„Kannst du auch Wonderwall spielen?“ Eine Frage, die Bands meist nur noch müde belächeln. Nicht unbedingt, weil der Song schlecht ist – sondern weil es diese eine Frage ist, die immer kommt. Manche Songs haben sich über Jahre so tief in das kollektive Musikgedächtnis gebrannt, dass sie für viele Musikerschaffende kaum noch erträglich sind. Dazu kommt: Kreative werden erstaunlich oft mit einer Jukebox verwechselt. Als wäre es das Normalste der Welt, jeden Song jederzeit auf Knopfdruck abrufen zu können. Zeit also für eine kleine Abrechnung.

1) Der Klassiker: „Kannst du auch Wonderwall spielen?“
Spätestens wenn du einmal Straßenmusik gemacht hast, hängt dir diese Frage zu den Ohren raus. Klar, du könntest es spielen. Vielleicht hast du es sogar schon tausendmal gespielt. Und ja: Wonderwall ist kein schlechter Song. Aber wenn du als Gitarrist zum gefühlt hundertsten Mal zum Em greifst, fängst du irgendwann an, deine Musikkarriere zu hinterfragen.
2) Hallelujah – schon wieder!
Und meistens nicht einmal gut. Ein Song, der für wirklich jede Gelegenheit herhalten muss. Neulich sollte ich ihn am selben Tag gleich zweimal singen – einmal auf einer Hochzeit, einmal auf einer Beerdigung.
Na Hallelujah.
3) Every Breath You Take
Ich werde nie verstehen, warum sich Hochzeitspaare ausgerechnet diesen Song für ihre Zeremonie wünschen. Ein romantischer Klassiker? Eher ein lupenreiner Stalker-Song.
„Egal was du tust, ich werde dich beobachten.“
Na gut – wem’s gefällt. Aber nach dem zweihundertsten Mal ist die emotionale Luft bei Musikmachenden dann auch raus.
4) Valerie – wenn man „mal eben was vorsingen“ soll
Einer der besten und schlimmsten Bassläufe zugleich. Toll geschrieben, keine Frage – aber einfach drei Mal zu häufig gespielt. Besonders beliebt bei jungen Sängerinnen auf Jamsessions oder Open Stages. Für die Band bedeutet das meist: Autopilot an.
5) I Will Always Love You – Lieblings Coversong
Ein Song mit einer wunderschönen Stimme – im Original! Leider scheinen viele zu vergessen, dass nicht jede Whitney Houston ist. Und seien wir ehrlich: Bei Party-Coverbands versteht man diesen Wunsch nun wirklich nicht. Der Song passt allenfalls auf eine Hochzeit. Und selbst da nur mit sehr viel Mut und Können.
6) Yesterday – auch heute wieder
Ja, die Beatles. Ja, ein Jahrhundert-Song. Aber irgendwann ist auch hier Schluss mit der Nostalgie. Kaum ein Stück wurde häufiger halbherzig runtergespielt – meist dann, wenn jemand „etwas Ruhiges“ hören will.
7) Stand By Me
Eigentlich ein wunderschöner Song. Eigentlich. Aber wenn er auf jeder zweiten Hochzeit, jedem Stadtfest und jeder Trauung erklingt, verliert selbst zeitlose Musik irgendwann ihren Zauber.
8) Coversong: Billie Jean
Unantastbarer Popklassiker – theoretisch. Praktisch aber einer der meistgespielten Songs der Welt. Der Groove sitzt zwar immer noch, aber viele Bands können dem Original gar nicht gerecht werden.
9) I Will Survive – Hoffentlich auch den Song
Empowerment-Hymne, Disco-Klassiker, Publikums-Liebling. Und genau deshalb: totgespielt. Kaum ein Song wird so häufig gefordert – egal ob Hochzeit, Firmenfeier oder Stadtfest.
10) All of Me – Cover
„…loves all of you.“
Ja. Das wissen wir mittlerweile alle. Besonders Hochzeitssänger*innen haben mit diesem Song ihre ganz eigene Geschichte. Emotional? Klar. Überraschend? Schon lange nicht mehr.
























Thomas Nielsen sagt:
#1 - 18.12.2025 um 10:50 Uhr
Abgesehen davon, dass ich selbst die selbe Sünde begangen habe (😏), war ich immer der Meinung dass man etwas Neues einbringen sollte, wenn man die Lieder anderer spielt. Spielt man sie genauso wie das Original, ist man nur eine fortgeschrittene Jukebox und im schlimmsten Fall eine gebrockener Jukebox. Natürlich kann man ein Lied auch einfach so sehr mögen dass man es einfach spielen *muß*; und dann ist das natürlich auch in Ordnung 🤗. Aber wir sollte uns Mühe geben; das ist das Mindeste, was wir tun kann, um die Musik anderer nicht unnötig zu misshandeln.