DPA 4055 Kick Drum Mic Test

DPA 4055: „DPA“ haben die meisten Deutschen schonmal gehört, das Kürzel steht unter vielen Zeitungsartikeln und ist die Kurzform für Deutsche Presse Agentur. Sound-Freunde dürften sich allerdings eher an den dänischen Hersteller von High End-Kondensatormikrofonen erinnert fühlen. Und um den geht es natürlich auch hier, denn die Firma hat soeben einen für sie eher ungewöhnlichen Schallwandler vorgestellt. Es handelt sich um das brandneue DPA 4055 Kick Drum Microphone. 

Bass Drum Mikrofon von DPA

Seine Wurzeln hat das Traditionsunternehmen in der Messtechnik. Dort geht es bekanntermaßen um unverfälschte, höchst akkurate Übertragung von Geräuschen. Später wurde das Portfolio um hochklassige Stäbchen-, Gesangs- und Miniaturmikrofone erweitert. Ein spezialisiertes Bassdrum-Mikrofon scheint da eher nicht ins Bild zu passen. Oder doch? Selbstverständlich, findet man in Dänemark, schließlich bedient sich das neue Mikro der bekannten DPA-Zutaten. Dazu zählen eine Kondensatorkapsel samt eines neutralen Frequenzgangs sowie beste Klangeigenschaften. 
Laut Pressetext waren sich die vorher bemusterten Top-Tonleute alle einig, mit dem DPA 4055 Kick Drum Microphone das beste Bassdrum-Mikro überhaupt gehört zu haben. Aufgrund seiner neutralen Eigenschaften soll das gute Stück aber auch an nahezu allen anderen Schallquellen eingesetzt werden können, darunter Gitarren-Amps, Snaredrums und Toms. Ob die Qualitäten tatsächlich ausreichen, den nicht gerade niedrigen Kaufpreis des Testgeräts zu rechtfertigen, lest ihr auf den folgenden Zeilen. 

Details

Nanu… krumm?

Wie es sich für ein Mikrofon der gehobenen Kategorie gehört, kommt das DPA 4055 Kick Drum Microphone in einem festen Transportbehälter mit außen verzeichneter Seriennummer. Im Innennetz des Cases stoße ich noch auf eine zusätzliche Nylontasche sowie zwei Karten. Eine ist für die Garantie, die andere ist mit einem QR-Code versehen, der zur Bedienungsanleitung führen soll. Da unserer Testobjekt schon vor dem Verkaufsstart vorlag, funktionierte der allerdings noch nicht.

Beim 4055 selbst handelt es sich um einen mattschwarzen, unauffällig geformten Schallwandler von etwa 13 Zentimetern Länge. Erst der zweite Blick offenbart eine Besonderheit des Designs. Um die Platzierung des 4055 in einer Bassdrum zu erleichtern, hat man das Metallgehäuse nämlich so gestaltet, dass der schlanke Sockel nicht zentriert ausläuft, sondern leicht versetzt. Das soll es einfacher machen, das Teil durch sehr kleine Bassdrum-Resonanzfell-Löcher zu zirkeln, ohne diese zu zerstören. Als Halterung dient eine Art Röhre, die den Mikrofonsockel voll umschließt und mit einer einfachen Skala als Positionierungshilfe versehen ist. Eine EU-Gewindeverkleinerung aus Messing ist ebenfalls Teil des Lieferumfangs. 

unsymmetrisches Mikrofon
Fotostrecke: 5 Bilder Das DPA 4055 ist asymmetrisch gestaltet für bessere Positionierung.

Das 4055 besitzt eine vorpolarisierte Kondensatorkapsel

Die Kapsel des 4055 ist durch das Abschrauben des Metallgitters einfach erreichbar und kommt für Unvorbereitete als Überraschung daher. Sie sieht nämlich nicht nur aus wie eine Kleinmembran-Kondensatorkapsel, sie ist auch eine. Die Konstruktion ruht in einem Shockmount, der tieffrequente Störgeräusche absorbieren soll. 

