Native Instruments Komplete 11 Ultimate Test

Software-Instrumente und Effekte von Native Instruments genießen einen sehr guten Ruf und gehören für viele Produzenten, Komponisten und Arrangeure zum Standardrepertoire des Plug-in-Ordners. Mit den Komplete-Bundles bietet der Berliner Hersteller alle Effekte, Instrumente und Libraries als Gesamtpaket an, das im Vergleich zum Einzelkauf der Plug-ins sehr günstig ausfällt. 

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Mit Komplete 11 wird das Alles-in-einem-Bundle mit Orchester-, Welt-Musik- und Rhythmus-Gitarren-Libraries erweitert. Hinzu kommen frische Performance- und Resampling-Synthesizer sowie das aktualisierte Sampler-Schlachtschiff KONTAKT 5.6 und die modulare Synthesizer-Entwicklungsumgebung REAKTOR 6. In der Effekt-Sektion wird das All-in-One-Paket mit dem Kreativ-Delay REPLIKA XT erweitert.
Wir haben Komplete, Komplete Ultimate und Komplete Select auseinandergenommen und gecheckt, für wen sich das Update lohnt!

Details

Komplete, kompleter, am kompletesten

Es klingt schon ein wenig paradox, dass es insgesamt drei Versionen von Komplete gibt, die entweder „ausgewählt komplett“, „komplett“ oder „ultimativ komplett“ sind. Die Bundles sind jedoch auf unterschiedliche Bedürfnisse und Budgets ausgerichtet, was das Konzept für Einsteiger aber auch für Profis attraktiv macht.

  • KOMPLETE 11 SELECT: 11 Instrumente und Effekte in 25 GB zum Straßenpreis von 189,- Euro
  • KOMPLETE 11: 45 Instrumente und Effekte in 155 GB zum Straßenpreis von 589,- Euro
  • KOMPLETE 11 ULTIMATE: 87 Instrumente und Effekte in 500 GB zum Straßenpreis von 1.189,- Euro
Die Bundles auf einen Blick
Die Bundles auf einen Blick

Orchestrale Verstärkung

Auch die besten Libraries sind irgendwann mal veraltet und klingen im Vergleich zu neuartigen Sampling-Methoden à la Multi-Samples und Round-Robins weniger authentisch. Da kommt frisches Klangmaterial aus dem Hause Native Instruments gerade recht. Die Berliner haben ihr Sampler-Schlachtschiff wieder einmal in der Orchester-Sektion erweitert. Verstärkung liefern die Symphony Essentials mit Blech- und Holzbläsern, Streichern und 18 Orchester-Schlaginstrumenten. Im Vergleich zur großen Symphony Series fehlt es den Essentials allerdings an authentisch spielbarem Legato, Timestretching, weiteren Mikrofonpositionen, Presets und Artikulationen sowie dem Mixer, mit dem sich gezielte Mixdown-Eingriffe in die Ensembles vornehmen lassen. Da die große Version im Einzelkauf bei etwa 500 Euro liegt, ist es kein Wunder, dass man die Library deutlich abgespeckt hat, um sie ins kostensparende Bundle zu packen. Die Essentials sind nur im Ultimate-Bundle enthalten.

Symphony Series in vereinfachter Form: Symphonie Essentials enthält 6 Libraries in 18 GB Content.
Symphony Series in vereinfachter Form: Symphonie Essentials enthält 6 Libraries in 18 GB Content.

Orchestrale Verstärkung liefern auch die Emotive Strings. Mit abrufbaren Legato-Streicher-Phrasen und Arpeggien verfolgen diese ein Konzept, das an die Action Strings anknüpft. So lassen sich vorgegebene Instrument-Phrasen authentisch arrangieren, ohne dass man dabei Grundwissen über Orchester-Musik mitbringen müsste. Das ermöglicht Arrangements mit Hollywood-Charakter. Eingespielt wurden die Phrasen vom Budapest Scoring Symphony Orchestra. In der 28 GB großen Library lässt sich aus 175 einzelnen Phrasen auswählen. Emotive Strings sind ebenfalls nur im Ultimate-Bundle enthalten. Wer zwischen Komplete und Komplete Ultimate entscheiden möchte, sollte bedenken, dass der Einzelkaufpreis der Emotive Strings bereits 299 Euro beträgt.
Der Orchester-Bereich der Bundles wächst mit beinahe jedem Update. Mittlerweile ist man an einem Paket angekommen, das mit Session Strings, Session Strings Pro, Action Strings, Action Strikes und Emotive Strings so vielseitig ausgestattet ist, dass man so ziemlich jede Scoring-Idee verwirklichen können sollte. Dass die Ergebnisse nicht sonderlich individuell sein können, ist beim Einsatz vorgegebener Phrasen aber durchaus im Hinterkopf zu behalten.

