Ultrasone Signature Pulse Test

Die im bayrischen Wielenbach ansässige Edelschmiede Ultrasone hat ein neues, heißes Eisen im Feuer, den Signnature Pulse DJ-Kopfhörer. Die Signature-Serie offeriert insgesamt drei neue Modelle, allesamt mit S-Logic 3 ausstaffiert, einer Technologie, die den Raum der Kapsel in die Klangbildung einbezieht. Gegenüber den Geschwistern Master und Natural, die zudem in den Genuss von Mylar-Titan-Treibern kommen und damit in den höchsten Tönen bis 40.000 Hertz und mehr trällern, serviert der Pulse mit seinen Mylar-Membranen eine deftigere Portion Bass und höheren Output, dazu wurde er optisch aufpoliert.

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Dass es die Signature-Serie auf betuchtere und anspruchsvolle Ohren abzielt, kündigt bereits der Preis für den Pulse an: 549,00 Euro! Für einen DJ-Kopfhörer wahrlich viel Schotter, zumal man den Lauschern in der DJ-Kanzel sehr viel abverlangt: transparenter Klang in den Höhen, fetter Bass für die als Metronom geltende Kick, dazu einen hohen Pegel. In diesen Disziplinen dürfte der Proband durchaus die Anforderungen erfüllen. Aber auch Tragekomfort und Funktionalität spielen eine wichtige Rolle. Schließlich hängen die Muscheln über Stunden wie Kletten auf den Ohren. Und die Nachhaltigkeit? Als DJ mutet man seinen Headphones allerhand zu, da fliegt er schon mal spontan zugunsten der Skills in die Ecke. Ein Umgang, den ich meinem puristischen Sennheiser HD-25 seit 27 Jahren zumute und der immer noch durchhält, allerdings auch mittlerweile in diversen Editionen. Inwiefern wird aber auch der Signature Pulse der DJ-Attitüde gerecht und rechtfertigt seinen deftigen Preis?

Details

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Das Auge isst mit – beim Ultrasone Signature Pulse auf jeden Fall. Bereits die schwarze-rote Box mit partieller Lackierung und Relief bestätigt die Hochwertigkeit des Produkts und weckt meine Neugier. Beim Öffnen begrüßt mich zunächst ein Prospekt, das die Signature-Reihe vorstellt. Darunter schlummert ein riesiges mit schwarzem Kunstleder überzogenes Hardshell-Case mit einer kupferfarbenen Pulse-Plakette, einem Signature-Schild und einer Brand-Prägung. Darin in schwarzen Velours gebettet: der großzügig aufgeklappte Signatur Pulse. Optisch ein echter Hingucker, dazu weiß man darin den Kopfhörer sicher aufgehoben. Aber der Platz im DJ-Rucksack ist knapp bemessen, da könnte es für dieses opulente Case etwas eng werden.

Fotostrecke: 4 Bilder Schon die Box macht was her

Natürlich möchte der Kopfhörer nicht nur technisch, sondern auch optisch punkten. Die großen kupferfarbenen Plaketten mit dem Firmen-Logo samt Modellbezeichnung bilden ein auffallenden Kontrast zum restlichen schwarz-dunkelgrauen Farbmix. Das Design der Konstruktion ist als klassisch und bekannt einzuschätzen. Schließlich unterscheidet sich der Signature Pulse von seiner Form, Funktionalität und seinem Material nicht wesentlich von Vorgängermodellen.
Fast den kompletten Bügel ummantelt eine straffe Schaumstoffpolsterung, überzogen mit schwarzem, betont veganem Leder. An beiden Enden schließt jeweils eine Manschette mit S-Logic 3-Emblem ab. Um den Bügel der Kopfgröße anzupassen, lassen sich die Verlängerungen in elf Stufen ausziehen und einrasten. Die Aufhängung, in deren Armen die Muscheln um 180 Grad neigbar lagern, sorgt dafür, dass sich die großen ovalen ohrumschließen Kapseln auf dem Ohr positionieren. Dank dem Gelenk zwischen den Bügelverlängerungen und der Kapselaufhängung klappen die Kapseln in den Bügel schützend und platzsparend ein beziehungsweise drehen um 90 Grad nach außen. Für einseitiges Monitoring die Kapseln vom Ohr wegdrehen, funktioniert damit leider nicht.
Die recht großen ovalen geschlossenen Muscheln sind mit auswechselbaren Earpads ausstaffiert, deren breiter, ebenfalls mit schwarzen Kunstleder überzogener Schaumstoffring die Treiberöffnung umrahmt. An der linken Kapsel befindet sich zudem eine Mini-Klinkenbuchse, an der die beiden zum Lieferumfang gehörenden Kabel, ein Spiralkabel mit 6,3-Millimeter-Klinkenstecker und ein gerades Kabel mit 3,5-Millimeter-Klinkenanschluss, wahlweise angeschlossen werden. Dank dem Bajonettverschluss auch zugfest.

