Zoom R12 Test

Der Zoom R12 MultiTrak ist ein digitaler Achtspur-Recorder mit zwei Eingängen und einer eindrucksvoll langen Liste an Features. Vom Aufnehmen über die grundlegende Bearbeitung bis hin zum Abmischen verspricht er, alle Aufgaben bei der Musikproduktion zu bewältigen. Sogar Drum-Loops und einen einfachen Synthesizer hat das kleine Multitalent an Bord.

mobiles Mini-Studio

Klar, ein Tablet oder ein Laptop mit Audiointerface hat in Sachen Funktionsumfang und Flexibilität grundsätzich mehr auf dem Kasten. Ein Recorder wie der Zoom R12 bietet dagegen eine vergleichsweise preiswerte All-In-One-Lösung. Kein Abstimmen von verschiedenen Komponenten, kein kompliziertes Verkabeln und Konfigurieren – einfach einschalten, Mikro oder Gitarre anschließen und loslegen. Und falls doch anders gewünscht, bietet der Recorder Nebenfunktionen als Audiointerface und DAW-Controller. Im Test sehen wir, ob der Zoom R12 hält, was er verspricht.

Quick Facts zum Zoom R12 MultiTrak

  • Multitrack-Recorder mit acht Spuren
  • Aufnahme auf SD-Card
  • zwei analoge Eingänge
  • Funktionen für Aufnahme, Bearbeitung, Mix
  • interner Synth
  • Nebenfunktionen als Audiointerface und DAW-Controller

​Zoom R12: Studio zum Mitnehmen

Der Zoom R12 präsentiert sich als eine transportable Komplettlösung für mobile Aufnahmen bis hin zu Song-Demos mit acht Spuren. Das 25,6 x 15,8 x 6,1 cm große Gehäuse ist komplett aus Kunststoff gefertigt und mit 827 g (mit Batterien) überraschend leicht. Der Qualität der Verarbeitung tut das aber keinen Abbruch. Auch wenn man in dieser Preisklasse keinen Luxus erwarten darf, hinterlassen die Bedienelemente einen ordentlichen Eindruck. Herstellungsort ist China.

Gesamtansicht, ausgeschaltet
Der Touchscreen fällt beim Zoom R12 recht klein aus.

Der Touchscreen fällt mit einer Diagonale von 2,4 Zoll (oder 6,1 cm) bei 320 x 240 Pixeln recht klein aus. Der Randbereich des Displays erscheint dabei unnötig groß. Und auch die Bedienelemente sind eher großzügig auf dem Gehäuse verteilt. Eine platzsparendere Anordnung zugunsten eines größeren Touchscreens wäre da sicher sinnvoll gewesen. Schon beim Test des Zoom R20 mit seinem noch größeren Touchscreen fand ich die Bedienung etwas umständlich.

Auf Kritik zum kleinen Touchscreen hat der Hersteller allerdings schon reagiert. Seit März 2023 ist mit der aktuellen Firmware auch die Steuerung über ein iPad möglich (kabelgebunden über USB).

Laufwerktasten etc
Zu den Bedienelementen des Zoom R12 zählt ein Schalter, der exklusiv für das Routing des Metronom-Signals zuständig ist.

Dass der Zoom R12 überhaupt mit so vielen Bedienelementen kommt, ist in jedem Fall eine feine Sache. Die zehn Kanalfader für Einzelspuren, Effekt-Return und Master bieten jederzeit einen direkten Zugriff auf die Lautstärkeverhältnisse. Mit einem Tablet und einem kleinen Audiointerface kann man davon nur träumen. Und auch das Transportfeld (Play, Stop, Rec, etc.) ist eine stimmige Ergänzung für die Touch-Bedienung.

​Standalone-Recorder und Audiointerface

Grundsätzlich ist der Zoom R12 als Standalone-Recorder mit acht internen Spuren ausgelegt. In diesem Fall werden Audio- und Projektdateien auf einer Micro-SD-Card abgespeichert. Der R12 unterstützt dazu SDHC- und SDXC-Karten bis 1 TB. Das reicht für viele Achtspur-Demos!

Speicherkarte im Slot
Aufgenommen wird auf Micro-SD-Cards (SDHC/SDXC).

Zusätzlich arbeitet der R12 aber auch als Audiointerface mit zwei Eingängen und bis zu vier Ausgängen. Für Windows gibt es dazu einen passenden ASIO-Treiber. Unter macOS und auf Mobilgeräten ist dagegen keine weitere Software nötig. Sogar die Fernsteuerung einer DAW-Software ist möglich. Neben den Kanalfadern und dem Transportfeld lässt sich dabei auch der Touchscreen für Eingaben nutzen. Der Zoom R12 zeigt also wirklich große Vielseitigkeit.