Zu den technischen Daten des 4055: Wie viele andere DPA-Mikros auch, arbeitet das Testobjekt mit einer vorpolarisierten Kapsel. Deren Charakteristik gleicht einer offenen Niere, laut DPA die am besten klingende Wahl für das Einsatzgebiet. Das Frequenzdiagramm zeigt – anders als viele andere „geschneiderte“ Bassdrum-Mikros – einen sehr ebenen Verlauf bis hin zu etwa 9000 Hertz, wo es einen leichten Boost aufweist. Die geringen Abweichungen bei seitlich einfallendem Schall deuten auf eine hochwertige Kapsel hin. Dass wir es mit einem Bassdrum-Mikrofon zu tun haben, wird nur bei der eher geringen Empfindlichkeit von 2 mV/Pa sowie dem äußerst hohen Schalldruck deutlich, den das 4055 maximal verdauen kann: 164 dB. 

DPA 4055 im Praxis-Test

Das Kick Drum Mic im Einsatz

Um den Qualitäten des DPA 4055 auf den Grund zu gehen, habe ich es nicht nur an zwei Bassdrum-Positionen, sondern auch an einem 12“ Tom und einer Snaredrum ausprobiert. Die kleine Bauweise macht Spaß, das Mikrofon ist leicht und handlich. Die asymmetrische Form ermöglicht kleine, aber manchmal entscheidende Anpassungen durch einfaches Drehen. Allerdings muss man etwas aufpassen, dass man das Korbgitter dabei nicht löst.

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Mehr Informationen

Linearer, detaillierter Sound im Inneren der 24“ Bassdrum 

Das DPA 4055 möchte zuallererst ein Bassdrum-Mikro sein, also beginnt dort der Praxistest. Zunächst positioniere ich es etwa sechs Zentimeter vor dem Beater-Auftreffpunkt meiner alten Yamaha Recording 9000 24“ x 14“ Bassdrum. Beim Schlagfell handelt es sich um ein Remo CS mit ordentlich Attack. Solo und ohne Bearbeitung abgehört, fällt sofort der natürliche, druckvolle Klang des 4055 auf. Mein EV 868, welches ich zu Vergleichszwecken verwendet habe, wirkt allerdings für sich genommen beeindruckender, hat scheinbar mehr Bassanteile und klingt „kompletter“. Dazu muss man sagen, dass DPA ausdrücklich darauf hinweist, dass die Neutralität des Testobjekts ein Entwicklungsziel war. Und so zeigt das 4055 mehr Details und Luftigkeit in den Mitten als das stärker „geschneiderte“ 868. Die Anwendung des Logic EQ mit Kickdrum-Preset liefert dann umgehend den typischen „Smiley“-Effekt, allerdings dreidimensionaler und detallierter als das 868. Ich habe euch zudem eine Version mit zusätzlichem Solomon Subkick-Mikrofon aufgenommen. 

Audio Samples
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DPA 4055, Kick inside, solo DPA 4055, Kick Inside, Kit DPA 4055, Kick inside, mit EQ, solo DPA 4055, Kick Inside, mit EQ, Kit DPA 4055, Kick Inside, mit EQ und Subkick, Kit EV 868, Kick inside, solo EV 868, Kick inside, Kit EV 868, Kick inside, mit Subkick, Kit

Am Bassdrum-Resonanzfell liefert das 4055 ein komplettes, gut formbares Signal

Was im Inneren der 24“ Bassdrum schon deutlich zu hören war, zahlt sich auch vor dem Resonanzfell einer baugleichen, aber kleineren 22“ Bassdrum aus. Das 4055 addiert hier einen hervorragenden, räumlichen und druckvollen Klang zum inneren Mikro. Auch das Vergleichsmikro, ein Sontronics DM-1B Kondensator-Bassdrum-Mikrofon kann tolle Ergebnisse liefern. Das 4055 ist allerdings eine Spur neutraler. Das äußert sich in natürlicheren, kompakter klingenden Einstreuungen. Das dürfte sich besonders in Kontexten bezahlt machen, wo die Band mit im Raum spielt.

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DPA 4055, Kick Outside, solo DPA 4055 Kick Outside, Kit Sontronics DM-1B, Kick Outside, solo Sontronics DM-1B, Kick Outside, Kit
Aufsicht
Fotostrecke: 4 Bilder Die kompakte Form erlaubt einfaches Ausrichten.

