Warwick RB Fortress 4 BRTS Test

Die älteren Semester unter euch werden sich vielleicht noch an die erste Generation des Warwick Fortress erinnern. Dieser Schraubhals-Bass kam 1993 auf den Markt und wurde von vielen Tieftönern für seine hervorragende Ergonomie und der beachtlichen klanglichen Flexibilität geschätzt. Lieder verschwand der Fortress Ende der 90er-Jahre bereits wieder aus dem Programm der deutschen Bassschmiede und kaufwilligen Bassisten blieb lange Zeit nur die mühsame Suche auf dem Gebrauchtmarkt. Wer sich heutzutage für das markante Modell interessiert, wird erfreulicherweise in der Rockbass-Serie fündig: Warwick bietet den Fortress nämlich seit einiger Zeit als preisgünstige in China gefertigte Version als Vier- und Fünfsaiter an, sodass auch Bassisten mit begrenztem Budget in den Genuss des Warwick-Klassikers kommen. In diesem Test knöpfen wir uns einen viersaitigen Rockbass Fortress in der eleganten Finish-Variante “Red Burgundy Transparent Satin” vor.

Warwick_RockBass_Fortress_4_String_BR_TS_004_FIN

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Weitere Informationen

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Details

Das eigenwillige Fortress-Design mit dem ausladenden oberen Korpushorn trifft vielleicht nicht jedermanns Geschmack, aus ergonomischer Sicht ist die Korpusform aber ohne Zweifel sehr gelungen: Das lange obere Horn ermöglicht die perfekte Balance des relativ kompakten Basses, die hohen Lagen sind bis zum 24. Bund problemlos zugänglich, und zahlreiche ausgiebige Shapings sorgen dafür, dass an Arm und Körper keine unangenehmen Druckstellen entstehen.
Der Korpus besteht aus altbewährter Esche, als Finish kommt bei meinem Testexemplar eine transparente, seidenmatte Lackierung in Dunkelrot zum Einsatz (Red Burgundy Transparent Satin). Für den aufgeschraubten Hals wurden drei Streifen Ahorn mit zwei Furnieren aus Ekanga verleimt, das dicke Griffbrett besteht aus harter Wenge. Im Griffbrett parken 24 extrahohe Bünde aus Neusilber und zur Lagenorientierung gibt es kleine Punkteinlagen an der oberen Flanke. Die stabile Halskonstruktion wurde mit vier in Hülsen sitzenden Schrauben am Korpus befestigt und sitzt – nicht zuletzt dank einer super exakt gefrästen Halstasche – wirklich bombenfest.

Fotostrecke: 4 Bilder Auch wenn die Form des Fortress mit ihrem …

Die Hardware-Komponenten der Rockbass-Modelle stammen aus Warwick-eigener Fertigung und machen durch die Bank einen sehr soliden Eindruck. Die vier gekapselten Stimmmechaniken auf der Kopfplatte laufen geschmeidig und halten zuverlässig die Stimmung, und die zweiteilige Brückenkonstruktion erlaubt eine komfortable Anpassung der Saitenhöhe, der Intonation und sogar der Saitenabstände.

Fotostrecke: 5 Bilder Sämtliche Hardware stammt bei diesem Modell …

Besonders clevere Lösungen hat sich Warwick für den Sattel sowie für den Zugang zum Halsstab einfallen lassen: Der Just-A-Nut III-Sattel kann mit zwei versenkten Schrauben in der Höhe verändert werden, sodass aufwändiges Feilen der Kerben zur Anpassung der Saitenhöhe überflüssig wird. Wirklich praktisch ist aber auch der kleine Schnappverschluss an der Kopfplatte, der den Zugang zum Truss-Rod deutlicher schneller und bequemer ermöglicht als die herkömmlichen Schraubdeckellösungen.

Fotostrecke: 2 Bilder Am Headstock des Warwick Rockbass Fortress befinden sich der berühmte …

In Sachen Tonabnehmer setzt Warwick bei der Rockbass-Serie ausschließlich auf die Produkte der Firma MEC. Bei meinem Testkandidaten wurde in der Halsposition ein aktiver MEC Splitcoil-Pickup verbaut, in der Stegposition sitzt ein aktiver MEC Singlecoil-Pickup. Der mit einem flexiblen P/J-Setup ausgestattete Fortress sollte also typische Precision- und Jazz-Bass-Sounds liefern.
Die MEC-Tonabnehmer reichen das Signal an eine aktive Elektronik weiter, die einen Zweiband-Equalizer für Bässe und Höhen bietet. Geregelt wird die Elektronik im Cockpit des Fortress mit einem Volume-Regler, einem Balance-Regler, und natürlich den beiden EQ-Reglern. Der Equalizer kann darüber hinaus mit einem Zug am Lautstärkeregler umgangen werden. Wirklich passiv und ohne Batterie lässt sich der Fortress allerdings leider nicht spielen, zumal ja auch die aktiven MEC-Tonabnehmer immer Strom benötigen. Zum Betrieb genügt eine 9-Volt-Batterie, die im rückwärtigen Elektronikfach untergebracht ist und dank des praktischen Schnappdeckels im Notfall blitzschnell ausgetauscht werden kann.

