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Electro Harmonix String9 String Ensemble Test

Mit dem Electro Harmonix String9 String Ensemble präsentiert der Pedalspezialist aus New York City ein neues Mitglied der 9-Series, das sich auf synthetische Streicher-Sounds spezialisiert hat und wie alle Pedale der 9er-Reihe ein reguläres Gitarrensignal polyphon verarbeiten und wiedergeben kann. Zur Auswahl stehen dafür 9 Orchester- und String-Synth-Presets, die sich bei Bedarf mit dem Originalsignal mischen und mit verschiedenen Effektparametern bearbeiten lassen.

Electro Harmonix String9 String Ensemble Test

Electro Harmonix String9 – das Wichtigste in Kürze

  • simuliert 9 Streichensemble- und Synth-String-Sounds
  • benötigt keine Modifikation oder spezielle Pickups
  • unabhängige Dry- und Effekt-Regler für präzisen Mix
  • zwei Potis regeln unterschiedliche Parameter je nach Preset
  • Netzteil im Lieferumfang

Das Electro Harmonix String9 mit Simulationen historischer Synthies

Als erstes Pedal der Serie hat der New Yorker Hersteller dem String9 seinen hauseigenen Freeze-Effekt (bekannt etwa von Superego) spendiert, mit dem es möglich ist, Töne oder Akkorde wie mit einem Sustainpedal endlos „einzufrieren“. Auch wenn das Artwork des Pedals andere Schlüsse zulässt. steht unser Testkandidat somit eher in der Tradition des MEL9 oder SYNTH9 und liefert Simulationen historischer Synthesizer wie des Roland Juno-106 oder des ARP Solina String Ensembles. Zumindest in Sachen Layout und Funktionsumfang gibt es beim String9 keine Überraschungen und der folgende Test wird zeigen, ob uns EHX mit seinem neuesten „Streich“ trotzdem Neues zu bieten hat. 

Electro Harmonix String9 String Ensemble Ansicht rechts
Fotostrecke: 3 Bilder Das Electro Harmonix String9 String Ensemble liefert Streichersounds,…

In guter EHX-Tradition: Das String9 kommt mit Netzteil.

Das String9 präsentiert sich wie gewohnt im stabilen weißen Metallgehäuse mit einem mehrfarbigen Aufdruck, der den Korpus einer Violine darstellt. Geliefert wird das Pedal mit passendem Standard-9V-Netzteil und deutscher Bedienungsanleitung, wiegt 315 g und hat die Maße (BxHxT) 95 x 50 x 117 mm. Während die Stromzufuhr an der Stirnseite erfolgt, sind die Ein- und Ausgangsbuchsen an den Seiten platziert und bieten neben einer Mono-Eingangsbuchse die Möglichkeit, das Effektsignal (Effect) und das trockene Signal (Dry) getrennt voneinander zu verarbeiten. Die vordere Hälfte der Oberseite beherbergt eine Reihe von vier Potis (Dry, Effect, CTRL 1, CTRL 2) mit einem dahinter liegenden Drehschalter für die Preset-Wahl, unter dem die Namen der 9 Presets auf das Gehäuse gedruckt sind. Auf der hinteren Hälfte des Electro Harmonix String9 sitzt ein fest zupackender Fußschalter zur Inbetriebnahme und eine rote LED in der Mitte gibt Auskunft über den Betriebszustand. Der Stromverbrauch ist mit 100 mA angegeben und ein Batteriebetrieb ist nicht vorgesehen.

Electro Harmonix String9 String Ensemble Input
Fotostrecke: 3 Bilder An der rechten Seite sitzt die Inputbuchse, an der die Gitarre angeschlossen wird.

