Stylish, flach und sehr elegant präsentieren sich die Controller MC Control und MC Mix der Artist-Serie von Euphonix. Weil es sich dabei um Mix-/Edit-Controller handelt, also quasi Universal-Fernbedienungen, lassen sich damit mehr oder weniger alle Digital Audio Workstations, kurz DAWs, steuern. Die Erwartungen sind hoch, zumal der Name Euphonix zu den Großen in der Pro-Audio-Szene gehört. Neben großen Studio-Konsolen hat sich die Marke aus Kalifornien auch mit dem Controller MC Pro einen sehr guten Ruf erworben.
Bevor ich mich an die Detailschilderung der beiden Controller mache, möchte ich mich kurz mit der Frage beschäftigen, für wen diese Geräte interessant sein könnten. Beide Controller kommunizieren mit vielen verschiedenen Host-Programmen – wie gut Software und Controller verzahnt sind, hängt aber sehr vom Protokoll ab, das zur Verständigung verwendet wird.
„EuCon“ ist das Euphonix-Standardprotokoll, das die umfangreichste Sequenzersteuerung ermöglicht. Dieses Protokoll wird von folgenden Programmen unterstützt: Cubase, Nuendo, Logic Studio, Apogee Maestro, Metric Halo MIO Console, Apple Soundtrack Pro und Apple Final Cut Studio.
Die Programme Ableton Live und Propellerheads Reason werden über das Mackie-Control-Protokoll gesteuert, ebenso wie ältere Versionen der Apple-Produkte Final Cut Pro und Soundtrack Pro. Wie weit die Integration bei diesen Anwendungen geht, habe ich im Test nicht überprüfen können.
Eine Steuerung von Pro Tools ist nur über das HUI-Protokoll möglich, da Digidesign/Avid nur dieses relativ alte Protokoll für Drittanbieter zur Verfügung stellt.
MC Control In meinen Augen gehört die MC Control zu den interessantesten neuen Controllern, die in den letzten Jahren auf den Markt gekommen sind. Warum? Weil dieses Gerät nicht nur die standardmäßigen acht Fader, acht Endlosdrehregler und ein bisschen „Drumherum“ bietet, sondern mit Touchscreen und den sogenannten „Soft Keys“ ganz neue Bedienelemente bietet. Damit reicht das Einsatzgebiet weit über den typischen Mix-Controller hinaus, mit dem sich primär Mischpult-Elemente steuern lassen.
Das Gerät ist ein wenig breiter als die MC Mix, aber trotzdem erstaunlich kompakt. Im Vergleich zu anderen Controllern der gleichen Preisklasse ist die Verarbeitungsqualität der Hardware sehr konkurrenzfähig – und optisch ist es den Mitbewerbern meiner Meinung nach um Längen voraus. Aber das ist ja nur der erste Eindruck.
Die Verbindung zum Computer erfolgt über ein Ethernet-Kabel. Wenn beispielsweise eine MC Control um eine MC Mix-Einheit ergänzt werden soll, ist ein Ethernet-Switch/Hub erforderlich. Solche Geräte gibt es mittlerweile für weniger als 50 Euro. Die Kommunikation zwischen der MC Control und der jeweiligen DAW organisiert eine Software namens „EUControl“. Mit diesem Programm werden auch die Voreinstellungen des Controllers geändert, Fader-Layouts zusammengestellt und einiges mehr.
Nach der Installation dieser Software und dem Anschluss der Hardware ist es bei manchen DAWs erforderlich, weitere Einstellungen vorzunehmen. Bei Logic Studio 9, das ich im Test vornehmlich benutzt habe, ist nichts weiter zu machen. Apple unterstützt das EuCon-Protokoll, die Euphonix-eigene Steuerung der Hardware, direkt.
