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Rupert Neve Designs Shelford 5052 Test

Rupert Neve Designs Shelford 5052 zum Test bei bonedo – In der Grundfunktionalität kommt der RND 5052 als klassischer Input-Channel mit Mic Pre und EQ daher, welcher sich standalone in einer wunderschönen Holz-Lunchbox oder auch als Modul innerhalb einer RND-Konsole einsetzen lässt.

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Während die 1066/1073/1084-Familie aus heutiger Sicht eher über ein Straightforward-Layout verfügt, bietet der 5052 eine (Routing-)Flexibilität, die alles andere als vintage ist. Dass das Rad sich weitergedreht hat, spürt man hier auf Anhieb. Alleine der Preamp ist weitaus üppiger ausgestattet als die Vintage-Teile. 

Details

Preamp

Ein Gain-Switch bietet 66 dB in 6-dB-Schritten, dazu erlaubt das Trim-Poti die Feineinstellung von ±6 dB. Einerseits lässt sich der Gesang somit während der Aufnahme auch manuell „fahren“, andererseits kommen wir so auf eine satte Gesamtverstärkung von 72 dB. Ebenfalls in den Preamp integriert ist ein stufenlos durchstimmbares Trittschallfilter, das sich per Schalter aktivieren und dann zwischen 20 und 250 Hz einstellen lässt. Mit einer Flankensteilheit von 12 dB/Oktave wurde hier ein guter Kompromiss zwischen Effektivität und neutralem Sound gefunden. Phasendrehung und Phantomspeisung verstehen sich bei solch einem Preamp von selbst – toll sind jedoch die hintergrundbeleuchteten Taster, welche unmissverständlich Auskunft über den Betriebszustand geben.

Fotostrecke: 3 Bilder RND 5052 Mic Pre/EQ: Das Teil trägt auch rein buchstäblich die Handschrift des Altmeisters.

Routing-Kniff

Mit dem To-EQ-Schalter wird das Signal dann auf Wunsch weiter zur EQ-Sektion geschickt. Dies ist ein Routing-Feature von nicht zu unterschätzender Ausgefuchstheit, denn das Modul verfügt insgesamt über nicht weniger als fünf Audio-Anschlüsse: Mic In, Line In, Mic Out, EQ In sowie Main Out. Das bedeutet, dass man den 5052 ganz konventionell als kombinierten Pre/EQ einsetzen kann, aber eben auch der separate Zugriff auf beide Komponenten möglich ist. Somit kann man z.B. den Signalweg kurz halten, indem man beim Mix den Preamp komplett umgeht und eine Spur nur durch den EQ schleift.

EQ: „Best Of Neve“

Der EQ selbst ist nun die Funktionsgruppe, die bei der Namens- und Farbgebung dieses Shelford-Moduls im Zentrum stand. Dieser 3-Band-EQ ist gewissermaßen eine Greatest-Hits-Compilation aus verschiedenen Rupert-Neve-Klassikern. So orientiert sich das Bassband an demjenigen des Vintage-1064, wird hier aber mit mehr Funktionen dargeboten. ±15 dB Gain sind an den Eckfrequenzen 35, 60, 100 sowie 220 Hz verfügbar, und das sowohl mit Peaking- als auch mit Shelving-Kurven. Das Mittenband hingegen wurde dem 1073 entliehen. Das bedeutet, dass es als Spulenfilter arbeitet, und zwar an sechs Eckfrequenzen zwischen 200 Hz und 6 kHz. Grundsätzlich mit einer „Proportional-Q“-Charakteristik abgestimmt, lässt sich die Filtergüte auch per Schalter schmaler gestalten – ein Feature, welches der 1073 nicht anbot, wohl aber sein luxuriöserer Nachfolger 1084. Schließlich verfügt die Kassette noch über ein Höhenband, das zwar ebenfalls auf dem 1073-Konzept basiert, aber hier etwas modernisiert wurde und mit 8 und 16 kHz auch zwei Eckfrequenzen zur Auswahl bietet.