Fotostrecke: 5 Bilder Pickupmäßig wurde der Fortress mit einem MEC Preci- …

Praxis

Dass der Fortress hervorragend ausbalanciert am Gurt hängt, habe ich ja bereits eingangs erwähnt. Durch die perfekte Balance fühlt sich der Viersaiter zudem etwas leichter an, als er in Wahrheit ist. Ich hätte meinen Testbass deutlich unter 4 kg eingeschätzt, in der Tat bringt er aber sogar etwas mehr als 4 kg auf Waage – ein mittleres Gewicht für einen Longscale-Viersaiter. Die ausgewogene Gewichtsverteilung macht sich natürlich auch sehr positiv beim Spielen im Sitzen bemerkbar. Auf dem Oberschenkel platziert, behält der Bass seine Position und kann ohne unnötigen Kraftaufwand über lange Zeit entspannt gespielt werden.
Zum hohen Spielkomfort des Fortress trägt aber auch nicht zuletzt der schlanke Hals mit seiner geschmeidigen Satin-Finish-Haptik seinen Teil bei. Das durchweg positive Bild wird lediglich leicht von minimal seitlich hervorstehenden Bünden getrübt – die Enden könnten noch etwas penibler abgerundet sein, denn dann wäre das Spielgefühl einfach absolut perfekt! Aber abgesehen davon kann ich dem Fortress in Sachen Ergonomie und Spielkomfort ausschließlich Bestnoten geben: Ich habe in dieser Preisklasse tatsächlich selten einen Bass in den Händen gehabt, der sich derart bequem und leicht spielen lässt!

Die Bestnoten in Sachen Ergonomie und Bespielbarkeit hat sich der Fortress absolut verdient!
Die Bestnoten in Sachen Ergonomie und Bespielbarkeit hat sich der Fortress absolut verdient!

Klanglich macht mein roter Testkandidat aus China bereits trocken einen super gesunden Eindruck – er spricht schnell an und verfügt in allen Lagen über ein sattes, gleichmäßiges Sustain. Ausschlaggebend ist natürlich die Performance am Amp, und zur Beurteilung gibt es wie immer einige Audiobeispiele. Im ersten Clip hören wir uns den Fortress ohne Verwendung des Onboard-Equalizers mit dem Balance-Regler in Mittelstellung an – beide Tonbanehmer sind also gleich laut:

Audio Samples
0:00
Beide Pickups, Flatstellung

Wow, dieser Rockbass Fortress liefert aus dem Stand einen extrem tragfähigen und durchsetzungsstarken Sound mit einer modernen Note. Damit kann man wirklich in nahezu jeder Stilistik bestehen, denn das satte Fundament wird schön definiert abgebildet; präsente Hochmitten sowie ausgewogene Höhen sorgen für eine gute Ortbarkeit im Bandsound.
Ein typisches P/J-Setup kann sowohl Precision- als auch Jazz-Bass-Sounds liefern und bietet damit sehr viel Flexibilität. Um zu hören, wie viel Preci im Rockbass Fortress steckt, habe ich für die nächste Aufnahme mit dem Balance-Regler komplett auf den Halstonabnehmer geblendet:

Audio Samples
0:00
Hals-Pickup, Flatstellung

Keine Frage, der Preci-Charakter ist eindeutig erkennbar, der aktive MEC-Spiltcoil klingt allerdings etwas kühler und moderner als ein typischer passiver Split-Coil. “Preci on Steroids”, würde ich das mal nennen.
Wenn man die Höhen mit dem Onboard-Equalizer ordentlich absenkt, wird der Sound erwartungsgemäß geschmeidiger und etwas vintage-artiger, wie ihr im folgenden Audiobeispiel hören könnt.

Audio Samples
0:00
Neck-Pickup, Treble-Cut
Tolle Bespielbarkeit bis in die hohen Lagen dank ausgiebiger Shapings und Cutaways!
Tolle Bespielbarkeit bis in die hohen Lagen dank ausgiebiger Shapings und Cutaways!