Fotostrecke: 5 Bilder So schrumpft der Kopfhörer auf Kleinstformat

Die Specs

Der Pulse beschallt aus 50 Millimeter großen Mylar-Treibern, die einen Tiefbass bis zu impulsartigen 5 Hertz schaffen. Im Vergleich zu seinen Artgenossen beginnt deren Frequenzgang „erst“ bei 8 Hertz. Seine Höhen kommen bis 32.000 Hertz, wobei die beiden anderen Modelle mit ihren 40.000 beziehungsweise 42.000 Hertz noch eins draufsetzen. Beim Output dreht der Pulse mit seinen 115 Dezibel ordentlich auf und lässt den Signature “Natural” und das Modell “Master” mit ihren 98 Dezibel wahrlich blass aussehen.

Dies spendiert Ultrasone zum Kopfhörer
Dies spendiert Ultrasone zum Kopfhörer

Praxis

Der Tragekomfort

Bei der Größe spielt der Signature Pulse in der mittleren Kopfhörer-Liga. Seine 310 Gramm tragen spürbar auf, das ist allerdings vor allem seinem straffsitzenden Bügel zuzuschreiben. Zwar sind sowohl Bügel als auch Earpads reichlich gepolstert, aber der Schaumstoff wirkt nicht sehr flauschig, sodass sie weniger den Druck als andere Modelle abnehmen und längere Hörsessions unangenehm auf den Ohren sein könnten. Allerdings kommt es dem Einsatz in der DJ-Kanzel, wofür der Pulse konzipiert ist, zugute. Schließlich verleiht es Sicherheit, und der Kopfhörer verharrt in seiner Position, selbst bei heftigeren Kopfbewegungen.
Ultrasone preist den Pulse auch mit seinem DJ-freundlichen Gelenk an, das sich allerdings nicht für einseitiges Monitoring eignet. Zum Glück ist der Bügel flexibel und kräftig genug, dass ich einfach eine der beiden Kapseln hinter das Ohr klemmen kann, ohne verunsichert dem Gefühl zu erliegen, der Hörer rutscht vom Kopf.  
Tragekomfort nochmal anders interpretiert, das beigelegte Case ist wie besagt sehr robust, aber zu unpraktisch und sperrig. Da sich die Muscheln in den Bügel einklappen lassen und der Hörer damit auf Kleinstmaß schrumpft, hätte man sich über ein zweites, handliches Täschchen als Bonus sehr gefreut.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Signature Pulse sitzt!

Klang und S-Logic 3 Technologie

Bevor es an das Eingemachte geht, sprich der Signature Pulse seinen Klang unter Beweis stellt, noch ein paar Worte, warum Ultrasone sein eigenes Süppchen kocht. Die Antwort: die S-Logic-Technologie, die wie bei herkömmlichen Lautsprechern den Raum in die Akustik mit einbezieht. Der Vorteil: eine natürlichere Raumtiefe und bessere Ortung der Instrumente. Zudem soll es das Ohr schonen. In der Praxis funktioniert es wie folgt: Das Signal trifft nicht wie bei herkömmlichen Kopfhörern direkt auf das Ohr, sondern indirekt durch eine leicht angewinkelte beziehungsweise dezentrale Anordnung der Treiber. Diesem Prinzip bleibt auch die dritte Auflage der Technologie treu, allerdings sorgen Ultrasone Double Deflector Fins für eine direkte Verteilung des Signals am Treiber, wodurch es noch mehr der Abbildung wie in einem Raum gleichen soll. 