Emotive Strings bietet 175 Streicher-Phrasen.
Emotive Strings bietet 175 Streicher-Phrasen.

Virtueller Rhythmus-Gitarrist

Mit der Kontakt-Library „Strummed Acoustic“ werden das Komplete- und das Ultimate- Bundle mit einer Akustik-Variante der Library-Serie „Session Guitarist“ erweitert. Für den Pop- und Rock-Bereich entwickelt, beinhaltet die Library viele vorgegebene Phrasen, Akkorde und Artikulationen, die per Key Switches auswählbar sind. Leider bleibt die Neuauflage Strummed Acoustic 2 den Bundles vorenthalten.

Session Guitarist Strummed Acoustic liefert Riffs und Chords auf Tastendruck.
Session Guitarist Strummed Acoustic liefert Riffs und Chords auf Tastendruck.

Ein Klavier der besonderen Art 

In Zusammenarbeit mit Nils Frahm entwickelte David Klavins ein Unikat. Dabei präparierten sie ein Klavier, das für jede Taste eine eigene Klaviersaite besitzt. Sein einzigartiger Klang, der sich als ein Gemisch aus Harfe, Klavichord und Gitarre beschreiben lässt, wurde mit Una Corda (italienisch für „eine Saite“) in einer Sample-Library verewigt. Individualität steht bei dieser Library an erster Stelle, denn der brillante Klang der Library ist mit keinem gewöhnlichen Klavier vergleichbar. Das ist auch gut so, denn „gewöhnliche“ Piano-Libraries haben die Komplete-Bundles bereits zu genüge. Drei Soundbänke stehen bereit, in welchen unterschiedlich in das Klanggeschehen eingegriffen werden kann: Kontrolle des Obertonspektrums, Transienten-Regelung und Dynamik-Kontrolle von Pianissimo bis Fortissimo. Una Corda ist in beiden großen Bundles dabei.

Una Corda: Extravaganter Klaviersound!
Una Corda: Extravaganter Klaviersound!

Einmal Indisch zum Mitnehmen, bitte!

In vielen aktuellen Hits werden Elemente aus Weltmusik eingearbeitet. Daher wundert es nicht, dass Native Instruments die Discovery Serie stetig erweitert. Mit an Bord ist nun auch die Sample-Library „India“. Dabei wurde ein Ensemble aus 9 perkussiven und 6 melodischen Instrumenten in 16 Kontakt-Instruments verpackt. Diese lassen sich individuell selbst spielen oder auch mit insgesamt 96 Skalen und 954 vorgefertigten Grooves arrangieren. Komplete und Komplete Ultimate werden mit India ausgeliefert.

Discovery Series: India
Discovery Series: India

Alte Schlachtschiffe neu definiert

Auch Native Instruments’ Sampler Kontakt wird mit dem Upgrade auf Komplete und Komplete Ultimate auf Version 5.7 erneuert. Neben einem frischen Design wurden die Add/Authorize-Buttons mit Native Access verknüpft, was die Installation und Autorisierung von Drittanbieter-Libraries vereinfacht. Wieder zurückgekommen sind die vollständig eingefärbten Tasten des virtuellen Keyboards, was Key-Switches und Sound- sowie Sample-Positionen besser erkennen lässt. Hinzu kommen drei neue Amp- und Distortion-Modelle, welche Studio- und Bühnenklassikern nachbilden. Library-Entwickler haben fortan die Möglichkeit, Anwendungsfälle mit komplexer Mathematik zu lösen, Speicherbedarf einzusparen und Instrumente vergrößert in 1.000 x 750 Pixeln zu entwickeln.
Die modulare Synthesizer-Entwicklungsumgebung Reaktor 6 wurde mit den Reaktor Blocks von Grund auf erneuert. Die Optik in der Play-Ansicht ist an einen modularen Synthesizer im Rack-Style angelehnt, was eine wesentlich intuitivere Gestaltung eines eigenen Klangerzeugers erlaubt – das Ganze erinnert etwas ans Eurorack. Als Blöcke dienen dabei 30 neue Module, die zum Teil auf Reaktor-gestützte NI-Synths wie Rounds und Monark basieren. In der sogenannten Core-Ebene darf man noch tiefer in die Materie eintauchen und erhält Zugriff auf tiefgreifendere Features, etwa virtuelle Multicore-Kabel und „drahtlose“ Übertragung zwischen Strukturebenen. Auch Reaktor (inklusive Blocks) ist Bestandteil des Komplete sowie des Ultimate-Bundles; Komplete Select muss mit den Freeware-Varianten Kontakt Player und Reaktor Player (+ Block Wired) auskommen.  
Einen ausführlichen Testbericht zu Reaktor 6 findet ihr hier

