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Sabian AAX Recording Cymbal Set Test

Ach, wie einfach ist es doch, wenn es um Schlagzeuge geht: Klingt es zu hell, dreht man die Schräubchen runter, macht es zu sehr „boing“, dämpft man etwas, ist es nicht bissig genug, haut man eben auf den Rand. Nicht so bei Becken, den Diven unter den Schlaginstrumenten. „Kannste nix machen, dat klingt wie et klingt“ sagte mal ein Tontechniker zu mir. Und natürlich hatte er Recht. Deshalb ist es so wichtig, das heilige Blech zu finden, das zu einem passt. Und das ist in Anbetracht der Größe des Angebots unter Umständen gar nicht so einfach.

Allein die Sabian AAX-Reihe umfasst etwa 20 unterschiedliche Modelle. Multipliziert man diese Zahl nun mit den erhältlichen Größen und Finishes, dann mit den verschiedenen Serien und auch noch mit der Vielzahl der Hersteller kommt man schnell auf ein Ergebnis, bei dem selbst talentierten Mathematikern schwindelig wird. Immerhin gibt es nach diesem Test vier Unbekannte weniger, da mir freundlicherweise gleich ein vierteiliges  Beckenset zum Ausprobieren zur Verfügung gestellt wurde.

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Details

Schon die AAX-Serie umfasst gut 20 verschiedene Beckenmodelle. Da gibt es Crashes, Splashes, Chinas, Rides und Hi-Hats mit „Natural“- oder „Brilliant“-Oberfläche, mit „Löchern“ und ohne. Dazu kommen dann noch verschiedene Klangcharaktere wie „Dark“, „Bright“, „Metal“, „Dry“ und vieles mehr. Ich werde in diesem Test versuchen, den Fokus auf die Gemeinsamkeiten der verschiedenen Modelle zu legen, um am Ende von meinen vier Testkandidaten auf die Eigenschaften der Serie schließen zu können.

Apropos Fokus: Sabian nennt das Design der AAX-Serie „Dynamic Focus“. Ziel dieses Designs ist es, den Becken gleichbleibende Klangeigenschaften über alle Spiellautstärken zu geben. Die Klangeigenschaften beschreibt Sabian als „Modern Bright“, also modern und hell und dazu noch fokussiert und kontrolliert. Das Material, aus dem die AAX-Becken (und mit Ihnen auch zahlreiche andere Serien im Profi-Sektor) gefertigt sind, heißt “B20”. Dabei handelt es sich um Bronze, also eine Legierung (also eine Zusammenstellung) aus Kupfer und Zinn im Verhältnis 80 zu 20. Dazu kommt dann noch ein Schuss Spezialingredienzen, über die die Hersteller verständlicherweise stillschweigen bewahren. Jetzt aber zu meinen Testbecken im einzelnen:

Die “Studio”-Hi-Hat besitzt mit 14″ Standardmaß. Mit einem Gewicht von fast einem Kilogramm des Tops und 1300 Gramm des Bottoms gehört sie nicht unbedingt zu den Schwergewichten. Der Hersteller gibt den Einsatzbereich des im Hochglanz-Finish erhältlichen Beckens mit “Soft Drumming” an, also den Leisetretern unter uns. Auch die beiden Crahses der Größen 14″ und 16″ teilen durch ihre Bezeichnung “Studio” mit, in welchem Bereich  ihre Kernkompetenz liegt. Anders das Ride-Becken, welches “Stage” genannt wird. Dies lässt vermuten, dass das 20″ durchmessende Instrument vergleichsweise durchsetzungsstark ist. Das 2,5 Kilogramm wiegende Becken kommt  wie alle getesteten AAX-Instrumente im Brilliant-Finish. Die Instrumente sind durchgehend abgedreht und weisen nicht sonderlich tiefe Hammermale auf. Die Pitch, also die mittlere Tonhöhe der AAX-Becken, ist durchgehend mittel bis hoch.

