Franz Bassguitars Sirius DC 5 Artline Test

Ich hatte nun bereits einige Male das Vergnügen, einen Bass des Herstellers Franz Bassguitars zu testen und war jedes Mal von dem eigenständigen Design, Konzept und Qualität dieser noch jungen Marke begeistert. Seit noch nicht einmal fünf Jahren sind die Instrumente von Xaver Tremel in Deutschland exklusiv über das Musikhaus Thomann erhältlich. In dieser kurzen Zeitspanne ist die Marke Franz Bassguitars zu einer festen Institution in der Basswelt geworden – und das nicht nur in Deutschland! Selten ist es einem Bassbauer gelungen, sich in solch kurzer Zeit derart fest am hart umkämpften Markt zu etablieren. Irgendetwas scheint Xaver Tremel mit seiner Firma also goldrichtig zu machen. Neben seinen erstklassigen Standardmodellen bietet Xaver Tremel aber auch nach wie vor noch die Möglichkeit, dem Kunden in Form einer Custom Order seinen Traumbass in punkto Hölzer, Elektronik, Pickups etc. auf den Leib zu schneidern. Und wer darüber hinaus etwas ganz Individuelles und Ausgefallenes haben möchte, der setzt einfach abermals einen drauf und greift zur Franz Bassguitars Artline. Hier kann man sich von einem Künstler seiner Wahl seinen Bass gestalten lassen, um auf diese Weise ein wirklich einzigartiges Unikat erhalten. Diese Idee hatte auch der Bassist Markus Öffinger. Da er selbst studierter Maler ist, hat er den Job kurzerhand selbst übernommen und sich seinen ganz persönlichen fünfsaitigen Sirius aus der Artline gestaltet.

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Wahrlich kein Bass wie jeder andere!

Details

Bevor wir uns dem Kunstwerk widmen, kommen wir erst einmal zu den Zutaten dieses Sirius. Schließlich wollen wir ja in erster Linie einen Bass testen. Das Kürzel “DC” im Namen steht für “Double Cutaway”. Üblicherweise ist das Modell Sirius aus dem Franz-Portfolio nämlich ein Singlecut-Bass. Auf Kundenwunsch liefert Xaver Tremel ihn aber auch mit zwei Cutaways.
Der Korpus besteht aus europäischer Thermoesche. Zur Erklärung des Begriffes “Thermo” gab mir Xaver Tremel folgende Erläuterung: “In einem thermischen Verfahren wird das Holz einer Teilpyrolyse in sauerstoffarmer Atmosphäre für ca. 36 Stunden unterzogen. Dabei kristallisieren die wasserbindenden Anteile der Holzzellulose aus. Das Holz wird dabei quasi karamellisiert und somit unempfindlicher gegenüber klimatischen Einflüssen wie auch stabiler.”
Aufgrund der Bemalung hat Xaver natürlich auf eine extra Decke verzichtet. Um Gewicht zu reduzieren und das Schwingungsverhalten zu verbessern, wurden an mehreren Stellen Hohlkammern in den Korpus gefräst (chambered).
Der durchgehende Hals setzt sich aus drei Streifen Ahorn zusammen, welche mit einem Furnier aus dunkler Räuchereiche voneinander getrennt sind. Zwei Grafitstäbe sorgen für zusätzliche Stabilität des Halses. Möchte man die Krümmung des Halses den eigenen Bedürfnissen anpassen, findet man den Zugang zum Halsspannstab kopfplattenseitig unter einer kleinen hölzernen Abdeckung.

