Bereits seit 1990 ist Ultrasone im Kopfhörer-Geschäft. Und angefangen hat es – wenn man den Gründungsmythen Glauben schenken mag – wie so oft damit, dass der eigene Geschmack keine zufriedenstellenden Kopfhörer am Markt vorfand. Doch statt Resignation folgten Studium und harte Forschung, und so können die Tutzinger heute einige Patente ihr Eigen nennen, welche natürlich exklusiv in ihre Kopfhörer verbaut werden. Und das sollten wir uns doch einmal genauer anschauen – und hören !
Los geht es dabei mit dem Ultrasone Pro 750, dem günstigsten Ultrasone in unserem Testmarathon: Bei dem Pro 750 handelt es sich, zwischen dem Pro 550 und Pro 900 positioniert, um ein mittleres Modell der geschlossenen Ultrasone Pro-Serie.
Details
Bauweise
Der Ultrasone Pro 750 ist ein dynamischer, geschlossener Kopfhörer. Die Ohrmuscheln umschließen das Ohr, liegen also nicht auf – sie lassen sich kippen und auch drehen, machen den Kopfhörer für Transportzwecke allerdings nicht wirklich kompakter, lediglich flacher. Mit einem Kampfgewicht von 330g ohne Kabel reiht sich der Pro 750 neben Beyerdynamic in die Mittelklasse der Halbschwergewichte unseres Testmarathons ein.
Pragmatisch und robust verarbeitet: Der Ultrasone Pro 750.
Verarbeitung
Das Design des Ultrasone 750 ist funktional und praktisch, was von dem matten dunkelgrau durchaus unterstrichen wird. Die Teile der Bewegungsmechanik und das obere Kopfband sind indessen im Kontrast dazu schwarz gehalten. Die Seitenteile der Ohrmuscheln wiederum wurden mit einer Aluminiumplatte verschönert, die stolz das Ultrasone-Logo trägt und dem Kopfhörer eine edle Anmutung verpasst.
Kein Kopfband ohne Typ- oder Firmenbezeichnung.
Mitgelieferte Kabel und Co.
Der Kopfhörer wird vorbildlich in einem großen rechteckigen und stabilen Koffer ausgeliefert, dessen robustes Material an einen Autogurt erinnert. Öffnen und schließen lässt sich das Ganze mit einem Reißverschluss. Im Inneren der Box finden sich neben dem Kopfhörer nicht nur eine CD mit Audiobeispielen, sondern auch ein Paar Ersatz-Ohrpolster und zwei Anschlusskabel ein. Dass Ultrasone von der Langlebigkeit ihrer Hörer und Kopfhörer überzeugt sind, zeigen sie dabei nicht nur durch die erwähnten Extrapolster, sondern auch durch eine beeindruckende erweiterte Herstellergarantie von fünf Jahren – nicht schlecht!
Doch noch mal kurz zurück zu den mitgelieferten Kabeln: Es gibt dabei ein 3 m langes Spiralkabel mit fest verbautem 6,3mm Klinken-Anschluss und ein 80 cm kurzes, aber gerades Kabel mit 3,5mm Klinken-Anschluss im Angebot. Letzteres richtet sich klar an mobile Abspielgeräte, die normalerweise nicht weit vom Kopf entfernt und am Körper getragen werden, sodass man sich kein meterlanges Spiralkabel mit in die Hosentasche stecken muss. Wie bei allen vertretenen Kopfhörern im Testmarathon sind auch hier die Klinken in beiden Fällen vergoldet.
1/3 Kabelseitig gibt es ein glattes 3,5 mm Anschlusskabel und ein 6,3 mm Spiralkabel.
2/3 Das Ganze kommt mit Ersatzohrpolstern in einer schicken Box.
3/3 Die Transportbox geschlossen.
Technik und Kennzahlen
Der Übertragungsbereich wird mit sagenhaften 8 Hz bis 35 kHz angegeben. Altes Spiel, wir kennen das bereits: Grenzfrequenzen sucht man auch hier vergeblich! Mit einer geringen, angegebenen Impedanz von 40 Ohm eignet sich der Hörer aber auf alle Fälle für tragbare, Pegel-schwächere Geräte. Der Kennschalldruck wurde mit 94 dB angegeben, an einem iPhone/ iPod lässt er sich also recht laut betreiben.
Die Schallwandler besitzen einen Durchmesser von 40mm. Als Besonderheit ist dabei die Titan-Beschichtung zu nennen. Da Titan ein leichtes und zugleich steifes Material ist, erreicht man mit ihm ein recht hohes Dämpfungsmaß. Für den Hörspaß bedeutet dies konkret, dass solch ein Schallwandler vergleichsweise kürzer nachschwingt und es zu weniger Beeinflussung unseres Ursprungssignals kommt. Das wiederum ergibt einen präzisen und klaren Klang – soweit die Theorie.
