Sherman Rodec Restyler Test

Praxis

Der Restyler arbeitet wahlweise in zwei verschiedenen Filter-Modi: 24 dB oder 12 dB. Umgestellt werden diese Flankensteilheiten der Filterbereiche mit den beleuchteten quadratischen Buttons über den Fadern. Im gedrückten Zustand leuchtet der Schalter gelb und signalisiert so den 24 dB-Modus.

Apropos Beleuchtung: Nicht nur aufgrund der klar gegliederten und haptisch perfekten Bedienelemente lässt sich mit dem Live-Filter gut arbeiten. Farbige LEDs geben zudem sehr klar Auskunft darüber, was gerade im Inneren des Gerätes vorgeht. Angefangen bei der roten Eingangs-LED, die anzeigt, ab wann das Signal übersteuert und somit angezerrt wird, über die gelbe Ausgangs-LED, die für die Sättigung des Signals steht, bis zu den grünen Envelope-Follower-LEDs, die die rhythmische Modulation optisch vorwegnehmen. Ebenfalls sehr beeindruckend sind die Leuchtringe, welche die beiden Frequenz-Regler umgeben. Alles was grün leuchtet, steht für die Modulations-Frequenzen, die Masterfrequenz wird blau illuminiert – selbstverständlich ebenfalls im entsprechenden Rhythmus. Akustik und Optik finden hier mit relativ einfachen Mitteln gut zusammen.

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Loop 1 Loop 2

Loop 1: Ein eintaktiger Loop. Erst werden die drei Frequenzbänder (mit den Fadern) manuell ein- und ausgefahren danach wird der Hochpassfilter per Amplitudenmodulation gesteuert und die LP- & BP-Frequenzen „herausgedreht“. Gegen Ende Zuführung des Originalsignals durch den Dry/Wet Regler.

Loop 2: Zweitaktiger Loop mit Streichern, läuft zweimal trocken durch. Die oberen Mitten des Loops werden benutzt, um den HP-Filter des Restylers zu modulieren. Die Veränderungen werden durch die FM-Tiefe und manuelle Filterbewegungen erzielt. Auch wenn wir die Bässe manuell  komplett „wegfiltern“, kommt die dynamische Modulation des HP-Filters noch schön durch.

Vieles was Spaß macht, birgt auch Gefahren…
Die beiliegende Bedienungsanleitung weist mehrmals darauf hin, dass der Restyler mit Vorsicht zu handhaben ist, da die Resonanz bis zur Selbst-Oszillation sehr schnell den Ausgangspegel und die Frequenzen in Bereiche bringt, die sowohl für die angeschlossene Anlage also auch für den Benutzer und andere Hörer kritisch werden. Das kann ich voll und ganz bestätigen. Ich verziehe jetzt schon schmerzhaft das Gesicht bei der Vorstellung daran, dass irgendwo auf der Welt ein Restyler hinter den Master-Ausgang eines DJ- Mixers im Club gehangen wird.

Wenn ich darüber nachdenke bin ich fast sicher, dass nicht nur Rodec, Sherman und die Händler ihre Geschäfte  mit dem Restyler machen.. auch diverse HNO-Ärzte und Hörgeräte-Akustiker werden Zulauf bekommen. Der Frequenzbereich des Gerätes wird von Sherman übrigens mit 15 Hz bis 39 kHz angegeben.

VORSICHT!
Das Teil ist wirklich heftig.

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Eigenresonanz

Ebenfalls ein eintaktiger Loop. Hier wird die Eigenresonanz demonstriert. Nach drei „trockenen“ Durchläufen erhöhen wir die Resonanz und verändern dann die Trigger-Sensitivität und -Geschwindigkeit. Später noch die FM-Tiefe und die Trigger-Frequenz.

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Wer moduliert was?

Grundlage ist ein eintaktiger Loop. Zuerst wird er trocken abgespielt, nach zwei Durchläufen langsam auf „Wet“ gedreht. Das Eingangsignal moduliert die Lautstärke des Bandpass-Filters. Dieser läuft erst alleine, dann wird das LP-Signal zugegeben, bleibt aber unmoduliert, die Resonanz wird erhöht. Schön zu hören, wie der untere Frequenzbereich stabil bleibt, während die oberen Mitten so moduliert werden, daß man fast vergessen könnte, daß es sich hier um einen kurzen Loop handelt. Die FM Modulation wird verändert und man hört gegen Ende deutlich, wie schnell man in Verbindung mit hohen Resonanzen den Pegel unschön anhebt.

DJ-Effektgerät?
Der Restyler wird als Live-DJ-Effektgerät beworben, dem kann ich nur bedingt zustimmen. Mit nur einem Stereo-Line Eingang ist er für geschätzte 80% aller DJs nur schwer live einzusetzen. Schwer vorstellbar, dass man mit dem Restyler unter`m Arm im Club aufläuft und diesen während des laufenden Betriebes an den Main-Out des DJ-Mixers anschließen darf. Für DJs die mit Serato, Traktor Scratch oder ähnlichem auflegen, lässt er sich natürlich an einem der beiden Kanäle betreiben, richtig rund wäre das also nur, wenn man sich zwei Restyler leisten kann. Für Vinyl-DJs bietet der Restyler keinen direkten Phono-Anschluss. Im Grunde genommen können ohne Weiteres nur Digital-DJs, die in der Software Mixen und mit nur einem Stereo-Out an den Hauptmixer gehen den Restyler live sinnvoll in Szene setzen.

Hier also die Bitte an den Hersteller: um das Gerät im Club wirklich sorgenfrei einsetzen zu können, brauchen wir zwei Stereo-Ins mit einem Crossfader – und das am besten auch mit eingebauten Phono-Verstärker. 🙂 Danke!

Aber: im Studio / beim Produzieren ist der Restyler wirklich eine Macht die durch einen eigenen Sound und weitreichende Modulationen den eigenen Sound überraschend erweitert. Wohl dem, der ihn sich leisten will und kann.

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Acid-Loop

Ein eintaktiger Acid-Loop. Das Original-Signal läuft (über Dry/Wet) immer mit. Mit der Trigger-Frequenz suche ich erst die Kick des Signales und moduliere damit die Filterfrequenz welche ich per Bandpassfilter ausspiele. Die Trigger-Frequenz geht dann langsam von unten nach oben, FM-Mod wird hochgedreht. Bei 0:55 drehe ich das Originalsignal kurz weg. Der Restyler zeigt hier, dass er einem eher langweiligen Loop neues Leben einhaucht.

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