9 Effekt-Presets generieren Streicher- und Synth-Sounds

Grundsätzlich funktioniert das String9 mit jeder Art von Gitarrensignal und wird vom Hersteller auch für E-Bässe bis hinunter zur A-Saite empfohlen. Da das Pedal auf Synthesizer-Klänge spezialisiert ist, empfiehlt sich zur Verstärkung zwar ein Fullrange-System wie etwa Studio-Monitore, eine PA oder ein Keyboardverstärker, doch auch der Betrieb über einen Gitarrenverstärker ist ohne weiteres möglich. Zusätzlich weist Electro Harmonix darauf hin, dass sich optimale Ergebnisse mit dem String9 vor allem mit Humbuckern und an erster Stelle der Signalkette erzielen lassen. Ein Betrieb im FX-Loop des Amps wird nicht empfohlen. Ist die Gitarre einmal angeschlossen, hat man mit dem weißen Rasterpoti Zugriff auf neun verschiedene Effekt-Presets, deren Verhältnis zum Ausgangssignal sich mit den Potis „Dry“ und „Effect“ regeln lassen. Die Mischung der beiden Signale wird dabei in Mono über die Effect-Out-Buchse ausgegeben, während der Dry-Out grundsätzlich das unbearbeitete Signal (buffered bypass) liefert. Ein interner Mini-Switch auf der Platine ist zudem in der Lage, das trockene Signal am Dry-Output auch im ausgeschalteten Zustand passieren zu lassen, sodass der Fußschalter nur den Effect-Output an- und ausschaltet.

Electro Harmonix String9 String Ensemble Oberseite
Fotostrecke: 4 Bilder Mit fünf Reglern, einem Fußschalter nebst Status-LED lassen sich die Sounds einstellen.

Das Electro Harmonix String9 bietet den Freeze-Effekt in zwei Varianten

Je nach Preset lassen sich mit den Potis CTRL 1 und CTRL 2 verschiedene Effektparameter bearbeiten (siehe Tabelle unten). Als besonderes Feature hat EHX dem String9 einen sogenannten Freeze-Effekt spendiert, der die Presets 7, 8 und 9 betrifft. Der Freeze-Effekt sorgt dafür, dass eine Note oder ein Akkord wie mit einem Sustain-Pedal endlos weiterklingt. Abrufbar ist er über das CTRL 2-Poti (vor bzw. nach der 12-Uhr-Stellung) in zwei verschiedenen Modi. Im Auto-Freeze-Modus werden Noten oder Akkorde automatisch gehalten, bis ein neuer Akkord gespielt oder das Signal mit einem „Schlag“ auf die Saiten abgedämpft wird. Im Manual-Freeze-Modus hingegen wird die Note oder der Akkord endlos verlängert, bis das Pedal wieder ausgeschaltet wird. So ist es in diesem Modus auch möglich, bei entsprechender Stellung des Dry-Potis eine trockene zweite Stimme über das Signal zu legen oder per Dry-Out-Buchse an einen zweiten Verstärker zu schicken.   

Die folgende Tabelle zeigt eine Auflistung der neun Presets mit entsprechender Funktion der CTRL-Potis:

PresetInstrumentCTRL 1CTRL 2
1. SYMPHONICOrchesterEQSustain/Release
2. JUNE-ORoland Juno-106EQOktave
3. PCMDigitale Vintage-String-SectionEQVibrato-Depth
4. FLOPPYMellotron/OrchestronEQSustain/Release
5. AARPARP Solina String EnsemblePhaser-SpeedSustain/Release
6. CREWMANCrumar PerformerFilter Attack/DecaySustain/Release
7. ORCH FREEZEOrchester + FreezeEQAuto Freeze/Manual Freeze
8. SYNTH FREEZEString-Synth + FreezeEQAuto Freeze/Manual Freeze
9. VOX FREEZEMellotron Choir + FreezePhaser-SpeedAuto Freeze/Manual Freeze
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Die Stärken und Schwächen des String9 in der Praxis

Für den Praxistest wurde das EHX String9 direkt an das Audio-Interface angeschlossen und ohne weitere Bearbeitung aufgenommen. Alle zusätzlichen Effekte wie Hall oder Verzerrung wurden vermerkt und stammen von einem Line 6 HX Stomp, der hinter dem Pedal sitzt.

