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SE Electronics Magneto Test

Das sE Electronics Magneto ist bei bonedo zum Review aufgeschlagen – Als das preiswerteste Großmembranmikrofon des Herstellers und anders als das X1 oder das 2200a II verzichtet es auf jede Menge Ballast, ist also weder umschsaltbar, verfügt über keine Vordämpfung, kein Hochpassfilter oder sonstige Ausstattungsmerkmale. 

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Manchmal reicht für die Verwirklichung der eigenen Vorhaben einfaches Werkzeug. Die Erfahrung zeigt, dass ein zur Verfügung stehender Geldbetrag, besonders, wenn er gering ist, besser für “No-Frills”-Systeme ausgegeben werden sollten. Im Falle eines Studio-Kondensatormikrofons, welches in erster Linie für die Aufzeichnung von Vocals verwendet werden wird, kommt dieses also ohne eingangs beschriebene Einstellmöglichkeiten daher. Es gibt einen zurecht berühmten Klassiker dieser Gattung: Das Neumann TLM 103 kann trotz seiner Reduziertheit eine Vielzahl an Aufgaben im Studio abdecken, ist allerdings auch wirklich deutlich kostspieliger. SE Electronics’ Anspruch ist hoch, die Preise traditionell sehr moderat – es ist also spannend, was das Magneto zu leisten imstande ist.

Details

Keine Auffälligkeiten

Wenig auffällig ist das Magneto, denn sowohl der massive Metallkorpus als auch das Korbgitter sind schwarz. Es geht aber auch anders, denn wer es für besser erachtet, kann sein Mikrofon auch in Silber oder gar Knallpink bekommen. Und nun ja, viel zu berichten gibt es nicht von den Äußerlichkeiten des Magneto: Die Form ist einfach und bewährt, im Fußteil ist der XLR-Anschluss eingelassen, diesen hält auch der mitgelieferte Halter. Auf der Vorderseite prangt nicht zu übersehen das Logo mit dem kleinen “s” und dem großen “E” sowie der Modellname. Beide Hälften des Korbgitters sind in die gleiche Form gedrückt worden und werden mit einem Metallbügel gehalten. Hinter dem groben Außengitter kommt wie so häufig ein feineres Maschengitter zum Einsatz, was vor allem verhindert, dass es die Membranfläche mit Spucke und allzu starken Pegelanstiegen zu tun bekommt – was die Gefahr von Popplauten verringert.  

Fotostrecke: 4 Bilder Kommt ohne Schalterchen aus: sE Electronics Magneto

“Magneto” verwendet keinen Magneten…

…sondern einen Kondensator zum Wandeln der mechanischen Energie der Membran in Spannungsunterschiede. Nicht, dass elektrodynamische Wandler besser oder schlechter wären, doch ist das Großmembran-Kondensatormikrofon der mit Abstand am häufigsten verwendete Mikrofontyp, wenn es um die Aufnahme von Gesang geht. So zeigt das schwarze Mikrofon auch typische Daten: Der Frequenzgang ist ohne Angabe von genaueren Daten mit 20 Hz – 20 kHz beschrieben, die Ausgangsimpedanz mit 200 Ohm – was der absolute Normwert ist. Interessant sind bei Mikrofonen immer Angaben über das Rauschen, welches hier mit 16 dB(A) als nicht zu hoch bezeichnet werden kann. Da das Magneto keine Vordämpfung besitzt, ist wichtig zu wissen, dass 0,5% Verzerrungsprodukte bei 140 dB(SPL) auftreten – dazu bedarf es schon eines Soul-Vokalisten im Nahbereich des Mikros oder eines entsprechend lauten Instruments. Klar: Als Kondensatormikrofon benötigt das sE in jedem Fall eine Spannungsversorgung, welche in Form von 12-48 Volt Phantomspeisung anliegen muss. 

Fotostrecke: 3 Bilder Hinter diesem Gitter werkelt eine Kondensatorkapsel.

Das verbreitetste aller Polar Pattern: Cardiod

Die Richtcharakteristik ist Niere, somit ist das Magneto von vorne (also dort, wo das Logo zu sehen ist) am empfindlichsten, genau auf der Rückseite ist hingegen die Dämpfung am höchsten. So weit, so normal.

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Praxis

Schön ist, dass das sE Electronics Magneto keine Plastikhupe ist. Sicher sind hochpreisige deutsche, japanische und amerikanische Mikrofongehäuse in höherer Qualität gefertigt, doch zum Motzen bietet das schwarze Testmikrofon keinen Anlass. Anders als beim X1 gibt es zudem keine Schalter, die wackelig sein könnten. Somit sind potenzielle Ärgernisse, die auftreten können, minimiert. Und jeder kennt es ja bei Autos: Je mehr Motörchen, Schalterchen in einem Fahrzeug ihr Werk verrichten, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass einmal etwas kaputt geht. 