Fotostrecke: 2 Bilder Kontakt 5 im neuen NI-Design

Neue Synthesizer

In Zusammenarbeit mit dem Erfindergeist Tim Exile entstand ein Performance-orientiertes Multi-Instrument namens Flesh. Dieses auf Reaktor basierende Instrument verwandelt Audiomaterial in melodische Riffs, Basslines, Pads und mehr. Flesh hält vier Slots bereit, in die Samples oder aber die internen Synths geladen werden. Mittels intuitiver Perfomance-Regler entstehen dadurch wortwörtlich im Handumdrehen melodische Kreationen, die taktsynchron zum Host laufen, sich über 12 Semitones verstimmen und on the fly wechseln lassen. Dadurch eignet sich dieser Synth besonders für Remixe im Studio oder aber Live-Perfomances. Er ist nur an Bord des Ultimate-Bundles, der Einzelkauf schlägt mit 99 Euro zu Buche.

Der Performance-Synthesizer Flesh
Der Performance-Synthesizer Flesh

Auch Form nutzt Samples als Ausgangsmaterial und wird als sogenannter Sample-tracking Synthesizer deklariert. Es handelt sich unter anderem um Resynthese, was nicht zuletzt durch die großflächig angebrachte Wellenform zu erkennen ist. Durch die Parameter des Synths lässt sich bestimmen, wie das Sample abgespielt wird: vorwärts, rückwärts, alternierend, langsam, schnell oder gar modulierend. Bei letzterer Variante lässt sich eine Kurve zeichnen oder aus Wellenformen auswählen. Hinzu kommen Funktionen, die auf additiver und FM-Synthese beruhen. Bei dieser Kombination lässt sich die Klangvielfalt erahnen. Ob damit auch Wald-und-Wiesen-Sounds für jede Situation geschraubt werden können, schauen wir uns im Praxisteil an. Form ist in Komplete sowie Komplete Ultimate enthalten.

Form nutzt Samples als Ausgangsmaterial zur Klangerzeugung.
Form nutzt Samples als Ausgangsmaterial zur Klangerzeugung.

Weiterentwickeltes Replika Delay

Die fortgeschrittene Variante des Replika Delays ist ein kreatives Multimode-Delay. Das bedeutet, dass es ähnlich dem Vorgänger mehrere Emulationen auf Lager hat. Zu den Replika-Modi Modern, Vintage Digital und Diffusion kommen Analogue und Tape hinzu. Ferner sind neben Phaser und Filter der kleinen Schwester noch Flanger, Chorus, Frequenz Shifter, Pitch Shifter und ein sogenannter Micro Pitcher mit an Bord. Dass dadurch weitaus modernere, komplexere Delayfahnen möglich sind als mit der kleinen Version, steht außer Frage. Replika XT ist das einzige Effekt-Plug-in des Updates. Es ist in beiden größeren Bundles enthalten, die Select-Version wird mit der kleinen Version Replika ausgeliefert.

Das Multimode-Delay Replika vereint viele Delay-Konzepte in einem Plug-in.
Das Multimode-Delay Replika vereint viele Delay-Konzepte in einem Plug-in.

Praxis

Vereinfachte Installation

Bei den vorigen Versionen war die Installation schon eine etwas umständlichere Angelegenheit. Doch das ehemalige Software Center, mit dem die Produkte verwaltet wurden, wird durch Native Access abgelöst. Das Schöne: Es ist unerheblich, ob man sich beim Kauf für die Boxed-USB-Version oder den Download entschieden hat; die gesamte Installation wird über Native Access durchgeführt. It’s just that simple: Man loggt sich mit seinem NI-Account ein, gibt die Seriennummer des Bundles ein, woraufhin die Software alle verfügbaren Downloads und Updates anzeigt. Mit einem Klick auf „Installieren“ lädt Native Access alle benötigten Inhalte (auch Updates) und installiert diese auch ohne Weiteres! Im Vergleich zu diversen anderen Installation-/Activation-Tools und iLok-Geschichten erledigt Native Access diesen Job also fast von alleine.

