Mackie Onyx Artist 1.2 und Producer 2.2. Test

Mit den neuen USB-Audio-Interfaces Onyx Artist und Producer möchten Mackie unsere Kreativität von Grenzen befreien.

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Wenn wir uns vor Augen führen, wie viele hochwertige Schnittstellen mittlerweile erhältlich sind, wird klar, dass der US-Hersteller schon einiges bieten muss, soll dieses Versprechen nicht reiner Werbesprech bleiben. Deshalb schauen wir uns die brandneuen Modelle Artist 1.2 und Producer 2.2 für euch im Detail an und testen sie auch praktisch.
Recording, Mixing und Streaming sollen mit den Geräten kinderleicht möglich sein. Dabei soll uns Sound in Studioqualität entgegenkommen und die Rauschanteile weit unter der Teppichkante bleiben. Angesprochen fühlen sollen sich insbesondere Homestudio-Besitzer, Erzeuger von Web-Content und Freunde des mobilen Recordings. Schauen und hören wir uns also an, inwiefern das alles zutrifft und was die beiden Interfaces ausmacht…

Details

Zwei Interfaces zum Test

OK, was genau haben wir hier vor uns? Beim Onyx Artist 1.2 handelt es sich um ein Audio-Interface mit USB 2.0-Schnittstelle, das einen Mikrofon- und einen Line-/Instrumenten-Eingang sowie zwei Line-Ausgänge bietet. Das Onyx Producer 2.2 bietet darüber hinaus noch einen weiteren Mikrofonvorverstärker, eine Mix-Regler und MIDI-Anschlüsse, um beispielsweise Synthesizer, Drum Machines oder Controller anschließen zu können. Zum Lieferumfang gehören außerdem jeweils ein USB-Kabel und ein Lizenzcode für Mackies DAW-Software Tracktion T7 inklusive den 16 Plug-ins der „Essentials Collection“. Die Software wird online lizensiert und kann dann heruntergeladen werden. Somit kann der Recording-Freund schon kurz nach dem Kauf eines der beiden Interfaces mit seinen Aufnahmen loslegen.

Äußerlichkeiten

Die Audio-Interfaces bestechen auf den ersten Blick durch ihr individuelles Aussehen. Die Farbkombination Schwarz/Silber/Grau ist typisch für Mackie und verleiht den Geräten einen leicht martialischen Touch. Die Innereien der Interfaces werden durch einen umlaufenden Mantel aus gebürstetem Aluminium geschützt, der an den Ecken abgeschrägt ist. Dadurch sollten die Gehäuse sogar bei Stürzen relativ verformungssicher sein.
Technisches Gerät, das für den Einsatz unterwegs konzipiert wurde und flugs in einem fremden Rucksack verschwinden könnte, wird heute gängigerweise durch ein Kensington-Lock vor Diebstahl geschützt. Selbstverständlich ist das auch hier der Fall. Was mir gut gefällt, sind die großzügigen Gummistreifen, die unter beiden Geräten quer verlaufen und nahezu die komplette Gehäusetiefe ausmachen. Rutschfester Stand garantiert!

Fotostrecke: 4 Bilder Das kleinere Artist 1.2 bietet eine Klinkenbuchse als Line/Instrumenten-Eingang.

Alle Eingänge lassen sich an der Frontseite per Poti justieren. Außerdem findet sich ein verhältnismäßig großer Volume-Knopf zum Regeln der Monitorlautstärke auf der rechten Hälfte der Vorderseite. Die Kopfhörerbuchse samt Regler befindet sich ebenfalls vorn und sämtliche Eingänge sowie die Taster zur Aktivierung von Phantomspeisung und Hi-Z-Nutzung sind hier untergebracht. Dadurch sind sie jederzeit unkompliziert verfügbar. Die Rückseite ist übersichtlich ausgestattet. Hier finden sich bei der Artist-Variante neben einem USB-2.0-Port lediglich zwei Mono-Klinkenausgänge, die das Monitorsignal mit Line-Pegel ausgeben. Das Onyx Producer 2.2 hat zusätzlich eine MIDI-In- und eine MIDI-Out-Buchse am Start.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Producer 2.2 beherbergt einen zusätzlichen Mikrofoneingang, …

