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DrumCraft DC8 Serie Test

Nein, die Verhüllungsaktion am Stand der Vertriebsfirma GEWA auf der Musikmesse 2009 in Frankfurt war keine Performance des Künstlerpaares Christo und Jean Claude, sondern der erste öffentliche Auftritt des neuen Schlagzeugherstellers DrumCraft. Einige Mannen aus dem Entwicklungsteam von GEWA haben es sich zum Ziel gesetzt, innovativ konzipierte Drumsets mit Vorbildcharakter zu entwickeln, dabei hohe Anforderungen an das verwendete Material zu stellen und dem Kunden hochwertige Produkte zu akzeptablen Preisen anzubieten.

Bei der Produktion in China werden nur Materialien wie Leime, wasserbasierende Lacke und Farben verwendet, von denen keine Gefahr für die Gesundheit von Mitarbeitern und Schlagzeugern ausgeht. Schön, dass sich gesundheitsbewusstes Denken auch in der Zunft der Schlagzeughersteller verbreitet. Die Entwicklung liegt in den Händen deutscher Ingenieurskunst und fähiger Schlagzeuger, produziert wird das getestete Equipment dann in China. Das soll das Erfolgsrezept von DrumCraft sein. Der Vorteil für den Käufer liegt auf der Hand: hohe Qualität zum fairen Preis, allerdings in der Fertigung immer auch auf Kosten deutscher Arbeitskräfte. Ob dieses Firmenkonzept im Falle des DC8 genau so aufgeht, wie sich das die Trommelbauer gedacht haben, möchte ich herausfinden. Immerhin ist die asiatische Kostenreduzierung ein seit Langem erprobtes Erfolgsrezept, auf das viele bekannte Hersteller aus allen Sparten ihre Firmenerfolge begründen.

Für unseren heutigen Test hat sich ein fünfteiliges Rockset mit Maple-Kesseln (Ahorn) in ”Artist’s Purple” mit den Konfektionsgrößen 22x 20, 12x 9, 14x 12, 16x 14 und 14x 6 Zoll angesagt. Laut GEWA/DrumCraft soll das fertige Produkt das Resultat einer „vielschichtigen“  Philosophie sein, die der Herstellung in Form der drei DrumCraft-Grundprinzipien zugrunde liegt.

1. Gib dem Instrument eine Seele durch Qualität und Design
2. Nachhaltigkeit – Verantwortung – High-End-Material
3. Innovation und Details für Drummer

Es gilt also, mit beseelten Trommeln die Seelen der Trommler/innen zu berühren! Das klingt nach einem hohen Anspruch!

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DETAILS
Die Basis des Drumsets, in diesem Fall Berg-Ahorn, stammt aus den Rocky Mountains. Naturgemäß wächst das kurzfaserige Holz in dem rauen Klima sehr langsam und ist durch die so entstehende Härte und Dichte hervorragend als Basis-Material für stabile Trommeln mit guten Schwingungseigenschaften geeignet. Außer in Ahorn bietet DrumCraft seine Drumkessel auch in Acryl oder Birke an.

Schon beim Auspacken bemerke ich, wie leicht die Trommeln sind. Das lässt auf relativ dünnwandige Kessel mit nicht zu schwerer Hardware schließen. Der Snaredrum-Kessel hat acht Lagen und ist mit sechs Millimetern auch schon der dickste. Die Bassdrum ist siebenlagig und nur 5,6 Millimeter mächtig, die Toms sind sechslagig mit einer Stärke von nur 4,8 Millimetern. Dünnwandige Kessel sind aufgrund ihrer Konstruktion einfacher in Schwingung zu bringen. Falls sie dann auch noch mit leichten Beschlagteilen ausgestattet sind, sprechen sie schneller an als massive Varianten – vergleichbar beispielsweise mit einem Rotweinglas und einem Bierkrug. Die Konstruktion darf selbstverständlich nicht auf Kosten der Stabilität gehen, weshalb die Fertigung eines dünnwandigen Kessels mit dem biegefesten, zähen und recht leichten Holz von Anfang bis Ende wohl durchdacht sein muss. Die einzelnen Lagen müssen exakt verarbeitet werden und die Hardware sollte das Schwingungsverhalten nicht negativ beeinträchtigen.

Die Kessel sind insgesamt gut verarbeitet, Abweichungen im Durchmesser liegen bei maximal einem Millimeter und somit im tolerierbaren Bereich. Der Feinschliff auf den Innenseiten der Trommeln ist ordentlich und auch die parallel zur Kesselsäule verlaufenden Nähte sind sauber gearbeitet. Dass es sich um sorgfältig ausgewähltes Holz handelt, erkennt man nicht zuletzt an der gleichmäßigen Maserung, eine Tatsache, die sich nicht nur optisch auswirkt.Die Gratungen nach außen und innen sind in einem Winkel von 45° plan und sauber gearbeitet.