Studio-Mikrofon einfachster Bauart: Magneto
Studio-Mikrofon einfachster Bauart: Magneto

Versorgt man das Magneto mit Phantomspeisung und hört das Signal ab, fällt auf, dass das Rauschen moderat ist und keine nervenden Bestandteile aufweist (die blanke Zahl von 16 dB(A) ist nur ein Messwert, es lohnt sich das genauere Hinhören). Im Betrieb mit Vocals zeigt sich das Kondensermikrofon fehlerfrei, was natürlich ein gutes Zeichen ist. Tiefe Einbrüche im Frequenzgang oder extreme Artefakte durch Phasenprobleme finden sich nicht, wenn auch der Bassbereich etwas mehr Konstanz vertragen könnte: Bei teureren Mikrofonen ist der Grundtonbereich straffer, das Magneto schwimmt dort etwas und wirkt insgesamt etwas zu hell abgestimmt – für ein Mikro dieser Preisklasse schlägt es sich aber ordentlich. 

Audio Samples
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sE Electronics Magneto 10 cm sE Electronics Magneto 40 cm Mojave MA-201FET 10 cm Mojave MA-201FET 40 cm

Im Nahbereich hat die Tiefenschwäche sogar gewisse Vorteile: Im Homerecording werden oft geringe Abstände zur Mikrofonierung verwendet. Hier ist mit einer extremen Überbassung nicht zu rechnen – nah besprochen klingt das Magneto nicht belegt: gut! Vor dem Gitarren- und besonders Bassverstärker kann es aber durchaus zu wenig sein, wohingegen man bei Overheadmikrofonierung meist eher froh ist, nicht allzu bollerige Tiefen mit im Signal zu haben.

Die Dynamik des sE-Kondensers ist nicht auffallend problematisch – solange man sich nicht zu sehr dem Grenzbereich nähert. Hochpeglige Signale werden zunehmend matt dargestellt und klingen etwas belegt. Das ist keine untypische Reaktion preiswerter Mikrofone. Vor allem bei Vocals kann es sogar als angenehm empfunden werden, dass starke Transienten etwas abgeflacht werden und die Dynamik gestaucht wird. Obwohl: Man überlässt diese Aufgabe eigentlich lieber einem Kompressor, der auch die entsprechenden Parameter mitbringt, um diesen Vorgang gezielt zu steuern. Trotzdem: Den “S”-Lauten tut die Verbreiterung ganz gut, sicherlich auch, weil im höheren einstelligen Kilohertzbereich die Übertragung etwas schwächer ausfällt. Das zu Vergleichszwecken herangezogene Mojave MA-201FET ist zwar generell bassiger, aber dennoch “kürzer”, “schneller” und “klarer” als das zum Verschmieren neigende Magneto – und selbst das Mojave ist durch seinen FET nicht gerade kristallin und transparent.

Ein Poppfilter ist bei der Vocalaufnahme keine zwingende Voraussetzung, ich würde sogar dazu raten, es zunächst ohne zu versuchen, vor allem, wenn der Sänger oder die Sängerin über eine gute Mikrofondisziplin verfügen. Das “P” von “put” im Audiobeispiel bei der etwas weiter entfernten Mikrofonierung beispielsweise ist hervorragend: Etwas langsamer und mit mehr Luft artikuliert, erzeugt es mehr Strömungsgeräusche und wirkt breiter. Doch auch mit den anderen P-Lauten kann das Magneto gut umgehen und reagiert erst angenehm spät mit Popps. Durch die eher schwache Basswiedergabe und den recht weichen Mikrofonhalter ist es zu verschmerzen, dass weder Trittschallfilter noch Spinne vorhanden sind. 

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Fazit

Das sE Electronics Magneto gehört zu den preiswertesten Studio-Kondensatormikrofonen, zu deren Anschaffung man Recording-Interessierten raten kann. Unterhalb der 100 Euro muss man in der Regel zu viele Abstriche machen. Das Magneto zeigt hingegen, was ein vernünftiger Weg ist: Es gibt nur eine Minimalausstattung, erst recht keine Extravaganzen, dafür aber ein solides und ordentlich gefertigtes Werkzeug mit einem Sound und technischen Werten, die zwar nicht begeistern, einem aber auch nicht die Haare zu Berge stehen lassen. 

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • sehr ansprechender Preis
  • solide gebaut
  • ordentlicher Klang
  • stimmiges Konzept
Contra
  • Basswiedergabe etwas schwammig
  • “schmiert” etwas
Artikelbild
SE Electronics Magneto Test
Für 65,00€ bei
No Frills: prinzipiell gute Entscheidung
No Frills: prinzipiell gute Entscheidung
Spezifikationen
  • Membrangröße: groß
  • Empfängerprinzip: Druckgradientenempfänger
  • Wandlerprinzip: Kondensator
  • Richtcharakteristik:Niere
  • Betriebsspannung: 12-48 Volt
  • Frequenzgang: 20 Hz – 20 kHz
  • Eigenrauschen: 16 dB(A)
  • maximaler Schalldruckpegel: 140 dB(SPL)
  • Ausgang: XLR
  • Preis: € 117,– (UVP)
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