Die Band Sepultura schaffte es in der zweiten Welle der großen Thrash-Metal-Bands Ende der 1980er-Jahre, ganz eigene Akzente zu setzen. Taktgeber war dabei Schlagzeuger Iggor Cavalera, der geschickt Samba-typische Sounds und Spielweisen einfließen ließ und der Musik von Sepultura so einen unverwechselbaren Stempel aufdrückte. In diesem Workshop werfen wir einen genauen Blick auf Cavaleras Drumming vom 1993er Album Chaos A.D. – der Song „Refuse/Resist“ ist der Opener des Albums.

Der Tomgroove im Intro gibt die musikalische Richtung klar vor. Cavalera hat einen sehr kräftigen Sound – er drischt geradezu auf das Schlagzeug ein, was der Musik diesen animalischen Charakter gibt. Die Toms klingen sehr tief und punchy, die Snare wird hauptsächlich mit Rimshots gespielt und die Bassdrum klingt ebenfalls sehr attacklastig. Im Grunde klingen die Drums genau, wie man es von einem gut produzierten Thrash-Song Anfang der 1990er Jahre erwarten würde.
„Refuse/Resist“: Thrash- und Groove-Metal mit brasilianischen Einflüssen
Allerdings zeigen uns Sepultura und Igor Cavalera direkt im Intro des Songs eine Besonderheit in ihrem Sound. Zwischen den tiefen Tomschlägen, die unisono mit den Gitarren gespielt werden, hört man hohe perkussive Toms, die wie ein ganzes Samba-Drum-Ensemble klingen. Cavalera spielt diese Schläge auf einem kleinen Tom, das so hoch gestimmt ist, dass es schon nach einer Timbale klingt.

Allein diese hohen Toms im Intro machen eine völlig neue Klangwelt auf und katapultieren uns direkt nach Brasilien, bevor es dann in den ersten vollen Groove geht und die Samba-Elemente erstmal dem reinen Thrash-Metal weichen. Cavalera spielt jetzt einen schweren Groove mit durchgehenden Achtelnoten auf dem Crash. Die Bassdrum betont das Gitarrenriff mit 16tel-Noten.

Verspielte und kräftige Fills unterstreichen die perkussive Ausrichtung der Band
Nach dem ersten riffbetonten Part machen die Gitarren etwas Platz und das Schlagzeug rückt wieder in den Vordergrund. Cavalera spielt hier abwechslungsreiche, virtuose Fills, welche durch die Kraft, mit der er spielt, sehr animalisch wirken.

Erst nach diesem Schlagzeug-Gewitter beginnt die erste Strophe. Cavalera spielt hier einen straighteren Groove, setzt aber vor jede erste Snare im Takt ein kleines 16tel-Triolen-Fill mit der Bassdrum.

Nach der ersten Strophe gehen die Gitarren zurück zum Intro-Riff. Cavalera spielt hier eine Variation, indem er durchgehende 16tel-Schläge mit der Bassdrum unter den Groove setzt. Die Bassdrum spielt er übrigens sehr kräftig aus dem ganzen Bein.

Nach einer weiteren Strophe geht es dann schließlich in den Chorus, den Cavalera mit einem flotten Drumfill über Floortom und Becken startet.

Nach dem Stop geht es mit einem Doubletime-Groove ins Gitarrensolo
Nach dem Chorus gibt es einen abrupten Stop. Die Gitarren geben das neue Tempo vor und Cavalera startet mit schnelleren Schlägen auf der Snare, welche er in einem langen Crescendo über zwei Takte aufbaut. Dann startet er in den im Thrash-Metal so ikonischen Doubletime-Groove. Zunächst spielt Cavalera hier durchgehende 8tel-Noten auf dem Crash und wechselt dann nach einem Snarefill auf die Hi-Hat.

Am Schluss des Gitarrensolos wechselt die Band abrupt zurück in das Ausgangstempo des Songs. Jetzt wiederholen sich die Strophe und der Chorus, bis die Band zum Abschluss wieder in den perkussiven Part vom Intro zurückkehrt. Hier spielt Cavalera wieder die Schläge auf dem Floortom zusammen mit den Gitarren. Allerdings gibt es hier noch eine interessante Variation: Die Schläge auf den hohen Trommeln werden rhythmisch anders gesetzt und erinnern jetzt mit ihren triolischen Einwürfen noch stärker an Samba-Ensembles.

Es ist schon beeindruckend, dass Cavalera es mit diesen gerade mal zwei Samba-inspirierten Einwürfen im Intro und Outro schafft, dem ganzen Song eine eigene Note zu geben. Ansonsten gibt es hier traditionelles Thrash-Metal-Drumming auf höchstem Niveau. Cavaleras harte und animalische, aber auch abwechslungsreiche und virtuose Spielweise verleiht Sepultura ihren ganz speziellen Sound, der die Band danach weltweit berühmt machte.
Ich wünsche euch ganz viel Spaß beim Nachspielen!