​Ein- und Ausgänge des R12 MultiTrak

Der Zoom R12 bietet zwei Kombi-Eingänge (XLR/Klinke) für Mikrofone und Line-Quellen. Kanal eins lässt sich zudem zu einem hochohmigen Instrumenteneingang (Hi-Z) umschalten. So können Gitarren oder Bässe direkt angeschlossen und durch die interne Amp-Simulation geschickt werden. Die Vorverstärker bieten bis zu 50 dB Gain und sind damit mit vielen preiswerten Audiointerfaces vergleichbar. Die 48V-Phantomspeisung für Kondensatormikrofone lässt sich für jeden Kanal einzeln über den Touchscreen aktivieren.

Rückseite, Anschlüsse
Alle Anschlüsse des Zoom R12 befinden sich auf der Rückseite.

Ausgangsseitig bietet der R12 einen Kopfhörerausgang (Miniklinke) und einen Main-Out (2x 6,3er Klinke). Der Kopfhörerausgang wäre auf der Vorderseite besser untergebracht. Mit einem entsprechend langen Kabel ist das aber natürlich kein Problem. Dass die beiden Ausgänge jeweils einen eigenen Lautstärkeregler mitbringen, ist übrigens sehr zu begrüßen. In dieser Preisklasse ist das keine Selbstverständlichkeit.

​Flexible Stromversorgung

Ein großer Vorteil, den der Zoom R12 gegenüber dem größeren R20 bietet, ist sein geringerer Stromverbrauch. Folglich ist der Recorder nicht zwingend auf das enthaltene USB-Netzteil angewiesen (USB-C). Auch über Bus-Power von einem Rechner, perPowerbank oder sogar vier AA-Batterien lässt sich der kleine R12 betreiben. Außer Haus mit Studiomikrofonen aufnehmen zu können, ist also kein Problem. Das ist ein dickes Plus!

Kabel, Adapter
Zum Lieferumfang des Zoom R12 gehört ein USB-Netzteil.

Bei Batteriebetrieb gibt der Hersteller eine Betriebsdauer von etwa fünf Stunden an. Dabei handelt es sich natürlich nur um einen groben Richtwert, der in der Praxis deutlich schwanken wird. Bei aktivierter Phantomspeisung wird sich die Betriebsdauer außerdem deutlich verkürzen.

Batteriefach
Das Batteriefach des Zoom R12.

​Zoom R12: Fingerspitzengefühl von Vorteil

Solange es um einfache Aufnahmen ohne viel Bearbeitung und Mixing geht, macht der Zoom R12 seinen Job im Test sehr ordentlich. Grundfunktionen wie das Zuweisen der Eingänge auf die acht Spuren lassen sich mit ein wenig Fingerspitzengefühl problemlos umsetzen. Sobald es an tiefere Funktionen geht, wird die Bedienung über den etwas zu kein geratenen Touchscreen aber mühsam. Eine gewisse Eingewöhnungsphase sollte man definitiv einplanen.

Touch-Bedienung
Die Bedienung des kleinen Touchscreens ist gewöhnungsbedürftig.

Die Steuerung über iPad (ab Firmware-Version 2.0) ist natürlich eine Alternative zum Touchscreen. Wenn man schon am iPad arbeitet, kann man sich aber auch gleich für ein einfaches Audiointerface ohne Touchscreen entscheiden. Apps wie Garageband für iOS bieten zudem mehr Tiefe und Flexibilität als die Software des Zoom R12. Der wesentliche Vorteil, den der kleine Recorder in die Waagschale wirft, sind also seine Hardware-Bedienelemente. Und natürlich birgt der Workflow einen gewissen sentimentalen Anteil. Der Zoom R12 steht gewissermaßen in der Tradition von Mehrspurgeräten wie dem Tascam Portastudio, das noch mit Cassetten arbeitete. Der Charme dieser kultigen Recorder lässt sich mit dem R12 in der Tat ein wenig nachfühlen.

​Drumloops und interner Synth

Der Zoom R12 kommt mit einer stattlichen Auswahl an Drumloops, die nach Musikstilen und Tempos geordnet sind. Klanglich sind die Rhythmusschleifen eigentlich in Ordnung. Allerdings werden sie beim Import automatisch an das Song-Tempo angepasst. Und schon bei Abweichungen von wenigen BPM entstehen hier sehr deutliche Artefakte. In der Praxis empfiehlt es sich also, wie beim folgenden Audiobeispiel im Originaltempo zu bleiben. Wer eigene Loops nutzen will, kann Wav-Files importieren.