Am 12“ Tom klingt das DPA 4055 offen und voluminös 

Mit der an den Bassdrums gezeigten Klarheit und Neutralität empfiehlt sich das 4055 auch für andere Schallquellen. Zum Beispiel an einem 12“ Yamaha Recording 9000 Tom. Hier entpuppt es sich als eines der besten Tom-Mikros, die ich bisher gehört habe. Es klingt nicht nur sehr voluminös, es bildet auch alle anderen Elemente der Trommel außergewöhnlich präzise ab. Übersprechungen kommen sehr natürlich daher und besitzen überhaupt nicht den „Dosencharakter“ manch anderer Spezialisten in dieser Anwendung. Das – ebenfalls sehr gute – Beyerdynamic M201 kann hier nicht mithalten. 

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DPA 4055, Tom, solo DPA 4055, Tom, Kit Beyerdynamic M201TG, Tom, solo Beyerdynamic M201TG, Tom, Kit

Geht das Bassdrum-Mikro womöglich auch an der Snaredrum?

Unter Tonleuten gilt der Spruch, dass es keine schlechten Mikros gibt, nur die falschen Mikros für die Anwendung. Laut Bezeichnung sollte das 4055 für eine Schallquelle mit vielen Höhen und sehr schnellen Transienten nur mittelmäßig geeignet sein. Aber es kommt anders. Denn selbst an meiner Pearl Special Reserve Maple Snaredrum liefert der Schallwandler wirklich erstaunlich gute Sounds. Und zwar nicht nur „für ein Bassdrum-Mikro“, sondern allgemein. Mein Lieblingsmikrofon für Snares, das Telefunken M80, wird zwar nicht deklassiert, das 4055 glänzt allerdings mit grandioser Auflösung und den schon angesprochenen, sehr sauberen Übersprechungen. 

Audio Samples
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DPA 4055, Snaredrum, solo DPA 4055, Snaredrum, Kit Telefunken M80, Snaredrum, solo Telefunken M80, Snaredrum, Kit

Fazit

Die dänische Firma DPA ist berühmt für ihre hochauflösenden Kondensatormikrofone. Mit dem 4055 Kick Drum Microphone kommt nun ein ungewöhnlicher Spezialist in den Genuss der Technologie. Im Test kann das asymmetrisch designte, sehr kompakte Mikrofon mit hervorragenden Ergebnissen aufwarten, die weit über die Anwendung an Bassdrums hinausragen. Dank der reduzierten Empfindlichkeit und dem hohen Maximalschalldruck ist das Teil ohne Pad überall am Schlagzeug einsetzbar. Es überzeugt mit ungewöhnlichen detailreichen, druckvollen Klängen auch an Toms und sogar Snaredrums. Man erhält mit dem DPA 4055 ein Mikrofon, welches seinen Preis absolut wert ist und als High End Allrounder durchgehen kann. Absolute Ancheckempfehlung! 

  • Hersteller: DPA
  • Bezeichnung: 4055 Kick Drum Microphone
  • Wandlerprinzip: Kondensator, vorpolarisiert 
  • Richtcharakteristik: offene Niere
  • Finish: matt schwarz
  • Ausgang: XLR
  • Gesamtlänge: ca. 13,0 Zentimeter
  • Gesamtgewicht: ca. 277 Gramm (mit Halterung)
  • Zubehör: Karte mit QR-Code zur Anleitung, Case, zusätzliche Tasche
  • hergestellt in: Dänemark
  • Preis (UVP): € 560,- 
Bassdrummikrofon von DPA
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • hervorragende Auflösung
  • neutraler, räumlicher Sound an Bassdrums, Toms und Snaredrums
  • sehr gute Verarbeitung
  • gutes Preis-Leistungsverhältnis
Contra
  • keine Fixierschraube an der Halterung
Artikelbild
DPA 4055 Kick Drum Mic Test
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Markus sagt:

#1 - 25.11.2022 um 11:27 Uhr

0

Ist das jetzt die neue Referenz? Oder doch lieber RE320 oder Sontronics oder M82?

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