Wie in den meisten Ultrasone-Kopfhörern kommt auch hier das berühmt-berüchtigte „S-Logic“-Patent zum Einsatz, was sich durch eine dezentrale Platzierung der Treiber in der Ohrmuschel auszeichnet. Bei Blickrichtung nach vorn, befindet sich der Treiber vor dem Gehöreingang platziert. So ausgerichtet, sorgt er unter Einbeziehung der eigenen Ohrform für einen räumlichen Klangeindruck, weil das Außenohr in den Hörvorgang „natürlich“ eingebunden wird, anstatt dass der Treiber „unnatürlich“ direkt in den Hörkanal einzudringen versucht, wie das eben bei allen anderen, mittig positionierten Schallwandlern der Fall ist. Ein weiterer Vorteil soll sich durch das gleiche Lautstärke-Empfinden bei einer rund 3 dB geringeren Aussteuerung einstellen – wieder im Vergleich zu Kopfhörern anderer Hersteller ohne dieses angewandte Prinzip, sagt zumindest Ultrasone. Ganz wichtig an dieser Stelle ist zu wissen, dass man die Ultrasone-Kopfhörer nicht verkehrt herum aufsetzten sollten, da sonst der Sound massiv verfälscht wird – Links und Rechts also nicht vertauschen!
Weitere Werte zur Empfindlichkeit und der maximalen Nennbelastbarkeit bleibt Ultrasone aber schuldig.
Für einen geschlossenen Kopfhörer weist der Ultrasone Pro 750 eine relativ geringe Schallisolation nach außen hin auf, was auch dem sanften Anpressdruck geschuldet ist. Da er relativ pegelfest ist, könnte er mit seinen Emissionen somit Mitmenschen und bei Recording-Einsätzen durchaus unangenehm auffallen. Zuhause, beim FOH-Mix oder bei der Mikrofon-freien Musikproduktion sollte das aber absolut nicht weiter stören! Aufwendigere Faltmechanismen, um den Kopfhörer besonders platzsparend zusammenzufalten, gibt es leider nicht.
Ein bisschen platzsparender lässt sich der Pro 750 zusammenfalten.
Tragekomfort
Der Kopfhörer sitzt zunächst mal fest und sicher auf meinem Kopf. Die Ohrmuscheln sind gut beweglich, passen sich somit komfortabel der Kopfform an. Eine Ohrmuschel nach hinten an den Hinterkopf zu legen, ist ebenso möglich, ohne dass man Gefahr läuft, den Kopfhörer zu verlieren.
Der Anpressdruck ist erfreulicherweise nicht so hoch, wodurch man sich nicht wie unter einer Glocke fühlt, wenn man den Ultrasone 750 Pro aufsetzt. Wer also äußerst empfindlich auf Druck auf den Kopf reagiert, sei bei diesem Kopfhörer beruhigt: Er ist aufgrund der fetten „Extrapolster“ wirklich besonders bequem. Trotzdem, stundenlanges Tragen wird man auch hier irgendwann sicherlich „nachspüren“. Da ich Kopfhörer bei Musikproduktionen hauptsächlich zum Gegenhören benutze, wandern sie bei mir aber äußerst selten für lange Zeit auf den Kopf.
Klang
Ich habe jeden Kopfhörer innerhalb unseres Testmarathons an verschiedenen Kopfhörerausgängen bzw. Verstärkern betrieben, um meine Höreindruck-Aufmerksamkeit auf den Kopfhörer selbst und nicht den Verstärker zu lenken. Von günstig bis etwas teurer waren dabei folgende Kandidaten vertreten:
iPhone 4S
MacBook
RME Fireface UFX
Drawmer MC2.1
Weiterhin habe ich diverse akustische Experimente durchgeführt und viele verschiedene, mir bekannte Mixe angehört, um den Charakter der einzelnen Kopfhörer zu isolieren. Unter anderem sind folgende Alben in „Heavy-Rotation“ gelaufen:
Daft Punk – Tron (O.S.T)
Clint Mansell – The Fountain (O.S.T)
50 Cent – The Massacre
NIN – The Fragile
Depeche Mode – Violator
Rabih Abou Khalil – Blue camel
Weiterhin habe ich zum Abgleich mit Peter Könneman auch folgende Stücke gehört:
Charlie Haden – Cancion a Paola
Johnny Cash – Desperado
Skrillex – Bangarang
Rihanna – Rude Boy
David Guetta – Sexy Bitch
Frequenzgang
Wir entsinnen uns: Die Bandbreite des Ultrasone wurde mit 8 Hz bis 35 kHz angegeben – Höhen hat das Kerlchen auf alle Fälle genug zu bieten, soviel ist schon mal sicher! Ohne Angaben zu den Grenzen der Welligkeit bzw. den gemessenen Abfall an den Messpunkten ist diese Aussage allerdings herzlich wenig hilfreich. Dieser Kopfhörer ist damit aber, auch im Rahmen des Testmarathons, in „bester“ Gesellschaft! Es bleibt nur hinzuzufügen, dass je nach Kopf- und Ohrform der persönliche Höreindruck sowieso leicht variiert.