Die Dreiband-EQ-Sektion orientiert sich an Vintage-Klassikern wie dem 1064 und dem 1073.
Die Dreiband-EQ-Sektion orientiert sich an Vintage-Klassikern wie dem 1064 und dem 1073.

RND-typisch: Silk

Schließlich bietet auch der 5052 die Silk-Schaltung, welche RND in fast alle seiner aktuellen Prozessoren integriert. Diese ist gewissermaßen der Schlüssel zum „Vintage-Sound“, denn hier lässt sich die Gegenkopplung am Ausgangsübertrager reduzieren, was dessen klangfärbende Eigenschaften stärker herausstellt. Auch hier finden wir die Silk-Modi „Red“ und „Blue“, welche den Fokus auf etwas unterschiedliche Frequenzbereiche legen (Tiefmitten oder höhere Mitten/Höhen) sowie das Texture-Poti, mit dem sich die Intensität des Effektes feintunen lässt.

Fotostrecke: 6 Bilder Mit nicht weniger als als fünf Audio-Anschlüssen bietet der 5052 ausgesprochen flexible Routing-Optionen.

Wertig innen und außen

Konstruktiv gibt sich RND auch beim 5052 keine Blöße. Das Modul kommt in offener Bauform daher und erscheint ebenso robust wie die anderen Geräte des Herstellers. Mit den Alu-Potikappen und dem Vintage-Grau sieht die Kassette ganz einafch gut aus, die Betriebszustände lassen sich Dank der kontrastreichen Beschriftung und der beleuchteten Schalter hervorragend ablesen. Apropos: Den Preamp-Pegel zeigt eine LED-Kette mit acht Segmenten an. Und auch im Gehäuseinneren reagiert Qualität. Die SMD-Bauteile bilden einen ziemlichen Kontrast zu den voluminösen Audio-Übertragern – hier gibt’s also Merkmale aus zwei Welten, moderne Fertigung sowie Vintage-Komponenten. Seine ±24V-Versrogungsspannung bezieht das Modul von einem üppig dimensionierten externen Netzteil, das bis zu fünf Kassetten speisen kann.

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Praxis

Der 5052 erschließt sich auf den ersten Blick nicht ganz so zugänglich wie seine Vintage-Vorbilder. Diese sind aber was die Ausstattung betrifft aus heutigen Gesichtspunkten geradezu „nackt“. Das kann man vom Shelford-Channel nun wirklich nicht behaupten. Dieser bietet neben seinen Herzstücken, dem eigentlichen Preamp und EQ, eine ganze Palette von fast durchweg sehr komfortabel gelösten Zusatzfunktionen, welche das Gerät zu einem Allround-Alleskönner machen, der bei der täglichen Studioarbeit für praktisch jedes Bedüfrnis, das man an einen Input-Channel stellen kann, eine passende Antwort bereithält. Wenn es eine Sache gibt, über die der 5052 nicht verfügt, dann ist dies ein hochohmiger Instrumenteneingang, Aber alles andere liefert der RND-Channel mit durch und durch professionellem Bedienkomfort.

Nicht nur die Gehäusefarbe "Navy Grey" des RND 5052 atmet Vintage-Vibes – der Preamp-Sound ebenso.
Nicht nur die Gehäusefarbe “Navy Grey” des RND 5052 atmet Vintage-Vibes – der Preamp-Sound ebenso.

Der Grundklang des Vorverstärkers lässt sich mit wenig Worten bündig umreißen: cremig, lebendig, mit einer feinen Balance aller Frequenzbereiche und mit gut eingebundenen Transienten. Der Amp hat ein sehr offener Ton, der stets das Eingangssignal im Mittelpunkt des Geschehens belässt und es mit einer smoothen Note anreichert. Hier arbeitet der 5052 in seiner Basis-Einstellung doch in großem Kontrast zu seinen Vintage-Vorbildern, die mit deutlich stärker ausgeprägtem Eigenklang zu Werke gehen, den man auch nicht abschalten kann. Hier bietet der Shelford-Channel mehr: Er klingt grundsätzlich extrem klar und sauber, wobei sich die Charakter-Noten dann mit der Silk-Schaltung wohldosiert auf Wunsch ins Boot holen lassen. Zu den herausragenden Merkmalen des Shelford-Preamps zählt dabei seine Flexibilität, die sich auch in überdurchschnittlich variabel dargebotenen Standard-Features wie dem stufenlos durchstimmbaren Trittschallfilter zeigt.