Native Access vereinfacht Aktivierung, Installation und Update-Pflege on NI-Produkten und mehr.
Native Access vereinfacht Aktivierung, Installation und Update-Pflege on NI-Produkten und mehr.

Symphony Essentials

Die Essential-Variante der Symphony Series punktet mit einem simplen Bedienkonzept, das mit wenigen Parametern zu hochqualitativen Ergebnissen führt. Die Libraries ermöglichen Zugriff auf viele Artikulationen, wenngleich einige der Symphony Series ausgelassen wurden. Wer also die volle Ladung Symphony Series benötigt, wird in den sauren Apfel beißen und weitere 599 Euro (Upgrade von Essentials) hinblättern müssen. Doch auch die Essentials versorgen Kontakt mit umfangreichen Orchester-Sektionen. So kommt jede der fünf Libraries mit mehreren Kontakt-Instrumenten, die für viele Belange mehr als ausreichend sind. Als da wären:

  • Brass Solo: Brass Quartet, Horn 1, Horn 2, Trombone, Trumpet, Tuba
  • Brass Ensemble: Brass Ensemble, Horns, Trombones, Trumpets, Tubas
  • Woodwins Solo und Ensemble: Bassoon, Clarinet, Contrabassoon, Flute, Oboe, Saxophone, Woodwind Quintet
  • String Ensemble: Basses, Cellos, String Ensemble, Violas, Violins 1, Violins 2
Die Klänge lassen sich authentisch artikulieren.
Die Klänge lassen sich authentisch artikulieren.

Die jeweiligen Kontakt-Instrumente verfügen wiederum über acht Artikulationen. Bei den Brass Ensembles sind dies Sustain, Staccato, Staccato Velocity, Crescendo, Decrescendo, Sforzando, Blast FFF und Swell. Der Aufbau der Essentials ist simpel und übersichtlich gehalten: In der Mitte befindet sich ein großer Dynamik-Drehregler, der auf das Mod-Wheel eines Controllers gemappt ist. So lässt sich die Dynamik eines Instruments oder gar eines ganzen Ensembles vom Controller aus regeln – sehr praktisch!  Hinzu kommt eine rudimentär gehaltene Effekt-Sektion mit Kompressor, Filter, 3-Band-EQ und Reverb. In einer weiteren Repetition-Sektion lässt sich eine Art Arpeggiator hinzufügen – so authentische Ergebnisse wie die Phrasen der Session oder Action Strings liefert dieser allerdings nicht. Die Essentials sind also eher dazu geeignet, „selbst gespielt“ zu werden. Alles, was aus den Libraries herauskommt, klingt nach großem Orchester-Sound! Bei jeder gespielten Note wird ein weiteres der verfügbaren Round-Robin-Samples angesteuert, was für wirklich dynamische, authentische Ergebnisse sorgt. Der Profi-Arrangeur wird eventuell einige Artikulationen vermissen. Wer in diesem Bereich weniger hohe Ansprüche stellt, ist aber auch mit den Essentials gut beraten. In den ersten beiden Klangbeispielen hört ihr ein String Ensemble, das ich einmal ohne und einmal mit dem Dynamic-Regler gespielt habe – so kann man die Streicher „atmen“ lassen.

Audio Samples
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01. Symphony Essentials: Strings Legato 02. Symphony Essentials: Strings Legato + Dynamic 03. Symphony Essentials: Strings Tremolo 04. Symphony Essentials: Strings Staccato 05. Symphony Essentials: Strings Pizzicato 06. Symphony Essentials: Brass Staccato 07. Symphony Essentials: Brass Crescendo 08. Symphony Essentials: Brass Sforzando

Emotive Strings 

Wer bereits mit den Actions Strings gearbeitet hat, kommt mit den Emotive Strings schnell zurecht. Mit der linken Hand werden die Phrasen ausgewählt und mit der rechten in der gewünschten Tonhöhe gespielt. Zwischen Dur- und Moll-Tonarten wird per Anschlagstärke gewechselt. Das Mod Wheel ist so belegt, dass sich die Streicher wahlweise Crescendo oder Decrescendo spielen lassen.