Innere Werte

Technisch gesehen sind beide Interfaces am Puls der Zeit. Ihre Audioqualität ist mit 24 Bit Tiefe und 192kHz-Abtastung auf hohem Niveau. Während der Mikrofoneingang des Artist als reine XLR-Buchse ausgelegt ist, bietet die Producer-Variante zwei XLR/TRS-Combobuchsen. Hier können sowohl Mikrofon als auch Line- und Instrumenten-Pegel eingespeist werden. Ein Hi-Z-Schalter sorgt dafür, dass diese Buchsen als hochohmige Instrumenteneingänge arbeiten können. Beim Artist 1.2 ist für diesen Zweck stattdessen eine 6,25“-Klinkenbuchse vorgesehen. Beide Geräte warten mit einer 48V-Phantomspeisung für die Mikrofoneingänge auf. Die Ausgänge bestehen jeweils aus zwei symmetrischen 6,25“-Mono-Klinkenbuchsen, die das Signal mit Line-Pegel ausgeben. Die USB-2.0-Schnittstelle soll schnellen Datenverkehr sicherstellen und geringe Latenzzeiten ermöglichen. An PCs sind die Audio-Interfaces kompatibel mit dem ASIO-Standard, an Macs kompatibel zu Core Audio. Eine Erwähnung nebenbei ist das alternativ schaltbare Direct Monitoring wert. Es basiert nicht auf einer IC-Schaltung. Vielmehr handelt es sich um einen „echt“-analogen Signalpfad.

Im Praxisteil werden die beiden Interfaces geprüft.
Im Praxisteil werden die beiden Interfaces geprüft.

Praxis

Handling

Die Handhabung der beiden Audio-Interfaces Mackie Onyx Artist 1.2 und Producer 2.2. gefällt mir gut. Die schon angesprochenen Gummistreifen sind top und sorgen für einen sicheren Stand der Geräte. An dieser Stelle nicht zu sparen, war eine weise Entscheidung des Herstellers. Auch die Gummierung der Potiknöpfe von Gain- und Headphone-Reglern kann gefallen. Außerdem sorgen die nicht zu knausrig angebrachten LEDs auf der Vorderseite für beste Info. Nicht nur die Aktivitäts-LED für die USB-Verbindung, sondern auch die Übersteuerungsanzeigen neben den Gain-Reglern sorgen für reibungslose Arbeitsabläufe. Bei der Producer-Variante zeigt eine weitere LED die MIDI-Aktivität an. Noch dazu werden die Tastschalter für Phantomspeisung, Instrumenteneingang und Direct Monitoring bei ihrer Aktivierung von innen wunderbar hell beleuchtet. Für all diese kleinen Punkte gibt es von mir ein „Daumen hoch“. Und wo wir schon bei den Kleinigkeiten sind: Das beiliegende USB-Kabel ist 1,50 m lang, so dass das Audio-Interface weder zuhause noch unterwegs direkt neben oder auf einem Rechner platziert werden muss.

Anschlusszeit

Bei erfolgreichem Anschluss des Audio-Interfaces per USB-Verbindung leuchtet sofort die USB-LED auf. Doch vor den Einsatz hat der Mackie-Gott zunächst die Installation des Gerätetreibers gesetzt. Der Treiber wird universell für sämtliche Mackie Audio-Interfaces zur Verfügung gestellt und kann kostenlos auf der Online-Produktseite gedownloadet werden. Nach seiner Installation folgt noch ein PC-Neustart und schon sind die Audio-Interfaces einsatzbereit. Eine tolle Sache ist, dass die Treiber-Software eine leicht verständliche Benutzeroberfläche hat, über die sämtliche Parameter eingestellt werden können, die für die Kommunikation zwischen USB-Interface und Rechner/DAW-Software nötig sind.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Benutzeroberfläche der Gerätetreiber lässt sowohl die Auswahl des Geräts…

Pegelsache

Etwas gewöhnungsbedürftig ist allerdings das Regelverhalten des Mic-Gain-Potis. Während über weite Wege der Drehbewegung nur sehr allmähliche Pegeländerungen stattfinden, sorgen die letzten 5% des Regelwegs für eine brachiale Anhebung des Signalpegels. Gerade dieser Bereich stellte sich im Praxis-Check aber als „kriegsentscheidend“ für das Einpegeln der Mikrofone heraus. Somit ist Fingespitzengefühl gefragt, wenn das Audio-Interface das Mic-Signal mit einem brauchbaren Nutzpegel ausgeben soll.
Zum Glück gibt es ja für die Eingangskanäle eine Signal/Over-LED, die beim Einpegeln helfen soll. Auch hier sind alle LEDs hervorragend beleuchtet, so dass sie selbst in hellen Räumen optimal ablesbar sind. Schließe ich ein Mikrofon an, sollte ich den Gain-Regler aufdrehen, bis die LED grün leuchtet, um einen verwendbaren Arbeitspegel zu erzielen. Ist der Pegel dagegen zu hoch, macht die LED mit rotem Leuchten darauf aufmerksam. So sollen Signalverzerrungen vermieden werden. Soviel zur Theorie… denn die Zuverlässigkeit dieser Clip-LED kann mich nicht überzeugen. Warum das der Fall ist, möchte ich anhand zweier Mikrofontests demonstrieren.