Audio Samples
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Drum-Loop mit E-Piano

Der interne Synth des R12 ist für schnelle Layouts durchaus hilfreich. Insgesamt stehen 18 Sounds zwischen E-Piano, Bass und Synth-Brass zur Auswahl. Um den Synth zu spielen, muss jedoch ein Keyboard über USB angeschlossen werden. Da es nur einen USB-Port gibt, bedeutet das wiederum, dass der R12 über Batterien betrieben werden muss. Ganz schön umständlich! Ein zweiter USB-Port wie beim großen Zoom R20 wäre eine schöne Sache gewesen.

​Aufnehmen mit dem Zoom R12

Die Vorverstärker des Zoom R12 liefern gute Ergebnisse. Im Zusammenspiel mit Kondensatormikrofonen sind die 50 dB Gain für die meisten Situationen vollkommen ausreichend. Mit dynamischen Mikrofonen kann es bei leisen Signalen wie Sprache oder sanftem Gesang durchaus etwas eng werden. Das ist allerdings ein Thema, dem man auch bei vielen kostengünstigen Audiointerfaces begegnet. Die akustischen Gitarren in den Audiobeispielen spielte mein geschätzter Kollege Haiko Heinz über ein AKG C414XLS ein.

Audio Samples
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akustische Gitarre (Mono) kompletter Demo-Track

Bei den E-Gitarren kam die interne Amp-Simulation zum Einsatz. Ähnlich wie bei den Drumloops und dem Synth reichen die Ergebnisse für schnelle Layouts und Demos vollkommen aus. Wird der R12 mit einem Rechner verbunden, dann bietet die kostenlose Software Guitar Lab Zugriff auf weitere Presets. Auch der Mix des Tracks wurde komplett mit den einfachen Mitteln des R12 umgesetzt. Für Demos ausreichend.

​Test des Zoom R12 MultiTrak: Fazit

In Zeiten von performanten Tablets und ultra-kompakten Audiointerfaces ist der Zoom R12 MultiTrak ein ungewöhnliches, fast schon kurioses Gerät. Der Achtspur-Recorder bietet zwar beeindruckend viele Funktionen, die im Zusammenspiel mit einer flexibleren DAW-Software aber wesentlich einfacher umzusetzen sind. Und dies ist sicherlich nicht nur dem etwas zu klein geratenen Touchscreen geschuldet.

Nüchtern betrachtet, liegen die Stärken des R12 bei den Grundfunktionen und vor allem bei der mobilen Aufnahme. Ein Pluspunkt ist dabei die flexible Stromversorgung bzw. der mögliche Batteriebetrieb. Alle weiteren Funktionen und vor allem Sounds und Effekte sollte man als kleine Extras verbuchen. Ansonsten wird es sicherlich Anwender geben, die den Workflow mit einem solchen Multitracker aus sentimentalen Gründen schätzen. Der Charme eines Tascam Portastudio oder vergleichbarer Geräte lässt sich beim Zoom R12 durchaus erkennen.

Gesamtansicht
  • digitaler Multitrack-Recorder mit acht Spuren
  • Aufnahme auf SDHC/SDXC-Karten bis 1 TB
  • 2 XLR/Klinke-Kombieingänge
  • farbiger Touchscreen (2,4 Zoll)
  • Stromversorgung über enthaltenes Netzteil, Powerbank oder AA-Batterien
  • interne Effekt-Suite
  • interner Synth mit 18 Sounds
  • 150 Drumloops
  • Nebenfunktionen als Audiointerface (bis zu 2-in/4-out) und DAW-Controller
  • hergestellt in: China
  • Webseite des Herstellers:  zoomcorp.com/de/
  • Preis: € 299,– (Straßenpreis am 10.5.2023)
Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • All-In-One-Lösung mit vielen Features
  • Standalone-Recorder, Audiointerface und DAW-Controller
  • flexible Stromversorgung (Netzteil/Powerbank/AA-Batterien)
  • zehn Kanalfader bieten direkten Zugriff auf die Lautstärkeverhältnisse
  • separate Lautstärke-Regler für Kopfhörer und Master
Contra
  • kleiner Touchscreen
  • umständliche Bedienung bei tiefen Funktionen
  • nur ein USB-Port (für Stromversorgung und Zusatzfunktionen)
  • starke Artefakte beim Time-Stretching von Loops
  • unflexible Lösung im Vergleich zu Tablet mit Audiointerface
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Zoom R12 Test
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