Anzeige

British Drum Company Bluebird 14×6 Snaredrum Test

Eine „echte“ englische Schlagzeugfirma gab es bis vor einigen Jahren im Grunde nicht mehr. Der Traditionshersteller Premier hatte die Insel zugunsten einer Produktion in Fernost verlassen, und die vielen kleinen, teilweise sehr edlen Manufakturen sind außerhalb des Königreichs nur wenigen Enthusiasten bekannt. Im Jahre 2015 beschloss eine Gruppe von Trommelbauern, Schlagzeugern und Designern, Geld in die Hand zu nehmen und im großen Stil in die heimische Schlagzeugproduktion zu investieren. Heraus kam die British Drum Company, ein Unternehmen, welches seine Produkte nicht nur in England entwickelt, sondern auch fertigt.

British Drum Company Snares
British Drum Company Snares


Ein Custom-Hersteller möchte man jedoch nicht sein, die in Serie gebauten Instrumente sollen vielmehr die bekannten Platzhirsche wie Sonor, DW und die japanischen Marken herausfordern. Unsere Testtrommel mit dem schönen Namen Bluebird ist aktuell noch das einzige Snaredrum-Modell mit Metallkessel, dank etlicher Detaillösungen und besonders sorgfältiger Konstruktion soll das Instrument allerdings eine breite Spanne an Geschmäckern und Einsatzgebieten abdecken können.  

Details

Dass die Wahl der BDC-Entwickler auf Messing als Kesselmaterial fiel, ist dabei nicht unbedingt verwunderlich, gilt die Legierung doch vielen Drummern als – im wahrsten Sinne des Wortes – goldener Mittelweg, wenn es darum geht, möglichst alle relevanten Klangparameter einer guten Snaredrum in einem einzigen Instrument zu vereinen. Nicht umsonst finden sich unter den legendären Snaredrums viele Modelle mit Messingkessel, wie beispielsweise die Ludwig Black Beauty. Allerdings möchte die Bluebird keine Vorbilder kopieren, dank einer eher ungewöhnlichen Kesselbauweise soll sie stattdessen ihre ganz eigene Stimme besitzen.
Anders als viele andere Blech-Snares besitzt die Bluebird zwei statt nur einer Sicke. Dieses Konstruktionsmerkmal besaß auch schon die berühmte Rogers Dynasonic Snaredrum. Was die englische Snare mit den blauen Farbakzenten kann, lest ihr auf den folgenden Zeilen.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Zwei Sicken besitzt der verchromte Kessel

Dass die Firma auf die Herkunft ihrer Produkte großen Wert legt, wird schon jedem klar, der nur den Karton betrachtet. „Made in Britain“ prangt in großen Lettern auf den Pappflanken, BDC ist Mitglied einer Herstellervereinigung, die ihre Produktion im Königreich betreibt. In Zeiten, in denen die meisten großen Konkurrenten zumindest teilweise auf asiatische Fertigungsanlagen vertrauen, ist das durchaus ein wirksames Vermarktungsinstrument. Neben einem Stimmschlüssel finde ich im Karton noch ein kleines Holzschildchen mit dem Wort „Handmade“. Serienproduktion ja, maschinelle Massenfertigung nein, soll das wohl heißen. Bei der Inspektion der Trommel fällt natürlich sofort die Besonderheit des 1,2 Millimeter starken und verchromten Messingkessels auf, nämlich die beiden Auswölbungen, welche jeweils knappe drei Zentimeter von den Kesselrändern entfernt zu sehen sind. Der generelle Sinn solcher Sicken besteht darin, dem Kessel zusätzliche Stabilität zu verleihen. So besitzt beispielsweise die Ludwig Black Beauty eine mittig angebrachte Außensicke, bei der eingangs erwähnten Rogers Dynasonic gibt es zwei Sicken, hier wölbt sich das Metall aber nach innen. Neben dieser konstruktiven Besonderheit fällt mir am Bluebird-Kessel noch die verhältnismäßig scharfe Gratung sowie ein relativ breites, sanft abfallendes Snarebed auf. Auf der Innenseite ist deutlich die Schweißnaht zu sehen, es handelt sich also nicht um ein nahtloses Design. Ins Auge fällt mir noch ein kleiner Pappzettel, der besagt, dass die Trommel den Qualitätscheck bestanden hat. Er besagt fälschlicherweise auch, dass der Kessel im Kaltpressverfahren entstanden ist, hier werden offenbar die gleichen Zettel verklebt, wie auch in den BDC Holz-Drums. 

