Anzeige

Zildjian A Avedis 2016 Cymbals Test

Die amerikanische Beckenfirma Zildjian bringt eine neue Beckenserie heraus, benannt nach dem Inhaber und Geschäftsführer Avedis Zildjian. Moment, da stimmt doch was nicht, die Avedis Serie gibt es doch schon lange, außerdem ist Avedis Zildjian der Dritte doch schon 1979 hochbetagt gestorben? Sehr richtig, allerdings ist es gerade absolut en vogue, einer bewegten Markengeschichte durch das Herausbringen alter Klassiker Tribut zu zollen. Bei der neuen A Avedis Reihe (die regulären Modelle heißen offiziell A Zildjian) handelt es sich demnach um optisch und technisch auf alt getrimmte Instrumente, die sich an jenen Modellen orientieren sollen, die Avedis Zildjian ab den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelt hat, um sein Unternehmen auf die wachsende Nachfrage nach Drumset-Becken vorzubereiten.

Zildjian_A_Avedis_Header


Bis zu dem Zeitpunkt wurden Becken nämlich in erster Linie im Marching- und Klassikbereich verwendet, in der Popularmusik waren sie als Puls- oder Akzentinstrumente noch eher wenig verbreitet. Das änderte sich mit der rasant steigenden Beliebtheit des Jazz in Amerika. Avedis Zildjian erkannte den Trend und arbeitete intensiv mit den damals aufstrebenden Jazzdrummern wie Papa Jo Jones und Chick Webb zusammen. In den folgenden Jahrzehnten wurden die Becken der Avedis-Serie immer wieder an die musikalischen Trends angepasst und um neue Modelle erweitert. Mit der A Avedis Serie stellt man nun eine kompakte Modellreihe vor, die sich zwar technisch an den regulären, modernen A Zildjian Becken orientiert, klanglich aber an die dünnen, handgemachten Avedis-Instrumente der 40er und 50er Jahre angelehnt sein soll. Helfen soll dabei nicht nur eine andere Art der Hämmerung, auch eine spezielle Oberflächenbehandlung soll dem klassischen Ton zuträglich sein. Ob ihr euch die Jagd nach den alten Originalen jetzt sparen könnt, lest ihr auf den folgenden Seiten.

Details

Dezente Logos und eine mattierte Oberfläche prägen das Erscheinungsbild

Mag es beim Studieren der Serienbezeichnung noch Verwirrung gegeben haben, schafft das Auspacken der Zimbeln schnell Klarheit: zumindest optisch haben die neuen A Avedis kaum etwas mit ihren normalen Geschwistern mit Namen A Zildjian gemein. Ein Grund dafür ist das leicht grau mattierte Erscheinungsbild der Becken. Was mit Istanbul Agops Om Reihe begann und kürzlich auch von Paiste bei ihren klassisch inspirierten Black Big Beat 2002 (LINK) Becken umgesetzt wurde, ist jetzt also auch bei Zildjian zu bestaunen. Es scheint sich hier um eine Art Graphitpulver zu handeln,welches in die Oberfläche des Beckens einpoliert wird. Jedem Exemplar liegt eine auf Karton gedruckte Empfehlung bei, auf Reinigungsmittel doch lieber zu verzichten. Insgesamt gibt es zur Zeit acht Modelle, drei Hi-Hats in 14, 15 und 16 Zoll, sowie fünf Crash/Rides in 18,19, 20, 21 und 22 Zoll. Aufgedruckte Typenbezeichnungen gibt es nicht bei den A Avedis, auf den Unterseiten findet sich stattdessen die jeweilige Größenangabe, eine eingravierte Seriennummer sowie das ab den 70er Jahren verwendete Hollow Logo, welches deutlich dezenter wirkt als die komplett schwarzen Zildjian-Schriftzüge. Auf den Oberseiten steht in geschwungenen Lettern der Name Avedis’, laut Zildjian ein Abzug seiner Signatur aus einem Pass von 1939. All dies trägt zu einem traditionellen Erscheinungsbild bei, welches an “gut abgehangene” Instrumente erinnert und nicht nur Vintage-Fans ansprechen dürfte. Mir persönlich gefällt es gut, natürlich gealterte Becken sehen allerdings doch noch etwas anders aus.