Fotostrecke: 7 Bilder Natürlich gehört ein stabiler Koffer …

Eine Besonderheit ist sicher das 24bündige Griffbrett. Durch den immer schwierigeren Import von Palisander ist Xaver derzeit auf der Suche nach Alternativen. Bei unserem Test-Sirius griff er diesmal zu deutscher Zwetschge. Diese ist etwas heller als Palisander und passt gut zum Farbton der Thermoesche.
Allen Franz-Bässen gemeinsam ist die markante Kopfplatte. Sie wurde beim Sirius passend zum Korpus mit einem Esche-Furnier versehen und besitzt eine geschwungene, markante Phase. Durch eine dunkle Schicht aus Phenolharz unter dem Furnier wird diese abermals betont.
Um Markus’ Kunstwerk vor äußeren Einflüssen zu schützen, wurde der Sirius inklusive des Halses mit einem High Gloss Polyurethan Finish versehen. Das unterscheidet ihn von den “normalen” Serienmodellen.
Apropos Kunstwerk. Ich habe Markus gebeten, hierzu ein paar Worte zu schreiben: “Der Bass sollte von Anfang an das Arbeitsgerät für meine Band honeyBsuicide werden, deshalb auch die Biene. Unsere Texte sind einerseits etwas düster und auf der anderen Seite ziemlich ironisch, wie auch die Musik zu gleichen Teilen analog und elektronisch ist. In unseren Stücken geht es um Vergänglichkeit (Uhrwerk, Zahnräder, Skulls), aber auch um z.B. Gottes Sarkasmus. Ich wollte, dass die Malerei diese Atmosphäre ausstrahlt.”
Auf dem Hals befindet sich noch der Slogan: “In Slow We Trust””. Dieser ist das Motto der amerikanischen Organisation Slowcoast, die sich sehr für Umweltschutz und Nachhaltigkeit einsetzt, und von der Markus die Erlaubnis bekam, diesen Slogan auf seinem Bass zu verewigen.

Fotostrecke: 6 Bilder Der Headstock wurde nach hinten abgewinkelt und …

Aber zurück zum Bass! Der Sirius besitzt nicht nur einen Sattel, sondern auch einen Nullbund, welcher bessere Intonation und ein ausgeglichenes Klangbild beim Spielen der Leersaiten gewährleistet. Die präzise arbeitenden Stimmmechaniken stammen von Gotoh, die Brücke von ETS.
An der Bridge lassen sich die Saiten bequem in runde Hülsen von oben einhängen. Nach wenigen Zentimetern ohne Kontakt zur Brücke werden sie dann über eine schmale Leiste mit den Saitenreitern geführt. Diese Konstruktion spart sichtbar Masse – und damit Gewicht. Zusätzlich wird die Eigendämpfung der Brücke vermindert. An der Brücke kann man sowohl die Saitenlage, als auch Intonation und das Stringspacing einstellen.
Damit Markus’ Kunstwerk auch voll zur Geltung kommt, befinden sich die zwei Delano SBC Humbucker gut versteckt unter einer Abdeckung aus Esche. Die Glockenklang Zweiband-Elektronik bietet Regler für Volume, Balance, Treble und Bass. Das Volumen-Poti hält zudem per Push/Pull-Funktion die Möglichkeit bereit, die Elektronik in den Passivmodus zu schalten. In diesem Fall dient der Höhenregler ab der Mittelstellung als passive Tonblende. Die 9V-Batterie befindet sich in einem Fach auf der Rückseite, das ohne Werkzeug zugänglich ist.

Fotostrecke: 9 Bilder Raffinierte Brückenkonstruktion: die Strings werden in diesen ETS-Steg …

Wie nicht anders zu erwarten befindet sich die Qualität der Hölzer, der Hardware und der Verarbeitung des Sirius DC 5 Artline auf allerhöchsten Niveau. Noch ein Wort zu den Hölzern: Xaver Tremel ist sehr um Nachhaltigkeit und die Primärenergiebilanz seiner verwendeten Komponenten bemüht. Die Esche stammt z.B. aus dem schönen Schwarzwald und das Ahorn aus dem Harz. Hier wird nichts – wie so oft – über weite Entfernungen importiert. Auf diese Weise lässt sich die aufgewendete Energie bei Produktion und Transport in Grenzen halten ‑ vorbildlich!

Praxis

Xaver Tremel legte bei der Konstruktion seiner Bässe von Beginn an einen großen Wert auf Ergonomie – und das merkt man sofort. Der Sirius sitzt bombenfest auf dem Oberschenkel, ohne dass man ihn zusätzlich stützen müsste. Kopflastigkeit gibt es nicht! Ebenso verhält er sich beim Spielen im Stehen. Hat man den Bass umgehängt, muss man sich um nichts mehr kümmern, denn der Sirius pendelt sich von alleine in eine leicht schräge Position ein, die überaus angenehm ist.
Das Gewicht bleibt für einen Fünfsaiter mit 4,3 kg absolut im Rahmen, ein Fliegengewicht ist der Sirius DC jedoch nicht. Die ergonomische Konstruktion der Franz-Bässe scheint aber wohl durchdacht und ausgereift zu sein. Auch bei längerem Spiel im Stehen beschweren sich weder meine Schulter noch Rücken.

