Wer Echo kann, der kann auch Hall, dachte sich der kalifornische Hersteller mit dem Namen des Flussgottes aus der griechischen Mythologie und machte sich an die Arbeit. Hall war und ist ein sehr beliebter Effekt bei Musikern, denn er gibt dem Klang Räumlichkeit und Tiefe und lässt manches Instrument wesentlich größer wirken, als es eigentlich ist. Und auch wir Gitarristen möchten selbstverständlich die Macht des Sounds spüren, der uns die Illusion vermittelt, in einer großen Arena zu spielen. Und weil Reverb-Sounds heute dank Digitaltechnik keine Hallkammern, Platten oder Federn mehr benötigen, lassen sie sich auch aus platzsparenden Bodentretern gewinnen.
Und ein solcher liegt nun zum Test bereit, denn die Nummer vier der Boutique-Pedale des amerikanischen Herstellers Strymon mit dem Namen Bluesky gibt sich die Ehre. Wir sind gespannt, ob dieses Pedal genau so gut abschneiden wird wie seine bereits getesteten Effektgeschwister.
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Details:
Gehäuse/Optik Dem Namen entsprechend kommt das Bluesky-Pedal in einem hellblauen Aluminium-Gehäuse, das logischerweise im Vergleich zu den gusseisernen Pedalen anderer Fabrikate sehr leicht ist. Trotzdem lässt die Stabilität und Roadfestigkeit nichts zu wünschen übrig, denn alle Bauteile sind von guter Qualität und werden mit Sicherheit einige Jahre harte Rock´n´Roll Bühne locker wegstecken. Die Konzeption ist primär auf den Einsatz im Board ausgerichtet, denn die Pedale können nicht mit Batterie betrieben werden. Wie bei den bereits getesteten Pedalen sollten auch diesem Gummifüße beiliegen, die aber offensichtlich auf dem weiten Weg aus Kalifornien verloren gingen. Hier lässt der Hersteller dem Gitarristen die Wahl, das Gerät entweder mit diesen auszustatten oder mit Kreppband im Effektboard zu befestigen. Was die Stromversorgung anbetrifft, erweisen sich etwas aufwendiger konzipierte digitale Effekte oftmals als unglaubliche Batteriefresser. Deshalb ist man grundsätzlich besser beraten, Pedale wenn möglich mit Netzspannung zu versorgen, denn Batterien geben bekanntermaßen gerne in den ungünstigsten Situationen ihren Geist auf. Die Abmessungen des Bluesky von 102 x 118 x 64 mm (B x T x H) bieten Platz für die diversen Einstellmöglichkeiten auf seiner Oberseite. Dabei handelt es sich um fünf Regler und zwei Dreifach-Mini-Switches und in der unteren Hälfte um zwei stabile Fußschalter, die knackfrei ihre Arbeit verrichten. Die rote LED am jeweiligen Schalter zeigt den aktuellen Effektstatus an.
Rückseite/Anschlüsse Auf der Rückseite sind die Ein- und Ausgangsbuchsen komplett in Stereo ausgelegt, das bedeutet, dass es zwei Ein- und zwei Ausgänge gibt. Besonders die Ausstattung mit zwei Eingangsbuchsen ist vorteilhaft, weil sich so mehrere Stereopedale miteinander verbinden lassen. Das ist vor allem deshalb besonders wichtig, weil der Hall-Effekt meist an das Ende einer Effektkette geschaltet wird. Will man nämlich den vorgeschalteten Chorus ebenfalls stereo nutzen, hat man ein Problem bei einem Reverb mit nur einem Eingang.
Bedienung/Regelmöglichkeiten
Mit den beiden Mini-Switches können Type und Mode angewählt werden. Bei Type wählt man erst den Halleffekt, dafür gibt es drei Möglichkeiten:
Plate: Simulation eines Plattenhalls (Plate Reverb)
Room: Der Nachhall eines Raumes
Spring: Die Nachbildung eines Federhalls (Spring Reverb)
Mit Mode stehen drei verschiedene Klangmodi des angewählten Reverbs zur Verfügung.
norm: Normaler Betriebsmodus – Standard-Hallsound
mod:Dem Hallsound wird ein Modulationseffekt hinzugefügt
shimmer: Dem Originalsignal wird beim Plate-Modus ein zusätzliches, oktaviertes Signal hinzugefügt.Bei den anderen beiden Modi kommt eine Oktave und eine Quinte hinzu.