Wer eine andere DAW im Einsatz hat, ist nicht notwendigerweise von der Nutzung der MC Control ausgeschlossen. Die Controller der Euphonix-Artist-Serie emulieren, wie bereits erwähnt, auch das HUI- und das Mackie-Control-Protokoll. Bei allen Anwendungen lassen sich die Lautstärken der Spuren, die Panoramaregler, Sends, Effektparameter, das I/O-Routing, die Insert-Auswahl und einiges mehr fernsteuern. Mehr dazu im Folgenden.
Die Oberfläche des Controllers Die linke Seite der MC Control wird von den vier 100mm-Fadern beherrscht, die mit denen der MC Mix identisch sind. Allerdings sind die Fader weiter oben am Gehäuse angesetzt als bei der MC Mix, sodass bei gemeinsamer Verwendung beider Controller die Faderstellungen nicht direkt vergleichbar sind – schade. Jeder der vier Fader bietet oberhalb zusätzlich Schalter für Solo und On (Mute einmal umgekehrt) sowie einen Record- und einen Select-Schalter jeweils links auf halber Höhe. Durch den Einsatz eines der beiden Shift-Buttons, die sich jeweils in der linken und rechten unteren Ecke der Bedienoberfläche befinden, erhält der Nutzer Zugriff auf Zweitfunktionen: Shift-Select öffnet das Assign-Fenster der EuControl-Software, mit der sich einzelne Fader bestimmten Kanälen der DAW fest zuordnen lassen. Shift-Record schaltet zwischen den Automations-Modi der DAW um. Bei Logic Studio 9 klappte das allerdings nicht für alle Automations-Modi, Latch wurde beim Durchschalten ausgelassen.
Im Zentrum des Controllers sitzt der Touchscreen, der auf beiden Seiten vier berührungsempfindliche Endlosdrehregler besitzt. Diese Regler kontrollieren bei jeweils acht Kanälen entweder das Panorama, die Sends, oder dienen zur Auswahl beziehungsweise Steuerung von Plug-Ins. Unter dem Display befinden sich die zwölf sogenannten Soft Keys. Dazu später mehr.
Auf der rechten Seite befinden sich insgesamt acht Schalter zur Navigation zwischen den Kanälen und zum Wechsel der fernzusteuernden DAW, die auf der MC Mix genau so ebenfalls vorhanden sind. Unten rechts finden sich die üblichen Transportfunktionen und ein Jog/Shuttle-Wheel, das neben den klassischen Funktionen auch zum Zoomen und Editieren der Region-Grenzen verwendet werden kann.
Das iPhone der Pro-Audio-Welt? Das innovativste Merkmal der MC Control ist sicherlich der Touchscreen, der immerhin 800×480 Bildpunkte liefert und einer leicht verständlichen und übersichtlichen Logik folgt. Ein schmaler Bereich an beiden Seiten ist für die Darstellung der Funktion und Werte der direkt benachbarten Endlosdrehregler reserviert. Das untere Viertel des Anzeigefeldes wird verwendet, um die Funktionen der Soft Keys anzuzeigen und zwischen drei Modi umzuschalten, die den Rest des Displays füllen: Tracks, Soft Keys und Setup (zur Verwendung der Monitor-Kontroll-Lösung „Studio Express“).
Im voreingestellten Tracks-Modus zeigt das Display 32 Mixerkanäle im aktuellen DAW-Projekt an. Berührt man einen Track in dieser 8×4 Matrix, wird der Kanal auf den ersten der vier Fader geroutet. Zusätzlich gibt es an der linken Seite des Displays Schalter für Solo, On und Record, um den Track direkt vom Touchscreen in den betreffenden Modus zu schalten.
Die von einigen Anwendern kritisierte Ansprache des Touchscreens ist mir genauso wenig negativ aufgefallen wie die vielfach kritisierte Umschaltgeschwindigkeit zwischen einzelnen Anzeigeseiten. Der Touchscreen hat bei der Bedienung meine Erwartungen in vollem Umfang erfüllt – prima. Ein Problem kann jedoch der Blickwinkel darstellen. Für eine typische Sitzposition aufgestellt, konnte ich die Anzeigen im Touchscreen nur dann gut erkennen, wenn ich die Helligkeit des Bildschirms recht hoch einstellte. Mit diesem Problem haben aber auch andere Touchscreen-Geräte zu kämpfen.
