Sterling by Music Man Ray34 Test

Music Man hat mit dem Stingray ja schon seit Jahrzehnten einen absoluten Klassiker im Programm, der sich keinesfalls hinter den Dauerbrennern von Fender verstecken muss und Tieftöner rund um den Globus mit seinem markanten und durchsetzungsstarken Sound begeistert. Ein echter Stingray ist allerdings leider auch nicht gerade billig! Viele Bassisten mit begrenztem Budget greifen deshalb zu mehr oder weniger gelungenen Kopien des begehrten Bassmodells.

Sterling_by_Music_Man_Ray34_1


Das ist selbstverständlich auch Music Man nicht entgangen und führte schließlich zu dem Entschluss, lizensierte Kopien aus indonesischer Fertigung unter dem Label “Sterling by Music Man” auf den Markt zu bringen. Sterling liefern ihre Stingray-Version für preisbewusste Basser in der Vier- und Fünfsaiter-Version mit den Namen Ray34 bzw. Ray35 – wahlweise mit Palisander- oder Ahorngriffbrett, und natürlich in vielen klassischen Farben. Für diesen bonedo-Test steht mir ein Sterling by Music Man Ray34-Viersaiter mit Ahorngriffbrett und schicker “Ruby Red Burst”-Lackierung zur Verfügung.

Details

Der Sterling Ray34 ist eine Kopie des klassischen 1976 erschienen Stingray-Basses und hat demzufolge auch die meisten Konstruktionsmerkmale mit seinem Vorbild gemein. Für den typischen Stingray-Korpus wurde leichte Esche verwendet, der Hals besteht aus einem Streifen Ahorn und wurde im Falle meines Testkandidaten mit einem Ahorngriffbrett versehen. Die Halskonstruktion wurde mit sechs Schrauben am Korpus befestigt und sitzt absolut bombenfest in der passgenauen Ausfräsung. Auch die Korpuslackierung in “Ruby Red Burst” wurde wirklich tadellos ausgeführt und sorgt zusammen mit dem schwarzen, ovalen Pickguard und der geschwungenen Kontrollplatte für den klassisch-eleganten Look des Instruments.

Sieht doch auf den ersten Blick aus wie das Original, oder?
Sieht doch auf den ersten Blick aus wie das Original, oder?

Der Ray34 kommt außerdem mit einem sogenannten “Matched Headstock”, die Kopfplatte wurde also auf der Vorderseite in der schicken Korpusfarbe und rückseitig mit Hochglanzlack versehen. Auf der Halsrückseite befindet sich allerdings keine dicke Lackierung – für ein geschmeidiges Spielgefühl wurde der Rücken des C-Profiles lediglich mit Öl versiegelt. Selbstverständlich hat der Ray34 auch die technischen Finessen seines Vorbildes mit auf den Weg bekommen. Typisch für die späteren Stingrays ist beispielsweise das praktische Einstellrad für den Halsspannstab am Halsende. Für die Justierung der Halskrümmung wird kein spezielles Werkzeug benötigt und es ist auch nicht nötig, das Pickguard abzuschrauben – eine außerordentlich anwenderfreundliche Lösung, wie ich finde.

Fotostrecke: 5 Bilder Matching Headstock: die Kopfplatte weist die gleiche Lackierung auf wie der Korpus.

Technisch innnovativ war Music Man aber auch in Sachen Tonabnehmer und Elektronik. In der Tat war der 1976 erschienene Stingray der erste Serienbass, der mit einem fetten Humbucker in der Stegposition und einer aktiven Elektronik ausgestattet wurde. Als waschechte Kopie des Klassikers verfügt natürlich auch der Ray34 über einen Humbucker mit den typischen großen Alnico-Polepieces an Bord. Dieser “Music Man Designed”-Humbucker leitet das Signal wiederum an eine aktive Elektronik mit Dreiband-Equalizer und den entsprechenden Reglern für Bässe, Mitten und Höhen weiter. Gespeist wird der Preamp von einer handelsüblichen 9Volt-Batterie, die in einem kleinen Fach mit Klappdeckel auf der Korpusrückseite sitzt.

Fotostrecke: 4 Bilder Wie man es kennt: die Brücke, der Humbucker und die Schaltzentrale…

Auch die Brücke spielt selbstverständlich eine nicht zu unterschätzende Rolle in der Klangausrichtung eines Saiten-Instrumentes. Der Ray34 ist mit einer äußerst solide wirkenden Metallbrücke ausgestattet, die mit ihren massiven Saitenreitern für eine hervorragende Schwingungsübertragung sorgen sollte. Der Saitenabstand wurde mit Kerben auf 19 mm fixiert, die Saitenlage kann aber bequem mit den üblichen Inbus-Schrauben justiert werden, und für die Intonation stehen am Halsrücken vier Kreuzschlitzschrauben zur Verfügung. Die verchromte Hardware-Ausstattung des indonesischen Stingrays wird schließlich mit vier offenen, präzise und leicht laufenden Mechaniken und einem runden Saitenniederhalter für die A- und D-Saite komplettiert. Geliefert wird der Sterling Ray34 lobenswerterweise in einem gepolsterten Gigbag mit Stauraum für Kabel und sonstigen Kleinkram, das Werkzeug für ein Heim-Setup liegt selbstverständlich ebenfalls bei.