Fotostrecke: 4 Bilder Von Kopflastigkeit keine Spur – dieser Bass hängt …

Das Profil des Halses ist asymmetrisch: auf den tiefen Saiten ist der Radius etwas kleiner, der Hals also leicht dicker bzw. runder. Das kommt solidem “Brot und Butter”-Bassspiel entgegen. Zu den hohen Saiten hin wird der Radius zunehmend größer, der Hals also etwas dünner. Virtuoseres Spiel, wie das Greifen von Akkorden oder Soli etc., profitieren davon. Das großzügige untere Cutaway erlaubt zudem einen freien Zugang bis hoch zum 24. Bund. Auch die Saitenlage ist überaus komfortabel – nur bei kräftigem Anschlag sind Bundgeräusche zu vernehmen.
Interessant ist auch das Holzgehäuse, in welchem sich die Pickups befinden. Dieses hat nicht nur optische Gründe, sondern auch praktischen Nutzen. Zum einen bietet es dem Daumen viel mehr Auflagefläche als zwei herkömmliche Pickups, zum anderen fungiert es auch als Ramp und verhindert, dass die Anschlagsfinger zu tief zwischen die Saiten eintauchen können. Die Folge ist, dass man die Strings spürbar schneller und flüssiger anschlagen kann.

Die Finger der Schlaghand gleiten angenehm über das Pickupgehäuse.
Die Finger der Schlaghand gleiten angenehm über das Pickupgehäuse.

Markus Öffinger hat den Bass seinen Bedürfnissen angepasst, in dem er ihn mit einer hohen C- anstelle einer tiefen B-Saite ausgestattet hat. Trotz dieser Tatsache beträgt die Mensur wie bei allen Fünfsaitern von Franz Bassguitars 34,5 Zoll, also 87,6 cm. Akustisch gespielt fällt sofort die enorme Ausgewogenheit über das gesamte Griffbrett auf. Jeder Ton wirkt gleich präsent, nichts fällt ab. Auch die Ausklingphase (Sustain) des Instrumentes ist beeindruckend. Bei mehrstimmigen Spiel – dafür eignet sich die Bestückung mit der hohen C-Saite natürlich besonders gut – verschwimmt nichts, alles bleibt stets absolut klar und transparent!
Rückt man dem Sirius mit attackreichem Spiel zu Leibe (etwa mit Staccato-Fingerstyle oder geslappten Licks), so reagiert der Bass mit ultraschneller und direkter Ansprache. Das Griffbrett aus Zwetschgenholz scheint mir dabei nicht nur optisch, sondern auch klanglich etwas heller als Palisander zu sein.

Fotostrecke: 2 Bilder Ok, ok … Sting hat sehr wahrscheinlich nie eine hohe C-Saite auf einem …

Dies bestätigt sich auch, wenn man den Sirius DC 5 an den Verstärker anschließt. Die Zwetschge liegt für meine Ohren in der Mitte zwischen Ahorn und Palisander und vereint deren klangliche Stärken, ohne dabei zu sehr in eine Richtung zu tendieren. Die Höhen sind präsent, aber nicht giftig, und auch knurrige Mitten gibt es “satt”. Hier scheinen die brummfreien Delanos auch noch etwas zu pushen, denn im Vergleich zum rein akustischen Test erfahren die Mitten hier noch einen kleinen Boost.
Ansonsten übertragen die Pickups sämtliche Signale absolut neutral und nüchtern. Akkorde oder Flagoletts bleiben glasklar, und auch bei schnellem Spiel werden alle Töne sauber voneinander getrennt. Kein Matsch, kein Mulm – nichts! Ein amerikanischer Edel-Jazz Bass, der schon seit längerem bei mir wohnt, scheint dagegen richtig schwammig. Der Ton des Sirius DC 5 wirkt erhaben, groß und differenziert.

Glasklare Sounds mit viel Sustain sind die große Stärke dieses Sirius.
Glasklare Sounds mit viel Sustain sind die große Stärke dieses Sirius.

Wie man es von einer JJ-Pickup-Konfiguration kennt, schlummern hier viele Soundoptionen. Mit dem Fundament des Halstonabnehmers ist man gut in Rock- oder Blues-Gefilden aufgehoben. Dreht man die Höhenblende zurück, sind auch Soul oder Reggae kein Problem. Der Bridgepickup liefert wie erwartet drahtige Fingerstyle-Sounds. Auch Flagoletts kommen mit ihm noch deutlicher zur Geltung. Kombiniert man beide Pickups, erhält man einen Allroundsound für alle Lebenslagen und Spieltechniken mit einer leichten Betonung der Mitten, die für ordentlich Präsenz und Druck sorgen. Viel Spaß mit den nachfolgenden Klangbeispielen!