Erheblich mehr gestört hat mich, dass die vier Fader keine eigenen Displays haben, auf denen man sofort ablesen kann, welchen Kanal sie aktuell kontrollieren. Bei EuCon-DAWs im Tracks-Modus wird zwar farbig angezeigt, welcher Kanal als Erster auf den Fadern liegt. Dieses Prinzip wird jedoch spätestens dann schwer überblickbar, wenn man etwa die ersten beiden Fader bestimmten Kanälen direkt zugeordnet hat. Dann gilt diese farbige Kennzeichnung nämlich erst für den dritten Fader, sprich den ersten, der in der EuCon-Software auf „Auto Assigned“ steht. Ergänzend muss ich einräumen, dass in der oberen Zeile des Touchscreens schon angezeigt wird, welche vier Kanäle an den Fadern anliegen. Trotzdem halte ich diese Lösung nicht für besonders glücklich.
Ausgesprochen schade finde ich auch, dass die MC Control keinen Flip-Modus bietet, um Parameter von den Endlosdrehreglern auf die Fader umzuschalten. Mir ist schon klar, dass der Switch von acht Drehgebern auf vier Fader logische Probleme mit sich bringt, aber viele Parameter lassen sich meiner Meinung nach erheblich besser mit Fadern kontrollieren.
Die Soft Keys Das herausragende Merkmal der MC Control sind die Soft Keys. Hinter diesem Schlagwort verbergen sich sowohl die bereits erwähnten 12 Schalter unterhalb des Touchscreens als auch die Befehls-Icons, die auf dem Touchscreen erscheinen, wenn dieser im Soft-Keys-Modus arbeitet. Glücklicherweise hat Euphonix für viele Programme bereits eine Vielzahl an Soft-Key-Belegungen vorbereitet. Selbstverständlich für das EuCon-hörige Logic, aber auch für das nur über HUI kontrollierte Pro Tools. Die Belegungen für die zwölf Tasten und die Bildschirmseiten können unabhängig umgeschaltet werden. Für Logic gibt es alleine fünf verschiedene Funktionen für die Tasten und sieben Bildschirmseiten mit Kommandos auf dem Touchscreen. Für Pro Tools gibt es sogar 20 verschiedene Bildschirmseiten. Allerdings liefen einige wenige Soft-Key-Belegungen bei Pro Tools ins Leere.
Dass man mit den Soft Keys bequem einzelne Tastaturkommandos der jeweiligen DAW abrufen kann, ist noch nicht besonders außergewöhnlich. Wie clever das Soft-Key-Konzept ist, wird erst deutlich, wenn die Benutzeroberfläche die Kommandos zu einem sinnvollen Workflow verbindet. Wenn man zum Beispiel bei der Benutzung von Logic das Mixer-Icon im ersten Fenster des Touchscreens antippt, öffnet sich nicht nur (wie erwartet) das Mixer-Fenster, die Anzeige auf dem Touchscreen wechselt auch zu Mixer-relevanten Aktionen wie Show/Hide Track-Typen und so weiter.
Die verschiedenen Soft-Key-Anzeigen förderten für mich das eine oder andere Tastaturkommando in Pro Tools oder Logic zutage, das mir bisher noch nicht über den Weg gelaufen war. Diesen positiven Nebeneffekt bietet die MC Control also auch.