Fotostrecke: 5 Bilder Kein Beckenreiniger! Jedem A Avedis liegt eine Hinweiskarte bei

Die A Avedis Becken sind von unten gehämmert

Alle Becken wirken bezüglich ihrer Bearbeitung zunächst eher unauffällig, was nicht nur am feinen und nicht allzu tiefen Abdrehmuster liegt, sondern auch an der von oben kaum sichtbaren Hämmerung. Erst der Blick auf die Unterseiten offenbart eine deutliche, durchaus gleichmäßige Bearbeitung, welche mich tatsächlich ein bisschen an Zildjian Cymbals der 50er Jahre erinnert. Der Grund für diesen merkwürdig vertauschten Eindruck ist dann auch schnell ausgemacht: anders als die meisten anderen Becken, sind diese Instrumente nicht von der Oberseite gehämmert, sondern von unten. Interessant, man darf also auf den Praxisteil gespannt sein! Alle Testbecken sind übrigens einwandfrei verarbeitet.

Fotostrecke: 5 Bilder Gut zu erkennen: recht tiefe Hämmerung, hier beim 18er

Mit traditionellem Profil kommen 14er, 15er und 16er Hi-Hats daher

Mit klassischer Anatomie kommen die drei Test Hi-Hats daher, deren Gewichtung als medium-thin bezeichnet werden darf. 914 und 1132 Gramm bei der 14er, 1106 und 1430 Gramm bei der 15er und 1238 sowie 1526 beim 16 Zoll Modell lassen auf eine mittlere Tonlage und schnelle Ansprache schließen. Die deutlich schwereren Bottom-Becken sollen den getretenen Sound präsenter gestalten, bei den alten Originalen gab es diese Gewichtsunterschiede nicht. Alle drei Modelle verwenden die gleiche Kuppenform, welche recht stark konturiert ist, allerdings eher kompakt wirkt. Eine ähnliche Form findet man oft an Becken aus den 40er und 50er Jahren. Da die Größe der Kuppe bei allen Typen gleich ist, wirkt sie insbesondere an den 16er Exemplaren relativ klein. Bei der Formgebung des Profils ist eine Tendenz zum “Regenschirm” (umbrella profile) zu verzeichnen, was den Becken Stabilität und damit vermutlich auch einen höheren Grundton verleihen wird.

Fotostrecke: 5 Bilder Klassische, normal große Kuppe bei den Crash/Rides…

Die 18, 19, 20, 21 und 22 Zoll großen Crash/Ride-Becken besitzen die gleichen Kuppen

Was für die Hi-Hats gilt, finde ich auch bei den Crash/Rides wieder. Sowohl die Kuppenform als auch ihre Größe ist bei allen fünf Modellen identisch. Wie auch bei den Hi-Hats spricht Zildjian hier von einer Vintage-Form, ein direkter Vergleich des 20 Zoll Crash/Rides mit einem neuen A Zildjian Medium Ride gleicher Größe offenbart allerdings – wenn überhaupt – nur geringe Unterschiede im Profil. Interessanter ist die Tatsache, dass das reguläre A Zildjian Ride gute 200 Gramm schwerer ist. Mit 1326 Gramm beim 18er, 1575 Gramm beim 19er, 1912 Gramm beim 20er, 2128 Gramm beim 21er und 2580 Gramm beim 22er ist klar, dass diese, als Allround Cymbals ausgelegten, A Avedis Becken in die Kategorie thin fallen. Damit sollen sie sowohl als schnell ansprechende Crashes funktionieren als auch als ausreichend definierte Rides.

Anzeige

Praxis

Das “Avedis-Feeling” ist sofort spürbar

Samtig fühlen sich die neuen A Avedis Becken an, damit unterscheiden sie sich von der rauen Patina jahrzehntelang gespielter Originale. Bei Form und Gewicht stellt sich allerdings sofort das vertraute Gefühl ein, das das Hantieren mit alten “Aveden” so mit sich bringt. Einzig die Gewichte der Hi-Hat-Becken fallen etwas aus dem Rahmen, wenn man tatsächlich die Paperthin Typen der 50er Jahre als Referenz hernimmt. Diese Dinge werden allerdings zur Nebensächlichkeit, wenn der Sound stimmt. Die ersten Schläge zeigen: er stimmt. Natürlich sind Beckentests – zumindest, wenn es um die klangliche Beschreibung geht – etwas höchst Subjektives. Im Fall unserer Testobjekte ist die Sache allerdings einfach, denn es gibt nicht nur klare Vergleichsbecken – nämlich alte und neue Avedis-Becken -, sondern auch eine deutliche Zielsetzung seitens des Herstellers. Und die lautete, den Klang der alten Becken neu aufzulegen und um moderne Elemente zu ergänzen. Und das ist Zildjian wirklich überzeugend gelungen.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Im Vergleich mit den regulären, modernen A Zildjian Becken fällt sofort der reduzierte Obertongehalt auf. Während der mittige, leicht kehlige A-Sound in beiden Fällen sofort erkennbar ist, klingen die A Avedis Testbecken deutlich belegter und eben auch tiefer im Grundton als die Vergleichsmodelle neueren Datums. Dazu zählen in diesem Test etwa 15 Modelle aus den 80er Jahren bis heute, darunter Medium- und Ping Rides, New Beat Hi-Hats sowie ein Satz Becken aus den 60er Jahren, darunter eine 15er Hi-Hat. Wie bei allen alten Becken ist es auch im Falle von Zildjian gar nicht so einfach, wirklich gut klingende Exemplare zu finden. Viele sind zu dick (meist aus den 70ern und 80ern), manche haben ein harsches Obertonspektrum, manchen fehlt die Definition, anderen die Komplexität. All diese Exemplare hat sich Zildjian ganz offensichtlich nicht zum Vorbild für die neuen A Avedis genommen, denn hier dominiert ein sehr harmonisches Klangbild das Geschehen.