Die Feineinstellung des angewählten Hall-Effekts erfolgt über fünf verschiedene Regler:
Decay: Einstellen der Nachhallzeit
Mix:Mischungsverhältnis zwischen Original- und Effektsignal
Low Damp:Absenkung des Bassbereichs im Effektsignal
Pre Delay:Einstellen der Dauer, ab wann der Halleffekt einsetzt
High Damp:Absenkung des Höhenbereichs im Effektsignal
Mit dem linken Schalter mit der Bezeichnung Favorite kann man eine Einstellung intern speichern, und das funktioniert recht simpel: Einstellung vornehmen, Favorite-Schalter zwei Sekunden gedrückt halten und der Sound ist gespeichert. Zum Abrufen muss dann nur noch der gleiche Schalter einmal gedrückt werden.
Der Bluesky arbeitet mit einer True-Bypass-Schaltung, was bedeutet, dass bei ausgeschaltetem Effekt das Eingangssignal direkt zum Ausgang geleitet wird, es sich also nichts weiter im Signalweg befindet. Dadurch gibt es auch keine Klangeinbußen.
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Praxis:
Damit man den Raumklang auch in seiner vollen Breite genießen kann, habe ich das Pedal stereo an zwei Amps (Sovtek, Hiwatt) angeschlossen, die auch im Panorama hart links und rechts zu hören sind.
Zu Beginn werden die unterschiedlichen Hall-Typen vorgestellt. Dafür habe ich eine mittlere Einstellung am Pedal gewählt, alles auf 12 Uhr, bis auf den Wert für Pre-Delay. Der Effekt soll ohne Verzögerung einsetzen und die Nachhallzeit und das Mischverhältnis sind in dieser Einstellung schon ganz ausgeprägt, sodass man den Effekt auch gut hören und vergleichen kann. Das Beispiel Bypass ist ohne Effekt.
Gitarre
Mode
Type
Decay
Mix
Low Damp
Pre Delay
High Damp
Strat
norm
plate, room, spring
12
12
12
7
12
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Bypass (kein Effekt)PlateRoomSpring
Jeder der drei Halltypen klingt sehr transparent und angenehm hinter dem Gitarrensound, ja er wirkt sogar sehr unauffällig und dezent, obwohl hier bereits einiges an Effektsound am Start ist. Der Plate klingt am längsten nach und mit Room wird ein kleiner Raum nachgebildet. Beim Spring-Reverb hat man das blecherne Scheppern der Hallfeder sehr gut simuliert, es klingt nicht synthetisch, obwohl wir es ja hier mit einem digitalen Klangerzeuger zu tun haben. Das ist gar nicht so einfach, denn es gibt einige digitale Federhall-Simulationen, die einfach nur komisch scheppern, vor allem, wenn man den Effektanteil weit aufdreht. Dieses Problem gibt es hier nicht.
Als Nächstes kümmern wir uns um die drei Modes. Hierfür habe ich als Halltyp den Plate-Reverb gewählt. Beim Mode mod legt sich eine ordentliche Packung Chorus auf das Hall-Signal. Die Modulation ist schon sehr intensiv, aber nicht zu vordergründig. Der Shimmer-Modus kommt extrem gut bei Akkordbegleitungen, wenn man praktisch noch eine kleine Fläche unter die Begleitung legen möchte. Dem Gitarrensignal wird hier (mit Plate Reverb) einen um eine Oktave höheren Zusatzton hinzugefügt. Auch bei komplett angeschlagenen Akkorden ist der Sound konstant und klingt sehr gut, die Töne werden nicht abgehackt und es entstehen auch keine digital bedingten Artefakte.
Gitarre
Mode
Type
Decay
Mix
Low Damp
Pre Delay
High Damp
Strat
norm, mod, shimmer
plate
12
12
12
7
12
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
NormalModShimmer
Steht der Mix-Regler auf 15 Uhr sind Original und Effektsignal gleich laut. Auch das ist sinnvoll gewählt, denn so hat man mehr Regelweg zur Verfügung, um das Mischungsverhältnis einzustellen. Wer einen Boost für das Hallsignal benötigt, damit der Gleichstand beider Signale schon um 12 Uhr erreicht ist, der muss nur beide Fußschalter gedrückt halten und dann am Mixregler drehen, und der Boost (+3 dB) ist aktiviert. Die längste Nachhallzeit beträgt etwa fünf Sekunden und der Reverb klingt ohne digitales Flattern oder andere Störgeräusche aus. Das Rauschen, besonders bei ausklingendem Hall, ist ebenfalls hervorragend gering.