Mir fallen spontan die undefinierte Bässe und die äußerst harten, unausgewogenen Höhen auf. Wichtige Tief-Mitten von 200 Hz bis 300 Hz werden vernachlässigt und das nicht nur, weil die Kopfhörer grundlegend HiFi-mäßig, mit der typischen „Bass/Höhen-Badewanne“ abgestimmt wurde.
Obwohl der Sound grundsätzlich sehr direkt ist und es ihm wirklich nicht an Höhen fehlt, klingt er gleichzeitig auch ungewöhnlich „hohl“ und „nasal“, was ich auf eine starke Welligkeit im Bereich des Hochtons zwischen 2kHz und 10 kHz zurückführen würde. Das Gesamtklangergebnis klingt dadurch wie bearbeitet oder „prozessiert“, was sich bei einigen Tracks zwar durchaus gut anhört, bei den meisten Sachen aber eben leider voll daneben greift. Beispielsweise klangen Shaker extrem metallisch gefärbt.
Nach einer längeren Beurteilung und Eingewöhnung relativiert sich dieser Umstand zwar aufgrund der bemerkenswerten Anpassungsfähigkeit unserer Ohren durchaus, trotzdem werde ich mit dem Pro 750 absolut nicht warm. An einem iPod oder iPhone relativiert sich dieser kalte Umstand zwar noch ein wenig, zum Mischen und Mastern ist der Ultrasone 750 Pro meiner Einschätzung nach aber absolut nicht geeignet.Dafür wurde aber auch nicht konzipiert bzw. beworben, was man fairerweise hinzusagen sollte.
Impulsverhalten
Die Darstellung von Transienten ist wiederum als gut zu bezeichnen. Allerdings befinden sich – preislich weit unterhalb dieses Ultrasone-Modells platziert – ein paar andere Modelle innerhalb unseres Testmarathon-Umfeldes, die mindestens genauso „schnell“, wenn nicht sogar noch deutlich „knackiger“ agierten – und das ohne sehr nervigen Höhen-Boost! Beispielsweise wäre da der etwas günstigere Beyerdynamic DT-880 Pro zu nennen, aber auch der Audio Technica ATH-M50 ist schneller und präziser – und kostet dabei nur rund die Hälfte!
Räumliche Abbildung
Die Stereo-Bühne ist zwar grundsätzlich sehr groß bemessen, eine präzise Lokalisation in der Stereobreite ist mit diesem Kopfhörer meiner Einschätzung nach aber nicht möglich. Einzelne Instrumente und deren Platzierung verschwimmen auf der Stereo-Bühne, was zwar teilweise beeindruckend schmeichelt, Mischsituationen aber nicht unbedingt erleichtert. Weiterhin hatte ich auch das Gefühl, dass L und R nicht gleich laut agieren, was die Phantommitte etwas nach Rechts verschoben hat. Der DT-770 von Beyerdynamic klingt zwar ähnlich „groß und voluminös“, was den „Raumeindruck“ anbelangt, zeichnet die Stereobühne dabei aber viel deutlicher. Diese Aussage trifft natürlich auch auf den Preis/Leistungs-Sieger Audio-Technica ATH-M50 zu.
Der Pro 750 sieht toll aus und ist angenehm zu tragen, das war auch schon das Positive. Ich bin der Meinung, dass Abhörwerkzeuge versuchen sollten, einen Mix so wiederzugeben, wie er gemischt wurde. Ich glaube, dass ich zumindest anhand eigener Produktionen und Mischungen beurteilen kann, dass dies hier absolut nicht der Fall ist. Eigene und auch andere Produktionen wirken „processed“, also bearbeitet, haben nasale Resonanzen, Kompressor-artige Artefakte und auch einen sehr unnatürlichen Raumeindruck.
Weiterer Kommentar Catharina Boutari:
Der Ultrasone 750 ist bequem, der nasale und hohle Charakter des Kopfhörers schlägt sich allerdings auch auf meine Stimme nieder, und das würde mich beim Singen doch stark stören.
PRO:
robuste Verarbeitung
bequem zu tragen
CONTRA:
unnatürlicher Sound
etwas sperrig
hoher Preis
FEATURES:
geschlossen
ohrumschließend
S-Logic
Impedanz 40 Ohm
Übertragungsbereich 8-35.000 Hz
Kennschalldruck 94dB
incl. 3m Spiralkabel (6,3mm Klinke), 0,8 m gerades Kabel (3,5 mm Klinke) und 1 Paar Ersatz-Ohrpolster
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.