Universal Audio Apollo x4 Test

Erst vor kurzem geleakt und schon bei uns! Das neue Thunderbolt-3-Audiointerface Apollo x4 von Universal Audio rundet die X-Serie ab und ist gleichzeitig das Topmodell der mobilen Interfaces, neben dem ebenfalls neuen Twin X und dem nochmal kleineren Arrow.

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Details

Einordnung


Das Universal Audio Apollo x4 ist ein Desktop-Audiointerface (192 kHz/24 Bit) mit Thunderbolt-3-Anschluss für Windows und macOS. Es verfügt über zwölf Eingangskanäle sowie 18 Ausgänge und gehört – wie auch das neue Twin X – zur X-Familie, die bisher nur 19-Zoll-Interfaces wie das x6, x8(p) und x16 kannte.

Elegant und hochwertig verarbeitet: das Apollo x4 von Universal Audio.
Elegant und hochwertig verarbeitet: das Apollo x4 von Universal Audio.

Wie alle UA-Interfaces verfügt auch das x4 über integrierte DSP-Prozessoren, welche für die proprietären UAD-2 Effekte essenziell sind. Das x4 ist mit vier DSPs (also Quad Core) ausgestattet, kleinere oder größere Konfigurationen gibt es aktuell nicht. Die beiden neuen mobilen Interfaces bringen die verbesserten Wandler mit und sehen dem alten Twin Mk2 ähnlich, das x4 ist nur entsprechend breiter. Bus-powered wie das mobile Arrow sind die beide nicht, ein passendes Netzteil wird mitgeliefert. Das nicht gerade günstige Thunderbolt-3-Kabel fehlt wie immer.

Vier Unison-Inputs


Das Apollo x4 bietet rückseitig vier analoge Eingänge mit XLR/TRS-Combos die allesamt mit Unison-Preamps ausgestattet sind. Zwei davon verfügen über einen Instrumenteneingang an der Front. Umgeschalten wird zwischen Line oder XLR in der Software oder am Gerät selbst, eingesteckte Instrumentenkabel an der Front erkennt das x4 aber selbst.

Fotostrecke: 2 Bilder Sechs analoge Ausgänge, vier XLR/TRS-Inputs mit Unison-Preamp und ein Optical I/O finden sich auf der Rückseite ein.


Die Preamps bieten bis zu 65 dB Gain und alle erdenklichen Preamp-Features wie Low Cut, Pad, 48 Volt Phantompower, Phasenumkehr und Stereo-Link. Die Möglichkeit, mit einer Impedanzanpassung auf gemodelte Vorverstärker, Amps und Effekte des UAD-2-Kosmos noch authentischer zu reagieren, gibt es ebenfalls.
Hinzu kommt ein optischer I/O, der via ADAT bis zu acht weitere Kanäle liefert, was in Summe dann zwölf macht. S/PDIF kann der Optical auch, sogar SR-Conversion ist vorgesehen. Ein eingebautes Talkback-Mikrofon für die Kommunikation mit Künstlern gibt es ebenfalls, das zählen wir allerdings nicht als Eingang.

Zehn analoge Ausgänge


Ausgangsseitig gibt es sechs Line Outs mit symmetrischen 6,35mm-TRS-Buchsen sowie zwei individuelle Stereo-Kopfhörerausgänge an der Front. Das macht zehn analoge Kanäle plus die acht digitalen des ADATs. Wordclock I/O gibt es leider nicht.

Monitor-Controller


Die Verarbeitung des Metallgehäuses ist auf einem gewohnt hohen Niveau, die Oberseite leicht zum Benutzer geneigt, dadurch lässt es sich wunderbar bedienen. Das Konzept ist im Prinzip wie bei Twin und Arrow: Mit sechs Funktionstastern unter dem Display und zweien unter dem großen Push-Encoder wird navigiert und bedient. Das funktioniert einwandfrei und schnell, weil viele Entscheidungen bereits am Gerät getroffen werden können.

Klares Bedienkonzept und großes Display
Klares Bedienkonzept und großes Display

Das Display ist größer und zeigt neben den vier Inputs auch den Main Out und die Kopfhörer parallel an – eine kleine, aber durchaus feine Verbesserung gegenüber der „Monitor“-Anzeige älterer Modelle. Mit dem Encoder kann wie gewohnt der Gain der Preamps sowie die Lautstärke der Outputs geändert werden. Die Software lässt außerdem die Definition eines dritten Paares Lautsprecher zu, Surround-Setups sind nicht vorgesehen.