Personalisierte Kontrolle Eine der größten Einschränkungen vieler Controller ist, dass die vorgegebenen Bedien-Szenarios oft nicht den eigenen Vorlieben entsprechen. Bei der MC Control verhält es sich anders: Über den Soft-Key-Editor kann sich jeder Nutzer seine Kommandos selbst zusammenstellen. So lässt sich nicht nur ein Name für die Funktion vergeben und die Farben festlegen, der Editor ermöglicht es auch, ganze Abfolgen von Befehlen als ein Kommando zu speichern. Ähnliches bietet zwar auch die Software QuicKeys auf dem Mac, aber auf einem speziellen Controller mit beschrifteten Soft Keys ist das deutlich komfortabler als mit auswendig gelernten Kommandos auf der Computertastatur.
Plug-Ins steuern Plug-In-Parameter steuert man auf der MC Control mit den acht Endlosdrehreglern an den beiden Seiten des Touchscreens, die in ihrer Zweitfunktion auch als Schalter fungieren, um Parameter mit An/Aus-Werten zu steuern. Im Unterschied zur MC Mix, bei der es spezielle Schalter für die Plug-In-, Panorama- und Send-Kontrolle gibt, drückt man zur Auswahl bei der MC Control einen der betreffenden Endlosdrehregler. Daran musste ich mich erst einmal gewöhnen.
Leider bietet auch die MC Control dem Nutzer keine Möglichkeit, Plug-In-Parameter nach eigenen Vorlieben zu organisieren. Entweder werden sie als Liste in alphabetischer Reihenfolge dargestellt oder in bestimmten Preset-Maps von Euphonix. Für die werkseigenen EQs und Dynamics gibt es zum Teil noch Sets für den „Quick Access“, spätestens bei der Kontrolle von virtuellen Instrumenten verliert man jedoch schnell den Überblick. An dieser Plug-In-Gattung wird das Problem am deutlichsten: Zig Seiten mit alphabetisch geordneten Synthesizer-Parametern machen die simple Suche nach Cutoff und Resonance zur unerträglichen Geduldsprobe. Zwar sind die meisten Effekt-Plug-Ins deutlich weniger komplex als Instrumente, trotzdem hätte ich mir persönliche Parameter-Mappings sehr gewünscht – wie es zum Beispiel mit Novation Automap 2.0 oder den teureren Pro-Tools-Controllern möglich ist. Wie man mir bei Euphonix mitteilte, wird an diesem Feature gearbeitet – wir dürfen also gespannt sein, ob und wann in dieser Hinsicht etwas kommt.
Nicht-EuCon DAWs Am Beispiel von Pro Tools wird klar, welche Prinzip-bedingten Nachteile aus einem emulierten Protokoll erwachsen können. Das HUI-Protokoll ist sehr auf die Steuerungsmöglichkeiten des mittlerweile in die Jahre gekommenen Controllers Mackie HUI zugeschnitten. So hatte die Mackie HUI vier Endlosdrehregler inklusive Display zur Plug-In-Steuerung. Die meisten modernen Controller – wie auch die beiden hier getesteten Euphonix-Geräte – bieten zu diesem Zweck acht Bedienelemente. Im HUI-Modus können diese Controller aber trotzdem nur vier Parameter gleichzeitig anzeigen und regeln. Man muss dadurch häufiger „umblättern“. Und bei Stereo-PlugIns, die den gleichen Parameter für beide Stereoseiten zur Verfügung stellen, können – je nach Parameter-Layout – sogar nur zwei verschiedene gesteuert werden. Das Bank-Umschalten auf die nächsten Mixerkanäle arbeitet im HUI-Modus nur in Achter-Schritten, die MC Control bietet aber nur vier Fader. Das Resultat: Beim Bank-Switch werden immer vier Kanäle übersprungen. Das lässt sich zwar über den Touchscreen korrigieren, ist in der Praxis aber recht unhandlich. Noch bedauerlicher: Bei EuCon-kompatiblen DAWs lassen sich – wie oben erwähnt – einzelne Fader bestimmten Kanälen fest zuordnen. Ein Bank- oder Nudge-Switch verändert also nur die Zuordnung der übrig gebliebenen Fader. Mit Pro Tools funktioniert das leider nicht. Offensichtlich stellt das HUI-Protokoll diese sinnvolle Funktionalität nicht zur Verfügung. Weiterer Wermutstropfen: Eine MC Control lässt sich leider nicht gleichzeitig mit einer Command|8 von Digidesign benutzen. Damit würden sich einige Einschränkungen des HUI-Modus umgehen lassen. Bei dem Versuch, beide Controller parallel zu benutzen, meldete mir die Pro-Tools-Software jedoch, dass ich mich für einen der beiden Controller zu entscheiden habe – mitdenkende Softwares sind ja gut und schön, aber das grenzt dann schon an Bevormundung.
