RTW TM-3 Primus Test

Natürlich kann jede DAW die wichtigsten Pegelinformationen auslesen und Frequenzanalysen aussagekräftig darstellen, allzu genau sind diese Tools aber nicht unbedingt. Sollte man hier investieren wollen, stellt sich durchaus die berechtigte Frage nach Soft- oder Hardware.

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Dedizierte Software gibt es zum Beispiel von der deutschen Firma Pinguin Audio, die aber auch nicht ganz günstig ist. Ein extra Display sowie ordentlich Rechenleistung sollte man außerdem zusätzlich einplanen. Warum also nicht gleich in einen Hardware-Audioanalyzer investieren? RTW gehört zu einem der Traditionsunternehmen, die ihre aktuellen Messgeräte auch gern mit Touchscreen versehen. Das günstigere MM3 MusicMeter hatten wir bereits im Test. Schauen wir mal, was das TM-3 Primus leistet!

Details

Hardware-Analyzer

Das RTW TM-3 Primus ist ein Touchscreen-Audioanalyzer, das dem günstigeren RTW MM3 MusicMeter sehr ähnlich ist. Äußerlich unterscheiden sie sich kaum und auch intern gibt es viele Gemeinsamkeiten: So arbeiten beide bis 96 kHz und sind sowohl mit analogen und digitalen Eingängen als auch der Möglichkeit, Messungen direkt in der DAW via Plug-in vorzunehmen, ausgestattet.

Fotostrecke: 3 Bilder Das TM-3 Primus ist gleichermaßen für Surround …

Umfangreiche Messungen bis 5.1

Das silberne Tischgerät lässt sich wie das MM3 stehend oder liegend betreiben und führt im Prinzip auch dieselben Audiomessungen für Stereo und 5.1 aus. Per Wischbewegung wird zwischen Hoch- oder Querformat-Anzeigen gewählt, die Instrumente selbst werden hier aber über das Setup-Menü mittels Dialog festgelegt – beim MM3 geschieht dies auch durch Wischbewegungen. Teilweise werden die verschiedenen Meter aber anders gelayoutet, so sind beispielsweise die Reset- und Ref-Taster größer und damit besser bedienbar. 
Außerdem hat RTW auch ein paar weitere Funktionen hinzugefügt bzw. „freigeschaltet“, denn die Hardware scheint eindeutig identisch. Beispielsweise gibt es beim TM-3 exklusiv die Loudness-Range-Messung (Magic-LRA) und Korrelations-Anzeige, wodurch das TM-3 besser mit dem TC Clartiy M vergleichbar ist. Surround-Formate bleiben trotzdem auf 5.1 begrenzt – das Clarity beherrscht immerhin 7.2.

Fotostrecke: 5 Bilder Das MM3 ist im Prinzip das gleiche Gerät, wurde aus preis-strategischen Gründen aber künstlich limitiert.

Horizontale oder vertikale Ausrichtung, Touchscreen

Der 4,3 Zoll große Touchscreen wird mit 272 x 480 Pixel aufgelöst und bleibt bei Maßen von 82,5 x 138 x 50 mm (B x H x T) angenehm kompakt. Das solide Metall-Gehäuse bringt außerdem knapp 0,4 kg auf die Waage und vermittelt dadurch Wertigkeit und Standfestigkeit. Die Stromversorgung erfolgt via Micro-USB, das passende USB-Netzteil ist Bestandteil des Lieferumfangs. Passend für das Netzteil gibt es verschiedene Aufsätze sowie einen gedruckten Quick-Start-Guide auf Englisch und Deutsch.

Analoge und digitale Eingänge inklusive Plug-in-Mode

Auf der Rückseite finden wir den Anschluss für einen analogen Stereo-Eingang auf unsymmetrisch RCA inklusive Trimm-Schräubchen (von –22 dBu, 61 mV, bis +24 dBu, 12,28 V) sowie einen RCA für den S/PDIF I/O. Dank RTW USB Connect besteht außerdem die Möglichkeit, das TM-3 Primus via Plug-in in die DAW zu insertieren. Die Software ist aktuell in der Version 1.5 und in den Formaten VST2.4, VST3, AAX und AU für Mac OS X sowie VST2.4, VST3 und AAX für Windows 7/8 erhältlich.

Via Plugin holt man sich die Infos direkt aus der DAW und muss keine I/Os opfern.
Via Plugin holt man sich die Infos direkt aus der DAW und muss keine I/Os opfern.