Die Hi-Hats klingen definiert mit klassischem Ton

Zunächst fällt mir auf, wie sauber alle drei Hi-Hat-Modelle beim Zutreten schließen. Die Folge ist eine tolle Definition beim geschlossenen Spiel, die allerdings nicht mit Schärfe erkauft wird, sondern rund und holzig, aber eben nicht matt klingt. Beim Öffnen erzeugen alle Modelle einen kehlig schlürfenden Sound, wie man ihn sehr oft auf alten Jazz- und Funk-Aufnahmen hört. Dieser ist nicht besonders laut, eher mittig-nasal, dabei aber schnell ansprechend und komplex. Daran dürften die recht dünnen Top-Becken, die etwas tiefere Hämmerung sowie die Beschichtung einen hörbaren Anteil haben. Im Vergleich mit einer modernen New Beat Hi-Hat zeigt sich auch hier deutlich der reduzierte Obertonanteil der A Avedis Instrumente. Interessanterweise besitzen alle drei Größen tatsächlich einen fast identischen Klangcharakter, sie unterscheiden sich praktisch nur in der Tonhöhe. Die 14er ist dabei am hellsten und durchsetzungsstärksten, Freunde eines – gerade bei Studioaufnahmen – etwas zurückhaltenderen Sounds dürften bei den größeren 15er und 16er Versionen fündig werden. Wer es gerne scharf und laut mag oder Fan eines modernen Funksounds à la David Garibaldi ist, wird mit den A Avedis Hi-Hats hingegen nicht unbedingt glücklich werden. Ich habe euch hier alle Modelle aufgenommen.

Audio Samples
0:00
A Avedis 14″ Hi-Hats – Solo A Avedis 14″ Hi-Hats – Groove A Avedis 15″ Hi-Hats – Solo A Avedis 15″ Hi-Hats – Groove A Avedis 16″ Hi-Hats – Solo A Avedis 16″ Hi-Hats – Groove

Die Crash/Rides sind echte Allrounder

Wer ein bisschen Erfahrung mit alten, guten Avedis Becken hat, findet den Grundsound hier schnell wieder: mittig, mit klaren, aber präsenten Obertönen. Als klassische Akzent-Crashes funktionieren natürlich besonders das 18er und 19er sehr gut, hier gefällt mir besonders, wie gut sie sich dynamisch kontrollieren lassen. Nach dem Anschlag öffnen sie zügig und können einen sehr massiven Körper entwickeln, wenn man kräftig reinhaut. Gleichzeitig lassen sie sich sehr gut als Ride auf der Schulter spielen, die großen Kuppen addieren, neben Klarheit, auch einen verwendbaren Bellsound.

Audio Samples
0:00
A Avedis 18″ Crash/Ride – Solo A Avedis 18″ Crash/Ride – Groove A Avedis 18″ Crash/Ride – Jazzy A Avedis 19″ Crash/Ride – Solo A Avedis 19″ Crash/Ride – Groove A Avedis 19″ Crash/Ride – Jazzy A Avedis 18″ u. 19″ Crash/Ride – Groove

