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TC Electronic ND-1 Nova Delay Test

Fällt der Name TC Electronic, denkt man sofort an erstklassige 19 Zoll Effektgeräte. Und es würde mich nicht wundern, wenn einige von denen, die diese Zeilen jetzt lesen, auf das eine oder andere dieser Geräte in ihrem Gitarren- oder Studiorack zurückgreifen können. Bereits in den Achtziger Jahren sorgte das dänische Unternehmen vor allem im professionellen Musikproduktionsbereich für Furore. So hatten beispielsweise die Digitaldelays aus unserem nördlichen Nachbarland wegen ihrer Qualität schon damals einen legendären Ruf. Besonders das berühmte und sündhaft teure TC 2290 ist mir noch bestens in Erinnerung. Um es in mein riesiges Gitarrenrack schrauben zu können habe ich es mir damals buchstäblich vom Munde abgespart. Ducking Delays und unzählige Modulationseffekte sowie Features, die man inzwischen in vielen Multieffekten findet, waren seinerzeit absolute Weltneuheiten. Aber wegen der wirklich hochwertigen Wandler und der erstklassigen Programmierung ist das 2290 auch heute noch eine Klasse für sich.

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Doch schon damals konnten die Entwickler von TC auch mit exzellenten Bodeneffeten aufwarten – man denke da nur an das bis heute richtungsweisende Stereo-Chorus-Flanger-Pedal, kurz SCF. In dem schwächelnden 19 Zoll Markt und dem gleichzeitig boomenden Markt für Gitarren-Bodeneffekte sah TC den richtigen Zeitpunkt, eine Reihe erstklassiger Pedale auf den Markt zu bringen, die dank hochwertiger – und dank des technischen Vorschrittes billigerer Bauteile–  an die Klasse ihrer damaliger Spitzen-Effektgeräte anknüpfen konnten. Mit dem Nova Delay steht eines davon zum eingehenden bonedo-Test bereit.

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DETAILS
Das Nova Delay bietet eine Reihe von Delayeffekten, die in Presets abgespeichert werden, wie Delay Line, Dynamic Delay, Reverse Delay, Ping Pong Delay, Panning Delay und Slapback Echo.Die maximale Echozeit beträgt 2290 Millisekunden und ist eine Hommage an das bereits erwähnt StudioDelay 2290, das auch heute noch als eines der besten seiner Art gilt. Die gesamte Elektronik befindet sich in einem stabilen Aluminiumgehäuse. Das Gerät ist True-Stereo-fähig und kann somit auch im Tonstudio eingebunden und standalone arbeiten oder mit 19 Zoll Equipment kombiniert werden. Wird nur eine der Eingangsbuchsen verwendet, werkelt das Nova Delay im Mono-Modus, werden beide im Studio angeschlossen, werden sie automatisch als Stereoquelle behandelt.

Das Nova Delay besitzt zwei Fußtaster. On/Off schaltet den Effekt ein, während man mithilfe des Tap/Tempo-Schalters die globale Geschwindigkeit des Echos eintippen kann. Oberhalb der Fußschalter befinden sich fünf schwarze Taster. Dabei stehen „Manual“ und „Preset“ für die allgemeine Verwaltung der Presets, hier können eigene Sounds gespeichert und angewählt werden. Mod Style, Type und Subdiv dagegen bieten tiefe Eingriffe in die klangliche Programmierung des Nova Delays. „Mod Delay“ generiert drei Modulationstiefen des Echoeffektes, „Type“ wählt einen von sechs Delayvarianten an, während „Subdiv“ anhand der eingegebenen bzw. eingetapten Delaygeschwindigkeit unterschiedliche rhythmische Echos anbietet. Kommen wir zu den Drehreglern des Nova Delays. Das erste Poti heißt nicht nur „Delay“, sondern dient auch dem Einstellen der Delayzeit. „Feedback“ steuert die Anzahl der Echowiederholungen und mein Lieblingsregler nennt sich „Colour“. Seine Stellung bestimmt den Klang des Echoeffektes oder dämpft den Obertonbereich. Dreht man ihn im entgegengesetzten Uhrzeigersinn, kommt man dem typischen Sound eines Bandechos sehr nahe. Um dem Delaysound mehr Tiefe zu geben, kann man das Echo mithilfe des „Mod/Level“-Reglers in fein dosierter Art und Weise „eiern“ lassen. Der Regler arbeitet in Kombination mit dem „Mod Style“ Taster, der drei unterschiedliche Modulationstypen anbietet. Zuguterletzt wird der allgemeine Effektanteil mit dem „Mix Level“-Poti eingestellt.