Schon beim ersten Anspielen offenbaren sich die scheinbar typischen Stärken und Schwächen der 9er-Serie auch bei unserem aktuellen Probanden. Zunächst einmal produziert das String9 verblüffend realistische und inspirierende String-Synth-Sounds, die zum Experimentieren einladen und immer wieder an altbekannte Hits der 80er Jahre erinnern. Das Effektsignal wird dabei jedoch mit einer deutlich spürbaren Latenz ausgegeben, die bei gehaltenen Akkorden oder Arpeggien noch akzeptabel, beim rhythmischen Spiel jedoch sehr störend ist. Auch das Tracking ist bei mehrstimmigen Klängen nicht immer ganz sauber, sodass einzelne Töne aus Akkorden immer wieder wegbrechen, deutlich zu laut erklingen oder um nicht gegriffene Noten ergänzt werden (siehe Preset 3). Erwähnenswert ist auch, dass das Electro Harmonix String9 Probleme mit schwachen Eingangssignalen hat und etwa bei Pickup-Zwischenstellungen auf Strat oder Tele kaum noch brauchbare Ergebnisse liefert. Der Hersteller empfiehlt hierfür einen Clean-Booster vor dem Pedal oder wenn möglich den Betrieb mit Humbuckern. Für unsere Audiofiles wurde ausschließlich der Bridge-Humbucker einer PRS-Style-Gitarre verwendet und für einen genauen Einblick in alle Poti-Stellungen und Funktionen empfiehlt sich das dazugehörige Video.

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Beim EHX String9 liegt der Schwerpunkt auf Synth-Streicher

Wir starten mit Preset 1, das als einziges ein „reales“ Streicher-Ensemble zum Vorbild hat. Am Ende hören wir drei verschiedene Stellungen des CTRL 2-Potis, das in diesem Fall den Ausklang (Sustain/Release) der Streicher regelt. Die Sounds erinnern stark an das Orchestra-Preset des MEL9 aus gleichem Hause.

Audio Samples
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Preset 1: Symphonic + Sustain/Release-Poti

Das zweite Preset des EHX String9 ist eine Simulation des legendären Roland Juno-106 und beinhaltet zusätzlich zum Synth-Sound einen Pitch-Shifting-Effekt über mehrere Oktaven. Wir hören es nach einem Durchgang im Bypass zunächst mit zusätzlicher tiefer Oktave und dann in allen weiteren Stufen.

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Preset 2: June-O + Octaver-Stufen (off/on)

Im dritten Preset beleuchten wir nun den Wirkungsgrad des Tone-Potis (CTRL 1) und der Vibratotiefe (CTRL 2). Klanglich kann dieses Preset wenig überzeugen und auch das Tracking des String9 hat an dieser Stelle massive Schwächen. So erklingen einzelne Noten deutlich zu laut, brechen beim Ausklingen zu früh weg (Ende des ersten Beispiels) und einem simplen Moll-Dreiklang aus Grundton, Terz und Quinte wird je nach Anschlagstärke eine kleine Septime oder eine None „untergejubelt“ (siehe zweites Beispiel).

Audio Samples
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Preset 3: PCM + Tone-Poti + Vibrato-Depth Preset 3: Tracking-Probleme (Moll-Dreiklang mit „Phantom“-Intervallen)

Weiter geht es mit dem Mellotron/Orchestron-Preset mit ein wenig Delay aus dem HX Stomp.

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Preset 4: Floppy (mit Delay)

Das fünfte Preset beinhaltet einen Phaser-Effekt, dessen Geschwindigkeit mit CTRL 1 gesteuert wird. Wir hören den Phaser in vier verschiedenen Geschwindigkeiten und danach ein Riff ohne und mit hinzugemischtem trockenen Signal (Dry-Blend).

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Preset 5: AARP + Phaser Speed + Dry-Blend

In der Emulation des Crumar Performer regelt das CTRL 1-Poti Geschwindigkeit und Richtung eines Envelope Filters. Wir hören das Preset 6 mit Dry-Blend und vier verschiedenen Filter-Settings.

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Preset 6: Crewman + Dry-Blend + Filter Sweep Time (mit Reverb)
Electro Harmonix String9 String Ensemble Gehäuse
Das Electro Harmonix String9 String Ensemble liefert kultige String-Synth-Sounds mit Reminiszenzen an Keyboard-Klassiker der 70er- und 80er-Jahre.

