Sanchez Valdes MIDI-to Test

PRAXIS

Die App begrüßt mich mit dem Setup-Screen, wo ich ihr zunächst mitteile, ob ich mit einer Serato Version vor 2.3.3 oder nach 2.4.1 arbeite. Hier werden mir auch gleich sämtliche im Netzwerk verfügbaren Rechner angezeigt, mit denen ich eine Verbindung herstellen kann. Per Swipe gelange ich in das Setup-Tutorial, das mir bei der Einrichtung behilflich ist. Dann gilt es, die Serato-Konfigurationsdatei von der Herstellerwebsite midi-to.com zu laden und in das MIDI-Verzeichnis im Benutzer-Ordner Musik/Serato zu kopieren. Falls noch keines vorhanden ist, legt man es schnell an. Danach startet man Scratch-Live und bewegt sich ins Setup zum Reiter “MIDI”. Die Konfigurationsdatei sollte bereits zugegen sein und wird mittels “Load” aktiviert. Im Ordner Dienstprogramme ist als in einem nächsten Schritt das Audio/MIDI-Setup aufzurufen. Das Pop-Up-Window für Audioeinstellungen ist nicht von Bedeutung, stattdessen wird das MIDI-Fenster geöffnet. Dann gilt es, die beiden Hauptbeteiligten einander vorzustellen – das geschieht per WiFi. Hier gibt es grundsätzlich zwei Herangehensweisen: Entweder das Pad klinkt sich in eine bestehende Verbindung ein oder man legt ein alternatives Netzwerk an, was durchaus einen Unterschied macht. Wer Serato-Online-Playlists nutzt, benötigt eine Internetverbindung, weil ansonsten die Songeinträge im Webprofil nicht live aktualisiert werden. Auch wer einen Live-Stream sendet, muss online sein. Alle anderen User können einen separaten Ad-Hoc-Kontakt einleiten, da sie mit dieser auch im Club arbeiten können, selbst wenn dort kein WLAN-Netz vorhanden ist.
Ein Klick auf das Netzwerk-Icon öffnet die MIDI-Netzwerkkonfiguration, wo neue Sessions angelegt und aktiviert werden und die erforderlichen Zugriffsrechte nebst Portrouting gesetzt werden können. Danach geht’s in die Preferences der WLAN-Verbindung um die IP-Adresse des Notebooks auszulesen. Zurück zur App, wo die Einstellungsseite aufzurufen ist und es gilt, IP-Adresse und Port einzutragen. Das war´s, kurze Zeit später ist der Handshake vollzogen und das Pad steuert Scratch Live. Na also.

Fotostrecke: 3 Bilder Kinderlichte Einrichtung mit Setup Tutorial

Meine Skepsis war zu Anfang groß, verflog aber während der Session mehr und mehr. Sicherlich ist das Feeling völlig anders als bei meinem HC1000S oder Faderfox DX3, aber der Spaßfaktor ist dennoch hoch. Das liegt zum einen an der effizient gestalteten Loop-Abteilung, zum anderen an der geglückten EFX-Sektion. Die Auswahl über das Menü ohne zum Notebook-Screen schielen zu müssen ist toll. Verblüffenderweise ist die Parametersteuerung sehr präzise, so dass mit dem Brett auch richtig schöne Sweeps zustande kommen. Wie sich das anhört, könnt ihr den nachfolgenden Audiobeispielen entnehmen. Allerdings muss man den Fader schon genau treffen, um ihn auszulösen. Manchmal landet man einfach daneben. Das Umschalten zwischen Navigation, Effekt- und Pad-Sektion ist vielleicht ein wenig lästig, lässt sich aber kaum umgehen, wenn ausreichend große virtuelle Bedienelemente zur Verfügung gestellt werden sollen. Viele kleine fummelige Felder auf einer Page sind keine gute Alternative.

Audio Samples
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Looping Sea-Faze Up-Sucker-Filter Love-Flanger ZX-Spectrum

Leider gibt es während der Performance sporadisch kleinere Übertragungsverzögerungen aufgrund des WiFi-Protokolls. Das lässt sich ein wenig mindern, indem man ein separates WLAN einrichtet und nicht über die herkömmliche Verbindung arbeitet, mit der auch gesurft wird. Bei den Effekten spielt dies vielleicht eine nicht ganz so bedeutende Rolle, aber es ist unschön, wenn die Loop-Out-Taste nicht durchkommt und die angestrebte Schleife somit verloren geht. Beim Cuejuggling macht sich die architekturbedingte Latenz gerade bei sehr schnellen Anschlägen bemerkbar.

Wer kann es gebrauchen?

Nutzer, die bis dato ihre Notebook-Tastatur für Loops verwendet haben, könnten an der App Gefallen finden, denn sie stellt durchaus einen Performance-Gewinn dar. Etwa weil ein aufgebocktes Laptop auf einem Ständer oftmals schlecht zu erreichen ist oder weil die Angriffsfläche größer ist und ein visuelles Feedback erfolgt. Zudem bringt die App auch ein paar Fader für Effekte mit. Natürlich ist das Feeling ohne echte Fader, Potis oder Gummitasten gerade für Schrauber der ersten Stunde sehr gewöhnungsbedürftig, da beisst die Maus keinen Faden ab. Wer sich aber einmal auf das Touch-Erlebnis einlässt, wird schnell feststellen, dass man auch mit dem iPad durchaus Loop- und Effektgewitter heraufbeschwören kann. Ein weiterer interessanter Aspekt ergibt sich aus der Portabilität des Geräts. Ein paar Minuten unter die tanzende Meute mischen und zwischendurch ein paar Rolls oder einen Filtersweep einsetzen lassen? An vorderster Bühnenfront headbangend auf die Samplematrix einhämmern? Kein Problem!  Aber Spaß beiseite: MIDI-to ist eine Bereicherung für experimentierfreudige iPad-User unter den Serato-DJs. Allerdings könnte sie über eine kabelgebundene MIDI-Schnittstelle effizienter und betriebssicherer sein.

Das iPad an vorderer, respektive hinterer Front.
Das iPad an vorderer, respektive hinterer Front.
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