Vielfältigste Messverfahren

Für den aktuellen Pegel gibt es verschiedene „analoge“ und digitale (TP/PPM) Anzeigen, mal kleiner, mal größer – je nach Ausrichtung und Komposition der Instrumente. Die „analoge“ Darstellung mit dem Moving Coil VU-Meter finde ich besonders schön. 
Loudness-Bar und -Chart sind mit denen des MM3 identisch. Letztere ermöglicht das Ablesen der Loudness über die Zeit. Einen RTA (Real-Time-Analyzer) und ein Goniometer, das hier VSC Vektorskop heißt und eine Lissajous-Figur darstellt, gibt es ebenfalls im MM3.

RTW TM-3 exklusiv!

Die Phase-Correlation (Mono-Kompatibilität) und die LRA-Messung sind gute Ergänzungen, die es beim MM3 nicht gab. Fun Fact: Diese ursprünglich Beschreibung der Programmlautstärke, die extreme Pegelsprünge ausklammert (top 5% und lowest 10%), ist eine Entwicklung von TC, die mit „Consistency“ beschrieben wurde und später erst von der EBU R128 adaptiert wurde – und nun auch im RTW unter dem Namen Loudness Range (LRA) zu finden ist.

Fotostrecke: 27 Bilder Im unteren Bereich gibt es Peak-Anzeige, Korrelation, Loudness-Bar und Taster zu sehen. Im oberen Bereich seht ihr das Goniometer und den Fader.

Fassen wir alles noch einmal kurz zusammen. Features, die das MM3 nicht zu bieten hat, habe ich übrigens mit einem Stern gekennzeichnet. Am Rande der Hinweis, dass man auf der RTW Seite leider keinen Vergleich beider Meter findet. 

  • TruePeak und PPM Bargraph, inklusive numerischer Anzeige 
  • Moving Coil VU-Meter, eine Nadel-Anzeige
  • RTA, 31-Band Echtzeit-Spektrum Analyzer
  • Loudness-Bar und -Chart, graphische Darstellung der Loudness über die Zeit
  • Loudness-Range (Magic LRA), graphische Darstellung von Loudness-Varianzen *
  • 2-Kanal Audio-Vektorskop, zeigt Phasenbeziehung mit Lissajous-Figur an
  • Correlator, zeigt Phasenbeziehung auf einer Skala (Mono-Kompatibilität) *
  • Monitoring, Touchscreen-Fader für S/PDIF-Out (Surround-auf-Stereo-Downmix möglich) *
  • Tastenfeld, wählbare Bildschirmtaster

Hinzu kommt ein Hauptmenü für alle weiteren Einstellungen wie Eingangswahl und aktive Instrumente sowie die Spracheinstellung, wobei Deutsch und Englisch verfügbar sind. Hier werden natürlich auch die erweiterten Einstellungen zum Loudness-Messverfahren (EBU R128, ITU-R BS.1770-3/ 1771-1, ATSC A/85, ARIB, OP-59, AGCOM, CALM Act) oder zu den Skalen (DIN5, TP60, Nordic, BR IIa, SMPTE24, NHK, TP60, Dig60, Nordic, BR IIa, VU) vorgenommen sowie Referenzpegel auf 0,1 dBu genau eingestellt oder weitere Parameter zum Thema Zeitbereich, Toleranzen und Graphen definiert.

Der Lieferumfang mit Handbuch, Netzteil und USB-Kabel.
Der Lieferumfang mit Handbuch, Netzteil und USB-Kabel.

Praxis

Einfache Bedienung

Das TM-3 Primus ist grundlegend ein einfach zu bedienendes Gerät. Sollte man es zum ersten Mal einschalten, führt ein kleiner Einrichtungsdialog durch die wichtigsten Sachverhalte wie Sprache, Eingangswahl und Bedienung. 
Das mitgelieferte Handbuch ist sehr knapp – schade! Eine Einführung und ein paar Tipps für das Handling der verschiedenen Messverfahren wären durchaus wünschenswert. RTW gibt sich hier für meinen Geschmack leider etwas zu elitär. Ein paar Infos zum Thema Lautheit findet ihr hier auf ihrer Website.