Das Nova Delay berechnet anhand der eingetippten Songgeschwindigkeit unterschiedliche Echovarianten. Mit dem „Subdiv“ Schalter lassen sich vom Vierteldelay bis hin zu kombinierten Echoklustern, die man von alten Bandechogeräten mit mehreren Tonköpfen her kennt, wirklich sinnvolle und praxisorientierte Echoklänge abrufen. Das Gerät bietet Viertelnoten, punktierte Achtel, Achteltriolen und drei Echokombinationen, bestehend aus Viertelnoten mit punktierten Achteln, Viertel mit Achteltriolen sowie Sechzehntel in Kombination mit punktierten Achtelnoten. Um nur ein einfaches Beispiel zu nennen: Wer den galoppierenden Delay Sound von David Gilmoure erzeugen möchte, tippt mit dem Fuß den Rhythmus des Songs ein und stellt dann das Gerät auf punktierte Achtelnoten. Wer ein altes Binson Echogerät aus den Sechzigern imitieren möchte, um beispielsweise einen Shadows-artigen Echoeffekt zu erzielen, der sollte die kombinierten Delays ausprobieren, die unterschiedliche Tonköpfe simulieren.

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Das Nova Delay besitzt noch weitere Wahlschalter, die sich in einer Reihe oberhalb der Fußtaster befinden. Mit „Type“ werden die unterschiedlichen Echovarianten abgerufen. „Delay Line“ ist ein normales Echo. Diese Variante ist das gebräuchlichste Delay, vor allem, wenn man ein Monosetup benutzt. Bei „Dynamic“ handelt es sich um ein Ducking Delay, bei dem während des Spielens das Echo weitestgehend unterdrückt wird. Erst in Spielpausen, oder beim Ausklingen der Töne kommt dann der Echoeffekt zum Tragen. Dieser Effekt verhindert das Vermatschen von schnellen Solopassagen und versieht ausklingende Töne mit einem schwebenden Soundteppich. „Reverse“ ist ein Rückwärtsdelay, das man gut für psychedelische Soundefekte verwenden kann. Dreht man hier den Effektlevel auf 100 Prozent und spielt möglichst einfache und langsame Linien, hat der Zuhörer den Eindruck, man spiele tatsächlich rückwärts. Die dritte Variante nennt sich „ Ping Pong“. In dieser Einstellung erscheinen die Wiederholungen abwechselnd am linken und rechten Ausgang. Hier benötigt man allerdings zwei Amps, um in den vollen Genuss dieses Sounds zu kommen. Ähnlich verhält es sich beim Preset „Pan“. Hier wandert das Echo langsam von einer Seite zur anderen und benötigt etwa fünf Wiederholungen, um einen kompletten Zyklus zu durchlaufen. “Spalback” ist die letzte Echovariation des Nova Delays. Besonders in den Fünfziger und Anfang der Sechziger Jahren haben so gut wie alle Rock’n Roll Veteranen diesen Echoeffekt genutzt. Zwischen 80 und 140 Millisekunden entsteht ein Klang, den man von Les Paul, Elvis Presley, aber auch von John Lennon her kennt. Dreht man die Delayzeit noch weiter zurück, in einen Bereich von etwa 15 bis 30 Millisekunden und schaltet die Modulation ein, entstehen beim Nova Delay sehr gute Chorussounds.