Bei den Toms und der Bassdrum ist die Auflagekante auf der zweiten Lage platziert, die der Snare Drum liegt zwischen der zweiten und dritten Lage. Das „Satin Finish“ lässt die Maserung des Holzes dezent durchschimmern, und so präsentiert sich die Außenseite, ergänzt durch die Kesselhardware, in einem geschmackvollen Look. Das hat Stil.

Das Konzept hinter den Drums könnt ihr auf der interessant gestalteten Firmen-Hompage (www.drumcraft.com) genauer unter die Lupe nehmen. Wie anfangs bereits erwähnt, spiegeln sich die Grundprinzipien im Design, in der Auswahl aller verwendeten Materialien und dem daraus resultierenden Klang der Drumsets wider. Die Lacke sind frei von Lösungsmitteln, der Leim enthält keine krebserregenden Komponenten und die Kunststoffe sind TÜV-geprüft. Das kommt uns Trommler/innen zugute, aber vor allem den chinesischen Trommelbauern, die täglich mit den verwendeten Materialien in Berührung kommen. Das Wort Nachhaltigkeit hat hier offensichtlich einen Stellenwert.

Im ”Satin Chrome Finish”- Gewand dominiert die schlicht gestaltete Kessel-Hardware die Optik der Drums, was dem ganzen Erscheinungsbild einen hohen Wiedererkennungswert beschert. Die Böckchen sind zylinderförmig gefertigt und absolute Fliegengewichte, die auf Plastikunterlagen am Kessel montiert sind und trotz ihres niedrigen Gewichts einen stabilen Eindruck machen. Ausgestattet mit Unterlegscheiben aus Kunststoff, können die Edelstahlstimmschrauben in Kombination mit den sauber gedrehten Gewindehülsen überzeugen. Die Snareteppich-Abhebung stammt aus dem Hause „Nickel Drumworks“, das auch andere Firmen wie Premier, Gretsch, DW oder zum Beispiel Brady beliefert. Der in Seattle ansässige Custom Drum- und Hardware-Hersteller genießt in Fachkreisen einen erstklassigen Ruf, und so lässt die mit zwei Schrauben am Snarekessel montierte Abhebung in Sachen Verarbeitungsqualität und Leichtgängigkeit keine Wünsche offen. Wenn diese noch dem einheitlichen Finish der restlichen Kesselhardware angepasst wäre, hätte man das gesamte Design aus einem Guss!

Ein Lob von meiner Seite haben die Stahlspannreifen aufgrund ihrer Verarbeitung verdient, die bei der Snare gar 2,5 mm stark sind. Ebenfalls im ”Satin Chrome Finish” ergänzen diese in Kombination mit den Stimmböckchen und dem ”Satin Finish” der Holzkessel das Erscheinungsbild auf eine sehr gelungene Weise.

ZGM steht für „Zero Gravity Mount“ und bezeichnet die alternative Tomhalterung mit einer Vierpunktaufhängung, die mit jeweils zwei Gummilagern an den Stimmschrauben und im unteren Bereich der Böckchen justiert ist. Um das 12”-Tom mithilfe einer Multiklammer am Beckenständer zu befestigen, wird der im Lieferumfang enthaltene Tom-Arm mit der am ZGM befindlichen Rosette verbunden und mit einer Flügelschraube arretiert. Materialschonend drückt diese auf eine Metallplatte, wodurch sich eine Muffe um den Tom-Arm legt.Das Hängetom wir so sicher befestigt und die Langlebigkeit der verwendeten Einzelteile begünstigt. Flexibel justierbar wird das Tom durch die Verbindung des Arms mit einem Omni-Ball-System, mit dessen Hilfe die Trommel exakt und individuell im Setaufbau platziert werden kann

An den Floor-Toms befinden sich jeweils drei Halterosetten, an denen die Beine mit Flügelschrauben fixiert werden. Leider ist das Haltesystem hier nicht sonderlich ausgeklügelt, die Schraube drückt direkt auf das Bein. Die Tombeine sollten deshalb nicht mit zuviel Kraftaufwand an den Rosetten befestigt werden.Stabil, robust und bitte nicht zu schwer! Diese Ansprüche habe ich an gute Bassdrumfüße und sie werden bei diesem Testset erfüllt. Während des Transports ins Tonstudio fielen allerdings zwei Gummifüße der Tombeine ab. Sie ließen sich zwar ohne Probleme wieder anbringen, aber noch besser wäre es natürlich, wenn so etwas erst gar nicht passiert – was abfällt, kann leicht verloren gehen.