Drei Presets des String9 Pedals bieten den Freeze-Effekt

Die Presets 7, 8 und 9 beinhalten den für die 9-Series neu etablierten Freeze-Effekt. Wir widmen uns zuerst dem Auto-Freeze-Modus, in dem jeder Ton oder Akkord direkt nach dem ersten Anschlag endlos gehalten wird, bis das String9 ein neues Signal erkennt. Dies kann ein neuer Akkord sein oder auch eine Abdämpfbewegung, die dann das vorher eingefrorene Signal beendet. In der Praxis bedarf es einiger Anstrengung, lückenlos Akkorde zu generieren. Das Pedal quittiert nämlich jeden zu früh gehobenen Finger, jede Berührung der Saiten und nahezu jedes Auflegen des Handballens mit einem Abbruch des vorherigen Akkordes. Eine Akkordfolge wie in diesem Beispiel benötigt eine Vielzahl von Anläufen und ein richtiger Spielfluss möchte sich in diesem Modus nicht einstellen.

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Preset 7: Orch Freeze + Auto-Freeze-Modus

Anders sieht es im Manual-Freeze-Modus des Electro Harmonix String9 aus, der deutlich leichter zu handhaben ist. Hier wird immer nur der erste Ton oder Akkord nach Inbetriebnahme des Pedals eingefroren und so lange wiedergegeben, bis das Preset gewechselt oder das Pedal ausgeschaltet wird. So ist es auch möglich, im Nachhinein mit aufgedrehtem Dry-Poti eine zweite Stimme einzuspielen, wie es im folgenden Beispiel mit einer Westerngitarre der Fall ist.

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Preset 8: Synth Freeze + Dry-Blend (Dreadnought)

Im letzten Beispiel wird ebenfalls ein Akkord im Manual-Freeze-Modus eingefroren und danach mit dem trockenen Signal kombiniert. In diesem Fall wurde dafür der Dry-Output über einen separaten Kanal verwendet, sodass die Amp-Simulation hinter diesem Ausgang sich nicht auf das Effektsignal auswirkt.

Audio Samples
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Preset 9: Vox Freeze + (Dry-Output mit Amp-Simulation)
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Das Electro Harmonix String9 String Ensemble reiht sich in Sachen Sound und Funktionsumfang nahtlos in die 9-Series ein und liefert kultige String-Synth-Sounds mit Reminiszenzen an Keyboard-Klassiker der 70er- und 80er-Jahre. Die angebotenen Sounds überschneiden sich dadurch teilweise mit dem MEL9 und SYNTH9, eröffnen aber auch neue Sphären durch den erstmalig in dieser Pedalserie eingeführten Freeze-Effekt. Die unmittelbare Spielfreude wird in den meisten Presets jedoch durch eine spürbare Latenz und ungenaues Tracking- und Dynamikverhalten getrübt. Auch die Tatsache, dass das String9 nur mit Humbuckern optimal funktioniert, ist sicherlich nicht der Weisheit letzter Schluss. Hier könnte EHX für zukünftige Modelle beispielsweise über ein regelbares Input-Gain nachdenken. Nichtsdestotrotz eignet sich das Pedal recht gut für Flächensounds, Arpeggien und Pseudo-Synth-Pads und kann in dieser Funktion auf die Schnelle auch mal das teure Vintage-Keyboard ersetzen.

Das Electro Harmonix String9 String Ensemble generiert String-Sounds historischer Synthesizer, die Spielfreude wird aber durch die spürbare LAaenz etwas getrübt.
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • String-Sounds historischer Synthesizer
  • einfache Bedienung
  • Freeze-Effekt in zwei Varianten
Contra
  • spürbare Latenz
  • zeitweise unsauberes Tracking- und Dynamikverhalten
Artikelbild
Electro Harmonix String9 String Ensemble Test
Für 259,00€ bei
  • Hersteller: Electro Harmonix
  • Modell: String9
  • Typ: Gitarren-Synthesizer
  • Anschlüsse: In, Effect-Out, Dry-Out, Netzteil
  • Regler/Schalter: Dry, Effect, CTRL 1, CTRL 2, Preset
  • Stromversorgung: 9V-Netzteil (im Lieferumfang)
  • Stromaufnahme: 100 mA
  • Abmessungen: (B x H x T) 95 x 50 x 117 mm
  • Gewicht: 315 g
  • Ladenpreis: 259,00 Euro (November 2022)
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Electro Harmonix String9 String Ensemble Effektpedal

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ubi sagt:

#1 - 30.04.2023 um 23:25 Uhr

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Interessanter Artikel. Was passiert wenn man einen Synthesizer anschließt ?. Oder Trigger Signale vom Analogsynth. Kommt dann auch was aus dem Efx raus ?.

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