Kompaktes, aber teures Kraftpaket

Das TM-3 Primus umfasst alle Werkzeuge, die auch das MM3 am Start hat. Die Unterschiede sind marginal, der Preisunterschied allerdings nicht. Ob Correlator und Magic-LRA wirklich 400 Euro Aufpreis wert sind? Ich denke nicht. Vor allem in Anbetracht der Existenz des deutlich moderneren TC Clarity sollte sich RTW fragen, ob man sich preislich noch in den richtigen Dimensionen bewegt. Sicherlich, das Moving-Coil Werkzeug ist ein nettes Alleinstellungsmerkmal und auch die Kompaktheit der kleinen RTWs sowie die unterschiedlichen Aufstellungsvarianten sind sexy, dafür aber 1000 Euro zu verlangen… Ich weiß nicht.
Dennoch bietet die Software alle Werkzeuge, mit denen die Einhaltung so gut wie jeder Audiovorgaben gewährleistet ist, solange man maximal 5.1 bedient. Und das ist auch nur via USB beziehungsweise mit dem Plug-in RTW USB Connect möglich. Die Integration an sich ist sehr unkompliziert gelöst.
Schade finde ich nur das etwas umständliche Umschalten zwischen den verschiedenen Eingängen sowie der Deaktivierung des USB-Interfaces inklusive 5-sekündigen „Loading …“. Luxuriös wäre natürlich die Überwachung mehrerer Inputs gleichzeitig gewesen, um beispielsweise im Mastering-Prozess das Audio vor dem analogen Prozessing beziehungsweise nach dem Digitalisieren unkomplizierter vergleichen zu können. 

Fazit

Das RTW TM-3 Primus ist ein hochwertiger und kompakter Echtzeit-Analysator bis 96 kHz. Die digitalen, analogen und USB/Plug-in-Eingänge machen das Gerät flexibel, allerdings ist das Umschalten zwischen ihnen nicht ganz so einfach und unkompliziert gelöst. Darüber hinaus funktioniert 5.1 nur via USB. Hervorzuheben ist die „analoge“ VU-Meter-Anzeige, die Loudness-Range. Günstig ist das TM-3 gewiss nicht, wer etwas sparen möchte, sollte sich auch mal das MM3 MusicMeter anschauen.

Pro
  • analoger Eingang
  • bis 96 kHz nutzbar
  • viele Instrumente
  • Loudness-Range (Magic-LRA)
  • Moving Coil und TP/PPM Bargraph
Contra
  • hoher Preis
  • Surround nur via USB
  • Moving Coil und TP/PPM Bargraph nicht gleichzeitig anzeigbar
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Features und Spezifikationen
  • voll ausgestattetes Messgerät für multifunktionale Audio-Messungen (analog, digital, USB-Audio)
  • Tischgerät mit Display und externem USB-Netzteil
  • kapazitiver 4,3“-Touch-Screen (272 x 480 Pixel)
  • Darstellungsvarianten mit verschiedenen Instrumenten-Kombinationen
  • Analoger Stereo-Eingang über RCA (unsymmetrisch, einstellbar von -22 dBu (61 mV) bis +24 dBu (12,28 V) • Digitaler Stereo-Ein- und Ausgang über RCA (S/PDIF)
  • Micro-USB-Anschluss für digitale Audio-Signale (Stereo, 5.1) und Spannungsversorgung (USB-Netzteil/Computer)
  • Loudness-Anzeige gemäß EBU R128, ITU-R BS.1770-3/ 1771-1, ATSC A/85, ARIB, OP-59, AGCOM, CALM Act
  • Loudness-Bargraph (M, S, oder I wählbar)
  • Numerische Anzeige (M-, Mmax-, S-, Smax-, I-, LRA-, Tpmax-Werte)
  • Loudness-Messzeitsteuerung über Bildschirmtasten
  • Loudness-Chart-Anzeige zur Anzeige und Analyse des Verlaufs einer Loudness-Messung über Zeit PPM- und TruePeak-Messungen mit Standardskalen
  • Moving-Coil-Zeigerinstrumente (PPM, VU)
  • Real-Time-Analyzer (RTA) zur Anzeige der spektralen Verteilung eines Audio-Signals
  • Audio-Vektorskop (Lissajous-Figur)
  • Correlator für Mono-Kompatibilität
  • Loudness-Range-Instrument (Magic-LRA-Modus)
  • Touchscreen-Regler für S/PDIF-Out
  • Stereo-Downmix-Ausgabe des USB-Surround-AudioSignals über S/PDIF-Out-Buchse
  • USB-Hybrid-Funktion: Gleichzeitiges Abhören und Messen und Fernsteuerung der Start-/Stop-/Reset-Funktion in Verbindung mit RTW USB Connect Software
Preis
  • EUR 999,- (Straßenpreis, Stand: 08.07.17)
Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • analoger Eingang
  • bis 96 kHz nutzbar
  • viele Instrumente
  • Loudness-Range (Magic-LRA)
  • Moving Coil und TP/PPM Bargraph
Contra
  • hoher Preis
  • Surround nur via USB
  • Moving Coil und TP/PPM Bargraph nicht gleichzeitig anzeigbar
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