Es gibt durchaus Verbesserungsbedarf bei manchen Dingen.
Es gibt durchaus Verbesserungsbedarf bei manchen Dingen.

Zunächst teste ich den Mikrofoneingang mit einem Shure SM58. Bei geringerer bis mittlerer Signalverstärkung ist der Preamp rauscharm und der umgesetzte Klang wirkt „rund“ und „warm“. Aufgrund der Nahbesprechung des Mikrofons erscheint der Sound in meinen Ohren sogar schon beinahe dumpf. Das Signal weist im Test mit gesprochener Sprache aus geringer Distanz Pegelspitzen auf, die etwa um -18dBFS liegen. Damit das Mikrofonsignal gut zu verwenden ist, würde ich persönlich es in der DAW nochmals um 9 dB verstärken wollen, um es auf einen geeigneten Arbeitspegel zu hieven.
Dann höre ich mir dasselbe Mikrofon noch bei maximal möglicher Signalverstärkung an, die laut Signal/Over-LED des Geräts noch verzerrungsfrei möglich sein sollte. Die Pegelspitzen liegen in diesem Fall um -7dBFS, sodass eine weitere Anpassung nicht nötig ist. Wenngleich mir die Signal/Over-Warnleuchte im wahrsten Sinne des Wortes „grünes Licht“ gibt, klingt das Mikrofonsignal in meinen Ohren allerdings angezerrt. Zugleich ist das Rauschverhalten der Preamps in jedem Fall vorbildlich. Dennoch kann mich der Preamp beim Einsatz eines dynamischen Mikrofons nicht so recht überzeugen.
Wechseln wir also zu einem Kondensatormikrofon, das seine Phantomspannung über das Audio-Interface bezieht. Auch beim Test mit einem Brauner Phantom klingt das Signal satt, sauber und rauscharm, hat eine gute Dynamik und wirkt selbst mit diesem brillant klingenden Mikrofon vergleichsweise „warm“. Doch auch hier fällt mir auf, dass das Signal bei hoher Vorverstärkung selbst dann zerrt, wenn die Signal-LED mich noch im sicheren Bereich wähnt. Dieselbe Erfahrung mache ich bei beiden Interfaces auch mit Gitarren- und Line-Signalen. Hier sollte der Hersteller also unbedingt nachjustieren.

Audio Samples
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Shure SM58 (geringere Vorverstärkung) Shure SM58 (höhere Vorverstärkung) Brauner Phantom (geringere Vorverstärkung) Brauner Phantom (höhere Vorverstärkung) Gitarrensignal

Und außerdem…

Beim Thema „Bus-powered“ denkt der eine oder andere eventuell noch immer an fehlende Phantomspeisung, schwachbrüstige Preamps und einen allzu geringen Pegel des Kopfhörerausgangs. Dass das heute nicht mehr der Fall sein muss, beweisen diese Onyx-Interfaces. Denn mit Blick auf die Ausgänge gefällt mir nicht nur die getrennte Regelung von Kopfhörer- und Monitorausgang. Vielmehr ist der Headphone-Output für ein USB-powered Audio-Interface deutlich kräftiger als erwartet. Auch die Line Outs stehen ihm in Nichts nach und lassen sich durch den etwas größeren Poti-Knopf des Monitor-Regelers vergleichsweise fein justieren. Das ist natürlich wunderbar für ein differenziertes Laustprecher-Monitoring. Außerdem können Eingangssignal und wiedergegebenes DAW-Signal beim Producer 2.2 per Mix-Regler übergeblendet werden. Die Extrempositionen des Reglers sind allerdings nicht gleichbedeutend mit einem 100%-Anteil der einen und einem 0%-Anteil der anderen Signalquelle. Vielmehr bleibt der jeweils ausgeblendete Kanal auch in dieser Poti-Position noch mit leisem, dumpfen Sound zu hören. Es ist schwer zu sagen, ob das beabsichtigt ist…
Ach, und den Synthesizer-, Keyboard- und Controller-Fans unter euch sei noch gesagt, dass die MIDI-Anbindung beim Onyx Producer 2.2 kinderleicht und reibungslos klappt.

