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Wes Audio Dione Test

Die „Next Generation 500 Serie“ von Wes Audio bekommt Zuwachs – und zwar in Form des Buskompressormoduls Dione, eine VCA-Dynamikeinheit.

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In der griechischen Mythologie ist Dione die Mutter der Aphrodite, und man nimmt an, dass sie ursprünglich gar als weibliche Entsprechung des Zeus galt, sie wandelte also ganz oben auf dem Olymp. Gleiches kann man auch für das Vorbild des Wes-Moduls feststellen. Denn was sich optisch auch nicht verhehlen lässt, Pate für das Dynamikwerkzeug hat der ehrwürdige SSL-Buskompressor gestanden, ein frühes VCA-Prachtstück. Zunächst mit DBX-VCAs ausgestattet, ist der SSL-Stereocomp ein Kind der 70er, so richtig berühmt wurde er aber in den frühen 80ern, als die SSL-Konsolen der 4000er-Reihe ihren Siegeszug antraten – und diese Dynamikeinheit als Buskompressor mit an Bord war. „Sounds like a record“ ist seit diesen Tagen das ultimative Qualitätssiegel für einen Stereokompressor, war dies doch oftmals die letzte klangbestimmende Baugruppe, die einen Mix von seinem Mastermedium trennte.

Details

Wes’ ng500 mit digitaler Steuerung

Verschiedene Hersteller entwickeln ähnliche Konzepte, doch Wes Audio hat sich hier besonders weit exponiert: Mit den Geräten der „Next Generation 500“-Serie (ng500) soll endlich zusammenwachsen, was zusammengehört, und zwar die analoge und die digitale Welt des Tonstudios. Mit vollanalogen Signalwegen ausgestattet, liefern die Wes-Module den klassischen Sound, den man von einer 500-Kassette erwartet, aber sie bieten dazu eine digitale Steuerung und Bedienoberfläche, die über ein Plug-in aus jeder DAW angesprochen werden kann: Mithin soll hier das beste beider Welten angeboten werden, analoger Sound mit Total Recall und bequemer DAW-Einbindung. Zu diesem Zweck verfügen die ng500-Module über eine Mini-USB-Buchse auf der Frontplatte. Wer kein Freund von USB-Kabeln vor dem Rack ist, der kann auch den Modulträger Titan von Wes Audio erwerben. Dieser bietet 10 Slots in einem 19“-Gehäuse, und die ng500-kompatiblen Kassetten können hier dann über eine rückseitig angebrachte Ethernet-Schnittstelle angesprochen werden.

Fotostrecke: 4 Bilder Im Titan-Rack fühlen sich WES-Module besonders wohl – aus gutem Grund.

SSL-Anleihen offensichtlich

Doch zurück zu Dione: Das charakteristische VU-Meter verrät bereits auf den ersten Blick die SSL-Ahnenreihe, und auch ansonsten bietet die Frontplatte viele bekannte Bedienelemente. Die Parameter Threshold (±20 dB), Wet/Dry-Mix sowie Make-up (+20 dB) sind mit weißen LED-Kränzen kodiert, welche den jeweiligen Wert anzeigen. Denn hier handelt es sich nicht um herkömmliche Potis, sondern um Drehgeber, welche die digitale Steuerungsebene der eigentlichen analogen Audioschaltung beeinflussen. Dazu gibt es die für ein Gerät dieser Bauart typischen Zeitkonstanten, und zwar 0,1, 0.3 ,1 ,3 ,10 und 30 ms für den Attack sowie 0,1, 0,3, 0,6, 0,9, 1,2 plus eine Auto-Funktion für die Release.
Der Kompressor arbeitet mit den Raten 1,5:1, 2:1, 4:1 und 10:1 und bietet darüber hinaus noch ein paar Zusatzfunktionen. Ein Sättigungsschaltkreis bietet wahlweise 1% und 4% THD, und ein Sidechain-Filter bietet die Eckfrequenzen 60, 90 sowie 150 Hz. Dazu gesellen sich noch zwei spezielle Tilt-Filter, die nicht nur auf den Tiefbass des Detektorsignals Einfluss nehmen. Angenehmer Nebeneffekt der digitalen Steuerung ist, dass das Modul selbst bereits über die beiden Presets A und B verfügt, auf Knopfdruck also zwei völlig unterschiedliche Settings abgespeichert und abgerufen werden können. Sämtliche dieser Schaltfunktionen werden über grüne LEDs visualisiert.