Mit dem Modulationseffekt kann man wunderbare Cleansounds für eher ruhigere Akkordbegleitungen erzeugen. Low und High Damp habe ich hier angehoben, um die Höhen und Bässe etwas zu boosten, damit es noch fetter wirkt. Klingt sehr edel! Alle Parameter sind sehr gut voreingestellt. Dadurch ist die Bedienung des Pedals natürlich sehr einfach. Ich habe viel an dem Teil herumgeschraubt, aber irgendwie kommt nie ein schlechter Sound heraus.
Gitarre
Mode
Type
Decay
Mix
Low Damp
Pre Delay
High Damp
Strat
norm
plate
14
12
14
7
15
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Mod Picking
Jetzt geht es etwas dreckiger zur Sache. Der Spring-Reverb ist angewählt und ich habe einen typischen angezerrten Blues-Sound mit vorgeschaltetem Verzerrer erzeugt, bei dem ein leichter Federhall für dezente Räumlichkeit sorgt.
Gitarre
Mode
Type
Decay
Mix
Low Damp
Pre Delay
High Damp
Strat
norm
spring
9
11
14
7
7
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Blues Spring
Es geht aber noch schmutziger. Hier die typische Surf-Sound-Einstellung. Der Klangregelung für den Hall-Sound arbeitet ausgezeichnet. Vorher hatten wir durch die etwas angehobenen Bässe und die komplett zurückgedrehten Höhen einen eher warmen Vintage-Ton. Jetzt wird es andersherum gemacht. Mix auf 15 Uhr, also genau so viel Effekt- wie Originalsignal und wir bekommen den scheppernden Federhall-Sound. Allerdings immer noch sehr klar und gut bespielbar.
Gitarre
Mode
Type
Decay
Mix
Low Damp
Pre Delay
High Damp
Strat
norm
spring
16
15
9
7
15
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Surf Spring
Zum Abschluss kommt noch einmal der Shimmer-Sound, diesmal mit weiter aufgedrehtem Pre-Delay, damit das Picking hörbar ist und der etwas später einsetzende Effekt im Hintergrund eine große Fläche erzeugt. Ein Hammer-Sound, der auch noch extrem gut auf die Anschlagsdynamik reagiert. Damit lassen sich richtig „schimmernde“ Klangteppiche erzeugen. Wer braucht eigentlich noch Keyboard-Flächen? Mir gefällt in diesem Mode die Kombination mit dem Plate-Reverb am besten, bei dem nur ein Ton (Oktave höher) hinzugefügt wird. Bei den anderen beiden Modes klingt es doch etwas zu synthetisch.
Gitarre
Mode
Type
Decay
Mix
Low Damp
Pre Delay
High Damp
Strat
shimmer
plate
16
14
14
10
10
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Shimmer Picking
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Fazit:
Der Strymon Bluesky gehört in die Spitzenklasse der Reverb-Pedale. Der Klang ist sehr edel, alle drei Hall-Modi (Plate, Room, Spring) klingen erstklassig und mit den fünf Regelmöglichkeiten lassen sich viele unterschiedliche Sounds einstellen. Die Spitzenklasse erkennt man daran, dass selbst bei hoch eingestelltem Effektlevel immer ein transparenter Gitarrenton zu hören ist. Das Signal ist nie matschig oder verschwommen. Außerdem hat man mit den beiden Modes ´Shimmer´ und ´Mod´ zwei äußerst gute Klangvariationen an Bord, die dem Reverb-Sound noch mehr Vielseitigkeit geben. Mit der Möglichkeit, eine komplette Einstellung intern zu speichern, ist man auch auf der Bühne etwas flexibler und kann zwei eigene Presets abrufen, ohne ständig am Boden zu hocken und am Pedal zu schrauben. Wer ein sehr gutes und vielseitiges Reverb-Pedal sucht, der sollte das Bluesky unbedingt testen. Der Preis ist gerechtfertigt.
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
Sound
Speichermöglichkeit von einer Einstellung
Verarbeitung
Shimmer Effekt
True Bypass
Transparenter Klang auch bei hoch eingestelltem Effektpegel
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