Mehrere Phrasen lassen sich in eine Instanz laden und per Key-Switches auswählen.
Mehrere Phrasen lassen sich in eine Instanz laden und per Key-Switches auswählen.

In einer Playback-Sektion können sie auch Double-Time und Half-Time abgespielt werden. Letztere Variante klingt je nach Tempo des Songs aber nicht artefaktfrei, was wohl dem Timestrech-Algorithmus geschuldet ist. Eine zusätzliche Sound-Sektion ermöglicht, die Mikrofonposition wahlweise Close oder Stage zu schalten – das sorgt für einen direkten oder differenzierten Klang. Hinzu kommt ein EQ mit zwei vorgefertigten Settings und das Stereo Image lässt sich breit oder schmal schalten.

Audio Samples
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09. Emotive Strings: Preset Bulgarian 4th Low (Close Mic) 10. Emotive Strings: Preset Bulgarian 4th Low (Stage Mic) 11. Emotive Strings: Preset Arp 4th Figure 12. Emotive Strings: Preset Arp 16th Figure (Triads)

Una Corda

Die Library bietet drei Soundbänke: Pure, Cotton und Felt. Wie der Name bereits vermuten lässt, liefert „Pure“ den reinen, resonanten Klang des Instruments, der daraus entsteht, dass jeder Klavierhammer eine einzelne Saite anschlägt. Bei den beiden anderen Soundbänken haben die Entwickler präpariertes Material zwischen Hammer und Saite gesteckt. Felt liefert sanfte, weniger attackreiche Klänge. Die Cotton-Klänge kommen mit mehr Obertönen daher und klingen perkussiver – man hört schon sehr deutlich, dass hier viel Sounddesign betrieben wurde.

Die Klänge können mit Obertönen und Layerings angereichert werden.
Die Klänge können mit Obertönen und Layerings angereichert werden.

Auf der Hauptansicht der Bedienoberfläche befinden sich lediglich drei Regler, mit denen der Gesamtsound bearbeiten lässt. Der Teufel steckt im Detail: So lässt sich der Grundsound editieren und Obertöne und zusätzliche Layering Sounds, die durch das präparierte Material kommen, lassen sich hinzumischen. Weiterhin stehen Effekte wie 3-Band-EQ, Kompressor, Delay und Reverb bereit. Man hat also noch jede Menge Möglichkeiten, den Klang an die eigenen Vorstellungen anzupassen.

Audio Samples
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13. Una Corda: Pure 14. Una Corda: Cotton 15. Una Corda: Felt 16. Una Corda: Cotton – Preset Fading In

Session Guitarist – Strummed Acoustic

Der virtuelle Gitarrist Strummed Acoustic liefert Riffs in 3/4, 4/4 und Tribblets, die mit einer Western-Gitarre gespielt wurden. Bis zu acht Pattern-Artikulationen lassen sich in eine Instanz laden und sind auf dem Keyboard via Key Switches auswählbar – so hat man viele Möglichkeiten, einen kompletten Song zu performen, ohne dabei eine Instanz wechseln zu müssen. Zwischen tiefen und hohen Voicings wird mit dem Mod Wheel nahtlos übergeblendet.

Für viele Genres stehen Riffs bereit, welche sich per Key-Switches auswählen lassen.
Für viele Genres stehen Riffs bereit, welche sich per Key-Switches auswählen lassen.

Ebenfalls per Key Switches erreichbar sind andere Ausdrucksformen, wie Slides und weiteres, die sich beispielsweise gut für Endings eignen. Das ermöglicht wirklich ausdrucksstarke Performances, wie sie kaum mit einer anderen Library spielbar sind. So hat man sich – ähnlich wie mit Action Strings und Co. – schnell ein authentisches Arrangement zusammengebaut.

Audio Samples
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17. Strummed Acoustic: Preset Brit Pop 18. Strummed Acoustic: Preset Strummed

Discovery Series: India

16 Kontakt-Instrumente bringt die Library mit, in der sich perkussive, melodische und auch Ensembles, zusammengesetzt aus beiden, befinden. In einem Groove-Player lassen sich die Rhythmen editieren. Mit „Groove“ wird die Komplexität des Rhythmus variiert, mit „Feel“ lässt sich eine Art Humanize hinzufügen und mit Intensity wird die Dynamik der Anschläge justiert. Die Variationen lassen sich dann nahtlos mit dem Mod Wheel regulieren. Möchte man einen Groove in der DAW ausarbeiten und arrangieren, ist auch das via Drag and Drop als MIDI-File möglich!