Fotostrecke: 2 Bilder Traditioneller Look, wenn auch keine 70er-Muting Pads – die Brücke…

Praxis

Der laut Spezifikationen “leichte Eschekorpus” ist bei meinem Testkandidaten scheinbar doch etwas schwerer ausgefallen, denn der viersaitige Ray34 bringt stattliche 4,8 kg auf die Waage. Bei langen Gigs kann ein solches Gewicht schon mühsam werden. Die gute Nachricht ist aber, dass der Bass dadurch sehr stabil am Körper hängt und nicht an der gefürchteten Kopflastigkeit leidet. Er pendelt sich am Körper in einer guten Spielposition mit leicht nach oben ragendem Hals ein und man muss keinerlei zusätzliche Kraft aufwenden, um ihn in dieser Position zu halten. So ausbalanciert spielt sich der Ray34 durchaus komfortabel und das mitteldicke C-Profil des Halses liegt gut in der Hand – es ist durchaus kräftig, aber keinesfalls zu klobig. Durch das seidige Öl-Finish auf der Rückseite gehen die Lagenwechsel außerdem wirklich mühelos von der Hand. Aus ergonomischer Sicht gibt es also beim günstigen Stingray aus Indonesien wirklich nichts zu meckern – abgesehen vom Gewicht vielleicht. Was für den Rücken vielleicht nicht optimal ist, kann sich aber durchaus positiv auf den Sound auswirken. Sicherlich gibt es auch schwere Bässe, die leblos und stumpf klingen, mein Test-Ray produziert aber schon im Trockenmodus ohne Amp einen klaren und stabilen Ton mit sehr viel Sustain. Die gesamte Konstruktion schwingt hervorragend und produziert keine ernstzunehmenden Deadspots, lediglich das D auf der G-Saite klingt minimal dünner.

Durch die unterschiedlich hohen Seiten des Sattels wird eine bestmögliche Saitenlage ohne Schnarren in den tiefen Lagen realisiert.
Durch die unterschiedlich hohen Seiten des Sattels wird eine bestmögliche Saitenlage ohne Schnarren in den tiefen Lagen realisiert.

Das sind schon mal gute Voraussetzungen für einen überzeugenden Sound am Verstärker und erwartungsgemäß liefert der Budget-Stingray an meinem Test-Rig einen klaren und soliden Ton mit ordentlich Punch, der den gespielten Noten Gewicht verleiht. Für den typischen Stingray-Sound mit wuchtigen Bässen und crispen, leicht metallischen Höhen muss man die EQ-Regler nicht unbedingt bemühen. Wer diesen typischen Charakter allerdings noch verstärken will, kann die Bässe und die hohen Frequenzen einfach mit der Onboard-Elektronik boosten. Der Preamp des Ray34 bearbeitet genau die richtigen Frequenzen für den klassischen Stingray-Sound und liefert selbst dann noch praxistaugliche Ergebnisse, wenn man die Regler voll aufdreht. Diesen Hifi-mäßigen Scoop-Sound hat der Ur-Stingray aus den Seventies mit seinem Zweiband-EQ ebenfalls auf Lager, der Ray34 von Sterling kann mit seinem zusätzlichen Mittelregler aber auch in eine aggressivere Richtung getrimmt werden. Die Mittenfrequenzen der Sterling-Elektronik bringen den Ray34 im Bandsound ein gutes Stück nach vorne und sorgen für Growl und mehr Durchsetzungskraft, wenn es mal heftiger zur Sache gehen soll. Lobenswert ist außerdem, dass der Preamp aus Fernost nur wenig Nebengeräusche produziert – selbst mit voll aufgedrehtem Höhenregler hält sich das Rauschen in absolut erträglichen Grenzen. Damit ihr einen Eindruck von den Klangmöglichkeiten des Sterling Ray34 bekommt, habe ich die folgenden Audiobeispiele mit verschiedenen Spieltechniken und unterschiedlichen EQ-Einstellungen aufgenommen, zusätzliche Amps oder Effekte kamen dabei nicht zum Einsatz.