Fotostrecke: 3 Bilder Das S-Logic 3-Logo peppt den Kopfhörer noch etwas auf

Natürlich gehört der Signature Pulse als DJ-Kopfhörer zu Testzwecken an einen DJ-Mixer angeschlossen, in meinem Fall an einen Rane Seventy-Two MKII. Bei den ersten Musikproben mit dem ohrumschließenden Hörer fällt vor allem sein kräftiger, aber nicht überzogener Bass auf, den er zackig auf den Punkt serviert. Es groovt ungemein, wie in Daft Punks Intro zu „Lose Yourself To Dance“. Aber auch Elektronisches wie Moderats „A New Error“ steht ihm gut. Wenn dessen wappernder Sequenzer einsetzt, leisten die Treiber Präzisionsarbeit. Die anderen Frequenzbänder schüchtert das nicht ein, sondern es wird ihnen ein warmer, dennoch feinstrukturierter Teppich gewebt, um sich auf ihm nach Herzens Lust auszutoben. Sowohl die Mitten als auch Höhen sind sehr homogen abgestimmt, wodurch Leadsounds und auch Vocals eine ihnen würdige Plattform erhalten. Sie legen einen hervorragenden Auftritt hin.
Besonders zu loben sind seine brillanten Höhen wie bei peitschenden Hi-Hats, die weder zischeln noch klirren und damit wie ein Stich aufs Trommelfell wirken könnten. Im Vergleich zum HD-25 schicken die Mylar-Treiber einen noch gefälligeren, runderen und etwas lauteren Sound auf die Lauscher.
Aber sein eigentliches Ass spielt der Pulse mit der räumlichen Abbildung aus, was natürlich am S-Logic 3 liegt. Im Innenraum der Kapseln positionieren sich die einzelnen Instrumente beziehungsweise Spuren hörbar, das Kopfkino läuft auf Hochtouren. Besonders fällt mir dies bei dem Album „The Dark Side Of The Moon“ von Pink Floyd auf, ein Album, das ich am liebsten von Vinyl genieße und dessen Instrumentarium ich förmlich in meinem Kopf abgespeichert habe. Selbst das digitale Duplikat als geremasterte AIFF-Version klingt einfach fett mit den Deluxe-Lauschern. Ob man natürlich in der DJ-Kanzel diesen Sound genießen kann, darf man sicher bezweifeln. Vielmehr profitiert man hier von der ohrschonenderen Signaleinspritzung, die nicht direkt erfolgt. Zudem schirmen auch die geschlossenen Kapseln von der störenden Geräuschkulisse gut ab. 

Fazit

Ultrasone schickt mit dem Signature Pulse einen geschlossenen DJ-Kopfhörer ins Rennen, der vor allem durch seinen sehr homogenen und hochauflösenden Sound manchen Konkurrenten weit hinter sich lässt. Ein fetter Bass trifft auf grazile Höhen, die von fein abgestimmten Mitten umgeben sind. Mit der Neuauflage der erfolgreichen Serie debütiert auch die „S-Logic 3“ Technologie, die im Zusammenspiel der Kapselakustik einen Klang wie in einem Raum abbildet. Dem nicht zimperlichen Umgang in der DJ-Kanzel antwortet der geschlossene Kopfhörer mit einer robusten Bügelkonstruktion und Austauschbarkeit des Kabels und der Earpads. Ob der Kopfhörer einem 549,00 Euro wert ist, hängt wohl von dem klanglichen Anspruch und mitunter auch der Gage des  DJs ab: Sprich, ob man sich ihn leisten kann oder auch will.      

Geschlossener DJ-Kopfhörer mit S-Logic 3: Ultrasone Signature Pulse
Geschlossener DJ-Kopfhörer mit S-Logic 3: Ultrasone Signature Pulse
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