Der Dione orientiert sich am SSL-Buskompressor.
Der Dione orientiert sich am SSL-Buskompressor.

Blechwinkel etwas dünn

Mit der weißen Frontplatte, dem kühl-weiß per LED beleuchteten VU-Meter sowie den grünen und weißen LEDs um die Bedienelemente gibt sich das Modul einen klaren, modernen Look, bei dem doch die Vintage-Provenienz unverkennbar bleibt. Insgesamt erscheint die Hardware wertig, jedoch mit einem kleinen Manko: Das Modul kommt in offener Bauform, und als tragende Struktur, also als Rückgrat, kommt ein L-förmiger Blechwinkel zum Einsatz, an dem die Steuerungskomponenten der Frontplatte sowie die beiden Platinen der Audioschaltung montiert wurden. Dieser Blechwinkel ist jedoch nicht starr genug, so dass es, weil er sich dabei etwas durchbiegt, zum Geduldsspiel wird, das Modul in einen Träger einzuschieben – vor allem dann, wenn die Messerleistenkontakte etwas schwergängig sind. Sobald das Modul einmal fest installiert ist, sind hier keine weiteren Probleme zu erwarten, aber für die einfache Installation hätte man dem Modul etwas mehr Metall auf den Rippen spendieren dürfen.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Modul ist zweistöckig aufgebaut.

THAT-Baustein wie im Original

Versöhnlich stimmt einen dann jedoch der interne Aufbau. Die ganze Schaltung ist sehr sauber aufgebaut, und zwar mit einem Mix aus SMD- und konventionellen Komponenten. Herzstück der Kompressorschaltung ist der 2181C-Baustein von THAT, welcher sowohl im Audioweg als auch im Sidechain verbaut wurde, und in praktisch allen Kompressoren des SSL-Typs zum Einsatz kommt, inklusive der Original-Unit von Solide State Logic selbst.

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Praxis

Wes Audio verdient ein weiteres Lob

Ein weiteres Mal muss ich Wes Audio ein Lob aussprechen für die hervorragend gelungene Analog/Digital-Anbindung. Über das ng500-System lassen sich die Hardware-Prozessoren hervorragend in ein Software-Setup einbinden, inklusive der Möglichkeit, die Parameter zu automatisieren, was ganz neue Möglichkeiten zur Verfügung stellt. Auch die Oberflächen des Modules sowie des Plug-ins erklären sich von selbst. Die vielen verschiedenen Bedienelemente wurden gut sortiert und durch verschiedenfarbige LEDs übersichtlich voneinander getrennt: Gainstaging weiß, Schaltfunktionen grün.  

GUI des Dione-Plug-Ins
GUI des Dione-Plug-Ins

LED-Wermutstropfen

Dennoch gibt es bei den LEDs einen kleinen Wermutstropfen: Wes Audio hat speziell die weißen LEDs mittlerweile etwas gedimmt (und auch im Mimas dimmbar gemacht!), aber beim Verstellen eines Parameters springen sie wieder auf ihre volle Helligkeit – selbst in einer Tageslicht-Regie kann das unangenehm ins Auge stechen. Drückt man den Bypass-Button mehr als zwei Sekunden, so springt das Gerät in den Single-LED-Modus, zeigt also keine vollen Kränze mehr an, sondern ausschließlich den aktuellen Wert, allerdings wieder mit voller Helligkeit. Wird dieser Modus etwas heruntergedimmt, dann wäre ich, was dies betrifft, fast zufrieden.

Dione im Series-500-Rack während des Testbetriebs
Dione im Series-500-Rack während des Testbetriebs

Saubere, klare Resultate

Klanglich hingegen kann Dione voll und ganz überzeugen. Wie von einem SSL-artigen Prozessor zu erwarten, klingt der Kompressor knackig, offen und präsent und er reagiert mit einer zackigen Drahtigkeit auf das Eingangssignal. Dies überrascht auch nicht, denn dies sind exakt die Eigenschaften einer VCA-Schaltung mit Vorwärtsregelung, die auf dem klassischen THAT-Chip basiert. Wie auch bei SSL selbst ist das Regelelement hier in eine übertragerlos elektronisch symmetrierte Schaltung eingebettet, und das sorgt für die sauberen, klaren Resultate. Klar, ein Kompressor/Limiter des 1176-Typs bringt mehr Farbe ins Geschehen, aber da handelt es sich ja auch um ein komplett anderes Design. Die Dione-Unit bietet sich dagegen immer dann an, wenn effektive, schnelle, kräftige Kompression gefragt ist, ohne dass der Grundklang an sich zu sehr verändert wird. Hier ist die Dynamikbearbeitung also mehr ein Werkzeug, ein Mittel zum Zweck, und weniger die drastische Soundkeule.