Audio Samples
0:00
Flat Bass u. Treble Boost – Slap Mid u. Treble Boost – Pick Bass u. Mid Boost, Treble Cut

Fazit

Der Sterling by Music Man Ray34 ist zweifellos ein gute Alternative für Bassisten, denen ein echter Stingray zu kostspielig ist. Für das Instrument wurden hochwertige, gut resonierende Hölzer verwendet, und alle Komponenten wurden akkurat und fehlerfrei verarbeitet. Die Hardware bietet großes Sparpotential bei der Herstellung von günstigen Instrumenten und vor allem die Qualität der Tonabnehmer und Elektroniken bleibt deshalb oft auf der Strecke. Dies ist jedoch beim Ray34 keineswegs der Fall – der Humbucker liefert den charakteristischen Stingray-Sound und die hervorragend abgestimmte Dreiband-Elektronik sorgt für große Flexibilität. Wer also einen preiswerten und soliden Viersaiter sucht, der optisch, haptisch und klanglich möglichst nahe am originalen Stingray liegt, sollte den Ray34 auf jeden Fall auf die Checkliste setzen!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • authentischer Stingray-Sound
  • tadellose Verarbeitung
  • gute Bespielbarkeit
  • Ausstattung inklusive Gigbag
Contra
  • stattliches Gewicht
Artikelbild
Sterling by Music Man Ray34 Test
Für 849,00€ bei
Dicht dran am Original und dabei preislich attraktiv dank Fernost-Fertigung: der Sterling by Music Man Ray34 wusste Rainer Wind zu gefallen!
Dicht dran am Original und dabei preislich attraktiv dank Fernost-Fertigung: der Sterling by Music Man Ray34 wusste Rainer Wind zu gefallen!
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Sterling by Music Man
  • Modell: Ray34, viersaitiger E-Bass mit aktiver Elektronik
  • Land: Indonesien
  • Mensur: 34“ (Longscale)
  • Korpus: Esche, Finish Hochglanz „RBB“, ovales schwarzes Pickguard
  • Hals: Ahorn einstreifig, Ahorngriffbrett, 21 Bünde, schwarze Lagenmarkierungen, Halsrückseite gewachst und geölt
  • Tonabnehmer: 1 x MM Alnico-Humbucker, passiv
  • Elektronik: aktiv, Dreiband-EQ, 9Volt-Stromversorgung
  • Regler: Volume, Bass, Mitten, Höhen
  • Hardware: offene Stimmmechaniken, Saitenniederhalter, „Music Man Designed“-Brücke, verchromt
  • Gewicht: ca. 4,8 kg
  • Zubehör: Werkzeug, Gigbag
  • Preis: 1.427,- (UVP)
Hot or Not
?
Sieht doch auf den ersten Blick aus wie das Original, oder?

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Profilbild von krummel68

krummel68 sagt:

#1 - 10.03.2017 um 22:33 Uhr

0

sterling by musicman subray 4. Spiele das wirklich optisch schöne Instrument seit einem halben Jahr (mit einem hybrid ampeg ba 300/115 combo - manchmal auch trace elliot 180, auch halbe Röhre) und bin begeistert: leicht bespielbar, druckvoll, dynamisch und sehr vielfältig im Sound. Für das Geld (349.-) nicht zu toppen - und ich habe aus dieser Preiskategorie von Ibanez bis Squier (fast) alles ausprobiert.

Profilbild von Gioi Geniale

Gioi Geniale sagt:

#2 - 12.07.2020 um 16:01 Uhr

0

Habe eine gebrauchte Kopie von SX erstanden. Eine Wucht.
Äusserst gut eingestellt, gutes Klangverhalten, eine 1A funktionierende Aktiv Elektronik, schöne Naturholz Optik.Die Mechaniken der Steg sind einfach und funktionell gehalten.
Über den "Jeff Berlin School Player MarkBass 250" gespielt will ich gar nie zu spielen aufhören.Von agressivem Slap Sound bis zu bedeckten Vintage Sounds macht der Bass eine sehr gute Figur. Immer angenehm knurrig und transparent.Ich spiele seit einigen Jahren einen SX Precision Bass.In den 80ern spielte ich einen damals 20 jährigen Fender Precision Bass. Der aktuelle SX Precision ist einfach besser. Sorry, F...
Und als ich den SX Precision mit Seymour Duncan PUs upgradete und zusätzlich geschliffene Saiten aufgezogen habe, habe ich gleich noch eine weitere Dimension Bass Qualität gewonnen.Ich gäbe beide Instrumente nicht mehr her.

Profilbild von Inge

Inge sagt:

#3 - 15.04.2024 um 11:35 Uhr

0

Eine Asia Kopie zu dem Preis. Ne Danke. Dann doch lieber made in Germany und dann zum Human Base Roby B5 oder 4 greifen. Kostet weniger und ist auch sein Geld werk.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Sire Marcus Miller F10-6 NT - Sound Demo (no talking)
  • First notes on the Sire Marcus Miller F10-6 NT #shorts #sirebass #marcusmiller #siremarcusmillerf10
  • First notes on the Marleaux Consat Custom Bolt-On #bassguitar #marleaux #bass #bassbonedo