Die Ensembles lassen sich im Mixer aufeinander abstimmen.
Die Ensembles lassen sich im Mixer aufeinander abstimmen.

Damit man sich den „Klang Indiens“ auch authentisch in die Produktion holt, setzt ein integrierter Faltungshall mit den Impulsantworten des Taj Mahal dem Ganzen noch die Krone auf. Nicht nur die perkussiven Klänge, sondern auch die traditionellen melodischen Instrumente Indiens liefern durch den Einsatz von Round-Robins und auswählbaren Artikulationen einen sehr expressiven, realistischen Sound. Es ist fraglos eine sehr spezielle Library. Ob ihr die Sounds der Library in eurer Produktion braucht? Mit den folgenden Klangbeispielen könnt ihr euch einen kleinen Einblick davon verschaffen.

Audio Samples
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19. India: Santur 20. India: Dhol Baldeep 21. India: Ghatam Aditya

Form

Form wird als Instrument in Reaktor 6 bzw. die Player-Variante eingefügt. Der samplebasierte Synth hat über 200 Sounds an Bord und lässt sich via Drag and Drop mit eigenen Samples füttern – sehr gut! Die Sounds können mono- oder polyphon gespielt werden. Zur Klangerzeugung stehen additive Synthese und ein sogenannter Form-Oszillator bereit. Mit Formant- und Pitch-Shifting sowie einer ausgiebigen FM-Synthese kann das Material komplett verfremdet werden. Man kann sich vorstellen, welch metallische und obertonreiche Ergebnisse bei dieser Konstellation herauskommen können. Hinzu kommen zwei Envelopes, zwei LFOs und ein sogenannter Sidechain-Modulator, in dem sich viele Parameter in einer Art Matrix kombinieren lassen.

Form hält viele Möglichkeiten bereit, um Audiomaterial zu verfremden.
Form hält viele Möglichkeiten bereit, um Audiomaterial zu verfremden.

Abspielgeschwindigkeit und -richtung des Samples lassen sich mittels internem Timestretching justieren und ebenfalls modulieren. Dazu kann auch eine Kurve gezeichnet werden oder aus fertigen Wellenformen ausgewählt werden. In einer Performance-Sektion erlaubt der Synth bis zu zwölf Settings abzuspeichern, die sich per Knopfdruck oder Key Switches auf dem Keyboard abrufen lassen. Die Effekt-Sektion bietet 2-Band-Frequenzshaping, Kompressor, Delay, Reverb und Saturation.

Audio Samples
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22. Form: Acrobat 23. Form: Aeon 24. Form: Eigenes Sounddesign

Flesh

Der Performance-Synth Flesh nutzt ebenfalls Samples zur Klangerzeugung. Hierbei stehen vier Oszillator-Slots und ein FX-Slot bereit. Hinzu kommen interne Oszillatoren, die in Kombination mit den Samples kleine Live-Kompositionen entstehen lassen können. Um Flesh als Remix-Tool bei einer Live-Performance zu nutzen, nutzt man idealerweise melodische oder perkussive Loops. Diese werden synchron zum Host abgefeuert, damit alles schön im Timing bleibt. Jeder Sample-Slot lässt sich modulieren und mit Effekten bearbeiten, die fleißig unter der Haube werkeln. Daraus entstehen im Handumdrehen Aphex Twin-mäßige Arrangements.

In der Makro-Sekltion sind die Modulationen regelbar.
In der Makro-Sekltion sind die Modulationen regelbar.
Audio Samples
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25. Flesh: Defrag 26. Flesh: Biofilla

Replika XT

Das Multimode-Delay Replika XT vereint viele Delay-Effekte und mehr in einem Plug-in. Die Bedienoberfläche ist dabei sehr übersichtlich gehalten und erinnert optisch ein wenig an die des alten KORE-Controllers. Auf der linken Seite ist aus einem der fünf Delay-Modi auswählbar. 