Audio Samples
0:00
Drums Original Drums, 10:1, Attack 0,1, Release 0,1, Mix 100% Drums, 10:1, Attack 10, Release 0,1, Mix 100% Drums, 10:1, Attack 10, Release 0,1, Mix 100%, High THD  Drums, 10:1, Attack 0,1, Release 0.1, Mix 50%, High THD, starke Pegelreduktion  Drum-Room Original Drum-Room 10:1, Attack 0,1, Release 0,1, Mix 100% Drum-Room 10:1, Attack 0,1, Release 0,1, Mix 100%, THD High Drum-Room 10:1, Attack 0,1, Release 0,1, Mix 100%, THD High, volle Pegelreduktion Drum-Room 10:1, Attack 0,1, Release 0,1, Mix 50%, THD High, volle Pegelreduktion Mix Original Mix 1,5:1, Attack 30, Release 0,1, Mix 100% Mix 1,5:1, Attack 30, Release 0,1, Mix 100%, SC-Filter 150 Hz Mix 2:1, Attack 30, Release Auto, Mix 100%, SC-Filter 150 Hz Mix 4:1, Attack 30, Release 0,1, Mix 500%, SC-Filter 150 Hz, starke Pegelreduktion Mix 4:1, Attack 30, Release 0,1, Mix 500%, SC-Filter 150 Hz, Medium THD, starke Pegelreduktion

Kann auch kräftig verdichten

Nichtsdestotrotz kann auch Dione die Krallen ausfahren, und zwar mit schnellen Zeitkonstanten. Dann werden beispielsweise Drum-Räume überaus kräftig und effektiv verdichtet, dank der Wet/Dry-Kontrolle gelingt auch Parallelkompression, bei der man das Gerät dann durchaus etwas weiter ausfahren darf, im Handumdrehen. Auch dies bietet gewissermaßen das Beste beider Welten: Stark verdichteter Beckenausklang und heftig zusammengestauchte Raumanteile, während die Luftigkeit und Natürlichkeit sowie der ursprüngliche Punch der Transienten trotzdem erhalten bleiben.  

Der Dione kann auch subtil arbeiten

Mit einer Rate von 1,5:1 kann der Kompressor auch ausreichend subtil für delikatere Summensignale eingreifen, das Sidechain-Filter dient hier dann der zusätzlichen Verfeinerung. Gerade bei längeren Attackwerten kommen die Transienten schön punchy nach vorne: Dies ist eine Spezialanwendung von VCA-Kompressoren, und auch mit Dione gelingt diese in gewohnter Manier. Die THD-Funktion schließlich bringt dann doch noch etwas Schmutz ins Spiel, allerdings ebenfalls in eher vorsichtigen Dosen. Übertreiben kann man es hier nicht, wohl aber bestimmten Signalen noch einen gewissen crunchy Kick mitgeben.

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Fazit

Unterm Strich bietet Wes Audio hier also ein ziemlich prall geschnürtes Paket: Dione kommt als voll ausgestatteter VCA-Stereokompressor daher, funktional bleiben keine Wünsche offen. Die Fernsteuerung ist „next level“, die Klangeigenschaften äußerst solide. Hier hält man kein Soundmonster in den Händen, aber das ist bei diesem Schaltungskonzept auch nicht zu erwarten gewesen. Vielmehr präsentiert sich das Gerät als vielseitiges, klanglich sauberes Dynamikwerkzeug für die Summen-, Subgruppen- und Einzelsignalbearbeitung. Wenige konstruktive Wermutströpfchen können das Gesamtbild nicht trüben – der Kaufpreis geht angesichts des Gebotenen sehr in Ordnung.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Klangeigenschaften Vielseitigkeit Plug-in-Fernsteuerung
  • einfache Bedienung trotz zahlreicher Zusatzfunktionen
  • neuartiges Konzept
Contra
  • Modul mechanisch nicht ganz ausgereift
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Wes Audio Dione Test
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