Audio Samples
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Beide Pickups, passiv Beide Pickups, passiv Bridge-Pickup, passiv Bridge-Pickup, passiv, Tone: -75% Neck-Pickup, passiv Neck-Pickup, passiv, Tone: -100%

Die Zweiband-Elektronik von Glockenklang kann bei Bedarf den Sound noch entsprechend formen. Mir war jedoch der Passiv-Modus mit seinen mannigfaltigen Gestaltungsmöglichkeiten (Pickup-Kombinationen, Höhenblende, Anschlagstechnik) bereits genug. Auch scheint sich ohne Aktiv-Elektronik der individuelle Charakter der interessanten Holzkombination noch deutlicher im Ton widerzuspiegeln.

Audio Samples
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Beide Pickups, aktiv, Bass: +30%, Höhen: +30% Neck-Pickup, aktiv, Bass: +50%, Höhen: -100%

Fazit

Wow! Auch dieser Bass bestätigt, was ich aus vorherigen Tests von Instrumenten aus der Hand Xaver Tremels kenne. Sie bewegen sich aufgrund der hochwertigen Zutaten, der perfekten Verarbeitung/Bespielbarkeit und des detailreichen, differenzierten und großen Tons absolut in der Liga der hochwertigsten Edelbässe. Der Sirius DC 5 kann mit seinem wuchtigen Sound mühelos das Fundament für eine Band liefern und alltägliches Werkzeug für bassistische Kernkompetenzen sein. Ebenso ist er aber auch ein stilvoller Begleiter für virtuose Solokünstler ‑ ganz nach eigenen Geschmack. Diese meisterhafte Gratwanderung gelingt keineswegs jedem Edelbass – sie dürfte einer der Gründe für den schnellen Erfolg der Marke Franz Bassguitars sein. Zudem ist immer wieder die Bemühung Xavers erwähnenswert, soweit wie möglich mit regionalen Produkten zu arbeiten. Dieser durch den Künstler Markus Öffinger gestaltete Sirius DC 5 Artline mit seiner hohen C-Saite ist natürlich sehr speziell, zeigt aber schön, wie individuell man ein Instrument gestalten kann, wenn man sich nicht “von der Stange” bedient. Ich finde das Ergebnis der Kooperation von Xaver Tremel und Markus Öffinger äußerst gelungen und kann beiden nur zu diesem fantastischen Instrument gratulieren! Der Preis von 3.950,- Euro für den Sirius (ohne Künstler-Bemalung) ist übrigens in meinen Augen im Vergleich zur Konkurrenz aus Übersee mehr als fair. Schließlich bekommt man hier ein auf höchstem Niveau in Deutschland aus weitgehend regionalen Rohstoffen handgefertigtes Unikat.

Pro:
  • Verwendung einheimischer Hölzer
  • gelungene Holzkombination
  • tolle Bespielbarkeit
  • hochqualitative Verarbeitung
  • starke Individualität
  • sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra:
  • -/-
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Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Franz Bassguitars
  • Herkunftsland: Deutschland
  • Modell: Sirius DC 5 Artline
  • Body: Thermo-Esche
  • Neck: fünfteiliges Thermo-Ahorn durchgehend, Stripes aus Räucher-Eiche
  • Mensur: 876mm-Mensur (34,5 Zoll)
  • Griffbrett: Europäische Zwetschge
  • Bünde: 24
  • Pickups: 2 x Delano SBC Humbucker
  • Elektronik: Glockenklang aktiv/passiv, Zweiband
  • Mechaniken: Gotoh
  • Brücke: ETS 3D
  • Stringspacing: 19 mm
  • Hardware: Chrome
  • Zubehör: Koffer
  • Basis-Preis: 3950,- Euro (Preis für Kunstwerk und Lackierung nach Absprache)
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Verwendung einheimischer Hölzer
  • gelungene Holzkombination
  • tolle Bespielbarkeit
  • hochqualitative Verarbeitung
  • starke Individualität
  • sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra
  • -/-
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Franz Bassguitars Sirius DC 5 Artline Test
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Die kunstvolle Bemalung Markus Öffingers ist beeindruckend!

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