Fazit

Mackie bewirbt die Onyx Artist 1.2- und Onyx Producer 2.2-Interfaces mit ultrageringem Rauschen und immensem Headroom. Der aufgegriffene Sound soll präzise und zugleich doch warm sein. All diese Punkte treffen fraglos zu. Dennoch ist es für Einsteiger schwierig hier zu einem gut ausgesteuerten, verzerrungsfreien Signal zu gelangen. Dazu ist das Regelverhalten der Vorverstärker gerade auf den letzten 5-10% des Regelwegs zu gewöhnungsbedürftig und sind auch die Peak-LEDs der Preamps nicht verlässlich genug. Da auch die Mix-Regler-Funktion des Producer 2.2 ungenau ist, lassen die Interfaces zunächst insgesamt 1,5 Bewertungssternchen auf der Strecke, die ich gerne an sie vergeben hätte. Denn neben der robusten Bauweise der schwarzen Recording-Schönheiten, kommen sie mit einfacher Installation und einem angenehm warmen Preamp-Sound daher, der in dieser Preisklasse nicht selbstverständlich ist. Weil die Geräte kein Netzteil benötigen und dennoch einen leistungsstarken Kopfhörerausgang sowie Phantomspannung bieten, verdienen sie sich aber nach hinten raus noch ein halbes Bewertungssternchen extra dazu und landen somit bei 4 bonedo-Sternchen.
Die Audio- Interfaces Mackie Onyx Artist 1.2 und Producer 2.2 eignen sich besonders für Einsteiger, die bereit sind in der Praxis ein gewisses Fingerspitzengefühl für die Arbeit mit diesen Geräte zu entwickeln. Ist das der Fall, wird der Anwender mit einer einfachen Installation und einem warmen Sound belohnt, der das Preis-Leistungsverhältnis in ein gutes Licht rückt. Da kein Netzteil benötigt wird, sind die Geräte optimal geeignet für den Einsatz unterwegs und zwischendurch. Somit verspricht der Mackie-Werbetext nicht zu viel, wenn er dem Anwender mit den neuen Onyx-Interfaces mehr kreative Freiheit verspricht.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • robuste Bauweise
  • einfache Installation
  • kein Netztteil benötigt
  • warmer Preamp-Sound
Contra
  • gewöhnungsbedürftiges Regelverhalten der Vorverstärker
  • Peak-LED nicht verlässlich
  • Mix-Regler-Funktion ungenau
Artikelbild
Mackie Onyx Artist 1.2 und Producer 2.2. Test
Für 99,00€ bei
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Audio-Interface-Geschwister unter sich
Features und Spezifikationen
  • Frequenzbereich: 20 Hz – 20 kHz
  • Mikrofonvorverstärker: Onyx-Preamp(s)
  • Mikrofoneingang (Artist): XLR (symmetrisch), +11 dBu
  • Mikrofoneingang (Producer): XLR/TRS Combo (Mic, Line, Instrument)
  • Line-/Instrumenteneingang (Artist): 6,25“-Klinkenbuchse, +24 dBu
  • Line-/Instrumenteneingang (Producer): per HiZ-Schalter, +24 dBu
  • Phantomspeisung: +48V
  • Kopfhörerausgang: 6,25“-Klinkenbuchse (stereo), +10 dBu
  • Line-Ausgang: 2x 6,25“-Klinkenbuchse (symmetrisch), +10 dBu
  • Bit-Tiefe/Sampling-Frequenz: 24 Bit/192 kHz
  • Latenz: 0 ms (Direct Monitoring der Eingänge)
  • Stromversorgung: Bus-Power über USB
  • USB-Standard: 2.0
  • Gewicht: 500 g (Artist) / 680 g (Producer)
  • Maße (Artist): 16,3 cm x 11,4 cm x 5,1 cm
  • Maße (Producer): 18,8 cm x 11,45 cm x 5,1 cm
  • Bonus: Tracktion-Software
  • Preis: € 99,– / € 139,– (Straßenpreise am 02.11.2017)
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