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Das Gerät kann sowohl im Studio als auch auf der Bühne eingesetzt werden. Als Gitarrist hat man die Wahl, das Gerät entweder als letztes Glied im Bodentreterverband vor den Gitarrenamp zu platzieren, oder es in den Effektweg des Amps hängen. Auf der Stirnseite des Pedals befinden sich je zwei Ein- und Ausgänge. Im Monobetrieb verwendet man nur die dafür gekennzeichneten (linken) Buchsen, während im Stereobetrieb wahlweise ein Monoeingang und die beiden Stereoausgänge oder im Tonstudio beide Inputs und beide Outputs zum Einsatz kommen. Neben den Ausgängen befindet sich die Buchse für das mitgelieferte 12-Volt-Netzteil.

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PRAXIS

Das Nova Delay ist kinderleicht zu bedienen. Alle Regler arbeiten wie bei einem analogen Gerät und es gibt keine verschachtelten Untermenüs, die einen an den Rand der Verzweiflung bringen, weil man sich immer wieder neu in die Materie einarbeiten muss. Bei der Beurteilung eines Delays ist es vor allem wichtig, wie die Frequenzstruktur der Echos gestaltet ist. Die besten Delaysounds bieten Bandechos, gefolgt von den Geräten mit Eimerkettenspeicherung, wie sie im alten Memory Man zum Einsatz kommen. Die Wiederholungen sind bei diesen Geräten alles andere als perfekt, sondern ungenauer und weicher. Doch genau das macht sie so gut, denn weil sie weniger Obertöne besitzen, kommen sie dem Originalsignal nicht in die Quere und verwischen die musikalische Darbietung nicht. Auch das Nova Delay bietet einen wirklich runden und warmen Echosound, den man von einem Digitaldelay in dieser Form nicht erwarten würde. Wenn man den Colour-Regler ganz zurückdreht, kommt man einem analogen Bandechosound tatsächlich sehr nahe. Ich jammere jetzt einmal auf wirklich hohem Niveau, aber ich hätte mir hier etwas mehr Eingriffsmöglichkeiten gewünscht, wie beispielsweise etwas mehr Sättigung in den Mitten und die Beschneidung des Tieftonbereichs. Aber alles in allem ist der Delaysound hervorragend. Das merkt man besonders bei den Slapbackechos, die bei schlechten Delays immer nach Badezimmer klingen, hier aber wirklich klasse gelungen sind. Die Modulation des Echoeffektes mit dem „Mod Style“ Taster und dem „Mod Regler“ ist eher unauffällig. Man bekommt auch bei maximaler Einstellung kein richtiges „Eiern“ hin, sondern einen weichen und leicht dreidimensionalen Delaysound.

Audio Samples
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Slapback Reverse High Cut Dynamic Delay
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Technische Spezifikationen
  • Abmessungen: 130 x 130 x 55 mm
  • Gewicht: 765 g
  • Anschlüsse: 2 x In, 2 x Out, 12 Volt Netzteilanschluss
  • Fußtaster: On/Off, Tap Tempo
  • Taster: Manual, Preset, Mod Style, Type, Subdiv
  • Regler: Delay, Feedback, Color, Mod Level, Mix Level
  • Max Eingangspegel/Ausgangspegel: 16 dBu bei 12 Volt
  • Wandler: 24 Bit, 128faches Oversampling Bitstream
  • A/A Verzögerung: 1,65 ms
  • Dynamik: 106/98 db, 20 Hz bis 20 kHz
  • Preis: € 285,60 (UVP)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Vielseitigkeit
  • Sound
Contra
  • Kein Midi
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TC Electronic ND-1 Nova Delay Test
Für 179,00€ bei
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