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Praxis

Hi-Hat

Die erste Testsituation für die Hi-Hat war eine leise Bandprobe. Sehr passend, da ja besonders die Leisespiel-Qualitäten dieser Becken in den Werbetexten gepriesen werden. Und siehe da, es stimmt wirklich! Mehrere Eigenschaften machen sie zum guten Leise- bis Moderatspieler. Zum einen klingt die Hi Hat im geschlossenen Zustand sehr konturiert, kurz und dazu recht weich mit ausgeprägten Höhen, sodass man sie nicht als besonders laut empfindet. Zum anderen reagiert sie angenehm auf verschiedene Spiellautstärken und Öffnungsgrade und lässt sich schlicht gut handhaben. Auch ohne kräftiges Zutreten schließt sie sauber und gibt einfach nur ein gepflegtes „zz“ von sich, ohne nachzurauschen oder sonstige Störgeräusche zu produzieren. Dadurch bleiben auch schnellere Patterns und Rolls gestochen scharf. Ihr Sound ist mit „HiFi“ gut beschrieben. Dabei kümmert sie sich in erster Linie um das obere Ende des Frequenzbandes – und zwar um das ganz obere! Geschlossen gibt sie sehr feine Töne ohne harten Anschlag von sich, leicht geöffnet gesellt sich ein netter „Body“ dazu. Auch zum offen Spielen eignen sich die Studio Hats gut, da sie sich durch ihren feinen, eher leisen und konturierten Klang gut vom Rest des Schlagzeugs differenzieren und damit die Aufnahme nicht „zuschmieren“. Mit den genannten Eigenschaften machen die Studio Hats ihrem Namen alle Ehre und erleichtern mit Sicherheit in vielen Recording-Situationen sowohl dem Spieler als auch dem Tontechniker das Leben.

Audio Samples
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Disco 1 Disco 2 Solo Step-Hat Leiser Shuffle-Beat Offen/Geschlossen

Crashes

Die Audiobeispiele sprechen für sich: Das 14“ Studio Crash erfüllt das auf die Hi-Hat zutreffende noch deutlicher. Es spricht sehr schnell an, ist also recht impulsiv und klingt auch verhältnismäßig schnell aus. Das bedeutet, dass es nach einem kurzen und klaren Akzent im laufenden Beat schnell wieder Platz für Bass und Snare macht. Dabei klingt es sehr sauber und ohne störende Bass- oder Pfeif-Frequenzen als feines Rauschen aus. Der „Body“ des Beckens, also die „Klangsubstanz“ sitzt weit oben, sodass es sich nicht nur räumlich – am Set – sondern auch im Mix über dem Schlagzeug befindet. Es ist also ideal für Situationen, in denen es auf gute Trennung ankommt. Die Glocke klingt dagegen erstaunlich voluminös und kräftig, so dass man in leisen Passagen auch schon mal eine kleine Ride-Einlage wagen kann. 

Das Design des 16“ Studio Crash ist das gleiche wie das des 14“. Damit gilt prinzipiell auch das zum 14er Gesagte. Allerdings machen zwei Zoll mehr Durchmesser einen durchaus spürbaren Unterschied im Sound aus. Das 16“ spricht zwar ebenfalls schnell an und klingt auch recht schnell aus, jedoch hat der „Body“ deutlich mehr tieffrequenten Anteil. Damit mischt sich das größere der beiden Becken sowohl während des Impulses als auch im Ausklang mehr mit dem Rest des Schlagzeuges und steht nicht so isoliert da wie sein 14“-Kollege. Es produziert einen kurzen Pfeifton während des Anschlages und im Ausklang. Dies ist jedoch sicher keine gewollte Eigenschaft der 16“ Studio Crashes, sondern macht deutlich, das es sehr ratsam ist sich jedes Becken vor dem Kauf genau anzuhören, da so etwas auch bei hochwertigen Serien immer vorkommen kann.