Jetzt gehen wir mal in die andere Richtung und hören uns den Stegtonabnehmer im Solomodus an. Der Singlecoil sitzt relativ nahe (5 cm / 70’s Spacing) am Steg und greift nicht allzu viele Bässe ab. Für die Aufnahme habe ich deshalb die Tiefbässe mit dem Bass-Equalizer der Rockbass-Elektronik angehoben. So eingestellt liefert der Fortress den Jazz-Bass-typischen “Jaco Sound” – allerdings auch hier wieder etwas moderner und “glatter” als bei einem passiven Vintage-Jazz Bass.

Audio Samples
0:00
Bridge-Pickup, Bass-Boost

Der Equalizer des Fortress packt an den richtigen Frequenzpunkten an und liefert schöne Ergebnisse. Im Zusammenspiel mit der P/J-Konfiguration von MEC sollte man allerdings bei der Dosierung beider Bänder vorsichtig vorgehen, die Bässe werden für die Praxis sonst schnell zu fett und im oberen Bereich kann es schon mal etwas harsch klingen. Mit offenen Ohren und Feingefühl kommt man aber zu sehr überzeugenden Ergebnissen, wie ihr im letzten Beispiel im Slap-Style hören könnt. Für den Slapsound mit beiden Tonabnehmern habe ich die Bässe und die Höhen zu jeweils 50 Prozent geboostet:

Audio Samples
0:00
Beide PU, Bass-Boost, Treble-Boost, Slap
Ob man die aktive Elektronik nun benutzt oder nicht - der Warwick Fortress hat wirklich jederzeit tolle Sounds abrufbereit!
Ob man die aktive Elektronik nun benutzt oder nicht – der Warwick Fortress hat wirklich jederzeit tolle Sounds abrufbereit!

Fazit

Der Warwick Rockbass Fortress 4-Saiter ist wirklich ein rundum gelungener Bass! Dank seiner hervorragenden Ergonomie und dem schlanken, komfortablen Hals spielt sich der Viersaiter kinderleicht und klanglich überzeugt der flexible Fortress mit transparent-modernen Sounds, die in sämtlichen Stilistiken eingesetzt werden können. Bemerkenswert ist außerdem die hohe Material- und Verarbeitungsqualität, die Warwick selbst in der relativ preisgünstigen Rockbass-Serie aus Fernost zu liefern vermag. Ich empfehle deshalb jedem Tieftöner, der einen bezahlbaren Allround-Viersaiter sucht, eine ausgiebige Probefahrt mit dem Warwick Rockbass Fortress 4 zu machen – es lohnt sich wirklich!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sehr gute Ergonomie,
  • hoher Spielkomfort
  • tadellose Verarbeitung
  • solide, hochwertige Hardware
  • flexibles P/J-Setup mit klaren, modernen Sounds
  • effektiver Equalizer
Contra
  • raue Bundkanten beim Testexemplar
Artikelbild
Warwick RB Fortress 4 BRTS Test
Für 999,00€ bei
Warwick_RockBass_Fortress_4_String_BR_TS_007_FIN
Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Warwick
  • Modell: RockBass Fortress 4
  • Herstellungsland: China
  • Mensur: 34“; Long Scale
  • Korpus: Esche, Red Burgundy Transparent Satin
  • Hals: dreistreifig laminierter Ahorn Hals mit Ekanga-Furnierstreifen,
  • Bolt-On-Konstruktion, Wenige-Griffbrett, 20″-Radius, 24 extra hohe Neusilber-Jumbobünde, Sattelbreite: 38,5 mm
  • Tonabnehmer: aktive MEC P/J Tonabnehmer
  • Elektronik: aktive RockBass Zweiband-Elektronik
  • Regler: Volume (Push/Pull EQ-Bypass), Balance, Treble, Bass
  • Hardware: gekapselte Warwick-Mechaniken, zweiteilige Warwick-Brücke (Saitenabstand 19 mm), Just a Nut III Tedur-Sattel, verchromt
  • Saiten: Warwick RED Strings (42200 M) .045“-.105″
  • Zubehör: Warwick Security Locks, Manual, Werkzeug inkl. Sechskant-Halsstab-Schlüssel
  • Gewicht: ca. 4,1 kg
  • Preis: 849,- Euro (Ladenpreis im April 2019)
Hot or Not
?
... ausladenden oberen Korpushorn nicht jedermanns Geschmack trifft:

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Sire Marcus Miller F10-6 NT - Sound Demo (no talking)
  • First notes on the Sire Marcus Miller F10-6 NT #shorts #sirebass #marcusmiller #siremarcusmillerf10
  • First notes on the Marleaux Consat Custom Bolt-On #bassguitar #marleaux #bass #bassbonedo