Die in Taiwan gefertigte Hardware macht einen stabilen Eindruck und ist mit einigen tollen Features ausgestattet. Ein Lob verdient die Konstruktion des Snareständers. Das obere Ende des Snare-Korbes ist mit Schwenkgelenken ausgestattet. Die zwischen 10” und 15” große Snaredrums können einfach auf dem Ständer platziert und individuell fixiert werden. Die zwei Beckenstative sind keine Leichtgewichte, stehen aber dafür sehr solide auf den doppelstrebigen Beinen.

Mit einer Memoryklammer können sie während des Aufbaus immer wieder leicht fixiert werden. Bei den Kippgelenken beider Ständer und beim Schwenkgelenk des Galgen-Beckenständers drückt jeweils eine Flügelschraube auf eine gebogene Metallplatte und sorgt für eine sichere Arretierung der Gelenke. Es wäre allerdings erfreulich, wenn dessen Beckenarm länger wäre, damit sich die Ständer bequemer und spielfreundlicher stellen lassen.

Die Flügelschraube der Fußmaschine stand nach der Montage am Spannreifen senkrecht nach oben und kam mir deshalb beim Spielen in die Quere. Nachdem ich die für ein Bass-Drum-Pedal etwas zu große Schraube mit Kraft in die Horizontale gebracht hatte, konnte das durch eine Bodenplatte stabilisierte Pedal, dessen Antrieb über eine doppelte Kette erfolgt, mit guten Laufeigenschaften und einer soliden Konstruktion überzeugen. Auch sonst machte sie einen positiven Eindruck und reagierte durch den Direktzug gut auf meine Fußarbeit. Die Federspannung ist stufenlos veränderbar, wodurch jeder Trommler die Möglichkeit bekommt, die Maschine auf individuelle Bedürfnisse einzustellen.

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PRAXIS
Das komplette Drumset ist mit hochwertigen Remo-Fellen „Made in USA“ ausgestattet. Das gefällt mir gut, da ich in letzter Zeit immer wieder auf Trommeln namhafter Hersteller treffe, die ihre qualitativ guten Instrumente mit minderwertigen Fellen ausstatten und damit klanglich abwerten. Die Snaredrum ist auf der Schlagseite mit einem CS-Fell – das steht für „controlled sound“ – bestückt und klingt aufgrund des Dots in der Mitte etwas gedämpfter als zum Beispiel ein normales Ambassador-Coated. Als Resonanzfell wird ein Clear-Diplomat-Resonant verwendet. Die Toms sind mit Ambassador Clear-Fellen ausgestattet, die Bass-Drum auf der Schlagseite mit einem Powerstroke 3, das Frontfell in der coated-Variante. Damit werden die Felle durchaus dem Konzept gerecht, das der Herstellung zugrunde liegt. Die Kesselgrößen verleiten mich erst einmal dazu, ordentlich hinzulangen! Das DC 8 nimmt mir das in keinster Weise übel. Es rumpelt gewaltig – im positiven Sinne.

Audio Samples
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Groove 1 Tomkombi 1

Dann nehme ich die Snaredrum genauer unter die Lupe und bin überrascht, wie variabel diese zu stimmen ist. Ich könnte nicht behaupten, dass sie nur in einer Stimmlage besonders gut klingt, da sie tief, mittig und hoch gestimmt immer einen ausbalancierten Ton und schönen Klang erzeugt. Durch das CS-Fell habe ich nur wenig mit eventuell störenden Obertönen zu kämpfen und kann diese durch zusätzliche Dämpfung leicht kontrollieren. Auch die Gesamtkonstruktion aus hochwertigen Fellen, ausgesuchtem Ahorn und die qualitativ überzeugende Kesselhardware tragen mit dazu bei, dass die Trommeln sehr stimmstabil sind. Tauscht man den 20-spiraligen Teppich gegen ein hochwertigeres Modell aus, klingt die Snare noch crisper. Das ist aber kein Muss, da der vorhandene Teppich gut zum Klang der Trommel passt. Gerade größere Toms sind ja oft nicht ganz leicht zu stimmen. Auch im Falle des 14” und des 16” Toms werden meine Nerven durch etwas Feintuning nicht sonderlich strapaziert. Beide entwickeln ungedämpft in mittiger Stimmhöhe und geringer Anschlagsintensität einen klaren und schön warmen Ton mit kurzem Sustain und einer klaren Attack. Schlägt man die Trommeln stärker an, entwickeln sie mehr untere Mitten und die Attack wird dominanter. Das 12”-Tom habe ich relativ hoch gestimmt, da es in dieser Stimmlage ungedämpft besonders schön singt. Um den Klang bei einer stärkeren Spielweise besser kontrollieren zu können, dämpfe ich die Trommel ein wenig, und je mehr Power ich in den Schlag lege, desto kräftiger und klarer wird die Ansprache. Auch die beiden großen Toms entwickeln immer mehr Bauch und einen eher rockigen Sound, je kräftiger ich sie anspiele.