Audio Samples
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14″ Crash 14″ Ride- und Bell-Sound 14″ Mallets 16″ Crash 16″ Ride- und Bell-Sound 16″ Mallets Crahes im Set 1 Crahes im Set 2

Ride

Das Stage Ride ist ebenso wie die Studio Crashes mit einem brillanten, also hochglänzenden Finish versehen und produziert einen ebenso brillanten Ton. Der Stockanschlag ist kräftig, sehr definiert und und setzt sich, wenn man in der „Ride-Zone“ spielt, jederzeit hervorragend vom Grundrauschen ab. Letzteres liegt klanglich im mittleren Bereich, hat also nicht zu viel Bass und kommt sich dadurch nicht mit dem Rest des Schlagzeuges ins Gehege. Spielt man es gecrasht, schaukelt es sich nur moderat laut auf, drängt sich nicht zu weit in den Vordergrund und lässt genug Platz für Bass und Snare.

Die Glocke klingt eher zurückhaltend, befindet sich im Lautstärkepegel nicht weit entfernt vom normalen „Ride-Betrieb“ und hat ihren Body wie der Rest des Beckens auch eher im mittleren bis oberen Frequenzbereich. Aber wie ein altes Sprichwort schon sagt…: “Ein  Audiobeispiel sagt mehr als 1000 Worte”. Darum wünsche ich jetzt viel Spaß beim Hören! 

Audio Samples
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Ride Swing Bell Mallets Ride gecrasht
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Zusammenfassend kann man sagen, dass die Testkandidaten der AAX-Serie tadellose Arbeitswerkzeuge mit klarer Ausrichtung auf moderne Ansprüche sind. Mit ihrem brillanten Finish produzieren sie einen ebenso brillanten, also höhenreichen Sound. Dabei klingt es fast so, als hätte jemand am Equalizer ein paar Höhen dazu- und ein paar Bässe herausgedreht. Das spart Zeit, wie ich beim Mix der Audiobeispiele selber feststellen durfte. Die Testbecken klingen allesamt sehr kontrolliert, fokussiert und impulsiv mit recht kurzen und sauberen Ausschwingzeiten. Sie sind daher dafür gemacht, ihren Dienst am oberen Ende der Frequenzkurve zu tun, ohne zu viel Raum einzunehmen. Im Umkehrschluss bedeutet das für mein Empfinden, dass sie nicht mit sehr viel Eigenheit oder Unverwechselbarkeit ausgestattet sind, wie man es zum Beispiel von vielen Jazz-Becken kennt. Aber das ist sicher auch nicht Teil des Konzeptes dieser Serie. Wie das etwas „pfeifende“ 16“ Crash-Becken zeigt, gibt es selbst in einer Serie mit höherer Verarbeitungsqualität wie der AAX deutlich hörbare Toleranzen und Klangunterschiede zwischen den einzelnen Becken. Daher würde ich immer dazu raten, Becken erst nach ausgiebigem Test und niemals ungehört zu kaufen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • hohe Verarbeitungsqualität
  • schnelle Ansprache und kurze Ausschwingzeit
  • brillianter, höhenreicher Sound
Contra
  • 16″-Crash mit etwas unangenehmen Signalanteilen
Artikelbild
Sabian AAX Recording Cymbal Set Test
Für 629,00€ bei
Spezifikationen
  • AAX Bundle bestehend folgenden Becken:
  • Hi-Hat:
  • 14″ AAX Studio Hi Hat
  • Gewicht: Bottom 1300 g / Top 980 g
  • Crashes:
  • 14″ und 16″ Studio Crashes
  • Gewicht : 700 g / 1080 g
  • Ride:
  • 20″ Stage Ride
  • Gewicht: 2550 g
  • alle Becken aus B20-Legierung
  • abgedreht, gehämmert
  • Brilliant-Finish
  • maschinell gefertigt
  • Preis: 1207,- Euro (UVP)
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