Realtime Analog Classics Plus Bundle

Das Apollo x4 bringt das Realtime Analog Classics Plus Bundle mit, das 16 UAD2-Plugins beinhaltet. Dazu gehören UA 610‐B, Marshall Plexi Classic Amplifier, Fairchild 670 Legacy, Teletronix LA‐2A Legacy, UA 1176LN Legacy, UA 1176SE Legacy, Pultec EQP‐1A Legacy, Pultec Pro Legacy, Precision Channel Strip, Precision Reflection Engine, Precision Delay Modulation, Precision Delay Modulation L, UA Precision Enhancer Hz, Raw Distortion, Ampeg SVT-VR Classic Bass Amp und RealVerb‐Pro.

Praxis

Edles Stück Hardware


Ich möchte es noch mal explizit sagen: Das Universal Audio Apollo x4 ist ein verdammt gutes Interface, sehr hochwertig verarbeitet, schön anzufassen und anzusehen. Alle Anschlüsse sind da, wo sie praktischerweise hingehören. Das Display ist klar strukturiert und in jeglicher Hinsicht gut zu erkennen. Die einzige Sache, die es zu beachten gilt: Die Unterseite ist mit reichlich Lüftungsöffnungen versehen, wodurch das Innere unliebsamen Kontakt mit muckerbedingtem Siff haben könnte.

Vorsicht nasser Boden: Das X4 sollte sicher stehen, nicht das noch Flüssigkeit in das Innere gelangt.
Vorsicht nasser Boden: Das X4 sollte sicher stehen, nicht das noch Flüssigkeit in das Innere gelangt.

Klang


Das Universal Audio Apollo x16 hat mich bereits vor einem Jahr mit seinen Sound überzeugt, sodass ich mich als langjähriger RME-Fan von meinem UFX+ getrennt habe. Klanglich konnte ich zum x4 keinen Unterschied ausmachen. Es spielt mit klaren Mitten, starken Bässen sowie feinen, edlen Höhen. Die Impulsdarstellung ist hervorragend und die Stereobühne wird präzise und weit aufgespannt. Alles in allem ist der Klang als äußerst musikalisch und plastisch zu bewerten. 
Die Preamps lösen ebenfalls edel auf, und bieten in Verbindung mit Unison reichlich Kreativspielraum. Die globale Latenz ist mit 5ms in Ableton Live bei 44,1 kHz, 32 Samples und deaktivierter Input Delay Compensation auf meinem 2016 Mac Book Pro ebenfalls gering. Zu beachten gilt nur, dass beim beim Betreiben mehrer Interfaces gleichzeitig (Chaining via Thunderbolt) die Systemauslastung und auch die Latenz durchaus steigt. Dicke Sessions die mit einem Interface und 32 Samples noch geradeso knack-frei liefen benötigen nach dem Chaining dann 128 Samples Puffer.

Console mit vielen Möglichkeiten

Das UAD-2-Konzept der mitgelieferten Console-Software ist einzigartig und es gibt kein Interface, das so viele Möglichkeiten bereits beim Tracking mitbringt. Allein die Echtzeitfähigkeit und schiere Auswahl an Preamps, Guitar-Amps und Effekten ist ein Alleinstellungsmerkmal der Console für sich – es lohnt sich meiner Einschätzung aber nur für „echte“ Musiker, die sich selbst aufnehmen, sprich Gitarre und Gesang.
Für elektronische Producer ist es hingegen Overkill, zumal es denen in der Regel auf die Anzahl der Plugins ankommt. Und da sind die Satellites vom Preis-Leitungs-Verhältnis dann durchaus besser. Die Routingmöglichkeiten der Console sind an ein klassisches Mischpult angelegt und für den ein oder anderen damit durchaus limitiert – die vielen Möglichkeiten meines alten RME UFX+ mit den vielen Submixen vermisse ich schon hin und wieder.

Fotostrecke: 5 Bilder Mit vier hochwertigen Preamps kann man schon eine Menge anstellen!

Ebenfalls schön gelöst ist die Kaskadierung: Das X4 und das X16 sind eine tolle Kombination und liefern dem X16 fehlenden Kopfhörerausgänge, Preamps und natürlich mehr DSPs. Das X4 dient dann als Tabletop-Remote, egal also ob ich am X16 oder X4 drehe, es wird der selbe Ausgang lauter oder leiser.

