Klark Teknik 3rd Dimension BBD-320 Test

Ob Klark Teknik nach dem Chorus 3rd Dimension BBD-320 bei allen zukünftigen Geräten auf einen Achtziger-Stil setzt? Sicher nicht, denn das 19“/2HE-Effektgerät ist nach dem Pultec, dem LA2A und dem 1176 ein weiterer Clone eines Studioklassikers, innerlich wie äußerlich.

Klark_Teknik_3RD_DImension_BBD_320_Test_8

Für einen geringen Preis gibt unter dem Label des im Music Tribe aufgegangenen Traditionsunternehmens Klark Teknik einen Nachbau des Roland Dimension D SDD-320 von 1979. Wer es nicht sowieso weiß oder sich denken konnte: Das Original ist beliebt, Gebrauchtgeräte in ordentlichem Zustand teuer, der Klark Teknik 3rd Dimension BBD-320 hingegen ist preiswert. 

Details

Eimerkette

„BBD“ ist eine Abkürzung, die für die Funktionsweise des Chorus steht, die schon im Original verwendet wurde: „Bucket Brigade Delay“, auf Deutsch „Eimerkettenschaltung“. Diese analoge Verzögerungseinheit befindet sich dort im linken wie im rechten Kanal und wird durch LFO-Einheiten moduliert. Die Art und Stärke der Modulation ist abhängig von den Settings auf der Vorderseite, 4 ist dabei die „heftigste“ Stufe. Der Roland-Chorus ist bekannt dafür, ein breites und weiches Effektsignal zu erzeugen, bei dem man nicht den LFO plakativ arbeiten hört. Dazu gibt es Crossfeeds zum jeweils anderen Kanal und eine generell zurückhaltende Effekttiefe.

Fotostrecke: 4 Bilder Off und vier “Dimensions” – auf mehr kann man als User nicht einwirken.

Vier “Dimensions”

Die Frontplatte des Klark Teknik 3rd Dimension BBD-320 bietet eine Funktionalität, die nur wenig über dem einer Rackblende liegt. Die angesprochenen „Dimension Mode“-Schalter bieten die einzigen, vom User einstellbaren Parameter. Wer sich wundert, warum es einmal „Off“ und einmal „Bypass“ gibt: Bei Bypass wird der komplette Audioprozessor mitsamt des Kompanders zur Rauschunterdrückung umgangen, bei „Off“ wird lediglich die Modulationseinheit stillgelegt. Ein Meter aus LED-Ketten lässt den Pegel vor dem Ausgang ablesen.

Symmetrische und unsymmetrische Ein- und Ausgänge

Alle Anschlüsse liegen unsymmetrisch als TS und symmetrisch als XLR vor.
Alle Anschlüsse liegen unsymmetrisch als TS und symmetrisch als XLR vor.

Praktisch: Auch beim Klark BBD-320 sind alle Audio-Anschlüsse sowohl symmetrisch als auch unsymmetrisch vorhanden. Der linke Eingang kann auch ein Mono-Signal aufnehmen und auf beide Kanäle splitten, dazu muss allerdings der rückseitige Mono/Stereo-Schalter betätigt werden (der hinter dem Bypass liegt!). Bei Rackeinbau müsste man in dieser Situation ein externes Splitting bemühen, also entweder über Parallel Split auf einer Patchbay, per Split-Kabel oder eben aus der DAW heraus. Auch auf den Remote-Bypass hat Klark Teknik nicht verzichtet. Für den Fall also, dass 19“-Racks unter Gitarristen wieder en vogue werden sollten, ist das eine gute Nachricht.

Riesiges Gehäuse

Dass der Klark Teknik 3rd Dimension BBD-320 wie das Roland-Original im aus heutiger Sicht üppigen 19“/2HE-Gehäuse daherkommt, hat natürlich eher folkloristische Gründe, keine technischen. Lustig wäre es ja, wenn es dennoch ein externes Netzteil gäbe, doch dem ist nicht so. Anders als beim Original nutzt Klark aber als Powerschalter einen großen Knebel und eine Jewel-Leuchte anstatt des kleinen Drucktasters mit roter LED.

Praxis

BBD-320 ist einfach zu bedienen (ach was…)

Die üblichen Beschreibungen der Bedienbarkeit des Klark Teknik 3rd Dimension BBD-320 kann hier wohl ausgespart bleiben – viel zu bedienen gibt es ja nicht. Das Gerät ist rauscharm, durchgeführte Signale verschlechtern ihre Klangqualität nicht. Im Betrieb nervt es natürlich schon ab und an, dass der Mono-/Stereo-Schalter auf der Rückseite ist und ein Mono-Signal im Bypass nur auf der linken Seite ausgegeben wird.