  • Modern: cleane, präzise regelbare Delays
  • Vintage Digital: Emulation digitaler Hardware-Delays inklusive Bit-Crusher
  • Analogue: Emuliert Eimerketten-Delay-Pedale mit weichem Charakter
  • Tape: bildet die organischen Klangeigenschaften von Tape-Delays nach
  • Diffusion: nachhallende Echos mit Digital-Reverb-Charakter

Je nach Modus stehen entsprechende Parameter bereit. Beispielsweise lassen sich beim Tape-Delay die Parameter Sättigung, Alter des Tapes sowie Wow und Flutter justieren und Rauschen hinzuschalten. Jeder der Modi ist mit einem Low- und High-Cut-Filter versehen. Das Delay kann mono oder stereo, standard oder ping pong sowie single oder dual genutzt werden. Bei letzterer Variante stehen zwei Delays bereit, die jeweils unterschiedliche Delay-Geschwindigkeiten und weitere Settings erhalten können. Diese Einstellungen lassen sich in der Mitte der Bedienoberfläche vornehmen, die auch die Delayfahnen im LCD-Style übersichtlich visualisiert. Hier erhält man Zugriff auf Groove, Panorama-Position und Balance der Delays. Man kann also nicht nur auf den Klang, sondern auch auf den Rhythmus der Wiederholungen sehr präzisen Einfluss nehmen, genial! Auf der rechten Seite befindet sich eine Modulations-Sektion, in der sich eines der glorreichen sieben Modulationsmodule laden lässt. Weitere Insert-Slots wären hier wünschenswert gewesen, um die Effekte zu kombinieren. Neben den typischen Delay-Klangveredlern Phaser, Flanger und Chorus sorgen die eher untypischen Frequenzshifter, Pitchshifter und Micro-Pitch für besonders kreative Effekte. Im folgenden kurzen Video könnt ihr euch einen Überblick über die Klangeigenschaften der Delay- und Modulations-Modi verschaffen. 

Für wen lohnt sich das Update?

Der Fokus des Updates liegt ganz klar auf Sample-Libraries, die allesamt mit Kompositionshilfen à la Phrasen, Patterns und Arpeggios ausgestattet sind. Wer Samples sucht, die sich nach Baukastenprinzip zusammenstellen lassen, wird mit Strings und Brasses bereichert, die durchaus Hollywood-Charakter mitbringen. Eine sinnvolle Ergänzung ist in jedem Fall auch der virtuelle Gitarrist Strummed Acoustic, der sicherlich in wesentlich mehr Genres als nur Rock, Pop und Country seinen Platz findet. Die Weltmusik-Library India sowie die Piano-Library Una Corda sind dagegen schon sehr speziell. Auch die beiden Synths sind eine Nummer für sich. Form ist für den täglichen Bedarf bzw. typische Klänge in Musikproduktionen nicht wirklich geeignet. Da fährt man mit den altbekannten NI-Mitgliedern Rounds, Massive, Monark und Co. immer noch gut. Replika XT ist mein persönliches Highlight und ganz sicher auch einen Einzelkauf wert. 
Ob man die Neuheiten nun braucht oder nicht, kommt darauf an, was man damit machen möchte. Wer nur wenige Ergänzungen des Updates benötigt, sollte einen Einzelkauf in Betracht ziehen. Auch wenn der Update-Preis gerechtfertigt ist, sind die absoluten Innovationen nämlich nicht dabei. Viele weitere Hersteller bieten im Übrigen ähnliche Sample-Libraries, deren Qualität auf gleichem Level ist. Wer mit den Keyboards der Komplete Kontrol S Serie oder Maschine arbeitet, möchte eventuell nicht auf die aufeinander abgestimmte Controller-Software-Lösung verzichten – da lohnt es sich natürlich, bei NI zu bleiben. 
Wer als Neuling in Native Instruments’ Komplete-Universum eintaucht, erhält mit beiden Varianten Komplete und Komplete Ultimate ein preislich unschlagbares Gesamtpaket, das es in der Form kein zweites Mal gibt – besonders im Hinblick auf das Preis-Leistungs-Verhältnis. Viel Luft nach oben ist nämlich nicht mehr, da alles im Paket enthalten ist, um in sämtlichen Genres mit Top-Sounds zu arrangieren und Produktionen mit qualitativ hochwertigen Effekten abzumischen. Höchstens eine Ultimate-Premium-Variante mit allen großen Versionen der Libraries könnte das Alles-in-einem-Paket noch toppen.
Zu guter Letzt habe ich noch ein kurzes Klangbeispiel vorbereitet, in dem ich bis auf Flesh alle neuen Klanglieferanten eingesetzt und zu einem kleinen Arrangement zusammengestellt habe.