Verwendet man DAWs mit EuCon-Protokoll, können Fader bestimmten Kanälen fest zugewiesen werden.
Die Nutzung des Jog-Wheels in Pro Tools ist dagegen hervorragend gelöst. Damit lassen sich nicht nur Region-Grenzen verändern, sondern auch die Audiodaten durch die Region „fahren“. Auf der Haben-Seite sind außerdem die umfangreichen Steuerungsmöglichkeiten mit den Soft Keys zu verbuchen. Ich kenne keinen anderen Controller, mit dem das so gut funktioniert.
Bei der Steuerung anderer, nicht EuCon-kompatibler DAWs, sind ähnliche Probleme zu erwarten. Es bleibt ein grundsätzliches Problem, einen Controller über ein universelles Protokoll einzubinden. Letztendlich schafft man sich damit eine neue Abstraktionsebene, die vom Benutzer erst wieder neu erlernt werden muss, weil weder der Controller noch die Software mit diesen allgemeinen Protokollen übermäßig gut harmonieren. So ging es vor Jahren auch schon einem anderen Produkt. Als Mackie in grauer Vorzeit die Logic Control auf den Markt brachte, war dieses Produkt hervorragend zur Fernsteuerung von Logic geeignet. Als sich dann einige Zeit später die Logic Control zur Mackie Control umbenannte und viele andere DAWs steuern konnte, passte das Bedienkonzept trotz der übergestülpten „Overlays“ zum Beispiel nicht besonders gut für Cubase und auch nicht für Pro Tools (auch da schon im HUI-Modus).
MC Mix
Die MC Mix ist ein erheblich konventionellerer Controller als die MC Control. Das untermauert schon das mehr oder weniger zum Standard avancierte Layout mit acht Fadern, Mute- sowie Solo-Schaltern und acht Endlosdrehreglern. Daneben gibt es einige Funktionsschalter, etwa zum Bank-Umschalten oder zur Auswahl der Parameter, die über die Endlosdrehregler gesteuert werden sollen. Außergewöhnlich ist das Display. Hier wurde die sogenannte OLED-Technologie (Organic LED) verwendet, die dafür sorgt, dass der Bildschirm sehr hell leuchtet, die Schrift sich sehr gut vom Hintergrund absetzt und dadurch sehr scharf wirkt. Das sieht wirklich hervorragend aus.
Obwohl die MC Mix vollwertige 100mm-Fader bietet, ist sie sehr schmal, kurz und flach. Mit anderen Worten: Sie begnügt sich mit relativ wenig Platz auf dem Arbeitstisch. Sie ist sogar noch etwas schmaler als die MC Control.
Auf mich wirkt die MC Mix auf den ersten Blick wie eine typische Fader-Erweiterung für eine MC Control, denn ihr fehlen alle typischen Elemente einer Center-Sektion wie ein Jog/Shuttle-Wheel, spezielle Tasten für die Transport-Funktionen und so weiter, die fast alle Konkurrenzprodukte liefern.
Natürlich lässt sich eine MC Control um bis zu drei MC Mix erweitern, generell können bis zu vier beliebige Controller der Artist-Serie zu einem großen Controller kaskadiert werden, aber die MC Mix kann auch völlig eigenständig betrieben werden. Zur Steuerung von Transport-Funktionen lassen sich im Shift-Modus die Mute- und Solo-Schalter der letzten vier Kanäle nutzen.