Klark_Teknik_3RD_DImension_BBD_320_Test_7

Sobald der Prozessor seinen Effektbetrieb aufnimmt, also mit Schalten auf Position 1, verliert das Signal deutlich an Substanz. Was sich zunächst recht negativ liest, ist es in Wirklichkeit nicht: Den Klark Teknik 3rd Dimension BBD-320 benutzt man genau für diesen Zweck, also Signale etwas breiter zu machen, im Mix weiter hinten zu positionieren und etwas aufzufächern. Schon der Roland war ein „go-to“-Gerät, wenn Pads, Strings oder Backing-Vocals in einer Mischung zu präsent waren und mehr zum Auskleiden der Mix-Bühne verwendet werden sollen, ohne mit Reverb allzu stark zu verwässern, Höhen wegzunehmen oder den Pegel stark zu reduzieren.
Genau diese Fähigkeiten liefert auch der Klark, wenngleich er minimal harscher und kräftiger wirkt, als ich die mir bekannten Originale (die ihrerseits natürlich bereits gealtert waren…) in Erinnerung habe. Der Klark BBD-320 besitzt dennoch die warme und reiche Klangsignatur, für die schon der Roland geschätzt wurde. Und ebenfalls nicht unwichtig: Wie schon das japanische Original wird die Stereomitte etwas freigeräumt und es tritt eine klare Stereoverbreiterung auf; gleichzeitig bewahrt der Effekt ein hohes Maß an Monokompatibilität. Das ist vor allem bei tieffrequenten Signalen wichtig. Das Audiobeispiel mit dem Moog-Bass zeigt das sehr eindrücklich. Natürlich wird der Synthesizersound indifferenter und büßt an Punch ein, doch trotzdem schwimmt das Bassfundament nicht weg.

Audio Samples
0:00
Clavinet (Nord Electro) bypass Clavinet (Nord Electro) Dimension 1 Moog Sub37 Arp. Stepthru Off->Dimension ->All Buttons Moog Sub37 Bass, bypass Moog Sub37 Bass, Dimension Off Moog Sub37 Bass, Dimension 1 Moog Sub37 Bass, Dimension 2 Moog Sub37 Bass, Dimension 3 Moog Sub37 Bass, Dimension 4 Rhodes 73/Reverb Tank, Dimension Off Rhodes 73/Reverb Tank, Dimension 1

Vier Dimensionen – und mehr

Schon Position 1 liefert den gewünschten Effekt in oft ausreichender Stärke, selbst hinter dem geraezu warnend rot markierten Schalter für Position 4 verbirgt sich kein Modulationsfeuerwerk. Der Klark ist wie das Original ein One-Trick-Pony, aber dieser Trick hat es eben in sich. Es ist möglich, durch gleichzeitiges Drücken mehrerer oder sogar aller Dimension-Schalter Variationen zu erzeugen, allerdings kann man auch dadurch keinen Extremeffekt erzeugen, anders als beim 1176 mit dem All-Button-Modus.

Fazit

Natürlich: Wie immer vor der Anschaffung eines preiswerten Hardware-Clones eines tollen Originals muss man sich die Frage stellen, was genau man eigentlich haben will und was man bereit ist, dafür zu tun (und zu bezahlen). Wer in der Musikproduktion ab und an einen klassischen Chorus benötigt, findet auch Plug-Ins, wer aber gerne Hardware benutzt oder unkompliziert zum Beispiel sein E-Signal auf analoger Ebene anschwurbeln möchte, für den ist der Klark Teknik 3rd Dimension BBD-320 eine sinnvolle Wahl. Er erscheint ein wenig stärker zupackend als die Originale, die ich kennenlernen konnte, lässt sich aber genauso einfach und zielsicher einsetzen. Man kann eigentlich sagen: In fast jeder Mischung passt der BBD-230 auf irgendein Signal und wertet den Mix dadurch auf. Somit kann der Klark für jedes Rack empfohlen werden. Der Preis klingt gering, doch ohne den Preis für gebrauchte Originale zu bedenken: Deutlich teurer sollte der BBD-320 angesichts der einfachen Technik nun auch nicht sein.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • einfachste Bedienung
  • warmer und breiter Effekt
  • Chorus sehr gut im Mix integrierbar
Contra
Artikelbild
Klark Teknik 3rd Dimension BBD-320 Test
Für 110,00€ bei
Klark_Teknik_3RD_DImension_BBD_320_Test_2
Features und Spezifikationen
  • analoger Stereo-Choruseffekt auf Eimerkettenbasis
  • vier verschiedene Effekttiefen wählbar
  • Eingang von Mono auf Stereo schaltbar
  • Anschlüsse: Stereo-Ein- und Ausgänge symmetrisch und unsymmetrisch, Remote-Bypass (Klinkenbuchse auf der Vorderseite)
  • 10-Segment-Ausgangsmeter (LED)
  • Gehäuse: 19“/2HE
  • eingebautes Netzteil
  • Preis: € 155,– (Straßenpreis am 7.7.2020)
Hot or Not
?
Klark_Teknik_3RD_DImension_BBD_320_Test_8 Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Profilbild von Heimann Rudolf

Heimann Rudolf sagt:

#1 - 13.07.2020 um 20:12 Uhr

0

Ich konnte bei mir tatsächlich nicht feststellen, dass sich durch das Drücken mehrerer oder aller Taster ein wahrnehmbar anderer Choruseffekt ergibt, m. E. ist das "Mojo", "Geschwurbel" oder vergleichsweise nur homöopathisch-individuell belegbar. Interessantes Feature: Wenn NICHTS gedrückt ist - also weder 1 2 3 4 noch OFF - erklingt Modus 2. Very Strange! Dennoch ein sehr nützliches Werkzeug zum "Aufräumen", zum "Verbreitern", zum "aus Mono gepflegt Stereo machen". Unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis, meine ich.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • iZotope Ozone 12 Bass Control Demo (no talking)
  • LD Systems ICOA Pro Series - All you need to know!
  • Watch THIS if you use analog gear! Everything you need to know about the Freqport FreqInOut FO1