Audio Samples
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NI_Komplete_11_Ultimate_Audio_27_Song.wav

Fazit

Komplete 11 Ultimate legt den Schwerpunkt auf neue Soundlieferanten, die mit Kompositionshilfen ausgestattet sind. Das Update überzeugt mit leicht bedienbaren Libraries, deren brillante Klänge authentisch spielbar sind. Viele Libraries des Updates enthalten Phrasen-Player, mit denen besonders individuelle Kunstwerke weniger machbar sind als vereinfachtes Arrangieren für jedermann. Die absoluten Arrangier-Cracks kommen wahrscheinlich ohne solche Kompositionshilfen aus, nicht jeder schüttelt aber mal eben schnell eine Hollywood-Blockbuster-Phrase aus dem Ärmel. Da kommen unterstützende Lines – zumindest als Ideengeber – gerade recht. Und genau hier setzen die neuen Libraries an. In Anbetracht dessen, was das komplette Bundle ohnehin noch alles auf Lager hat, ist das Preis-Leistungs-Verhältnis nach wie vor unschlagbar!

Pro
  • authentische Orchester-Ergänzungen
  • Kompositionshilfen dank Phrasen, Patterns und Arpeggios
  • tolle Klangqualität der Libraries
  • umfangreiches Replika XT Delay
  • Sounddesigner-Synth-Ergänzung mit Form
  • lebendige Akustik-Gitarren-Library
  • Preis-Leistungs-Verhältnis der Gesamtpakete
Contra
  • Symphony Essentials stark abgespeckt
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Features
  • Komplete 11 Select: 11 Produkte, über 2.500 Sounds, über 25 GB
  • Komplete 11: 45 Produkte, über 13.000 Sounds, über 155 GB
  • Komplete 11 Ultimate: 87 Produkte, über 18.000 Sounds, über 500 GB
  • unterstützt VST, AU und AAX
  • 5 Sampler: Kontakt 5.6, Battery 4, Flesh und Polyplex
  • 13 Synthesizer: Form, Kontour, Massive, Rounds, Razor, FM8, Monark, Absynth, Reaktor, Spark, Reaktor Prizm, Skanner XT und Retro Machines MK2
  • 9 Drum-Libraries: darunter Drumlab, Abbey Road Drummer Series und Maschine Drum Selection
  • 6 Piano-Libraries: Una Corda, The Grandeur, The Gentleman, The Maverick, The Giant und Alicia’s Keys
  • 5 Organ- und E-Piano-Libraries: George Duke Soul Treasurers, Vintage Organs und Scarbee Series
  • 6 E-Bass-Libraries: Scarbee Series (Rickenbacker, MM, Pre, Pre Amped, Jay, MM Amped)
  • 7 Orchester-Libraries: Symphony Essentials, Session Horns und Session Strings
  • 9 Cinematic-Libraries: darunter Emotive Strings, Action Strikes und Action Strings
  • 22 Effekte: darunter Solid Series, Guitar Rig 5 Pro, Passive EQ, RC Reverb Classics
  • Neu in Version 11
  • Reaktor 6 inkl. Blocks, Kontakt 5.6, Emotive Strings, Symphony Essentials, Strummed Acoustic, Form, Flesh Replika, Discovery Series: India, Una Corda
  • Systemvoraussetzungen: macOS 10.10 oder neuer, Windows 7 oder neuer, 4 GB RAM, Internetverbindung zur Aktivierung, mindestens 10 GB freier Speicher bzw. 122 GB für die Vollinstallation Komplete, mindestens 15 GB freier Speicher Komplete Ultimate bzw. 363 GB für die Vollinstallation
Preis
  • KOMPLETE 11 SELECT: 189,- Euro
  • KOMPLETE 11: 589,- Euro
  • KOMPLETE 11 ULTIMATE: 1.189,- Euro
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • authentische Orchester-Ergänzungen
  • Kompositionshilfen dank Phrasen, Patterns und Arpeggios
  • tolle Klangqualität der Libraries
  • umfangreiches Replika XT Delay
  • Sounddesigner-Synth-Ergänzung mit Form
  • lebendige Akustik-Gitarren-Library
  • Preis-Leistungs-Verhältnis der Gesamtpakete
Contra
  • Symphony Essentials stark abgespeckt
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Native Instruments Komplete 11 Ultimate Test
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