Audio Samples
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Groove 2 Tomkombi 2 Groove 3 Tomkombi 3

Das Prinzip der ZGM-Tomaufhängung funktioniert und ermöglicht der Tom, frei zu schwingen und einen ausbalancierten Ton mit klarem Sustain zu entfalten. Die Klangcharakteristik der drei Toms und die Wucht der Bassdrum animieren mich auf jeden Fall zu rockigen Grooves. Wohl bedingt durch das geschlossene Frontfell und ihre Größe (22”x20”) entsteht bei der Bassdrum allerdings in ungedämpftem Zustand eine Art Röhreneffekt. Das kommt dem Sound eines auf den Turnhallenboden prallenden, großen Gummiballs sehr nahe. Dieser Effekt wird durch die Abnahme mit einem Mikrofon noch verstärkt, was nicht gerade erfreulich ist. Wenn ich nicht auf ein geschlossenes Frontfell verzichten möchte, muss die Bassdrum eben gekonnt gedämpft werden, damit die störenden Frequenzen ohne Soundverlust absorbiert werden.

Dafür sollte nicht zu viel Material verwendet werden, denn auch hier gilt: je mehr Dämpfung, desto weniger Sound. Nachdem ich unterschiedliche Dämpfungsmethoden ausprobiert hatte – einen Streifen Molton am immer noch geschlossenen Resofell befestigt, und ab geht’s. Eine akkurate Lösung wäre natürlich auch ein Loch im Frontfell, besonders im Hinblick auf das besagte Basketball-Problem. Was letztendlich zählt, ist Bass, und den bekomme ich auch. Einfach fett, um es kurz zu machen, oder um mich genauso umgangssprachlich, aber anders auszudrücken: was für ein Powerhouse! Bei diesem großen Ahorn-Kessel gerät so einiges in Schwingung. Diese muss zwar in Form von Dämpfung oder dem Einsatz anderer Fellkombinationen kontrolliert werden, aber hat man das vollbracht, lässt die Bassdrum wenig Wünsche offen. Vorausgesetzt, man sucht nach einem kraftvollen Rock- oder Pop-Sound.

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FAZIT
Das DC8 ist ein Kandidat, der in seiner Schlichtheit mehr als überzeugen kann. Das eigenständige Konzept macht Sinn, und wenn in Zukunft die Farbpalette der angebotenen Finishes noch erweitert wird und kleine Mängel der Hardware behoben werden, bleiben wirklich keine Wünsche offen. Obwohl sich der Sound des DC 8 durch die Gesamtkonstruktion sehr variabel gestalten lässt, würde ich es in dieser Ausführung eher als Rock-Set bezeichnen. Man darf gespannt sein, ob sich die Marke DrumCraft in Zukunft am Markt behaupten kann, sprießen doch seit geraumer Zeit neue Hersteller für Schlaginstrumente wie Pilze aus dem Boden. Das Potenzial zu einem Dauerbrenner hat DrumCraft mit diesem Drumset eindrucksvoll unter Beweis gestellt, zumal dem ganzen Unternehmen eine solide Basis in Form eines durchdachten Herstellungskonzepts zugrunde liegt. Das Drumset, das ich hier testen konnte, hatte jedenfalls einen hohen Spaßfaktor und bekommt von mir eindeutig den Stempel „empfehlenswert“.

Technische Daten DrumCraft DC8
  • Größen: Bass-Drum 22”x20”, Snaredrum 14”x6,5”, Toms 12”x9”, 14”x12”, 16”x14
  • Kesselmaterial: Berg-Ahorn
  • Lagen: 7 (Bassdrum), 8 (Snaredrum), 6 (Toms)
  • Felle: REMO USA
  • Hardware: Kessel-Hardware und Spannreifen im Satin Chrome Finish , ZGM Tom-Halterung,
  • Finish: Artist Purple
  • Preis: 1649,- Euro UVP
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