Ab 20 Zoll tendiert die Anwendung natürlich eher Richtung Ride, besonders das 21er erzeugt allerdings auch einen großartigen, rauchig-komplexen Crash, der in allen meinen aktuellen Projekten eine sehr musikalische Figur gemacht hat. Bei der Stickdefinition ist bei allen fünf Modellen eine unaufdringliche Silbrigkeit zu vernehmen, die auch nach kräftigen Profilschlägen schnell wieder hörbar wird. Die Abstimmung aller Testbecken untereinander ist sehr gut gelungen, der einzige Ausreißer ist hier das 22er, welches dem 21er tonal sehr nahe kommt. So nahe, dass ich beim Abhören der Soundfiles im ersten Moment an einen Benennungsfehler glaubte. Zildjian weist allerdings darauf hin, dass es bei den A Avedis Modellen zu stärkerer Streuung kommen kann. Insgesamt sind dies tolle Becken für Fans eines klaren, aber musikalischen Sounds. Wer dem gepflegten Trash und Wobble huldigt, ist bei den A Avedis allerdings nicht an der richtigen Adresse. Ich habe euch alle Becken jeweils alleine, im rockigeren Groove-Kontext sowieso etwas jazziger gespielt aufgenommen. Wie bei den Crash/Rides habe ich euch zum Abschluss auch hier ein File mit allen drei Größen im direkten Vergleich aufgenommen.

Audio Samples
0:00
A Avedis 20″ Ride – Solo A Avedis 20″ Ride – Groove A Avedis 20″ Ride – Jazzy A Avedis 21″ Ride – Solo A Avedis 21″ Ride – Groove A Avedis 21″ Ride – Jazzy A Avedis 22″ Ride – Solo A Avedis 22″ Ride – Groove A Avedis 22″ Ride – Jazzy A Avedis 20″, 21″ u. 22″ Ride – Solo
Anzeige

Fazit

Zildjian bietet mit den neuen A Avedis Becken toll klingende Instrumente nicht nur für die Fans des klassischen Avedis-Klangs der 50er und 60er Jahre. Auch für Trommler, die zwar einen eher unaufdringlichen Sound bevorzugen, denen aber einige der modernen, stark gehämmerten Becken zu trashig und dunkel klingen, könnte Zildjians neues Angebot das Richtige sein. Eine große Stärke der insgesamt acht Modelle ist auch ihr sehr breites Einsatzgebiet. So machen die Hi-Hats und die Crash/Rides sowohl in Backbeat-orientierten Kontexten wie Rock, Funk, Hip Hop oder auch Elektronika, als auch im weiten Feld des Jazz Spaß. Für sehr laute, moderne Stile dürften zumindest die Hi-Hats allerdings nicht die erste Wahl sein. Wer also musikalisch abgestimmte Becken mit Vintage-Einschlag sucht und sich nicht vom doch recht deutlichen Preisaufschlag zu den regulären A Zildjians abschrecken lässt, sollte die neuen A Avedis Becken unbedingt mal anspielen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • klassische, sehr musikalische Sounds aller Modelle
  • sehr breites Einsatzgebiet
  • schöne Abstimmung aller Becken untereinander (Ausnahme siehe Contra)
  • sehr gute Verarbeitung
Contra
  • deutlicher Preisaufschlag zu den regulären A Zildjians
  • das 22er und das 21er liegen tonal sehr dicht beieinander
Artikelbild
Zildjian A Avedis 2016 Cymbals Test
Für 549,00€ bei
Klassischer Look, toller Sound: die neuen A Avedis Becken können überzeugen
Klassischer Look, toller Sound: die neuen A Avedis Becken können überzeugen
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Zildjian
  • Serie: A Avedis
  • Material: B20
  • Klangcharakteristik: hell, durchsetzungsstark
  • Gewicht: thin
  • Herstellungsland: USA
  • PREISE (UVP):
  • Hi-Hats 14“: 578,00 EUR
  • Hi-Hats 15“: 630,00 EUR
  • Hi-Hats 16“: 701,00 EUR
  • Crash/Ride 18“: 423,00 EUR
  • Crash/Ride 19“: 459,00 EUR
  • Crash/Ride 20“: 475,00 EUR
  • Crash/Ride 21“: 523,00 EUR
  • Crash/Ride 22“: 571,00 EUR

Seite des Herstellers: https://zildjian.com/

Hot or Not
?
Zildjian_A_Avedis_Header Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Profilbild von Reiner

Reiner sagt:

#1 - 22.08.2016 um 21:31 Uhr

0

Toller Test, "Nicht gerade günstig" ist eine zurückhaltende Formulierung. Ich wollte sie demnächst mal in Ibbenbüren anspielen, bin gespannt!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Meinl Polyphonic Brilliant 15" Hi-Hat #meinlcymbals
  • Best Meinl Cymbals for 2025? Polyphonic Brilliant Review & Sound Demo
  • 🎧 Zultan Rock Beat Cymbals Review | Are They Still Worth It in 2025?