Fotostrecke: 5 Bilder Detailarbeit: Das Bluebird Badge ist blau hinterlegt…

Die Böckchen kommen im Art Deco Stil daher

Natürlich benötigt ein Schlagzeughersteller mit den Ambitionen von BDC eigene Böckchen, nicht zuletzt, um den Wiedererkennungswert seiner Trommeln zu steigern. Palladium nennt man die schicken Böckchen, die aussehen wie eine Mixtur aus Ludwig und Premier. Sie sind zum Kessel hin mit Gummi unterlegt, was auch für die eher unscheinbar wirkende Abhebung im Drop Style Design gilt. Besondere Ausstattungsmerkmale besitzt keines der Anbauteile, wer Stimmsicherungen, mehrstufige Abhebungen oder andere Spezialitäten wünscht, muss sich woanders umsehen. In Sachen Spannreifen kommen die bekannten, 2,3 Millimeter starken Stahlmodelle zum Einsatz, welche – wie auch der Rest der Hardware – von einem fernöstlichen Zulieferbetrieb stammen dürften. Schlicht wirkt die Bluebird aber trotzdem nicht, dafür sorgt sowohl das dreidimensional ausgeformte, blau hinterlegte Badge als auch die aus dem Vollen gefräste Alu-Einfassung des Luftloches. Dieses ist innen sogar mit einer Unterlegscheibe aus Holz versehen. Solche Details haben zwar keine Auswirkungen auf den Sound einer Snare, machen aber zweifellos was her. Für optische Akzente sorgen auch die blauen Befestigungsbänder für den 20-spiraligen Snare-Teppich mit BDC-Logo und Messing-Endplättchen. Remo USA Ambassador-Felle komplettieren den Lieferumfang. Insgesamt gefällt mir die Verarbeitung gut, einzig bei der Verchromung der Spannreifen entdecke ich eine leichte „Orangenhaut“, was nicht so recht zum sonst guten Eindruck der Trommel passen möchte. 

Fotostrecke: 5 Bilder Interessantes Merkmal: Das Airvent ist mit Holz unterlegt montiert.
Anzeige

Praxis

Schrauben und Abhebung laufen weich und genau

Auf dem Snare-Ständer sorgt die einfache Hardware-Bestückung für das Gefühl, einen alten Bekannten zu treffen, hinzu kommt, dass alle beweglichen Teile weich und zuverlässig laufen. Sowohl der Stimmvorgang als auch die Einstellung der Snare-Teppichspannung gehen damit schnell und hinreichend exakt vonstatten. Wer es mag, wenn seine Trommeln das Reisegewicht möglichst nicht allzu sehr in die Höhe treiben, sollte jedoch bedenken, dass die Testtrommel nicht zu leichtesten Instrumenten gehört. 

Mit mangelnder Präsenz hat die Bluebird nicht zu kämpfen

Nein, mit der Wucht einer Glockenbronzetrommel kann die BCD Snare nicht dienen. Aber sie ist in der Lage, sich in allen Stimmbereichen auch in lauter Musik Gehör zu verschaffen. Dazu dürfte der relativ dicke, zweifach versteifte Kessel in erheblichem Maße beitragen. Wer beispielsweise eine eher weich klingende Black Beauty als Vergleichstrommel hernimmt, bemerkt sofort die aggressiveren Obertöne der Bluebird. Vier Stimmungen habe ich euch als Audiofiles aufgenommen, im Video gibt es noch sechs weitere Tuning-Varianten. 

Die Bluebird im Teststudio.
Die Bluebird im Teststudio.

Hohe Stimmung

Zieht man die Test-Snare ordentlich hoch, fällt auf, wie voll sie klingt. Aufgrund der zwei Sicken verwindet sich der Kessel offenbar nur sehr wenig, was für eine erst sehr spät einsetzende Kompression sorgt. Harte Rimshots bekommen so schon fast Schädelspalter-Qualität, der Gesamtklang ist aber sehr dynamisch und gefällt mir wirklich gut. Schön ist auch die integrierte Teppichansprache. 

Audio Samples
0:00
Hohe Stimmung – solo Hohe Stimmung – im Set

Mittelhohe Stimmung 

Tonal etwas darunter zeigt die Bluebird, dass sie eine recht obertonreiche Snaredrum ist. Das verleiht ihr eine gewisse „Saftigkeit“ und harmonische Breite, welche besonders im Kontext mit der Band zum Tragen kommt. Hier klingt die Trommel auch in lautem Umfeld noch sehr komplett und wird nicht von verzerrten Gitarren überlagert. Schön ist der warme Grundton, der sich musikalisch sehr vielseitig integrieren lässt. 

