viel Prozessor-Power belegen und damit unsere „Null-Latenz“-Philosophie untergraben würde. Das DrumIt Five-Betriebssystem verwendet spezielle Audio-Formate, welche die extrem schnelle „Verarbeitung“ der Daten ermöglichen. Man kann das polyphone „Soundgerüst“ des Moduls leider nicht mit einem „20€-mp3-Player“ vergleichen. Es ist allerdings nicht ausgeschlossen, dass es evtl. in einem späteren Update integriert sein könnte. Aber bitte nagelt uns nicht darauf fest!Noch mal Danke für den tollen Test.Macht weiter so!Gruß Thomas
Hallo,toller Artikel, vielen Dank - noch eine Frage, bevor ich kaufe - kann ich ein handelsübliche Doublebass Fussmaschine anwenden? Du schreibst es gibt einen eigenen Beater?Gruß aus Wien Michael
Hi Michael, danke dir! Natürlich kannst du eine handelsübliche Doppelfußmaschine verwenden, und Prinzipiell sollte das auch mit Filz-Schlägeln funktionieren. Ich würde dir aber empfehlen, zwei Triggerball-Beater dazu zu kaufen. Das schont das Mesh-Head und fühlt sich meiner Meinung nach beim Spielen sehr gut an. Eventuell kannst du auch den von der mitgelieferten Fußmaschine verwenden. Allerdings kann ich natürlich nicht versprechen, dass dieser dann exakt identisch mit dem Beater ist, denn du noch zusätzlich kaufst. Es soll sich für linken und rechten Fuß ja möglichst gleich anfühlen. Ich hoffe, das hilft! Liebe Grüße, Aggi Berger.
Vielen Dank für den schönen Artikel.Wäre es nicht einmal an der Zeit das DrumIt (beladen mit 128-Layern-Sounds aus VSTs) gegen ein entsprechend aufgestelltes Computersystem antreten zu lassen? Reicht der Sound des DrumIt an das VST im Rechner heran? Wo sind die Unterschiede? Kann das so präparierte Modul in Live-Situationen mit dem Computer (soundmäßig) mithalten?Gruß
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Ali lionnet sagt:
#1 - 02.10.2011 um 15:24 Uhr
klasse artikel !! aalles was den user interessiert.
2BOX Germany sagt:
#2 - 10.10.2011 um 16:15 Uhr
Hallo Bonedo! Hallo Alexander!
vielen Dank für den aufschlussreichen und toll gemachten Test!Beide Daumen hoch...Von unserer Seite aus ein paar Anmerkungen zu den Contras:An der Editorsoftware wird derzeit gearbeitet und wir sind guter Dinge, dass auch bald eigene 2BOX-Sounds mit mehreren Zonen (auch Hihat) erstellt werden können. Wir arbeiten mit Hochdruck daran!MP3-Unterstützung ist leider problematisch, da eine Decodierung von mp3-Dateien in das benötigte 2BOX-Audioformat zu viel Prozessor-Power belegen und damit unsere „Null-Latenz“-Philosophie untergraben würde. Das DrumIt Five-Betriebssystem verwendet spezielle Audio-Formate, welche die extrem schnelle „Verarbeitung“ der Daten ermöglichen. Man kann das polyphone „Soundgerüst“ des Moduls leider nicht mit einem „20€-mp3-Player“ vergleichen. Es ist allerdings nicht ausgeschlossen, dass es evtl. in einem späteren Update integriert sein könnte. Aber bitte nagelt uns nicht darauf fest!Noch mal Danke für den tollen Test.Macht weiter so!Gruß Thomas
Michael Ghezzo sagt:
#3 - 27.10.2011 um 13:01 Uhr
Hallo,toller Artikel, vielen Dank - noch eine Frage, bevor ich kaufe - kann ich ein handelsübliche Doublebass Fussmaschine anwenden? Du schreibst es gibt einen eigenen Beater?Gruß aus Wien
Michael
Aggi Berger sagt:
#4 - 27.10.2011 um 17:13 Uhr
Hi Michael, danke dir! Natürlich kannst du eine handelsübliche Doppelfußmaschine verwenden, und Prinzipiell sollte das auch mit Filz-Schlägeln funktionieren. Ich würde dir aber empfehlen, zwei Triggerball-Beater dazu zu kaufen. Das schont das Mesh-Head und fühlt sich meiner Meinung nach beim Spielen sehr gut an. Eventuell kannst du auch den von der mitgelieferten Fußmaschine verwenden. Allerdings kann ich natürlich nicht versprechen, dass dieser dann exakt identisch mit dem Beater ist, denn du noch zusätzlich kaufst. Es soll sich für linken und rechten Fuß ja möglichst gleich anfühlen. Ich hoffe, das hilft! Liebe Grüße, Aggi Berger.
DrumIt-fan sagt:
#5 - 09.07.2013 um 17:49 Uhr
Vielen Dank für den schönen Artikel.Wäre es nicht einmal an der Zeit das DrumIt (beladen mit 128-Layern-Sounds aus VSTs) gegen ein entsprechend aufgestelltes Computersystem antreten zu lassen?
Reicht der Sound des DrumIt an das VST im Rechner heran? Wo sind die Unterschiede? Kann das so präparierte Modul in Live-Situationen mit dem Computer (soundmäßig) mithalten?Gruß
Soenke Reich sagt:
#6 - 18.07.2013 um 13:00 Uhr
Hallo DrumIt-fan! Vielen Dank für die Anregung! Ich notiere mir diesen Wunsch einfach mal Fett in mein Aufgabenbuch :-)