Die direkte Zuordnung des Displays zu den acht Fadern und Endlosdrehreglern funktioniert in der Praxis prima und ist mit vielen anderen Controllern vergleichbar. So gibt es auch einen sogenannten „Flip“-Modus, mit dem sich zum Beispiel die Sends oder Plug-In-Parameter auf die Fader umschalten lassen. Es ist sicherlich Geschmackssache, aber ich mache von dieser Möglichkeit bei Controllern regelmäßig Gebrauch. Warum? Fader haben einen definierten Regelweg, während die Steuerung von Plug-In-Parametern mit Endlosdrehreglern manchmal zu extrem viel Kurbelei führt.
Die MC Mix lässt sich zwar nicht so gut dem persönlichen Arbeitsstil anpassen wie die MC Control, arbeitet aber mit EuCon-steuerbaren DAWs ausgezeichnet zusammen. Dank der traditionellen Achter-Struktur der Bedienelemente Fader/Drehgeber und der Zwei-Layer-Struktur der Schalter (mit und ohne gedrückte Shift-Taste) stellt die Benutzung keine zu hohen Anforderungen an das Abstraktionsvermögen des Nutzers. Erfreulich ist außerdem der Preis: Für einen Straßenpreis von knapp 1000 Euro bietet kein anderer Hersteller eine vergleichbare Hardware, bei der sogar die Drehregler berührungsempfindlich sind.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die beiden Euphonix-Controller nicht nur besonders ansehnlich sind, sie funktionieren auch sehr gut. Allerdings nur, wenn man eine EuCon-kompatible DAW verwendet und – Stand Oktober 2009 – auf einem Mac arbeitet. Aus meiner Sicht ist es erstaunlich, dass der Windows-Support noch immer auf sich warten lässt. Umso mehr, da die wesentlich teurere MC Pro aus der Professional-Serie von Euphonix seit Jahr und Tag unter Windows läuft. Während des Tests habe ich selbstverständlich auch die Erfahrungen und Meinungen anderer Nutzer in einschlägigen Foren nachgelesen. Dort wurde gemutmaßt, dass der fehlende Windows-Support auf einem Deal zwischen Apple und Euphonix beruhe. Für diese These habe ich aber keine offizielle Bestätigung erhalten. Vielmehr werde am Windows-Support nach wie vor gearbeitet. Aufgrund der zahlreichen Hardware-Anbieter gestalte sich das allerdings schwierig. Einen konkreten Zeitpunkt, wann denn mit Windows-Support zu rechnen sei, konnte man mir leider nicht nennen – schade.
Monitor-Kontrolle per MC Control Mit „Studio Monitor Express“ ist der MC Control eine Software beigelegt, die als Abhörmatrix für verschiedene Quellen und Ziele genutzt werden kann. Das Programm greift hinter dem Master Fader der DAW den Core-Audio-Output ab. Die Lautstärke lässt sich dann über einen extra dafür vorgesehenen Regler an der MC Control regulieren. Das ist eine sehr praktische Lösung, mit der man sich eine analoge Lautstärkekontrolle unter Umständen sparen kann. Allerdings wird der D/A-Wandler der Audiokarte in diesem Fall nicht optimal angefahren, man verliert also einige Bits und somit Auflösung. Einen Abhörweg mit einem sehr hochwertigen analogen Monitor-Controller kann diese Lösung wohl nicht ersetzen. Bei günstigeren Modellen sollte man es auf einen Vergleich ankommen lassen. Nicht jeder analoge Lautstärkeregler ist einem digitalen überlegen.
Der günstige Monitor-Controller: Euphonix liefert die MC Control inklusive der Software „Studio Monitor Express“ aus. Damit lässt sich die Abhörlautstärke im Regieraum kontrollieren.