Audio Samples
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Vocals clean Vocals Lowcut 100 Hz Vocals Lowcut 100 Hz, Silk Red Vocals Lowcut 100 Hz, Shelving 8 kHz, Peaking 220 Hz Vocals Lowcut 100 Hz, Shelving 8 kHz, Peaking 220 Hz, Silk Red

Herzstück der Klangformung ist natürlich die EQ-Sektion, welche mit drei Bändern einen guten Kompromiss zwischen übersichtlichem Layout und Vollparametrik bietet. Im funktionalen Zuschnitt erkennbar an den Vintage-Vorbildern orientiert, bietet der Entzerrer doch etwas mehr Eingriffsmöglichkeiten als die Urtypen aus den 60er-Jahren. Damit erscheint er auch für etwas delikatere Aufgaben als die grobe Einpassung eines Signals in den Mix gut gerüstet. Klar, ein „chirurgisches“ Werkzeug ist der 5052 trotzdem nicht, aber das wird auch niemand von solch einem Gerät erwarten. Traditionell malen Neve-EQs hervorragend mit dem breiten Pinsel. Es gibt kaum ein EQ-Design, das auch bei heftigen Verbiegungen so selbstverständlich und natürlich klingt wie ein Neve, und da macht auch der 5052 keine Ausnahme. Man hat hier stets das Gefühl, dass klanglich mehr passiert, als man aufgrund der Reglerstellung annehmen dürfte. Charakterlich sind die sämig-weichen Filter der Vintage-Neves hier gut getroffen, wobei  sich die erweiterten Features (wie etwa die zusätzliche Ansatzfrequenz in den Höhen, da ist der Ur-1073 doch sehr limitiert…) als ausgesprochen hilfreich erweisen.

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Fazit

Insgesamt stellt der RND Shelford 5052 auf gleichbleibend hohem Niveau also eine interessante Alternative zu den gängigen RND-Channels dar. Rupert Neve hat wesentliche Komponenten seiner Vintage-Teile in seine absolut zeitgemäßen Tools eingesetzt, davon profitiert nicht zuletzt der Bedienkomfort. Klanglich kann der 5052 begeistern, insofern handelt es sich hier unterm Strich um ein sehr rundes Angebot. Zum zugegeben nicht ganz geringen Kaufpreis erhält man hier ein durch und durch professionelles Tool, das sehr sauber klingen kann, aber auf Wunsch mehr als nur in Richtung einiger Vintage-Klassiker nickt. Sehr runde Sache!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Klangeigenschaften
  • Vielseitigkeit
  • klassischer EQ mit modernem Layout
  • Routing-Möglichkeiten
Contra
  • Position des EQ-Bypass
Artikelbild
Rupert Neve Designs Shelford 5052 Test
Die Geräte der Shelford-Serie orientieren sich in einigen Schaltungsmerkmalen an Vintage-Klassikern wie dem Neve 1073.
Die Geräte der Shelford-Serie orientieren sich in einigen Schaltungsmerkmalen an Vintage-Klassikern wie dem Neve 1073.
Spezifikationen
  • Kanalzug mit Preamp und 3-Band-EQ
  • 72 dB Gain
  • diskrete Class-A-Schaltungen mit Audio-Übertragern
  • EQ auf Basis von Neve-Klassikern wie 1073 und 1064
  • Trittschallfilter
  • Silk-Schaltung
  • Preis: € 2639,42 (UVP)
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