Ausreichend Power


Mit vier DSPs kann man was anstellen – soviel ist das dann aber auch nicht, weil immer mehr UAD-2-Plugins ordentlich Leistung brauchen. Klar, es gibt die Satellite-Erweiterungen jetzt auch mit Thunderbolt 3, aber wer will das mobil dabei haben? Für das Tracking reicht Gebotenes mehr als aus und im Mix muss man eben freezen – aber man stelle sich einfach mal kurz vor, es gäbe das Apollo x4 mit acht Kernen. Das wäre doch was!

Im folgenden Video seht ihr ein kleines One-Shoot-Video mit den X4 Preamps und entsprechenden Unison-Effekten – für den kleinen Rough-Mix am Ende des Videos reicht die Leistung des X4 aber nicht aus. Bloß gut also, dass ich noch ein UA Apollo X16 zur Hand hatte.

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Mehr Informationen

Stolzer Preis


Das Apollo x4 ist ein hervorragendes Interface, aber es kostet stolze 1800 Euro. Zum Vergleich: Das Twin X Quad kostet 1400 und das Twin X Duo 900 Euro. Anders ausgedrückt: Für zwei DSPs mehr (also Twin X Duo vs. Quad) möchte Universal Audio 500 Euro extra haben. Für noch mal 400 Euro oben drauf bekommt man dann das x4 und dafür gibt es zwei Preamps, zwei Line Outs, einen Kopfhörerausgang und auch einen ADAT Out mehr. Noch mal anders gedacht: Anstatt einem x4 könnte man theoretisch zwei Twin X Duo für das gleiche Geld kaufen und hätte in der Summe fast identische, wenn nicht sogar bessere Features – das geht praktisch aber nicht, da bei einer Kaskade immer nur ein Desktop-Apollo dabei sein darf. Kurzum: Das alles sind keine verhältnismäßigen Preise, sondern sehr strategische – ist halt so, muss man aber auch nicht gut finden. Zumal die UAD-2-Plugins auch nicht gerade günstig sind, erste Deals gibt es aber bereits nach der Registrierung.
Außerdem sollte man die Augen immer nach Promos offen halten: So bekommt man beispielsweise bis zum Ende des Jahres beim Kauf der größeren Apollos ein Sattelite gratis dazu. Und UA macht immer mal wieder solche Deals.

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Fazit

Das Universal Audio Apollo x4 ist ein tolles Audiointerface mit hervorragendem Klang, welches kaum Raum für Kritik lässt und viele praktische Features für den aufnehmenden Musiker mitbringt – und den dürften fehlendes 5.1-Monitoring und nicht vorhandene Wordclock I/Os eher marginal interessieren. Vier Unsions-Preamps und vier DSPs bieten reichlich kreatives Potenzial bereits während der Aufnahme, für Mixe ist Quad Core allerdings nicht unbedingt ausreichend, da sollte man sich keine Illusion machen. Alles in allem top Leistung – für einen stolzen Preis. Aber auch das ist nichts Neues bei Universal Audio.

Pro


  • ausgezeichneter Klang

  • vier Unison-Preamps

  • zwei Kopfhörerausgänge

Contra


  • “nur” Quad Core
  • kein Wordclock-I/O
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Features

  • 12×18-Thunderbolt-3-Audiointerface
  • 24 Bit/192 kHz

  • Für macOS und Windows

  • Vier Unison-Preamps

  • UAD-2 Quad Core

  • Zwei Hi-Z-Instrumenteneingänge
  • 
Zwei unabhängige Kopfhörerausgänge
  • 
Eingebautes Talkback-Mikrofon

  • Bedienelemente für Monitorfunktionen Mono, Mute, Dim und Alt

  • Optischer I/O für ADAT bzw. S/PDIF

  • Enthält UAD-Plugin-Bundle “Realtime Analog Classics Plus”
  • 
Externes Netzteil


Preis

  • € 1799,– (Straßenpreis am 24.10.2019)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • ausgezeichneter Klang
  • 
vier Unison-Preamps
  • 
zwei Kopfhörerausgänge
Contra
  • "nur" Quad Core
  • kein Wordclock-I/O
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Universal Audio Apollo x4 Test
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Diallo Cheick oumar sagt:

#1 - 19.11.2019 um 16:06 Uhr

0

Hallo ich wurde sehr gerne diese twin X4 kaufen aber es besser als apogee quartet ? Ich wurde gern wissen von Ihr Seite wie klingt apollo twin X in vergleich mit apogee quartet ?

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