Audio Samples
0:00
Mittelhohe Stimmung – solo Mittelhohe Stimmung – im Set

Mitteltiefe Stimmung

Die Tendenz zu präsenten Obertönen verstärkt sich, je weiter es tonal abwärts geht. Je nach Geschmack empfiehlt sich hier ein gewisses Maß an Dämpfung, um das helle Singen unter Kontrolle zu halten. Auch zeigt sich, dass der montierte Werksteppich zwar zufriedenstellend arbeitet, im Vergleich mit einem Modell von Canopus ist hier aber in puncto Präzision und Kontrolle noch Luft nach oben. Auch gefallen mir die breiten Nylonbänder nicht wirklich gut, weil sie leichtes Spiel des Teppichs zu den Seiten hin zulassen. Davon abgesehen, lässt sich in dieser Stimmung schon ein ziemlich brachialer, rockiger Sound erreichen, ohne dass die Trommel zu diffus oder unmusikalisch klingen würde.

Audio Samples
0:00
Mitteltiefe Stimmung – solo Mitteltiefe Stimmung – im Set

Tiefe Stimmung

Was für die mittlere Stimmung gilt, passt für den tonalen „Keller“ umso mehr. Der Messingkessel resoniert nun sehr fleißig mit, wobei hier natürlich anzumerken wäre, dass die meisten Drummer ihre Snares in solchen tiefen Lagen sowieso mehr oder weniger stark abdämpfen. Im Video habe ich dazu noch ein Portemonnaie auf’s Fell gelegt. Dem fetten Grundcharakter tut die Lebendigkeit natürlich keinen Abbruch, im Gegenteil.

Audio Samples
0:00
Tiefe Stimmung – solo Tiefe Stimmung – im Set
Anzeige

Fazit

Die British Drum Company Bluebird ist ganz sicherlich kein kleines Vögelchen, die robuste Kesselkonstruktion mit zwei Sicken sorgt stattdessen für ein sehr lebendiges und kraftvolles Klangbild in allen Frequenzbereichen. Insbesondere obenrum geht der Snaredrum erst sehr spät die Luft aus. Wer eine Powerfunk-Snare sucht, sollte sich das in England hergestellte Instrument also unbedingt mal anhören. Je nach Stimmung ist der Griff zu etwas Dämpfung ratsam, denn die Obertöne können durchaus dominant werden. Der Preisklasse nicht ganz angemessen ist die etwas raue Verchromung der Spannreifen, auch der Snare-Teppich samt Befestigung könnte noch Optimierung vertragen. Ganz günstig ist der blaue Vogel sicherlich nicht, gerade im Vergleich mit der Fernost-Konkurrenz wie zum Beispiel Yamahas Recording Snares muss sich die Bluebird mächtig anstrengen. Made in Britain plus große Sound-Reserven gibt es dafür woanders nicht, und so ist ein persönliches Anspielen ausdrücklich empfohlen!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • präsenter, aber musikalischer Klang mit beträchtlichen Lautstärkereserven
  • sehr hoch stimmbar ohne Volumenverlust
  • gute Verarbeitung (Einschränkung siehe Contra)
Contra
  • Verchromungsmängel der Spannreifen
  • Snare-Teppich samt Nylonschnüren nicht optimal
Artikelbild
British Drum Company Bluebird 14×6 Snaredrum Test
Für 759,00€ bei
Klanglich vielseitig, mit mächtig Druck, wenn es sein muss: Die British Drum Company Bluebird.
Klanglich vielseitig, mit mächtig Druck, wenn es sein muss: Die British Drum Company Bluebird.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: British Drum Company
  • Bezeichnung: Bluebird 14×6 Snaredrum
  • Herstellungsland: England
  • Kesselmaterial: Messing, nicht nahtlos, Kesselstärke 1,2 Millimeter
  • Hardware: Stahlspannreifen 2,3 Millimeter, zehn doppelseitige Böckchen
  • Zubehör: Stimmschlüssel
  • Preise (Verkaufspreis): 759,00 EUR

Seite des Herstellers: britishdrumco.com

Hot or Not
?
British Drum Company Snares

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • 🎧 Zultan Rock Beat Cymbals Review | Are They Still Worth It in 2025?
  • Gretsch Full Range Hybrid Snare | First Impression #drums #drumgear
  • Aerodrums 2 | Invisible Drums, Real Sounds! | Review & Sound Demo