Mehrere Programme und Rechner fernbedienen Mit den Controllern der Euphonix-Artist-Serie lassen sich auch mehrere Programme auf einem Rechner fernsteuern. Der Controller erkennt automatisch, welche Anwendung gerade im Vordergrund läuft und ändert die Zuordnung der Fader und anderen Bedienelemente automatisch. Der Wechsel von einer DAW zur anderen muss dabei nicht am Computer erfolgen, die Euphonix-Controller haben dafür extra einen Schalter.
Damit aber nicht genug: Die Controller können nicht nur zwischen verschiedenen Anwendungen auf einem Mac umschalten, sondern auch zwischen zwei Workstations. Immer mehr Studios arbeiten an einem Arbeitsplatz mit zwei oder mehr Rechnern. Ich konnte während des Tests bequem zwischen meinem Logic-Mac und meinem Pro-Tools-Mac wechseln. Damit das funktioniert, muss auf einem der beiden Rechner die komplette Euphonix-Software installiert sein, auf dem anderen reicht die Client-Application.
Ein echtes Highlight: Die über Ethernet eingebundenen Euphonix-Controller können nicht nur verschiedene Programme kontrollieren, sondern auch DAWs auf zwei verschiedenen Macs.
Die Arbeit mit der MC Control hat mir Spaß gemacht. Das stärkste Merkmal sind die Soft Keys, mit denen sich der Controller den eigenen Wünschen extrem gut anpassen lässt. Die Hardware ist solide, auch wenn ich persönlich mit den kleinen „Knöpfen“ für die Transport-Funktionen und deren Anordnung so meine Schwierigkeiten habe. Der Touchscreen hat bei mir sehr gut angesprochen, die Probleme mit dem Blickwinkel muss man durch eine entsprechende Aufstellung beheben. Angesichts des nicht ganz geringen Straßenpreises von etwa 1400 Euro würde ich diesen Controller jedoch nur dem empfehlen, der eine EuCon-kompatible DAW verwendet. Nur dann ist gewährleistet, dass die volle Leistungsfähigkeit zur Verfügung steht.
Für eine optimale Steuerung einer EuCon-DAW liegt die Kombination der beiden Einheiten MC Control und MC Mix auf der Hand. Neben der Flexibilität, mit einem oder zwei Artist-Controllern gleichzeitig mehrere DAWs zu steuern, hat mich beeindruckt, dass die Geräte nur wenig Raum in Anspruch nehmen. Eine Einschränkung muss ich bei meiner ansonsten uneingeschränkten Kaufempfehlung aber machen: Das Geld wert sind MC Control und MC Mix in erster Linie dann, wenn man eine EuCon-kompatible DAW verwendet.
Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
Sehr weitreichende Fernsteuerungs-Möglichkeiten für EuCon-DAWs
Gut ansprechendes Touchscreen (MC Control), helles OLED-Display (MC Mix)
Contra
Pro-Tools-Steuerung leidet am veralteten HUI-Protokoll
Hallo Mark, sehr gut geschriebener Test, alles ist nachzuvollziehen und fachlich kritisch beschrieben worden. Da ich jetzt eine MCC beitze interessiert mich natürlich die von dir abgefragte Aussage "Plug-In-Parameter nach eigenen Vorlieben zu organisieren" zu implementieren. Gibt es da etwas neues/geplantes? Das würde die MCC perfekt machen. Danke für den Test Peter.
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Peter Eichstaedt sagt:
#1 - 08.10.2011 um 11:22 Uhr
Hallo Mark, sehr gut geschriebener Test, alles ist nachzuvollziehen und fachlich kritisch beschrieben worden. Da ich jetzt eine MCC beitze interessiert mich natürlich die von dir abgefragte Aussage "Plug-In-Parameter nach eigenen Vorlieben zu organisieren" zu implementieren. Gibt es da etwas neues/geplantes? Das würde die MCC perfekt machen.
Danke für den Test
Peter.